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Macht Geld fies und gemein?

  • 0:01 - 0:03
    Ich möchte, dass Sie sich mal
    für einen Moment vorstellen,
  • 0:03 - 0:07
    Monopoly zu spielen.
  • 0:07 - 0:09
    Allerdings ist in diesem Spiel
    die Kombination
  • 0:09 - 0:12
    aus Fähigkeit, Talent und Glück,
  • 0:12 - 0:15
    die Ihnen im Spiel, wie auch im Leben,
    zum Erfolg verhilft,
  • 0:15 - 0:16
    bedeutungslos geworden.
  • 0:16 - 0:19
    Das Spiel ist nämlich gezinkt
  • 0:19 - 0:21
    und Sie sind damit im Vorteil.
  • 0:21 - 0:22
    Sie haben mehr Geld,
  • 0:22 - 0:25
    mehr mögliche Spielzüge und
  • 0:25 - 0:27
    einen größeren Zugriff auf Ressourcen.
  • 0:27 - 0:29
    Wenn Sie jetzt über dieses Szenario
    nachdenken,
  • 0:29 - 0:31
    möchte ich, dass Sie sich
    folgende Frage stellen:
  • 0:31 - 0:33
    Wie könnte die Tatsache,
  • 0:33 - 0:36
    dass Sie ein besser gestellter Spieler
    in einem gezinkten Spiel sind,
  • 0:36 - 0:39
    die Art und Weise verändern,
    wie Sie über sich selbst
  • 0:39 - 0:43
    und den anderen Spieler denken?
  • 0:43 - 0:46
    Also haben wir eine Studie an
    der Universität Berkeley durchgeführt,
  • 0:46 - 0:48
    um uns genau dieser Frage zu widmen.
  • 0:48 - 0:51
    Wir luden über 100 zufällig
    ausgewählte Paare
  • 0:51 - 0:53
    ins Labor ein
  • 0:53 - 0:54
    und ließen per Münzwurf
  • 0:54 - 0:56
    den Zufall entscheiden, welcher der beiden
  • 0:56 - 0:59
    zum reichen Spieler
    im gezinkten Spiel wurde.
  • 0:59 - 1:01
    Die reichen Spieler bekamen
    doppelt so viel Geld.
  • 1:01 - 1:03
    Beim Zug über "Los!"
  • 1:03 - 1:05
    erhielten sie das doppelte Gehalt
  • 1:05 - 1:07
    und sie durften anstatt einem
    alle beide Würfel nutzen,
  • 1:07 - 1:09
    so dass sie viel mehr Spielzüge
    machen konnten.
  • 1:09 - 1:12
    (Gelächter)
  • 1:12 - 1:14
    15 Minuten lang
  • 1:14 - 1:17
    beobachteten wir mit Hilfe
    versteckter Kameras das Geschehen.
  • 1:17 - 1:19
    Und heute möchte ich Ihnen erstmalig
  • 1:19 - 1:21
    einen Einblick geben,
    was wir dabei festgestellt haben.
  • 1:21 - 1:23
    Bitte entschuldigen Sie in
    manchen Fällen die Tonqualität,
  • 1:23 - 1:26
    denn, wie gesagt,
    es waren versteckte Kameras.
  • 1:26 - 1:28
    Deshalb gibt es auch Untertitel.
  • 1:28 - 1:29
    Reicher Spieler: Wie viele 500er hast du?
  • 1:29 - 1:30
    Armer Spieler: Nur einen.
  • 1:30 - 1:32
    Reicher Spieler: Ernsthaft?
    Armer Spieler: Ja.
  • 1:32 - 1:33
    Reicher Spieler: Ich habe drei. (Lacht)
  • 1:33 - 1:35
    Ich weiß nicht,
    warum sie mir so viele gegeben haben.
  • 1:35 - 1:37
    Paul Piff: Den Spielern ist
    also schnell aufgefallen,
  • 1:37 - 1:38
    dass da etwas im Busch war.
