Natur ist überall – wir müssen nur lernen, sie zu sehen
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0:01 - 0:05Wir stehlen unseren Kindern die Natur.
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0:05 - 0:08Dabei meine ich nicht,
dass wir Natur zerstören, -
0:08 - 0:10die wir für sie hätten erhalten sollen,
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0:10 - 0:13obwohl das leider auch der Fall ist.
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0:13 - 0:15Ich meine, dass wir Natur
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0:15 - 0:20auf eine sehr puristische
und strenge Weise definieren -
0:20 - 0:23und dass bei dieser Definition
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0:23 - 0:25für unsere Kinder
keine Natur mehr da sein wird, -
0:25 - 0:27wenn sie erwachsen sind.
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0:27 - 0:30Aber das kann man ändern.
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0:30 - 0:32Lassen Sie es mich erklären.
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0:32 - 0:35Im Moment nutzen Menschen
die halbe Welt dazu, -
0:35 - 0:38zu leben, Getreide und Holz anzubauen
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0:38 - 0:40oder ihr Vieh zu weiden.
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0:40 - 0:42Wenn man alle Menschen
zusammenzählen würde, -
0:42 - 0:47würden wir zehnmal mehr wiegen als
alle wild lebenden Säugetiere zusammen. -
0:47 - 0:50Wir bauen Straßen durch den Wald.
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0:50 - 0:54Wir haben kleine Plastikteile
auf den Sandstränden verteilt. -
0:54 - 0:59Wir haben die Bodenchemie
mit unseren Kunstdüngern verändert. -
0:59 - 1:02Und natürlich haben wir
die Luftchemie verändert. -
1:02 - 1:05Wenn Sie das nächste Mal einatmen,
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1:05 - 1:10werden sie 42 % mehr Kohlendioxid
einatmen als im Jahr 1750. -
1:11 - 1:14All diese Veränderungen und viele weitere
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1:14 - 1:18wurden unter dem Begriff
"Anthropozän" zusammengefasst. -
1:18 - 1:21Einige Geologen haben vorgeschlagen,
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1:21 - 1:23unsere jetzige Epoche so zu nennen,
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1:23 - 1:26da der menschliche Einfluss
allgegenwärtig ist. -
1:26 - 1:30Es ist nur ein Vorschlag,
aber ich denke, er hilft, -
1:30 - 1:35über die Größe des menschlichen
Einflusses auf die Erde nachzudenken. -
1:35 - 1:37Wo bleibt die Natur dabei?
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1:37 - 1:41Was zählt als Natur in einer Welt, in der
alles vom Menschen beeinflusst wird? -
1:41 - 1:46Vor 25 Jahren sagte der Umweltautor
Bill McKibben, es gäbe keine Natur mehr, -
1:46 - 1:50da Natur dem Menschen entfremdet sei
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1:50 - 1:53und weil Klimawandel bedeute,
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1:53 - 1:58dass jeder Zentimeter der Erde
vom Menschen verändert wurde. -
1:58 - 2:01Er nannte sein Buch "Das Ende der Natur".
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2:02 - 2:04Ich bin ganz anderer Meinung.
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2:04 - 2:09Ich stimme dieser Definition von Natur
nicht zu, weil wir im Grunde Tiere sind. -
2:09 - 2:10Stimmt's?
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2:10 - 2:12Wir entwickelten uns auf diesem Planeten
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2:12 - 2:16zusammen mit allen anderen Tieren,
mit denen wir uns diesen Planeten teilen, -
2:16 - 2:18all den anderen Pflanzen
und allen anderen Mikroben. -
2:18 - 2:21Natur ist nicht das,
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2:21 - 2:25was von der Menschheit,
Mann oder Frau, unberührt ist. -
2:25 - 2:29Natur ist überall dort, wo Leben gedeiht,
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2:29 - 2:32überall dort, wo mehrere Arten
zusammen leben, -
2:32 - 2:35überall dort, wo es grün
und blau ist, wo es blüht, -
2:35 - 2:38mit Leben erfüllt ist und wächst.
