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Das Paradoxon des Unendlichen Hotels -- Jeff Dekofsky

  • 0:07 - 0:08
    In den zwanziger Jahren
  • 0:08 - 0:10
    erdachte David Hilbert,
    ein deutscher Mathematiker,
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    ein berühmtes Gedankenexperiment,
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    das demonstrieren sollte,
    wie schwer es ist,
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    das Konzept von Unendlichkeit
    zu verstehen.
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    Stellt euch ein Hotel
    mit unendlich vielen Zimmern vor
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    und einen sehr emsigen Nachtportier.
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    Eines Nachts ist
    das Unendliche Hotel ausgebucht,
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    eine unendliche Anzahl von Gästen
    belegt die Zimmer.
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    Ein Mann kommt ins Hotel
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    und möchte ein Zimmer.
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    Anstatt ihn abzuweisen,
  • 0:35 - 0:38
    entschließt sich der Nachtportier,
    Platz für ihn zu schaffen.
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    Wie?
  • 0:39 - 0:42
    Ganz einfach,
    er bittet den Gast in Zimmer 1,
  • 0:42 - 0:43
    ins Zimmer 2 umzuziehen,
  • 0:43 - 0:46
    der Gast in Zimmer 2
    zieht ins Zimmer 3,
  • 0:46 - 0:47
    und so weiter.
  • 0:47 - 0:50
    Jeder Gast bewegt sich
    von Zimmer Nummer n
  • 0:50 - 0:52
    zu Zimmer Nummer n+1.
  • 0:52 - 0:54
    Da es unendlich viele Zimmer gibt,
  • 0:54 - 0:57
    gibt es für jeden Hotelgast ein Zimmer.
  • 0:57 - 1:00
    Somit wird Zimmer 1
    frei für den neuen Kunden.
  • 1:00 - 1:01
    Dieser Prozess kann für jede
  • 1:01 - 1:04
    endliche Anzahl an Gästen
    wiederholt werden.
  • 1:04 - 1:05
    Sagen wir, ein Tourbus
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    kippt 40 Zimmersuchende aus,
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    dann bewegt sich jeder Hotelgast
  • 1:10 - 1:11
    einfach von Zimmer Nummer n
  • 1:11 - 1:14
    zu Zimmer Nummer n+40.
  • 1:14 - 1:17
    So werden die ersten 40 Zimmer frei.
  • 1:17 - 1:19
    Nun kommt aber
    ein unendlich großer Bus an
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    und bringt eine abzählbar
    unendliche Menge an Passagieren,
  • 1:22 - 1:24
    die gern ein Zimmer hätten.
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    Abzählbar unendlich ist das Schlüsselwort.
  • 1:26 - 1:28
    Der unendliche Bus mit
    unendlich vielen Passagieren
  • 1:28 - 1:31
    verwirrt den Nachtportier zuerst,
  • 1:31 - 1:32
    doch dann sieht er eine Möglichkeit,
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    jeden neuen Gast unterzubringen.
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    Er bittet den Gast in Zimmer 1,
  • 1:35 - 1:36
    ins Zimmer 2 zu ziehen.
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    Dann bittet er den Gast in Zimmer 2,
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    ins Zimmer 4 zu ziehen,
  • 1:40 - 1:42
    den Gast in Zimmer 3,
  • 1:42 - 1:43
    in Zimmer 6 zu ziehen,
  • 1:43 - 1:44
    und so weiter.
  • 1:44 - 1:47
    So zieht jeder aktuelle Gast
    von Zimmer Nummer n
  • 1:47 - 1:51
    ins Zimmer Nummer 2n,
  • 1:51 - 1:54
    wodurch nur die unendlichen
    geraden Zahlen genutzt werden.
  • 1:54 - 1:56
    Dadurch hat er nun Platz
  • 1:56 - 1:59
    in allen unendlichen ungeraden
    Hotelzimmern geschaffen,
  • 1:59 - 2:00
    die dann von den Leuten besetzt werden,
  • 2:00 - 2:03
    die aus dem unendlichen Bus strömen.
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    Alle sind glücklich und das Hotelgeschäft
  • 2:05 - 2:07
    blüht mehr denn je.