  • 1:38 - 1:41
    Eine Person hat eindeutig viel mehr Geld
  • 1:41 - 1:43
    als die andere und trotzdem sahen wir,
  • 1:43 - 1:45
    wie im Verlauf des Spiels
  • 1:45 - 1:47
    unübersehbare sowie
  • 1:47 - 1:49
    dramatische Unterschiede
  • 1:49 - 1:51
    zwischen den zwei Spielern
    deutlich wurden.
  • 1:51 - 1:53
    Der reiche Spieler
  • 1:53 - 1:56
    begann sich lauter
    auf dem Brett zu bewegen
  • 1:56 - 1:57
    und während der Züge regelrecht
    mit seiner Spielfigur
  • 1:57 - 2:00
    auf das Spielbrett einzuhämmern.
  • 2:00 - 2:03
    Unter den reichen Spielern
    waren dominantes Verhalten
  • 2:03 - 2:05
    und nonverbale Zeichen häufiger,
  • 2:05 - 2:07
    sie legten Machtgehabe an den Tag
  • 2:07 - 2:11
    und jubelten öfter.
  • 2:11 - 2:14
    Wir hatten eine Schale mit Salzbrezeln
    auf eine Seite des Tisches gestellt.
  • 2:14 - 2:16
    Das sehen Sie dort in der
    unteren rechten Ecke.
  • 2:16 - 2:19
    So konnten wir das Konsumverhalten
    der Teilnehmer beobachten.
  • 2:19 - 2:24
    Wir haben also nur beobachtet, wie viele
    Salzbrezeln die Teilnehmer essen.
  • 2:24 - 2:26
    Reicher Spieler:
    Sind die Knabbereien eine Falle?
  • 2:26 - 2:27
    Armer Spieler: Ich weiß nicht.
  • 2:27 - 2:31
    Paul Piff: Okay, keine Überraschung,
    die Probanden ahnen was wir vorhaben.
  • 2:31 - 2:32
    Sie fragen sich,
    was diese Schale mit Salzbrezeln
  • 2:32 - 2:34
    dort überhaupt soll.
  • 2:34 - 2:36
    Einer fragt sogar,
    wie Sie gerade gesehen haben,
  • 2:36 - 2:39
    ob die Schale mit Salzbrezeln
    eine Falle sei.
  • 2:39 - 2:42
    Und trotzdem scheint
    die Macht der Situation
  • 2:42 - 2:44
    unweigerlich beherrschend zu sein
  • 2:44 - 2:48
    und die reichen Spieler fangen an,
    mehr Salzbrezeln zu essen.
  • 2:52 - 2:54
    Reicher Spieler: Ich liebe Salzbrezeln.
  • 2:54 - 2:56
    (Gelächter)
  • 2:58 - 3:00
    Paul Piff: Im weiteren Verlauf des Spiels
  • 3:00 - 3:02
    trat eines der wirklich interessanten
    und dramatischen Verhaltensmuster,
  • 3:02 - 3:06
    die wir beobachteten, in Erscheinung.
  • 3:06 - 3:07
    Die reichen Spieler wurden tatsächlich
  • 3:07 - 3:11
    immer unhöflicher der
    anderen Person gegenüber
  • 3:11 - 3:13
    und immer unempfindlicher
    gegenüber der Notlage
  • 3:13 - 3:14
    dieser armen, armen Spieler
  • 3:14 - 3:17
    und sie stellten immer offensichtlicher
  • 3:17 - 3:19
    ihren materiellen Erfolg zur Schau.
  • 3:19 - 3:22
    Außerdem gaben sie häufiger
    mit ihrem Erfolg an.
  • 3:24 - 3:28
    Reicher Spieler: Ich kann mir alles leisten.
  • 3:28 - 3:29
    Armer Spieler: Was kostet das?
  • 3:29 - 3:33
    Reicher Spieler: Du schuldest mir 24 Dollar.
  • 3:33 - 3:36
    Du verlierst gleich dein ganzes Geld.
  • 3:36 - 3:38
    Ich kaufe das. Ich hab so viel Geld.
  • 3:38 - 3:40
    Ich habe so viel Geld, es wird ewig dauern.
