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Evelyn Glennie zeigt, wie man hinhört

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    Ich bin nicht ganz sicher ob ich wirklich
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    um ca. 9 Uhr morgens eine Snare Drum sehen möchte.
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    Aber auf jeden Fall ist es großartig, so ein gefülltes Haus zu sehen
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    und ich muss Herbie Hancock
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    und seinen Kollegen wirklich für so eine tolle Präsentation danken.
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    Eine der interessanten Sachen ist natürlich
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    die Kombination der nackten Hand am Instrument
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    und der Technik, und natürlich, was er über das Zuhören zu unseren jungen Leuten gesagt hat.
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    Natürlich, in meinem Job geht es immer ums Hören
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    und mein Ziel ist es wirklich, die Welt das Hinhören zu lehren.
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    Das ist mein einziges, wahres Ziel im Leben.
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    Und das hört sich ziemlich einfach an, aber in Wahrheit ist es eine ziemlich große Aufgabe.
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    Denn wissen Sie, wenn Sie ein Musikstück anschauen - zum Beispiel,
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    ich öffne mal meine kleine Motorradtasche - haben wir hier, hoffentlich,
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    ein Musikstück, das voller kleiner schwarzer Punkte auf dem Blatt ist.
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    Und, wissen Sie, wir öffnen es und ich lese die Musik
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    So, technisch gesehen, kann ich das hier wirklich lesen.
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    Ich werde den Instruktionen folgen, den Tempo Markierungen, der Dynamik.
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    Ich werde genau das machen, was mir gesagt wird.
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    Und deshalb, weil die Zeit knapp ist,
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    wenn ich Ihnen jetzt wortgetreu vielleicht nur die ersten zwei Zeilen oder so vorspielen.Es ist sehr unkompliziert.
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    Das Stück ist überhaupt nicht kompliziert.
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    Aber hier wird mir gesagt, das Musikstück ist sehr schnell.
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    Es wird mir gesagt, wo auf der Trommel ich spielen soll.
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    Es wird mir gesagt, welchen Teil des Sticks ich benutzen soll.
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    Und mir wird die Dynamik gesagt.
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    Desweiteren wird mir gesagt, dass die Trommel ohne Snares ist.
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    Snares an, Snares aus.
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    Also, wenn ich dieses Musikstück übersetze, bekommen wir so etwas.
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    Und so weiter. Meine Karriere würde wahrscheinlich etwa 5 Jahre dauern.
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    Jedenfalls, als Musiker muss ich alles dazutun, das nicht auf dem Musikstück steht.
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    Alles, wofür keine Zeit ist, um es von einem Lehrer zu lernen,
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    oder wofür der Lehrer keine Zeit hat, um darüber zu reden.
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    Aber es sind die Dinge, die man bemerkt, wenn man nicht gerade sein Instrument spielt
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    die tatsächlich so interessannt werden, und die man auskundschaften möchte
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    durch diese winzig kleine Oberfläche einer Trommel.
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    Also -- wir haben die Übersetzung gehört. Jetzt werden wir die Interpretation hören.
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    Nun könnte meine Karriere etwas länger andauern!
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    Aber auf eine Art, wissen Sie, ist es das gleiche als wenn ich Sie anschaue und
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    eine nette, kluge junge Frau mit einem pinken Oberteil sehe.
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    Ich sehe, dass Sie einen Teddybär umklammern, und so weiter und so weiter.
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    So bekomme ich eine grundlegende Idee davon, wie Sie vielleicht sein könnten, was Sie vielleicht mögen,
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    was vielleicht Ihr Beruf ist, und so weiter und so weiter.
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    Aber, das ist, wissen Sie, der erste Eindruck den ich vielleicht habe, den wir alle haben
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    wenn wir wirklich hinschauen. Und wir versuchen, etwas hinein zu interpretieren,
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    aber in Wahrheit ist das unglaublich oberflächlich.
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    Auf die gleiche Art sehe ich auf die Musik, bekomme einen ersten Eindruck,
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    überlege, was technisch vielleicht schwierig wird, oder, wissen Sie, was ich tun möchte.