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2:38 - 2:42Mit dieser Definition
sehen die Dinge etwas anders aus. -
2:42 - 2:46Ich verstehe nun,
dass bestimmte Teile der Natur -
2:46 - 2:48uns auf eine besondere Weise ansprechen.
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2:48 - 2:50Orte wie Yellowstone
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2:50 - 2:52oder die Mongolische Steppe
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2:52 - 2:53oder das Great Barrier Reef
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2:53 - 2:55oder die Serengeti.
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2:55 - 2:59Orte, die wir wie eine Art Abbild
des Paradieses betrachten, -
2:59 - 3:03einer Natur, wie sie war,
bevor wir alles durcheinander brachten. -
3:03 - 3:07Sie werden weniger durch unsere
täglichen Aktivitäten beeinflusst. -
3:07 - 3:11In vielen dieser Gegenden gibt es keine
oder nur wenige Straßen und dergleichen. -
3:11 - 3:17Schließlich sind selbst diese Paradiese
stark von Menschen beeinflusst. -
3:17 - 3:19Nehmen wir etwa Nordamerika,
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3:19 - 3:21da wir hier zusammentreffen.
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3:21 - 3:24Vor ungefähr 15 000 Jahren,
als die ersten Menschen hierherkamen, -
3:24 - 3:27begannen sie damit,
auf die Natur einzuwirken, -
3:27 - 3:31was zum Aussterben
vieler großer Tiere führte, -
3:31 - 3:33angefangen beim Mastodon
bis zum Riesenfaultier, -
3:33 - 3:35und den Säbelzahnkatzen.
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3:35 - 3:38All diese großartigen Tiere,
die leider nicht mehr da sind. -
3:38 - 3:40Als diese Tiere ausstarben,
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3:40 - 3:43standen die Ökosysteme nicht still.
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3:43 - 3:46Gewaltige Nachwirkungen
verwandelten Grasflächen in Wälder, -
3:46 - 3:50und veränderten baumweise
die Zusammensetzung des Waldes. -
3:50 - 3:52Selbst in diesen Paradiesen,
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3:52 - 3:54selbst an diesen perfekt aussehenden Orten
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3:54 - 3:57die uns an eine Vergangenheit
vor den Menschen erinnert, -
3:57 - 4:01schauen wir im Grunde
auf eine Kulturlandschaft. -
4:01 - 4:05Nicht nur diese prähistorischen Menschen,
sondern historische Menschen, Ureinwohner -
4:05 - 4:09bis zu dem Moment, als die ersten
Kolonisten erschienen. -
4:09 - 4:11Das gleiche gilt für
die anderen Kontinente. -
4:11 - 4:14Menschen hatten einen sehr langen Zeitraum
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4:14 - 4:17wesentlichen Einfluss auf die Natur.
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4:18 - 4:20Erst vor Kurzem sagte mir jemand:
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4:20 - 4:22"Aber es gibt doch immer noch Wildnis."
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4:22 - 4:24Ich sagte: "Wo? Wo? Dort möchte ich hin."
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4:24 - 4:26Er sagte: "Der Amazonas."
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4:26 - 4:29Ich sagte: "Oh, der Amazonas."
Ich war gerade dort. -
4:29 - 4:33Er ist großartig. Natinal Geographic
schickte mich zum Manú-Nationalpark, -
4:33 - 4:35der im peruanischen Amazonas liegt,
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4:35 - 4:38aber es ist ein großes Stück Regenwald,
ungerodet, ohne Straßen, -
4:38 - 4:40als Nationalpark geschützt,
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4:40 - 4:43einer der artenreichsten Parks der Welt.
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4:43 - 4:48Als ich dort mit meinem Kanu eintraf,
fand ich nur Menschen. -
4:48 - 4:51Menschen leben dort seit Hunderten
und Tausenden von Jahren. -
4:51 - 4:54Menschen leben dort und schweben
nicht nur über den Dschungel. -
4:54 - 4:58Sie haben eine bedeutungsvolle
Beziehung zur Landschaft. -
4:58 - 5:00Sie jagen, sie bauen Pflanzen an.