  • 3:40 - 3:42
    Reicher Spieler 2:
    Ich kaufe das ganze Brett auf.
  • 3:42 - 3:44
    Reicher Spieler 3:
    Bald geht dir das Geld aus.
  • 3:44 - 3:47
    Ich bin an diesem Punkt fast unantastbar.
  • 3:47 - 3:49
    Paul Piff: Okay, und jetzt dazu,
  • 3:49 - 3:51
    was ich wirklich interessant fand:
  • 3:51 - 3:54
    Nach Ende der 15 Minuten
  • 3:54 - 3:58
    baten wir die Spieler, ihre Empfindungen
    während des Spiels zu beschreiben.
  • 3:58 - 4:01
    Als die reichen Spieler darüber redeten,
  • 4:01 - 4:02
    weshalb sie dieses gezinkte Monopoly-Spiel
  • 4:02 - 4:04
    zwangsläufig gewonnen hatten --
  • 4:04 - 4:09
    (Gelächter) --
  • 4:09 - 4:13
    sprachen sie davon, was sie alles
    unternommen hatten,
  • 4:13 - 4:16
    um die verschiedenen Grundstücke zu kaufen
  • 4:16 - 4:18
    und in diesem Spiel erfolgreich zu sein.
  • 4:18 - 4:21
    Sie gewöhnten sich nur schwer an
  • 4:21 - 4:24
    die Besonderheiten der Situation;
  • 4:24 - 4:26
    zum Beispiel das Werfen der Münze,
  • 4:26 - 4:29
    das ihnen zufällig diese
  • 4:29 - 4:32
    vorteilhafte Position eingebracht hatte.
  • 4:32 - 4:34
    Und das ist ein wirklich,
    wirklich unglaublicher Einblick
  • 4:34 - 4:40
    in die Art und Weise, wie Vorteile
    vom Verstand bewertet werden.
  • 4:40 - 4:42
    Dieses Monopoly-Spiel kann also
  • 4:42 - 4:45
    als Metapher für das Verstehen
    unserer Gesellschaft
  • 4:45 - 4:48
    und ihrer hierarchischen Strukturen
    gesehen werden,
  • 4:48 - 4:51
    in der einige wenige Menschen großen
    Wohlstand und großes Ansehen genießen,
  • 4:51 - 4:52
    andere hingegen nicht.
  • 4:52 - 4:55
    Sie haben weitaus weniger Vermögen und
    einen geringeren Status,
  • 4:55 - 4:58
    sowie einen erschwerten
    Zugang zu wertvollen Ressourcen.
  • 4:58 - 5:01
    Meine Kollegen und ich haben also in den
    vergangenen sieben Jahren
  • 5:01 - 5:05
    die Auswirkungen dieser Art
    von Hierarchien untersucht.
  • 5:05 - 5:09
    Wir haben durch Dutzende von Studien
  • 5:09 - 5:12
    mit Tausenden von Teilnehmern
    aus dem ganzen Land herausgefunden,
  • 5:12 - 5:17
    dass mit zunehmendem Wohlstand
    einer Person
  • 5:17 - 5:23
    die Fähigkeit, Mitgefühl und Empathie
    zu empfinden, abnimmt.
  • 5:23 - 5:27
    Außerdem glauben die Probanden verstärkt,
    sie hätten den Wohlstand verdient und
  • 5:27 - 5:31
    ihr Egoismus nimmt zu.
  • 5:31 - 5:33
    Anhand von Befragungen haben
    wir festgestellt,
  • 5:33 - 5:35
    dass wohlhabende Menschen
    eher dazu neigen,
  • 5:35 - 5:38
    Geiz als etwas Gutes zu moralisieren.
  • 5:38 - 5:40
    Sie halten auch das Verfolgen
    eigener Interessen
  • 5:40 - 5:43
    für vorteilhaft und moralisch richtig.
  • 5:43 - 5:45
    Ich will also heute
  • 5:45 - 5:49
    über die Auswirkungen dieser
    Eigeninteressen sprechen
  • 5:49 - 5:52
    und erklären, warum es wichtig ist, dass
    wir uns um diese Auswirkungen kümmern.