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    Nur das grundlegende Gefühl dafür.
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    Aber das ist einfach nicht genug.
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    Und ich denke an das, was Herbie sagte - bitte hören Sie zu, hören Sie zu.
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    Als erstes müssen wir uns selbst zuhören.
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    Wenn ich zum Beispiel spiele, während ich den Stick halte - wenn ich ihn wörtlich nicht loslasse -
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    wird man durch den Arm eine ziemlich große Erschütterung spüren.
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    Und Sie werden sich - ob Sie es glauben oder nicht -
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    abgetrennt von dem Instrument und dem Stick fühlen,
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    obwohl ich den Stick wirklich sehr fest halte.
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    Weil ich ihn so fest halte fühle ich mich sonderbarerweise noch getrennter.
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    Wenn ich einfach locker lasse und meine Hand, meinen Arm eher ein unterstützendes System sein lasse,
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    habe ich plötzlich mehr Dynamik mit weniger Anstrengung. Viel mehr.
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    Und endlich fühle ich mich eins mit dem Stick und eins mit der Trommel.
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    Und ich mache viel, viel weniger.
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    Also, auf die gleiche Art, auf die ich Zeit mit dem Instrument brauche,
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    brauche ich Zeit mit Menschen, um sie interpretieren zu können.
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    Sie nicht einfach übersetzen, sondern sie zu interpretieren.
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    Wenn ich zum Beispiel nur ein paar Takte eines Musikstückes spiele,
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    wofür ich mich selbst als Techniker sehe --
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    das heißt, jemand, der grundsätzlich ein Perkussionist ist...
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    und so weiter. Wenn ich mich selbst als Musiker sehe...
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    und so weiter. Es gibt da einen kleinen Unterschied, der es wert ist -- (Applaus)
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    -- über ihn nachzudenken.
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    Und ich kann mich erinnern, als ich 12 Jahre alt war
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    und ich anfing Pauke und Perkussion zu spielen, da sagte mein Lehrer:
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    "Nun, wie sollen wir das machen? Weißt du, Musik muss man hören."
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    "Ja, dem stimme ich zu. Also, wo ist das Problem?"
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    Und er sagte, " Naja, wie willst du das hören? Wie willst du jenes hören?"
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    Und ich sagte, " Nun, wie hören Sie es denn?"
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    Er sagte, "Nun, ich denke, ich höre es hier durch."
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    Und ich sagte, "Nun, ich denke ich auch -- aber ich höre es auch durch meine Hände,
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    durch meine Arme, meine Wangenknochen, meine Kopfhaut, meinen Bauch, meine Brust, meine Beine und so weiter."
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    Und so begannen wir jedes Mal unsere Stunden damit, die Trommeln einzustellen --
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    besonders die Pauke, oder Tympani --
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    in ein Intervall mit solch engen Abständen, so etwas wie das hier...
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    solche Unterschiede. Dann schrittweise...und schrittweise
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    und es ist wundervoll wenn man seinen Körper öffnet
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    und seine Hand öffnet, um die Vibrationen durchkommen zu lassen,
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    dass man wirklich diesen winzig kleinen Unterschied
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    fühlen kann, selbst mit dem winzigsten Teil deiner Finger, hier.
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    Und was wir also machten war, dass ich meine Hände an die Wand
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    des Musikraums legte, und wir lauschten gemeinsam den Tönen der Instrumente
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    und versuchten, uns mit diesen Tönen zu verbinden
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    viel viel übergreifender als sich nur auf das Ohr zu verlassen.
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    Weil natürlich, das Ohr ist -- Ich meine, es wird von so vielen Dingen beansprucht,
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    Der Raum, in dem wir zufällig sind, die Akustik, die Eigenschaften des Instruments,
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    die Art der Sticks und so weiter und so weiter.
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    Sie sind alle verschieden.
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    Gleiches Gewicht, aber verschiedene Klangfarben.