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5:00 - 5:01Sie kultivieren Pflanzen.
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5:01 - 5:04Sie benutzen natürliche Ressourcen,
um Häuser zu bauen -
5:04 - 5:06und sie mit Stroh zu bedecken.
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5:06 - 5:10Sie halten sogar Wildtiere als Haustiere.
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5:10 - 5:11Die Menschen leben dort
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5:11 - 5:15und sind auf sehr bedeutungsvolle Weise
eng mit der Umwelt verbunden. -
5:15 - 5:17Das kann man deutlich sehen.
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5:17 - 5:20Ich war mit einem Anthropologen unterwegs.
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5:20 - 5:22Als wir flussabwärts trieben,
sagte er zu mir: -
5:22 - 5:27"Es gibt im Amazonas
keine demografischen Lücken." -
5:27 - 5:29Diese Aussage ist mir
im Gedächtnis geblieben, -
5:29 - 5:32denn es bedeutet,
dass es im gesamten Amazonas so ist. -
5:32 - 5:34Überall leben Menschen.
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5:34 - 5:38In vielen anderen tropischen Wäldern ist
es genau das Gleiche und nicht nur dort. -
5:38 - 5:41Menschen haben Ökosysteme
in der Vergangenheit beeinflusst -
5:41 - 5:44und das tun sie heute noch,
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5:44 - 5:47selbst dort, wo man es weniger merkt.
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5:49 - 5:53Wenn die Naturbegriffe,
die wir verwenden wollen, -
5:53 - 5:56die Natur als etwas
vom Menschen Unberührtes verstehen -
5:56 - 5:58oder Orte bezeichnet,
an denen kein Mensch lebt, -
5:58 - 6:02und wenn diese Begriffe dazu führen,
dass wir keine Natur haben, -
6:02 - 6:05dann sind es vielleicht
die falschen Definitionen. -
6:05 - 6:09Vielleicht sollten wir Natur anhand
vorhandener Artenvielfalt bestimmen, -
6:09 - 6:11anhand der Anwesenheit blühenden Lebens.
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6:11 - 6:15Was kommt dabei heraus, wenn wir das tun?
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6:15 - 6:17Genau das ist ein Wunder.
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6:17 - 6:20Plötzlich sind wir von Natur umgeben.
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6:20 - 6:23Plötzlich sehen wir diese Monarchraupe,
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6:23 - 6:25die auf ihrer Pflanze frisst
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6:25 - 6:27und wir werden uns bewusst,
dass sie hier ist, -
6:27 - 6:30auf dieser leeren Parzelle in Chattanooga.
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6:30 - 6:33Schauen Sie sich diese leere Parzelle an.
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6:33 - 6:36Wahrscheinlich wächst dort
mindestens ein Dutzend Pflanzenarten, -
6:36 - 6:39die verschiedene Arten
von Insekten versorgen. -
6:39 - 6:43Dies ist ein völlig
verwahrloster und wilder Ort. -
6:43 - 6:46Es ist wilde Natur,
direkt vor unserer Nase, -
6:46 - 6:49die wir nicht einmal bemerken.
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6:49 - 6:52Es gibt auch ein kleines
interessantes Paradox. -
6:52 - 6:56Diese Natur, dieser wilde,
vernachlässigte Teil -
6:56 - 6:59unseres städischen, stadtnahen
und vorstädtischen agrarischen Lebens, -
6:59 - 7:02der unbemerkt bleibt,
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7:02 - 7:06ist sicher wilder als ein Nationalpark,
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7:06 - 7:10weil Nationalparks im 21. Jh.
sehr sorgfältig verwaltet werden. -
7:10 - 7:13Der Kratersee in Süd-Oregon,
nicht weit von mir, -
7:13 - 7:16ist ein schönes Beispiel
für eine Landschaft, -
7:16 - 7:19die aus der Vergangenheit
zu stammen scheint. -
7:19 - 7:21Aber sie wird sorgfältig verwaltet.