  • 5:52 - 5:55
    Enden möchte ich damit,
    was wir dagegen tun könnten.
  • 5:55 - 5:58
    Einige der ersten der Studien, die wir auf
    diesem Gebiet durchgeführt haben,
  • 5:58 - 5:59
    beschäftigten sich mit Hilfsverhalten,
  • 5:59 - 6:01
    etwas, das unter Sozialpsychologen
  • 6:01 - 6:03
    "pro-soziales Verhalten" genannt wird.
  • 6:03 - 6:06
    Wir haben uns vor allem dafür interessiert,
  • 6:06 - 6:08
    wer einer anderen Person
    am ehesten Hilfe anbietet:
  • 6:08 - 6:11
    eine arme Person oder eine reiche?
  • 6:11 - 6:16
    Für eine der Studien brachten wir
  • 6:16 - 6:18
    reiche und arme Gesellschaftsmitglieder
    ins Labor
  • 6:18 - 6:22
    und gaben jedem von ihnen Zahlungsmittel
    im Wert von 10 Dollar.
  • 6:22 - 6:23
    Den Teilnehmern wurde mitgeteilt,
  • 6:23 - 6:26
    dass sie die 10 Dollar entweder behalten
  • 6:26 - 6:28
    oder teilen können,
  • 6:28 - 6:30
    wenn sie wollen auch mit einem Fremden,
  • 6:30 - 6:31
    der völlig anonym ist.
  • 6:31 - 6:34
    Sie würden diese fremde Person
    nie treffen und umgekehrt.
  • 6:34 - 6:37
    Dann haben wir beobachtet, wie viel
    die Leute von ihrem Geld abgaben.
  • 6:37 - 6:40
    Personen, die zwischen 25.000 Dollar oder
  • 6:40 - 6:42
    auch mal weniger als 15.000 Dollar
    im Jahr verdienten,
  • 6:42 - 6:44
    gaben 44 % mehr ihres Geldes
  • 6:44 - 6:45
    an die fremde Person
  • 6:45 - 6:48
    als Menschen, die zwischen 150.000
  • 6:48 - 6:51
    und 200.000 Dollar pro Jahr verdienten.
  • 6:51 - 6:54
    Wir ließen die Probanden Spiele spielen,
  • 6:54 - 6:56
    um zu beobachten, wer eher schummelte,
  • 6:56 - 6:59
    um seine Chance auf einen Gewinn zu erhöhen.
  • 6:59 - 7:01
    In einem dieser Spiele,
    manipulierten wir einen Computer,
  • 7:01 - 7:04
    so dass beim Würfeln das Überschreiten
    einer bestimmten Augenzahl
  • 7:04 - 7:05
    unmöglich gemacht wurde.
  • 7:05 - 7:08
    Es konnten nicht mehr als 12 Augen
    erreicht werden
  • 7:08 - 7:11
    und trotzdem: Je reicher man war,
  • 7:11 - 7:13
    desto höher war die Wahrscheinlichkeit,
    dass man schummelte,
  • 7:13 - 7:17
    um Punkte zu sammeln, die zu einem
    Bargewinn von 50 Dollar führen konnten.
  • 7:17 - 7:21
    Manchmal war sie drei- bis viermal so hoch.
  • 7:21 - 7:23
    Wir haben eine weitere Studie durchgeführt,
  • 7:23 - 7:26
    in deren Verlauf wir untersucht haben,
    ob es Leute gibt, die gewillt sind
  • 7:26 - 7:29
    Süßigkeiten aus einem Glas zu nehmen,
    auf dem eindeutig steht,
  • 7:29 - 7:31
    dass es für Kinder reserviert ist.
  • 7:31 - 7:34
    (Gelächter)
  • 7:34 - 7:36
    Ich scherze nicht.
  • 7:36 - 7:39
    Ich weiß, dass es wie ein Witz klingt.