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    Und das ist im Grunde genommen was wir sind. Wir sind bloß menschliche Wesen,
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    aber wir haben jeder unsere eigenen kleinen Klangfarben, die es sind,
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    die diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten ausmachen
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    und Charaktere und Interessen und solche Dinge.
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    Und als ich älter wurde spielte ich bei der Royal Academy of Music in London vor,
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    und sie sagten, "Nun, nein, wir werden Sie nicht annehmen, weil wir uns
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    die Zukunft eines so genannten "tauben" Musikers nicht vorstellen können."
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    Und das konnte ich nicht ganz akzeptieren.
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    Und deshalb sagte ich zu ihnen, " Naja, sehen Sie, wenn Sie ablehnen --
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    wenn sie mich wegen dieser Gründe ablehnen,
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    statt aufgrund meiner Fähigkeit zu spielen und zu verstehen und
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    die Kunst des Erzeugens von Klängen zu lieben,
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    dann müssen wir uns über die Leute, die sie annehmen aber wirklich Gedanken machen.
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    Und das Ergebnis war -- nachdem wir über eine kleine Hürde hinweg waren und ich zweimal vorspielte --
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    dass sie mich annahmen. Und nicht nur das --
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    was geschah war, dass die gesamte Funktion
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    der Musik-Institutionen im ganzen United Kingdom geändert wurde.
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    Sie durften unter keinen Umständen mehr irgendwelche Bewerbungen ablehnen, mit der Begründung
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    dass jemand keine Arme, keine Beine hatte --
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    sie konnten vielleicht immer noch ein Blasinstrument spielen, wenn es von einem Ständer gehalten wurde.
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    Keinerlei Umstände durften bei der Ablehnung irgendeines Bewerbers eine Rolle spielen.
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    Und jeder einzelne Bewerber musste angehört werden, erlebt werden und dann,
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    auf Grund seiner musikalischen Fähigkeiten -- dann durfte eine Person angenommen werden oder nicht.♫
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    Und deshalb, dieser Wandel bewirkte, dass eine extrem interessante
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    Gruppe Studenten zu diesen verschiedenen Musikinstitutionen kam.
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    Und ich muss sagen, dass viele von ihnen jetzt
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    bei professionellen Orchestern überall auf der Welt sind.
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    Die interessante Sache daran ist auch, obwohl --
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    (Applaus) --
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    ist sehr einfach, dass die Menschen nicht nur durch Klänge verbunden waren --
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    was wir im Grunde alle sind, und wir wissen sehr gut, dass Musik wirklich unsere tägliche Medizin ist.
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    Ich sage Musik, aber eigentlich meine ich Klänge.
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    Weil, wissen Sie, einige der außergewöhnlichen Dinge die ich erlebt habe
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    als Musikerin, wenn man zum Beispiel einen 15jährigen Jungen hat
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    der unvorstellbare Behinderungen hat,
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    der vielleicht seine Bewegungen nicht kontrollieren kann,
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    der vielleicht taub, der vielleicht blind ist, und so weiter und so weiter.
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    Auf einmal, wenn dieser junge Bursche nah an dem Instrument sitzt,
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    und vielleicht sogar unter der Marimba liegt,
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    und man spielt etwas, das so unglaublich organ-ähnlich ist, fast --
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    Ich habe nicht die richtigen Sticks, vielleicht --
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    aber so etwas ähnliches. Lassen Sie mich wechseln.
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    Etwas das so unglaublich einfach ist --
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    aber er würde etwas erleben, das ich nicht erlebe,
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    weil ich über dem Klang bin.
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    Von mir aus kommt der Klang von da.
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    Von ihm aus kommt der Klang durch die Resonanzkörper.
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    Wären hier keine Resonanzkörper, hätten wir --
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    er hätte also eine Klangfülle, die Sie in den ersten paar Reihen
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    nicht erfahren, Sie in den hinteren paar Reihen würden sie auch nicht erfahren können.
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    Jeder einzelne von uns, abhängig davon, wo wir sitzen,
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    wird den diesen Klang sehr, sehr unterschiedlich erleben.