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    Na ja, es blüht eigentlich
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    genau so wie sonst auch,
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    denn es bringt unendlich
    viele Dollars pro Nacht ein.
  • 2:14 - 2:16
    Dieses unglaubliche Hotel
    spricht sich nun herum.
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    Von überall her strömen die Leute.
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    Eines Nachts passiert das Undenkbare.
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    Der Nachtportier schaut hinaus
  • 2:23 - 2:25
    und sieht eine unendliche Schlange
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    unendlich großer Busse,
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    von denen alle abzählbar unendlich
    viele Passagiere bringen.
  • 2:30 - 2:31
    Was kann er tun?
  • 2:31 - 2:33
    Wenn er keinen Platz für sie findet,
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    dann wird das Hotel
  • 2:34 - 2:36
    einen unendlich hohen Geldbetrag verlieren,
  • 2:36 - 2:38
    und sicherlich verliert er seinen Job.
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    Zum Glück fällt ihm ein,
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    dass um 300 v. u. Z.
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    Euklid bewies, dass es
    eine unendliche Menge
  • 2:45 - 2:47
    an Primzahlen gibt.
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    Um also diese scheinbar
    unmögliche Aufgabe zu bewältigen,
  • 2:50 - 2:51
    unendlich viele Betten
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    für unendlich viele Reisende
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    in unendlich vielen Bussen zu finden,
  • 2:54 - 2:57
    teilt der Nachtportier jedem Hotelgast
  • 2:57 - 2:59
    die erste Primzahl zu, 2,
  • 2:59 - 3:02
    mit ihrer aktuellen Zimmernummer
    als Exponenten.
  • 3:02 - 3:05
    Der aktuelle Bewohner von Zimmer 7 also
  • 3:05 - 3:08
    bekommt Zimmer 2 hoch 7,
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    also Zimmer 128.
  • 3:10 - 3:12
    Der Nachtportier nimmt dann die Leute
  • 3:12 - 3:14
    aus dem ersten der unendlich vielen Busse
  • 3:14 - 3:16
    und gibt ihnen die Zimmerzahl
  • 3:16 - 3:18
    der nächsten Primzahl, 3,
  • 3:18 - 3:22
    mit der Sitzplatznummer im Bus
    als Exponenten.
  • 3:22 - 3:25
    Die Person auf Sitz 7 im ersten Bus also
  • 3:25 - 3:28
    bekommt Zimmer 3^7,
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    also Zimmer 2187.
  • 3:32 - 3:34
    Das setzt sich so für den ersten Bus fort.
  • 3:34 - 3:36
    Die Passagiere im zweiten Bus
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    bekommen Exponenten
    der nächsten Primzahl, 5.
  • 3:39 - 3:42
    Der folgende Bus erhält
    Exponenten von 7.
  • 3:42 - 3:43
    Und so geht es weiter:
  • 3:43 - 3:44
    Exponenten von 11,
  • 3:44 - 3:45
    Exponenten von 13,
  • 3:45 - 3:47
    Exponenten von 17 und so weiter.
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    Da die Faktoren
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    jeder dieser Zahlen
  • 3:51 - 3:53
    nur 1 und ihre eigene natürliche Zahl sind,
  • 3:53 - 3:55
    überlappen die Zimmernummern nicht.
  • 3:55 - 3:58
    Alle Passagiere in den Bussen
    verteilen sich mittels
  • 3:58 - 4:01
    einzigartiger Zuteilungsmuster
    auf die Räume,
  • 4:01 - 4:04
    die auf einzigartigen Primzahlen basieren.
  • 4:04 - 4:06
    So kann der Nachtportier jeden Passagier
  • 4:06 - 4:08
    in jedem Bus unterbringen.
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    Es wird aber viele unbelegte Zimmer geben,
  • 4:11 - 4:12
    etwa Zimmer 6,
  • 4:12 - 4:15
    da 6 keine Potenz von einer Primzahl ist.
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    Zum Glück waren seine Chefs
    nicht sehr gut in Mathe,
  • 4:18 - 4:19