  • 7:39 - 7:41
    Wir haben den Probanden ausdrücklich gesagt,
  • 7:41 - 7:43
    dass die Süßigkeiten für eine Gruppe
    von Kindern bestimmt sind,
  • 7:43 - 7:46
    die sich als Versuchspersonen in einem
    benachbarten Labor aufhalten.
  • 7:46 - 7:48
    Also: Die Kinder sind im Versuchslabor.
    Die Süßigkeiten sind für sie.
  • 7:48 - 7:51
    Wir haben uns angeschaut, wie viele Süßigkeiten
    die Probanden aus dem Glas nahmen.
  • 7:51 - 7:53
    Probanden, die sich wohlhabend fühlten,
  • 7:53 - 7:54
    nahmen zweimal mehr Süßigkeiten
  • 7:54 - 7:57
    als Probanden, die sich arm fühlten.
  • 7:57 - 8:00
    Wir haben sogar eine Untersuchung
    mit Autos durchgeführt.
  • 8:00 - 8:02
    Also nicht nur irgendwelche Autos,
  • 8:02 - 8:05
    sondern wir haben uns angeschaut,
    ob Fahrer von verschiedenen Automarken
  • 8:05 - 8:08
    mehr oder weniger geneigt waren,
    das Gesetz zu brechen.
  • 8:08 - 8:11
    In einer dieser Studien haben wir getestet,
  • 8:11 - 8:15
    ob die Autofahrer für einen
    Fußgänger anhalten würden,
  • 8:15 - 8:18
    den wir am Zebrastreifen darauf
    warten ließen, die Straße zu überqueren.
  • 8:18 - 8:20
    Hier in Kalifornien ist es so,
    wie Sie alle wissen,
  • 8:20 - 8:22
    weil wir uns ja alle daran halten:
    Das Gesetz sagt,
  • 8:22 - 8:26
    dass man für einen Fußgänger anhalten muss,
    der die Straße überqueren will.
  • 8:26 - 8:28
    Hier also mal ein Beispiel,
    wie wir die Studie durchgeführt haben.
  • 8:28 - 8:30
    Links steht unser Mitarbeiter,
  • 8:30 - 8:32
    der sich als Fußgänger ausgibt.
  • 8:32 - 8:36
    Er geht auf den Zebrastreifen zu, als der rote
    Transporter erfolgreich zum Stehen kommt.
  • 8:36 - 8:38
    In typisch kalifornischer Manier
    wird das rote Auto
  • 8:38 - 8:41
    von einem Bus überholt,
    der unseren Fußgänger fast überfährt.
  • 8:41 - 8:42
    (Gelächter)
  • 8:42 - 8:44
    Hier jetzt ein Beispiel mit
    einem teureren Auto,
  • 8:44 - 8:46
    einem Toyota Prius, der nicht anhält,
  • 8:46 - 8:50
    und einem BMW, der dasselbe tut.
  • 8:51 - 8:54
    Wir haben das mit Hunderten von Autos
  • 8:54 - 8:56
    an verschiedenen Tagen durchgeführt
  • 8:56 - 8:59
    und geschaut, wer anhält und wer nicht.
  • 9:00 - 9:03
    So haben wir Folgendes herausgefunden:
  • 9:03 - 9:07
    Je höher der Preis eines Autos stieg,
  • 9:07 - 9:09
    desto größer war die Tendenz des Fahrers
  • 9:09 - 9:10
    das Gesetz zu brechen.
  • 9:10 - 9:13
    Keines der Autos, kein einziges der Autos
  • 9:13 - 9:16
    in der billigsten Fahrzeugkategorie
  • 9:16 - 9:18
    hat das Gesetz gebrochen.
  • 9:18 - 9:20
    Aber fast 50 % der Autos
  • 9:20 - 9:22
    in der teuersten Kategorie
  • 9:22 - 9:25
    haben das Gesetz gebrochen.