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    Und natürlich, als Mitgestalter des Klanges,
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    und das fängt schon mit der Vorstellung, welche Art Klang ich erzeugen will, an --
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    zum Beispiel, dieser Klang.
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    Können Sie etwas hören?
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    Genau. Weil ich es noch nicht mal berühre.
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    Und trotzdem, wir bekommen den Eindruck, dass etwas passiert.
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    Genauso, wie wenn ich einen Baum sich bewegen sehe,
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    dann stelle ich mir vor, wie der Baum raschelt.
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    Sehen Sie was ich meine?
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    Was auch immer das Auge sieht, immer beinhaltet es einen Klang.
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    Also gibt es immer, immer dieses große --
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    ich meine, einfach dieses Kaleidoskop von Dingen, aus denen man schöpfen kann.
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    So basieren alle meine Darbietungen gänzlich auf meinen Erfahrungen,
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    und nicht darauf, ein Musikstück zu lernen, die Interpretation von jemand anderem zu inszenieren,
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    alle möglichen CDs von einem bestimmten Musikstück zu kaufen, und so weiter und so fort.
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    Weil mir das nicht genug davon gibt, was so usprünglich und elementar ist,
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    und etwas, dessen Reise ich vollkommen erfahren kann.
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    So kann es sein, dass, in manchen Sälen, diese Dynamik gut funktioniert.
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    Es kann sein, in anderen Sälen, dass sie das überhaupt nicht erfahren
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    und deswegen, meine Ebene von weichem,
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    sanften Spiel müsste vielleicht --
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    Sehen Sie, was ich meine? Also, wegen dieser explosionsartigen Ausbreitung im Zugang zu Klängen,
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    besonders durch die Gehörlosen-Community,
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    hat dies nicht nur beeinflußt, wie Musik-Institutionen,
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    wie Gehörlosen-Schulen Klänge behandeln. Und nicht nur als Mittel der Therapie --
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    obwohl natürlich, als Mitgestalter der Musik,
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    ist das natürlich auch der Fall.
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    Aber gemeint ist, dass Akustiker wirklich über die Art von Sälen nachdenken müssen
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    die sie zusammenstellen. Es gibt so wenige Säle auf der Welt
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    die wirklich eine sehr gute Akustik haben,
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    wage ich zu sagen. Damit meine ich aber, wo man absolut alles tun kann, was man sich vorstellen kann.
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    Den winzigsten, sanftesten, sanftesten Klang in etwas, das so weit
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    so riesig, so unglaublich ist! Es gibt immer etwas --
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    es mag sich hier oben gut anhören, aber dort nicht so gut.
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    Könnte dort hervorragend sein, aber schrecklich dort oben.
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    Könnte hier gräßlich sein, aber dort nicht schlecht, und so weiter und so weiter.
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    Also, einen wirklichen Saal zu finden ist unglaublich,
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    --in dem man genau das spielen kann, was man sich vorstellt,
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    ohne, dass er kosmetisch verbessert wurde.
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    Und deshalb sind Akustiker tatsächlich im Gespräch mit Menschen, die
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    hörgeschädigt sind, und die Mitgestalter von Klängen sind.
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    Und das ist ziemlich interessant.
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    Wissen Sie, ich kann Ihnen nicht im Detail erklären was da genau passiert,
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    mit diesen Sälen, aber es ist allein die Tatsache, dass sie zu einer Gruppe Leute gehen,
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    über die man so viele Jahre sagte,
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    "Nun, wie in aller Welt können sie Musik erfahren? Sie wissen, sie sind taub."
  • 18:35 - 18:39
    Wir -- machen das hier einfach und wir glauben, das ist was Taubheit ist.
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    Oder wir machen das hier und glauben, das ist was Blindheit ist.
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    Wenn wir Leute im Rollstuhl sehen, nehmen wir an, sie können nicht laufen.
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    Vielleicht können sie drei, vier, fünf Schritte laufen. Das bedeutet für sie, dass sie laufen können.
  • 18:53 - 18:57
    In einem Jahr könnten es zwei weitere Schritte sein.
  • 18:57 - 19:00
    In noch einem Jahr, drei weitere Schritte.