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7:21 - 7:25Eines der Probleme zurzeit ist
das Absterben der weißstämmingen Kiefer. -
7:25 - 7:27Die weißstämmige Kiefer
ist schön und charismatisch -- -
7:27 - 7:31ich würde sagen, sie ist eine
charismatische Riesenpflanze, -
7:31 - 7:32die in hohen Lagen wächst --
-
7:32 - 7:35und nun hat sie Probleme
mit einer Krankheit. -
7:35 - 7:37Ein Blasenrost wurde eingeschleppt,
-
7:37 - 7:38der Borkenkäfer.
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7:38 - 7:42Um dagegen anzugehen,
pflanzte die Parkverwaltung -
7:42 - 7:46rost-resistente Samen der
weißstämmigen Kiefer im Park, -
7:46 - 7:50selbst in Gegenden, die ansonsten
als Wildnis verwaltet werden. -
7:50 - 7:53Sie verteilen in Hauptgebieten
auch Käferbekämpfungsmittel. -
7:53 - 7:56Das habe ich gesehen, als ich
letztes Mal dort gewandert bin. -
7:56 - 7:59Dies ist verbreiteter als Sie denken.
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7:59 - 8:01Nationalparks werden intensiv verwaltet.
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8:01 - 8:04Flora und Fauna werden auf einer
bestimmten Größe und Struktur gehalten. -
8:04 - 8:05Feuer werden unterdrückt.
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8:05 - 8:07Feuer werden gezündet.
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8:07 - 8:08Zugewanderte Arten werden entfernt.
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8:08 - 8:11Ursprüngliche Arten
werden wieder eingeführt. -
8:11 - 8:13Ich habe festgestellt,
dass der Banff National Park -
8:13 - 8:15genau die Dinge tut,
die ich gerade genannt habe: -
8:15 - 8:17Feuer unterdrücken, Feuer anzünden,
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8:17 - 8:20Besenderung von Wölfen,
Wiedereinführung von Bisons. -
8:20 - 8:23Es kostet viel Arbeit, um Orte wie diese
unberührt aussehen zu lassen. -
8:23 - 8:25(Gelächter)
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8:25 - 8:28(Applaus)
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8:31 - 8:35Ironischerweise übertreiben wir es
manchmal ein wenig -
8:35 - 8:38mit der Liebe zu den Orten,
die wir so sehr mögen. -
8:38 - 8:40Viele von uns gehen gerne dort hin.
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8:40 - 8:41Weil wir sie so verwalten,
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8:41 - 8:45dass sie, angesichts eines sich
verändernden Planten, stabil bleiben, -
8:45 - 8:47werden sie langsam fragiler.
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8:47 - 8:50Das bedeutet, dass sie
völlig ungeeignet sind, -
8:50 - 8:52sie mit Kindern in den Ferien zu besuchen,
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8:52 - 8:54weil man dort nichts tun darf.
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8:54 - 8:55Man darf nicht auf Bäume klettern.
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8:55 - 8:56Man darf nicht angeln.
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8:56 - 8:59Man darf nicht einfach
mittendrin ein Feuer anzünden. -
8:59 - 9:01Man darf keine Pinienzapfen mitnehmen.
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9:01 - 9:03Dort herrschen so viele Regeln
und Beschränkungen, -
9:03 - 9:07dass es sich aus Kindersicht um
eine ganz fürchterliche Natur handelt. -
9:07 - 9:12Kinder wollen keine fünf Stunden
durch eine schöne Landschaft wandern -
9:12 - 9:14und eine schöne Aussicht haben.