    also ist sein Job sicher.
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    Die Strategien des Nachtportiers
    sind nur möglich,
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    weil das Unendliche Hotel
  • 4:24 - 4:26
    zwar ein logistischer Alptraum ist,
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    sich aber nur mit der niedrigsten Klasse
    der Unendlichkeit befasst:
  • 4:30 - 4:32
    nämlich der zählbaren Unendlichkeit
  • 4:32 - 4:34
    der natürlichen Zahlen,
  • 4:34 - 4:37
    1, 2, 3, 4, und so weiter.
  • 4:37 - 4:41
    Georg Cantor nannte
    diese Klasse Aleph-Funktion.
  • 4:41 - 4:43
    Für die Zimmernummern
    und die Sitzplätze in den Bussen
  • 4:43 - 4:45
    verwenden wir natürliche Zahlen.
  • 4:46 - 4:48
    Würden wir uns mit höheren Klassen
    der Unendlichkeit befassen,
  • 4:48 - 4:50
    wie etwa mit den reellen Zahlen,
  • 4:50 - 4:51
    wären diese strukturierten Ansätze
  • 4:51 - 4:53
    nicht länger möglich,
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    da wir nicht länger
  • 4:54 - 4:57
    jede Zahl systematisch
    einschließen können.
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    Das Unendliche Hotel der reellen Zahlen
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    hat im Keller Zimmer
    mit negativen Zahlen,
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    Räume mit Brüchen,
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    und der Typ in Zimmer 0,5
    hat ständig Angst,
  • 5:05 - 5:07
    weniger Platz zu haben
    als der in Zimmer 1.
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    Quadratwurzelzimmer,
    also Zimmer Wurzel 2
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    und Zimmer Pi,
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    das möglicherweise kreisrund ist.
  • 5:14 - 5:16
    Welcher Nachtportier,
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    der etwas auf sich hält, würde selbst
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    für ein unendliches Gehalt
    so etwas auf sich nehmen?
  • 5:19 - 5:21
    Aber in Hilberts Unendlichem Hotel,
  • 5:21 - 5:22
    in dem es nie freie Zimmer gibt,
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    und jeder Gast noch einen Platz findet,
  • 5:24 - 5:27
    helfen uns die Situationen,
    denen der eifrige
  • 5:27 - 5:29
    und vielleicht auch
    zu gastfreundliche Nachtportier
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    ausgesetzt ist,
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    als Erinnerungshilfe dafür,
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    wie schwer es für unsere
    recht endlichen Gemüter ist,
  • 5:33 - 5:37
    ein Konzept von unendlicher Größe
    zu verstehen.
  • 5:37 - 5:39
    Vielleicht könnt ihr beim Lösen
    dieser Probleme helfen,
  • 5:39 - 5:40
    nach einer Mütze voller Schlaf.
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    Aber seid gewarnt: Vielleicht müsst ihr
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    morgens um 2 das Zimmer wechseln.
Title:
Das Paradoxon des Unendlichen Hotels -- Jeff Dekofsky
Speaker:
Jeff Dekofsky
Description:

Die ganze Lektion: http://ed.ted.com/lessons/the-infinite-hotel-paradox-jeff-dekofsky

Das Unendliche Hotel, ein Gedankenexperiment des deutschen Mathematikers David Hilbert, ist ein Hotel mit einer unendlichen Anzahl an Zimmern. Eigentlich ganz einfach, oder? Falsch. Was, wenn es vollständig ausgebucht ist, aber eine einzelne Person möchte einchecken? Oder vierzig? Oder ein unendlich voller Bus? Jeff Dekovsky löst diese Kopfnüsse mit Hilberts Paradoxon.

Lektion: Jeff Dekofsky, Animation: The Moving Company Animation Studio.

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TED-Ed
Duration:
06:00
  • Dass "na ja" auseinandergeschrieben wird, hat mich überrascht. Sehr schöne Übersetzung, Beste Grüße David

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