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    Das sind sehr wichtige Aspekte, an die man denken muss.
  • 19:05 - 19:09
    Wenn wir also einander zuhören,
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    ist es unglaublich wichtig für uns, unsere Fähigkeit zum Zuhören wirklich zu prüfen.
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    Unsere Körper wirklich als Resonanzkörper zu benutzen. Mit den Verurteilungen aufzuhören.
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    Für mich, einer Musikerin, die mit 99 Prozent neuer Musik zu tun hat,
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    ist es sehr leicht für mich zu sagen, "Oh ja, ich mag das Stück.
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    Oh nein, das Stück mag ich nicht". Und so weiter.
  • 19:31 - 19:37
    Wissen Sie, ich denke man muss diesen Musikstücken wirklich Zeit geben.
  • 19:37 - 19:42
    Es könnte sein, dass die Chemie zwischen mir und dem bestimmten Musikstück nicht stimmt.
  • 19:42 - 19:47
    Aber das heißt nicht, dass ich das Recht habe zu sagen, es ist ein schlechtes Musikstück.
  • 19:47 - 19:52
    Wissen Sie, das ist eine der großartigen Aspekte dabei, ein Musiker zu sein,
  • 19:52 - 19:56
    dass es so unglaublich fliessend ist.
  • 19:56 - 20:00
    Es gibt also keine Regeln, kein richtig, kein falsch, dieser Weg, jeder Weg.
  • 20:00 - 20:05
    Wenn ich Sie bitten würde zu klatschen -- vielleicht kann ich das tun.
  • 20:05 - 20:11
    Wenn ich einfach sagen kann, "Bitte klatschen." Und den Klang von Donner erzeugen kann.
  • 20:11 - 20:14
    Ich denke, wir haben alle schon Donner erlebt.
  • 20:14 - 20:16
    Ich meine jetzt nicht nur den Klang,
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    Ich meine wirklich dem Donner in uns selbst zuhören.
  • 20:21 - 20:26
    Und bitten versuchen Sie, dies durch Ihr Klatschen zu erzeugen. Einfach -- bitte versuchen Sie es.
  • 20:26 - 20:33
    (Applaus)
  • 20:33 - 20:43
    Sehr gut! Schnee. Schnee. Haben Sie je Schnee gehört?
  • 20:43 - 20:44
    Publikum: Nein.
  • 20:44 - 20:50
    Evelyn Glennie: Na dann, hören Sie auf zu Klatschen. (Gelächter) Versuchen Sie es nochmal.
  • 20:50 - 20:56
    Versuchen Sie es nochmal. Schnee.
  • 20:56 - 20:58
    Sehen Sie, Sie sind wach.
  • 20:58 - 21:07
    Regen. Nicht schlecht. Nicht schlecht.
  • 21:07 - 21:11
    Wissen Sie, das Interessante hier ist, dass ich einer Gruppe Kinder
  • 21:11 - 21:15
    vor nicht allzu langer Zeit genau die gleiche Frage stellte.
  • 21:15 - 21:19
    Nun -- großartige Vorstellungskraft, ich danke Ihnen.
  • 21:19 - 21:22
    Aber, nicht einer von Ihnen ist aufgestanden um zu denken,
  • 21:22 - 21:24
    "Richtig! Wie kann ich klatschen? Ok, vielleicht....
  • 21:27 - 21:30
    -- vielleicht kann ich meinen Schmuck benutzen, um weitere Klänge zu erzeugen.
  • 21:30 - 21:34
    Vielleicht kann ich andere Teile meines Körpers benutzen, um weitere Klänge zu erzeugen
  • 21:34 - 21:39
    Nicht einer von Ihnen hat daran gedacht, ein bißchen anders zu klatschen
  • 21:39 - 21:43
    anders als in den Sitzen zu sitzen und zwei Hände zu benutzen.
  • 21:43 - 21:45
    Auf die gleiche Weise, wenn wir Musik hören,
  • 21:45 - 21:49
    nehmen wir an, dass es alles hier durch geht..