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9:14 - 9:16Das wollen wir vielleicht als Erwachsene,
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9:16 - 9:19aber Kinder wollen sich hinhocken,
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9:19 - 9:22mit etwas herumspielen,
sich mit etwas beschäftigen, -
9:22 - 9:26etwas aufheben, ein Haus bauen,
eine Festung bauen oder so etwas. -
9:26 - 9:29Außerdem sind diese ursprünglichen Orte
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9:29 - 9:32oft weit weg von bewohnten Gegenden.
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9:32 - 9:35Es ist teuer, dorthin zu kommen.
Es ist schwierig, sie zu besuchen. -
9:35 - 9:38Das bedeutet, sie sind nur
den Eliten zugänglich -
9:38 - 9:41und das ist ein großes Problem.
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9:41 - 9:44The Nature Conservancy
[Naturschutzorganisation] -
9:44 - 9:48hat junge Leute befragt,
wieviel Zeit sie im Freien verbringen. -
9:48 - 9:52Nur zwei von fünf verbringen mindestens
einmal pro Woche Zeit im Freien. -
9:52 - 9:55Die anderen drei bleiben drinnen.
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9:55 - 9:59Als sie gefragt wurden, was sie
davon abhielte, nach draußen zu gehen, -
9:59 - 10:02antworteten 61 %:
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10:02 - 10:06"Es gibt keine Natur in meiner Nähe."
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10:06 - 10:10Das ist verrückt.
Es ist ganz offensichtlich falsch. -
10:10 - 10:1671 % der US-Bürger leben
10 Minuten von einem Park entfernt. -
10:16 - 10:19Ich bin sicher, dass die Zahlen
in anderen Ländern ähnlich sind. -
10:19 - 10:21Dabei sind noch nicht der eigene Garten,
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10:21 - 10:23der städtische Bach
oder die leere Parzelle mitgezählt. -
10:23 - 10:25Jeder lebt in der Nähe von Natur.
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10:25 - 10:27Jedes Kind lebt in der Nähe von Natur.
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10:27 - 10:30Wir haben nur vergessen,
wie wir Natur betrachten. -
10:30 - 10:33Wir haben zu viele Dokumentationen
von David Attenborough gesehen, -
10:33 - 10:35in denen die Natur wirklich sexy ist --
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10:35 - 10:36(Gelächter)
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10:36 - 10:40und wir haben vergessen,
die Natur direkt vor unserer Tür zu sehen, -
10:40 - 10:42die Natur des Straßenbaums.
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10:42 - 10:44Ein Beispiel: Philadelphia.
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10:44 - 10:47Dort gibt es diese tolle Hochbahn,
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10:47 - 10:50der man von unten ansieht,
dass sie aufgegeben wurde. -
10:50 - 10:53Das klingt nach der High Line in Manhattan
[in Park umgewandelte Zugtrasse]. -
10:53 - 10:56Es ist auch etwas Ähnliches,
nur existiert der Park noch nicht, -
10:56 - 10:58obwohl daran gearbeitet wird.
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10:58 - 11:01Bislang bleibt es bei
dieser kleinen geheimen Wildnis -
11:01 - 11:02mitten in Philadelphia.
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11:02 - 11:05Wenn sie das Loch
im Maschendrahtzaun kennen, -
11:05 - 11:08können Sie nach oben klettern
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11:08 - 11:10und diese völlig wilde Wiese vorfinden,
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11:10 - 11:13die über der Stadt Philadelphia schwebt.
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11:13 - 11:15Jede einzelne Pflanze ist
aus einem Samen gewachsen, -
11:15 - 11:17der sich dort selbst angepflanzt hat.
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11:17 - 11:20Das ist eine völlig autonome
und eigenwillige Natur. -
11:20 - 11:22Sie befindet sich mitten in der Stadt.
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11:22 - 11:25Leute wurden für
Untersuchungen hinaufgeschickt. -
11:25 - 11:29Über 50 Pflanzensorten gibt es dort oben.
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11:29 - 11:30Nicht nur Pflanzen.
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11:30 - 11:33Das ist ein funktionierendes Ökosystem.
