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Ist Grammatik wichtig? ‒ Andreea S. Calude

  • 0:07 - 0:10
    Da erzählt man einem Freund gerade
    eine erstaunliche Geschichte
  • 0:10 - 0:14
    und kommt zum besten Teil,
    als er einen plötzlich unterbricht:
  • 0:14 - 0:18
    "Der Außerirdische und ich",
    nicht "Ich und der Außerirdische".
  • 0:18 - 0:20
    Die meisten würden sich vermutlich ärgern,
  • 0:20 - 0:22
    aber von der unhöflichen
    Unterbrechung abgesehen,
  • 0:22 - 0:24
    hätte der Freund ganz Unrecht?
  • 0:24 - 0:27
    War der Satz tatsächlich
    grammatikalisch fehlerhaft?
  • 0:27 - 0:31
    Warum spielt es eine Rolle,
    wenn er ihn doch verstanden hat?
  • 0:31 - 0:33
    Aus der Sicht der Sprachwissenschaft
  • 0:33 - 0:37
    ist Grammatik eine Reihe von Mustern,
    wie Worte zusammengestellt werden,
  • 0:37 - 0:39
    um Redewendungen oder Satzglieder
  • 0:39 - 0:42
    in Wort oder Schrift zu bilden.
  • 0:42 - 0:44
    Verschiedene Sprachen haben
    unterschiedliche Muster.
  • 0:44 - 0:47
    Im Englischen kommt
    das Subjekt gewöhnlich zuerst,
  • 0:47 - 0:49
    gefolgt vom Prädikat
  • 0:49 - 0:50
    und dem Objekt,
  • 0:50 - 0:53
    während im Japanischen
    und vielen anderen Sprachen
  • 0:53 - 0:56
    die Reihenfolge Subjekt,
    Objekt, Prädikat ist.
  • 0:56 - 1:00
    Manche Gelehrte suchten nach Mustern,
    die alle Sprachen gemeinsam haben,
  • 1:00 - 1:02
    aber außer ein paar wesentlicher Merkmale
  • 1:02 - 1:05
    wie Hauptwörter oder Verben,
  • 1:05 - 1:09
    sind nur wenige dieser sogenannten
    Sprach-Universalien entdeckt worden.
  • 1:09 - 1:12
    Während jede Sprache durchgängige
    Muster braucht, um zu funktionieren,
  • 1:12 - 1:17
    eröffnet die Untersuchung dieser Muster
    eine Debatte zwischen zwei Standpunkten:
  • 1:17 - 1:21
    Präskriptivismus und Deskriptivismus.
  • 1:21 - 1:22
    Grob vereinfacht
  • 1:22 - 1:26
    denken Präskriptivisten, dass eine Sprache
    durchgängigen Regeln folgen sollte,
  • 1:26 - 1:30
    wohingegen Deskriptivisten
    die Abwandlung und Anpassung
  • 1:30 - 1:34
    als einen natürlichen und notwendigen
    Vorgang bei einer Sprache ansehen.
  • 1:34 - 1:38
    Nahezu die gesamte Geschichte wurden
    die meisten Sprachen nur gesprochen.
  • 1:38 - 1:42
    Aber als die Menschen sich vernetzten
    und das Schreiben an Bedeutung gewann,
  • 1:42 - 1:46
    vereinheitlichte man die Schriftsprache
    für die großräumige Kommunikation,
  • 1:46 - 1:51
    sodass sich Menschen aus verschiedenen
    Teilen eines Reiches verstehen konnten.
  • 1:51 - 1:57
    In vielen Sprachen wurde diese
    Standardform zur einzig Richtigen erklärt,
  • 1:57 - 2:01
    obwohl sie nur von einer von vielen
    Sprachvarianten abgeleitet wurde,
  • 2:01 - 2:03
    gewöhnlich von der der Mächtigen.
  • 2:03 - 2:07
    Sprachpuristen etablierten
    und verbreiteten diesen Standard,
  • 2:07 - 2:13
    indem sie Regeln zur Grammatik
    der damaligen Zeit aufstellten.
  • 2:13 - 2:17
    Regeln der schriftsprachlichen Grammatik
    galten auch für die gesprochene Sprache.
  • 2:17 - 2:22
    Sprachmuster, die von den festgelegten
    Regeln abwichen, waren Verballhornungen
  • 2:22 - 2:24
    oder Zeichen niedrigen sozialen Status.
  • 2:24 - 2:27
    Viele Menschen, die mit dieser
    Art zu sprechen, aufwuchsen,
  • 2:27 - 2:31
    wurden gezwungen, sich die
    standardisierte Form anzueignen.
  • 2:31 - 2:33
    Unlängst jedoch
    haben Linguisten verstanden,
  • 2:33 - 2:36
    dass Sprechen und Schreiben
    getrennte Phänomene sind,
  • 2:36 - 2:38
    mit ihren eigenen Mustern
    und Gesetzmäßigkeiten.
  • 2:38 - 2:43