  • 9:25 - 9:27
    Wir haben auch andere Studien
    durchgeführt und herausgefunden,
  • 9:27 - 9:31
    dass wohlhabendere Personen
    in Verhandlungen eher lügen,
  • 9:31 - 9:33
    sich auf Arbeit eher unmoralisch verhalten,
  • 9:33 - 9:35
    also zum Beispiel Geld
    aus der Kasse klauen,
  • 9:35 - 9:41
    sich bestechen lassen oder die Kunden anlügen.
  • 9:41 - 9:42
    Ich will damit nicht sagen,
  • 9:42 - 9:44
    dass nur wohlhabende Menschen
  • 9:44 - 9:46
    diese Verhaltensmuster zeigen.
  • 9:46 - 9:48
    Wirklich nicht. Tatsächlich denke ich,
    dass wir alle
  • 9:48 - 9:51
    in unserem Alltag, jede Stunde,
    jede Minute,
  • 9:51 - 9:54
    mit gegensätzlichen Motivationen
    zu kämpfen haben,
  • 9:54 - 9:58
    wenn es darum geht, ob wir unsere Interessen
  • 9:58 - 10:00
    über die von anderen Personen stellen.
  • 10:00 - 10:02
    Und das ist auch verständlich,
  • 10:02 - 10:05
    denn der amerikanische Traum ist eine Idee,
  • 10:05 - 10:08
    die besagt, dass wir alle
    dieselben Möglichkeiten haben,
  • 10:08 - 10:10
    erfolgreich zu sein und voran zu kommen,
  • 10:10 - 10:13
    so lange wir uns anstrengen
    und hart arbeiten.
  • 10:13 - 10:15
    Manchmal heißt das eben auch,
  • 10:15 - 10:18
    dass wir unsere eigenen Interessen
  • 10:18 - 10:22
    über die Interessen und das Wohlergehen
    der Leute um uns herum stellen müssen.
  • 10:22 - 10:24
    Wir haben aber herausgefunden,
  • 10:24 - 10:26
    dass, je wohlhabender man ist,
  • 10:26 - 10:29
    desto wahrscheinlicher verfolgt man eine
    bestimmte Vision von persönlichem Erfolg,
  • 10:29 - 10:31
    eigenen Leistungen und Errungenschaften,
  • 10:31 - 10:35
    zum Schaden seiner Mitmenschen.
  • 10:35 - 10:38
    Hier sehen Sie das durchschnittliche
    Einkommen, das jedes Fünftel der Haushalte
  • 10:38 - 10:41
    und die oberen 5 %
    der Bevölkerung im Lauf
  • 10:41 - 10:43
    der letzten 20 Jahre zur Verfügung hatte.
  • 10:43 - 10:46
    1993 waren die Unterschiede beim Einkommen
  • 10:46 - 10:49
    zwischen den einzelnen Fünfteln
    der Bevölkerung
  • 10:49 - 10:52
    ziemlich erschreckend.
  • 10:52 - 10:54
    Es ist nicht schwer,
    die Unterschiede zu erkennen.
  • 10:54 - 10:57
    Aber im Lauf der letzten 20 Jahre,
  • 10:57 - 10:59
    ist aus diesem wesentlichen Unterschied
    eine riesige Lücke geworden,
  • 10:59 - 11:02
    zwischen den oberen 5 %
    und allen anderen.
  • 11:02 - 11:06
    Tatsächlich besitzen die oberen
    20 % unserer Bevölkerung
  • 11:06 - 11:09
    nahezu 90 % des gesamten
    Vermögens in unserem Land.
  • 11:09 - 11:11
    Noch nie zuvor gab es eine solche
  • 11:11 - 11:14
    wirtschaftliche Ungleichheit.
  • 11:16 - 11:18
    Das heißt nicht nur,
    dass sich der Wohlstand
  • 11:18 - 11:22
    zunehmend in den Händen einiger
    ausgewählter Personengruppen befindet,
  • 11:22 - 11:25
    sondern auch, dass der amerikanische Traum
  • 11:25 - 11:27
    für die meisten von uns
  • 11:27 - 11:30
    in immer weitere Ferne rückt.