  • 21:49 - 21:53
    Das ist, wie wir Musik erfahren. Natürlich ist es das nicht.
  • 21:53 - 21:57
    Wir erleben Donner -- Donner, Donner. Denken denken denken.
  • 21:57 - 22:04
    zuhören zuhören zuhören. Nun -- was können wir mit Donner machen?
  • 22:04 - 22:09
    Ich erinnere mich an meinen Lehrer. Als ich anfing, in meiner allerersten Stunde,
  • 22:09 - 22:13
    Ich war gut vorbereitet, mit Sticks, bereit anzufangen.
  • 22:13 - 22:18
    Und anstatt dass er sagte, "Ok, Evelyn, bitte. Füße etwas mehr auseinander,
  • 22:18 - 22:24
    Arme in einem mehr oder weniger 90 Grad Winkel, Sticks etwa in V-Form,
  • 22:24 - 22:27
    halt diese Menge an Platz ein, und so weiter.
  • 22:27 - 22:29
    Bitte halt deinen Rücken gerade, und so weiter und so weiter."
  • 22:29 - 22:33
    Wo ich wahrscheinlich nur absolut starr, eingefroren, geendet hätte
  • 22:33 - 22:35
    und nicht in der Lage gewesen wäre, die Trommel zu schlagen
  • 22:35 - 22:37
    weil ich an so viele andere Dinge dächte. Er sagte,
  • 22:37 - 22:42
    "Evelyn, nimm diese Trommel für sieben Tage mit und ich seh dich nächste Woche."
  • 22:42 - 22:47
    Himmel! Was sollte ich tun? Ich brauchte die Sticks nicht länger,
  • 22:47 - 22:49
    ich durfte die Sticks nicht haben.
  • 22:49 - 22:53
    Ich musste im Grunde diese eine Trommel ansehen,
  • 22:53 - 22:58
    sehen, wie sie gemacht war, wozu die kleinen Laschen dienen, wozu die Snares dienen.
  • 22:58 - 23:05
    Drehte sie auf den Kopf, experimentierte mit der Außenhaut, experimentierte mit dem Kopf.
  • 23:05 - 23:11
    Experimentierte mit meinem Körper, experimentierte mit Schmuck,
  • 23:11 - 23:13
    experimentierte mit allen möglichen Dingen.
  • 23:23 - 23:26
    Und natürlich kehrte ich mit allen möglichen blauen Flecken und sowas zurück --
  • 23:26 - 23:31
    aber nichtsdestotrotz, es war so eine unglaubliche Erfahrung,
  • 23:31 - 23:36
    denn, wo auf der Welt wird man sowas in einem Musikstück erleben können?
  • 23:36 - 23:40
    Wo auf der Welt wird man sowas in einem Schulbuch erleben können?
  • 23:40 - 23:43
    Wir haben also niemals mit richtigen Schulbüchern gearbeitet.
  • 23:43 - 23:46
    Zum Beispiel ist eines der Dinge, die man lernt
  • 23:46 - 23:52
    wenn es darum geht, ein Perkussion Spieler zu werden, im Gegensatz zu einem Musiker,
  • 23:52 - 23:56
    ist im Grunde geradeheraus, einzelne Takt Abläufe.
  • 23:59 - 24:06
    So. Und dann werden wir ein bißchen schneller und ein bißchen schneller und ein bißchen schneller.
  • 24:06 - 24:09
    Und so weiter und so fort. Was braucht dieses Stück?
  • 24:09 - 24:17
    Einzelne Takt Abläufe. Aber warum kann ich das dann nicht tun, wenn ich ein Musikstück lerne?
  • 24:17 - 24:20
    Und das ist genau das was er machte.
  • 24:20 - 24:25
    Und interessanterweise, je älter ich wurde, als ich ein Vollzeitstudent
  • 24:25 - 24:31
    an einer so genannten "Musik-Institution" wurde, wurde all das verworfen.
  • 24:31 - 24:33
    Wir mussten aus Schulbüchern lernen.
  • 24:33 - 24:37
    Und immer die Frage, naja, warum? Warum? Worauf bezieht sich das?