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11:33 - 11:36Es erzeugt Erdboden.
Es sondert Kohlenstoff ab. -
11:36 - 11:38Befruchtung findet statt.
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11:38 - 11:40Das ist wirklich ein Ökosystem.
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11:41 - 11:44Wissenschaftler bezeichnen dies
als "neue Ökosysteme", -
11:44 - 11:48weil dort eingewanderte Arten
oft dominierend sind -
11:48 - 11:50und weil sie einfach sehr eigenartig sind.
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11:50 - 11:52Sie sind völlig anders,
als das, was wir kennen. -
11:52 - 11:56Bislang haben wir diese
neuen Ökosysteme abschätzig behandelt. -
11:56 - 11:59Es geht um neu gewachsene grüne Felder,
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11:59 - 12:02Holzplantagen, die nicht täglich
bewirtschaftet werden, -
12:02 - 12:05Sekundärwälder an der Ostküste,
wo der Wald aus dem Boden schoss, -
12:05 - 12:09nachdem die Landwirtschaft
nach Westen gezogen war. -
12:09 - 12:12Und natürlich fast ganz Hawaii,
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12:12 - 12:15wo neue Ökosysteme die Regel sind
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12:15 - 12:17und wo exotische Arten dominieren.
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12:17 - 12:20In diesem Wald wächst australischer Ahorn
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12:20 - 12:23und Schwertfarn aus Südostasien.
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12:23 - 12:25Sie können auch Ihr eigenes
neues Ökosystem machen. -
12:25 - 12:27Es ist wirklich leicht.
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12:27 - 12:28Hören Sie auf, Rasen zu mähen.
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12:28 - 12:30(Gelächter)
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12:30 - 12:33Der Ökologe Ilkka Hanski aus Finnland
hat dieses Experiment gemacht. -
12:33 - 12:35Er mähte seinen Rasen nicht mehr
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12:35 - 12:38und nach ein paar Jahren ließ er
ein paar Studenten kommen, -
12:38 - 12:40die in seinen Garten einfielen
und ihn untersuchten. -
12:40 - 12:44Sie entdecketen 375 Pflanzenarten,
-
12:44 - 12:47inklusive zweier gefährdeter Arten.
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12:48 - 12:54Wenn man sich oben auf der künftigen
High Line von Philadelphia befindet, -
12:54 - 12:56umgeben von Wildnis,
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12:56 - 13:00umgeben von dieser Vielfalt,
diesem Reichtum, dieser Vitalität, -
13:00 - 13:02und zur Seite blickt,
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13:02 - 13:04entdeckt man einen Schulhof,
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13:04 - 13:06der so aussieht.
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13:06 - 13:08Diese Kinder haben ...
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13:08 - 13:09Laut meiner Definition
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13:09 - 13:12gibt es Vieles auf der Erde,
das als Natur gilt, -
13:12 - 13:15aber dies ist einer der wenigen Plätze,
der nicht als Natur zählt. -
13:15 - 13:19Es gibt nichts außer Menschen,
keine anderen Pflanzen oder Tiere. -
13:19 - 13:22Am liebsten hätte ich eine Leiter
hinüber geworfen, -
13:22 - 13:26um all die Kinder zu mir hinauf
auf diese tolle Wiese zu holen. -
13:26 - 13:30In gewisser Weise halte ich dies für
die Wahl, der wir gegenüberstehen. -
13:30 - 13:35Wenn wir diese neuen Naturen als
inakzeptabel, wertlos oder schlecht abtun, -
13:35 - 13:38können wir sie gleich überbetonnieren.
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13:38 - 13:40In einer Welt, in der sich alles ändert,
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13:40 - 13:44müssen wir sehr vorsichtig sein,
wie wir Natur definieren. -
13:44 - 13:46Um sie unseren Kindern nicht zu stehlen,
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13:46 - 13:48müssen wir zwei Dinge tun.
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13:48 - 13:52Erstens können wir Natur nicht als
etwas definieren, das unberührt ist. -
13:52 - 13:54Das war sowieso nie sinnvoll.