  • 11:30 - 11:32
    Wir haben herausgefunden,
  • 11:32 - 11:34
    dass je wohlhabender man ist,
  • 11:34 - 11:37
    desto mehr fühlt man sich berechtigt,
    so wohlhabend zu sein,
  • 11:37 - 11:40
    und desto eher priorisiert man
    die eigenen Interessen
  • 11:40 - 11:42
    vor denen anderer Menschen
  • 11:42 - 11:45
    und ist bereit den eigenen Interessen
    zu dienen.
  • 11:45 - 11:47
    Also wenn das stimmt,
    dann gibt es keinen Grund zu denken,
  • 11:47 - 11:49
    dass sich diese Muster ändern.
  • 11:49 - 11:51
    Tatsächlich haben wir also
    jeden Grund zu denken,
  • 11:51 - 11:52
    dass sie sich nur verschlimmern werden
  • 11:52 - 11:55
    und so würde es dann aussehen,
    wenn es sich in den nächsten 20 Jahren
  • 11:55 - 12:00
    weiterhin so linear entwickelt.
  • 12:00 - 12:03
    Ungleichheit, wirtschaftliche Ungleichheit,
  • 12:03 - 12:05
    ist etwas, worüber wir alle
    besorgt sein sollten.
  • 12:05 - 12:07
    Nicht nur wegen den Menschen,
    die am unteren Ende
  • 12:07 - 12:09
    der sozialen Hierarchie stehen,
  • 12:09 - 12:11
    sondern weil es Einzelpersonen
    und Gruppen schlechter geht,
  • 12:11 - 12:16
    wenn wirtschaftliche Ungleichheit herrscht.
  • 12:16 - 12:19
    Das gilt nicht nur für den unteren Rand
    der Gesellschaft, sondern für alle.
  • 12:19 - 12:21
    Aus den besten Laboren weltweit
  • 12:21 - 12:24
    kommen zahlreiche spannende
    Forschungsergebnisse,
  • 12:24 - 12:27
    die die Bandbreite der Dinge aufzeigen,
  • 12:27 - 12:28
    die durch die steigende
    wirtschaftliche Ungleichheit
  • 12:28 - 12:31
    untergraben werden.
  • 12:31 - 12:34
    Soziale Mobilität, Dinge,
    die uns wirklich wichtig sind,
  • 12:34 - 12:36
    körperliche Gesundheit, soziales Vertrauen,
  • 12:36 - 12:39
    all das geht den Bach hinunter, wenn die
    wirtschaftliche Ungleichheit steigt.
  • 12:39 - 12:41
    Gleichzeitig verschärfen sich
    all die negativen Dinge
  • 12:41 - 12:44
    in sozialen Gruppen und Gemeinschaften,
  • 12:44 - 12:46
    Dinge wie Übergewicht, Gewalt,
  • 12:46 - 12:48
    Verhaftungen und Strafvollzug,
  • 12:48 - 12:52
    das alles verschlimmert sich, wenn die
    wirtschaftliche Ungleichheit zunimmt.
  • 12:52 - 12:54
    Und auch hier betreffen diese Auswirkungen
  • 12:54 - 12:56
    nicht nur einige Wenige, die Folgen
  • 12:56 - 12:59
    werden von allen Gesellschaftsschichten
    widergespiegelt.
  • 12:59 - 13:02
    Sogar die Menschen am oberen Ende
    bekommen die Konsequenzen zu spüren.
  • 13:02 - 13:05
    Was können wir also tun?
  • 13:05 - 13:09
    Dieser Teufelskreis aus nicht enden wollenden
  • 13:09 - 13:11
    schädlichen und negativen Effekten wirkt,
  • 13:11 - 13:15
    als sei er außer Kontrolle
  • 13:15 - 13:16
    und es scheint,
    als könnten wir nichts tun,
  • 13:16 - 13:19
    vor allem nichts,
    was ein einzelner Mensch tun kann.
  • 13:19 - 13:23
    Aber tatsächlich haben wir in unseren Tests
  • 13:23 - 13:26
    herausgefunden,
  • 13:26 - 13:31
    dass kleine psychologische Interventionen,
  • 13:31 - 13:35
    kleine Veränderungen von Werten und Normen,
  • 13:35 - 13:38
    kleine Schubser in bestimmte Richtungen,
  • 13:38 - 13:41
    das Gefühl von Gleichheit und Empathie
    wiederherstellen können.