  • 24:37 - 24:41
    Ich muss ein Musikstück spielen. "Oh, nun, das wird deiner Kontrolle helfen!"
  • 24:41 - 24:46
    Nun, wie? Warum muss ich das lernen? Ich muss es auf ein Musikstück beziehen.
  • 24:46 - 24:49
    Wissen Sie. Ich muss etwas sagen.
  • 24:49 - 24:51
    Warum übe ich Paradiddles?
  • 24:55 - 25:00
    Ist es nur für die Kontrolle, die Hand-Stick Kontrolle? Warum mache ich das?
  • 25:00 - 25:03
    Ich brauche den Grund
  • 25:03 - 25:08
    und der Grund muss sein, dass man etwas durch die Musik sagen will.
  • 25:08 - 25:13
    Und dadurch, dass wir etwas durch die Musik sagen, was im Grunde Klang ist,
  • 25:13 - 25:18
    dadurch können wir alle möglichen Arten von Dingen, von Menschen erreichen.
  • 25:18 - 25:21
    Aber ich will nicht die Verantwortung für Ihr emotionales Gepäck übernehmen.
  • 25:21 - 25:23
    Das ist Ihnen überlassen, wenn Sie durch einen Saal gehen,
  • 25:23 - 25:29
    denn das bestimmt dann was wir hören und wie wir bestimmte Dinge hören.
  • 25:29 - 25:35
    Ich kann mich sorgenvoll fühlen, oder glücklich oder aufgekratzt, oder wütend wenn ich
  • 25:35 - 25:37
    bestimmte Musikstücke spiele, aber ich will nicht unbedingt
  • 25:37 - 25:41
    dass Sie genau das Gleiche fühlen.
  • 25:41 - 25:44
    Bitte, wenn Sie das nächste Mal in ein Konzert gehen,
  • 25:44 - 25:51
    erlauben sie Ihrem Körper sich zu öffnen,erlauben Sie ihrem Körper ein Resonanzkörper zu sein.
  • 25:51 - 25:56
    Achten Sie darauf, dass Sie nicht das gleiche erfahren wie der Künstler.
  • 25:56 - 26:00
    Der Künstler ist in der schlechtesten Position für den wirklichen Klang,
  • 26:00 - 26:06
    sie hören den Kontakt vom Stick auf der Trommel,
  • 26:06 - 26:10
    oder den Schläger auf dem Holzstück, oder den Bogen auf der Saite, und so weiter.
  • 26:10 - 26:14
    Oder den Atem, der den Klang von Blasinstrumenten erzeugt.
  • 26:14 - 26:16
    Sie erfahren die Ursprünglichkeit dort.
  • 26:16 - 26:20
    Aber sie erleben etwas so unglaublich Reines,
  • 26:20 - 26:24
    das passiert, bevor der Klang wirklich ertönt.
  • 26:24 - 26:30
    Bitte bemerken Sie das Leben des Klanges nachdem der eigentlichen Initial-Schlag,
  • 26:30 - 26:37
    oder Atem, hervorgebracht wurde. Erfahren Sie einfach die ganze Reise dieses Klanges
  • 26:37 - 26:41
    auf die gleiche Weise, auf die ich wünschte, dass ich die ganze Reise
  • 26:41 - 26:46
    dieser Konferenz erfahren hätte, anstatt erst letzte Nacht anzukommen.
  • 26:46 - 26:50
    Ich hoffe, wir können noch ein oder zwei Dinge teilen, während der Tag fortschreitet.
  • 26:50 - 26:53
    Aber ich danke Ihnen sehr, dass ich hier sein durfte!
  • 26:53 - 27:03
    (Applaus)
Title:
Evelyn Glennie zeigt, wie man hinhört
Speaker:
Evelyn Glennie
Description:

In dieser sich steigernden Demonstation zeigt die taube Perkussionistin Evelyn Glennie, warum das Hören von Musik viel mehr beinhaltet als Schallwellen auf sein Trommelfell treffen zu lassen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
31:51
Kerstin Blum added a translation

German subtitles

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