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13:54 - 13:57Die Natur ist seit Tausenden
von Jahren nicht mehr unberührt. -
13:57 - 14:01Sie schließt den Großteil der Natur aus,
den die meisten Menschen besuchen können -
14:01 - 14:03und zu dem sie eine Beziehung
aufbauen können. -
14:03 - 14:06Sie umfasst nur Natur,
die Kinder nicht berühren dürfen. -
14:06 - 14:09Das bringt mich zu der zweiten Sache,
die wir tun müssen. -
14:09 - 14:12Wir müssen die Kinder
die Natur berühren lassen, -
14:12 - 14:14denn was nicht berührt wird,
wird nicht geliebt. -
14:14 - 14:17(Applaus)
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14:23 - 14:27Wir stehen einigen harten Umweltproblemen
auf diesem Planeten gegenüber. -
14:27 - 14:29Klimawandel gehört dazu.
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14:29 - 14:31Es gibt auch anderes:
Über den Verlust von Lebensraum -
14:31 - 14:34könnte ich mitten in der Nacht
wahnsinnig werden. -
14:34 - 14:36Um sie zu lösen, benötigen wir Menschen --
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14:36 - 14:38schlaue und engagierte Leute --,
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14:38 - 14:40die sich um die Natur kümmern.
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14:40 - 14:43Der einzige Weg,
eine Generation zu erziehen, -
14:43 - 14:44die sich um die Natur kümmert,
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14:44 - 14:46ist, sie die Natur berühren zu lassen.
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14:46 - 14:49Ich habe eine Art
"Festungstheorie" der Ökologie, -
14:49 - 14:51eine "Festungstheorie" zum Naturschutz
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14:51 - 14:56Jeder Ökologe, jeder Umweltbiologe,
jeder Umweltexperte, den ich kenne, -
14:56 - 14:58hat als Kind Festungen gebaut.
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14:58 - 15:01Wenn es eine Generation gibt, die nicht
weiß, wie man eine Festung baut, -
15:01 - 15:05haben wir eine Generation, die nicht weiß,
wie man sich um die Natur kümmert. -
15:05 - 15:07Ich möchte keinem Kind
erzählen müssen, -
15:07 - 15:09das an einem Programm teilnimmt,
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15:09 - 15:13das Kinder aus armen Vierteln
Philadelphiasin Stadtparks mitnimmt, -
15:13 - 15:16dass die Blume, die er in der Hand hält,
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15:16 - 15:20ein eingewandertes Unkraut ist,
das er wegwerfen sollte. -
15:20 - 15:23Ich würde lieber von diesem Jungen lernen,
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15:23 - 15:26dass die Pflanze, egal wo sie herkommt,
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15:26 - 15:30schön ist und es verdient,
angefasst und geschätzt zu werden. -
15:30 - 15:31Vielen Dank.
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15:31 - 15:35(Applaus)
- Title:
- Natur ist überall – wir müssen nur lernen, sie zu sehen
- Speaker:
- Emma Marris
- Description:
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Wie definiert man "Natur"? Wenn man sie als etwas definiert, das vom Menschen unberührt ist, dann haben wir keine mehr, sagt Umweltautorin Emma Marris. Sie ermahnt uns, neue Naturbegriffe in Erwägung zu ziehen – welche, die nicht nur unberührte Wildnis einschließen, sondern auch die vernachlässigten grünen Flecken, die sich in der Stadt ausbreiten – und sie ermutigt uns, unsere Kinder ins Freie mit zu nehmen, um die Natur zu berühren und mit ihr zu spielen, sodass sie sie eines Tages lieben und schützen können.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 15:52
Nadine Hennig edited German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Johannes Duschner accepted German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Johannes Duschner declined German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Johannes Duschner edited German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Johannes Duschner edited German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit | ||
Beatrice Hermanns edited German subtitles for Emma Marris speaks at TEDSummit |