    Viele erlernen das Sprechen so früh,
    dass man sich nicht daran erinnert.
  • 2:43 - 2:46
    Man bildet seinen Sprachvorrat
    durch unbewusste Gepflogenheiten
  • 2:46 - 2:49
    und nicht durch eingeprägte Regeln.
  • 2:49 - 2:53
    Weil Sprache auch Stimmung und Betonung
    für den Bedeutungsgehalt einsetzt,
  • 2:53 - 2:55
    ist ihre Struktur häufig flexibler
  • 2:55 - 2:59
    und an die Bedürfnisse der Sprecher
    und Zuhörer angepasst.
  • 2:59 - 3:03
    Das bedeutet, komplizierte Satzglieder
    zu vermeiden, die man nur schwer versteht,
  • 3:03 - 3:06
    schwierige Aussprache zu umgehen
  • 3:06 - 3:09
    oder Laute zu entfernen,
    um das Sprechen zu beschleunigen.
  • 3:09 - 3:14
    Der linguistische Ansatz, der Unterschiede
    verstehen will und sie dokumentiert,
  • 3:14 - 3:18
    ohne das Richtige vorzuschreiben,
    ist als Deskriptivismus bekannt.
  • 3:18 - 3:21
    Anstatt zu bestimmen, wie Sprache
    verwendet werden sollte,
  • 3:21 - 3:23
    beschreibt er, wie Menschen
    sie tatsächlich verwenden
  • 3:23 - 3:27
    und verfolgt die Neuerungen,
    die sich dabei entwickeln.
  • 3:27 - 3:28
    Aber während die Debatte
  • 3:28 - 3:31
    zwischen Präskriptivismus
    und Deskriptivismus weiterläuft,
  • 3:31 - 3:34
    schließen sich die beiden
    nicht gegenseitig aus.
  • 3:34 - 3:37
    Präskriptivismus ist am nützlichsten
    dafür, um den Menschen zu erklären,
  • 3:37 - 3:42
    was die gebräuchlichsten Muster
    zu einem bestimmten Zeitpunkt sind.
  • 3:42 - 3:44
    Das ist nicht nur
    für formelle Kontexte wichtig,
  • 3:44 - 3:48
    sondern erleichtert auch die Verständigung
    zwischen Nicht-Muttersprachlern
  • 3:48 - 3:50
    mit unterschiedlicher Herkunft.
  • 3:50 - 3:53
    Andererseits liefert uns
    der Deskriptivismus Einsichten dazu,
  • 3:53 - 3:55
    wie unser Verstand funktioniert
  • 3:55 - 3:59
    und zu der Weise, wie wir
    unsere Weltsicht strukturieren.
  • 3:59 - 4:03
    Am Ende kann man Grammatik als eine Reihe
    sprachlicher Gepflogenheiten ansehen,
  • 4:03 - 4:07
    die durch die gesamte Gruppe
    der Sprachanwender
  • 4:07 - 4:10
    beständig ausgehandelt
    und neu erfunden werden.
  • 4:10 - 4:11
    Wie die Sprache selbst
  • 4:11 - 4:14
    ist sie ein großartiges
    und komplexes Geflecht,
  • 4:14 - 4:17
    das durch die Beiträge
    von Sprechern und Zuhörern,
  • 4:17 - 4:19
    Schreibern und Lesern,
  • 4:19 - 4:21
    Präskriptivisten und Deskriptivisten
  • 4:21 - 4:23
    von nah und fern gewoben wird.
Title:
Ist Grammatik wichtig? ‒ Andreea S. Calude
Speaker:
Andreea S. Calude
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/does-grammar-matter-andreea-s-calude

Wenn man spricht, ist es manchmal schwierig, sich an alle grammatikalischen Regeln zu erinnern, die uns beim Schreiben leiten. Wann sagt man "mich" und wann "mir"? Spielt es überhaupt eine Rolle? Andreea S. Calude stürzt sich in die uralte Auseinandersetzung zwischen Präskriptivisten und Deskriptivisten ‒ die zwei sehr unterschiedliche Auffassungen in dieser Angelegenheit vertreten.

Lektion von Andreea S. Calude, Animation von Mike Schell.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:39
Nadine Hennig approved German subtitles for Does grammar matter?
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Nadine Hennig edited German subtitles for Does grammar matter?
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Nadine Hennig accepted German subtitles for Does grammar matter?
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Johannes Duschner edited German subtitles for Does grammar matter?
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