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Warum küssen wir uns unter Mistelzweigen? – Carlos Reif

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    Beim Anblick eines Mistelzweiges
    ergreifst du entweder die Flucht
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    oder -- falls du jemanden im Auge hast --
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    wartest du unter den schneeweißen
    Beeren auf deine Chance.
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    Aber warum küsst man sich
    zu Weihnachten unter einer Mistel?
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    Die lange Tradition verbindet
    die Mythologie und Biologie
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    dieser faszinierenden Pflanze.
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    Es gibt weltweit mehr
    als 1000 Mistelarten.
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    Die alten Europäer waren
    sogar so beeindruckt
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    von der Wuchsform der Pflanze,
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    dass sie die Mistel in ihre Legenden
    und Mythen einbauten.
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    Im alten Rom beschrieb Plinius der Ältere,
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    dass Druidenprister
    im alten England glaubten,
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    die Mistel werde von den Göttern
    aus dem Himmel fallen gelassen.
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    Das erklärte ihre ungewöhnliche Heimat
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    in den hohen Ästen einiger Bäume.
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    Sie glaubten außerdem,
    dass sie Heilkräfte hatte
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    und Fruchtbarkeit bescherte.
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    Eine skandinavische Legende berichtet
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    von den geheimnisvollen
    Eigenschaften der Pflanze
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    in der Geschichte des Gottes Balder
    und seiner liebevollen Mutter Frigg,
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    Göttin der Liebe, Ehe und Fruchtbarkeit.
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    Frigg liebte ihren Sohn so sehr,
    dass sie jeder Pflanze,
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    jedem Tier
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    und jedem leblosen Objekt befahl,
    ihn nie zu verletzen.
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    Jedoch übersah sie
    in ihrem Eifer die Mistel.
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    Der boshafte Gott Loki
    erkannte dieses Versehen
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    und durchbohrte Balders Herz
    mit einem Pfeil,
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    geschnitzt aus einem Mistelzweig.
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    Frigg weinte Tränen so großer Trauer,
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    dass sie zu den perlgleichen Beeren
    der Mistel wurden.
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    Die anderen Götter hatten Mitleid mit ihr
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    und erweckten Balder wieder zum Leben.
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    Diese Nachricht machte
    Frigg so überglücklich,
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    dass sie die Mistel von
    einem Symbol des Todes
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    zu einem des Frieden
    und der Liebe verwandelte.
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    Sie forderte eine eintägige
    Waffenruhe für alle Kämpfe,
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    und dass sich alle unter
    einer Mistel umarmen sollten,
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    um mehr Liebe in die Welt zu tragen.
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    Im 17. Jahrhundert
    fanden britische Kolonisten
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    bei der Ankunft in der Neuen Welt
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    eine andere, aber ähnlich
    aussehende Mistelart.
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    Sie übernahmen die Geschichten
    der Magie, Fruchtbarkeit und Liebe
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    und brachten damit die Tradition
    aus Europa nach Amerika.
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    Im 18. Jahrhundert
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    war es bereits eine britische
    Weihnachtstradition.
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    Aber dieser Brauch gründet auf mehr
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    als nur der menschlichen
    Vorstellungskraft.
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    Die Inspiration war die
    faszinierende Biologie der Pflanze.
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    Wir sehen Mistelzweige
    als Festtagsdekoration,
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    aber im Geäst der Bäume in der
    freien Natur ist sie teilweise parasitär.
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    Misteln setzen auf veränderte Wurzeln,
    sogenannte Haustorien,
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    die in die Baumrinde eindringen
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    und Wasser und Mineralien absaugen,
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    die die Bäume in ihrem Stamm
    hinauftransportieren.
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    Um nahe Bäume mit Samen zu besiedeln,
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    vertraut die Mistel auf Vögel
    und andere Tiere,
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    die das Verstreuen übernehmen.
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    Vögel fressen die klebrigen,
    weißen Beeren der Mistel
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    und streifen sie manchmal
    wieder an Baumrinden ab.
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    Oder sie scheiden sogar
    die unverdaulichen Samen über Bäumen aus.
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    Dort keimen sie und beginnen zu wachsen.
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    Ihre Widerstandskraft und
    ihr Laub, das üppig bleibt,
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    selbst wenn die umliegenden Bäume
    ihre Blätter verlieren,
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    machen verständlich, warum die Mistel
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    unsere abergläubischen Vorfahren fesselte.
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    Sie sahen das als Zeichen
    für die magischen Kräfte
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    und die Fruchtbarkeit der Pflanze.
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    Noch heute staunt man über die Mistel,
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    die viele Wildtiere ernährt.
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    Sie ist nicht nur ein Parasit,
    sondern auch eine Schlüsselart.
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    Viele Tiere ernähren sich von ihr,
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    darunter Wild,
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    Elche,
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    Eichhörnchen,
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    Streifenhörnchen,
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    Stachelschweine,
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    Drosseln,
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    Hüttensänger,
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    Trauertauben
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    und die Schmetterlingsgattung Delias.
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    Einige Mistelarten bilden dichte Büsche,
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    die ausgezeichnete Nistplätze
    für verschiedenste Vögel sind.
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    Trotz ihrer parasitären
    Beziehung mit Bäumen
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    kann die Mistel
    anderen Pflanzen auch helfen.
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    Zum Beispiel gedeiht Wacholder
    nahe der Mistel,
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    um von den Beeren fressenden
    Vögeln zu profitieren.
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    Durch ihre vielen Vorzüge
    beeinflusst sie die Vielfalt
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    und ermöglicht
    das Gedeihen des Ökosystems.
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    Man könnte auch sagen,
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    das Leben ahmt die Legenden
    um diese Kultpflanze nach.
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    In der freien Natur kann
    die Mistel Dinge verbinden
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    und das sehen wir auch
    in unseren Bräuchen.
Title:
Warum küssen wir uns unter Mistelzweigen? – Carlos Reif
Speaker:
Carlos Reif
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/why-do-we-kiss-under-mistletoe-carlos-reif

Der Anblick eines Mistelzweiges schlägt dich entweder in die Flucht oder – hast du jemanden im Auge – lässt er dich unter seinen schneeweißen Beeren auf deine Chance warten. Aber wie kam die Weihnachtstradition, sich unter einer Mistel zu küssen, zu Stande? Die lange Tradition verbindet die Mythologie und Biologie dieser faszinierenden Pflanze.

Lektion von Carlos Reif, Animation von CUB Animation.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:42
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