  • 13:41 - 13:44
    Zum Beispiel die Leute
  • 13:44 - 13:46
    an die Vorteile von Zusammenarbeit
  • 13:46 - 13:49
    oder an die Vorteile von Gemeinschaft
    zu erinnern,
  • 13:49 - 13:53
    führt bei wohlhabenderen Menschen dazu,
  • 13:53 - 13:55
    dass sie genauso egalitär handeln
    wie arme Leute.
  • 13:55 - 13:59
    In einer Studie sahen die Probanden
    ein kurzes Video,
  • 13:59 - 14:03
    nur 46 Sekunden lang,
    in dem es um Kinderarmut ging.
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    Das Video sollte sie
  • 14:06 - 14:08
    an die Bedürfnisse der anderen Menschen
    auf der Welt erinnern,
  • 14:08 - 14:10
    und nachdem die Probanden es
    gesehen hatten
  • 14:10 - 14:12
    testeten wir, ob sie bereit waren,
  • 14:12 - 14:15
    ihre Zeit einem gestressten Fremden
    anzubieten,
  • 14:15 - 14:19
    den wir ihnen im Labor vorstellten.
  • 14:19 - 14:22
    Eine Stunde nachdem sie das Video
    gesehen hatten,
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    opferten die wohlhabenden Probanden
  • 14:24 - 14:26
    ihre Zeit genauso oft,
    um der anderen Person zu helfen,
  • 14:26 - 14:29
    wie ein armer Proband.
  • 14:29 - 14:32
    Das lässt vermuten, dass diese Unterschiede
  • 14:32 - 14:33
    nicht angeboren oder endgültig sind,
  • 14:33 - 14:35
    sondern sie sind sehr formbar,
  • 14:35 - 14:37
    selbst durch leichte Veränderungen im
    Wertesystem eines Menschen
  • 14:37 - 14:39
    und kleine Schubser in Richtung
  • 14:39 - 14:41
    Mitgefühl und Empathie.
  • 14:41 - 14:43
    Und außerhalb unseres Labors
  • 14:43 - 14:47
    beobachten wir mehr und mehr Zeichen
    der Veränderung in der Gesellschaft.
  • 14:47 - 14:50
    Bill Gates, eine der reichsten Personen
    unseres Landes,
  • 14:50 - 14:52
    sprach bei seiner Abschlussfeier
    in Harvard
  • 14:52 - 14:54
    über das Problem, mit dem
    unsere Gesellschaft konfrontiert ist,
  • 14:54 - 14:57
    nämlich dass Ungleichheit die beängstigendste
    Herausforderung heutzutage ist.
  • 14:57 - 15:00
    Er sprach auch darüber, was im Kampf
    gegen Ungleichheit getan werden muss
  • 15:00 - 15:03
    und sagte in diesem Zusammenhang:
    "Der größte Fortschritt der Menschheit
  • 15:03 - 15:05
    liegt nicht in den Entdeckungen,
  • 15:05 - 15:08
    sondern in der Anwendung
    dieser Entdeckungen,
  • 15:08 - 15:11
    um für mehr Gleichheit zu sorgen."
  • 15:11 - 15:13
    Und dann gibt es noch das "Giving Pledge",
  • 15:13 - 15:15
    eine Organisation, in der mehr als 100
  • 15:15 - 15:18
    der reichsten Personen unseres Landes
  • 15:18 - 15:22
    die Hälfte ihres Vermögens
    für wohltätige Zwecke spenden.
  • 15:22 - 15:23
    Außerdem entstehen
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    Dutzende von Bürgerbewegungen
  • 15:27 - 15:29
    wie zum Beispiel "We are the One Percent"
    [Wir sind das eine Prozent],
  • 15:29 - 15:31
    die "Resource Generation"
    [Ressourcen-Generation]
  • 15:31 - 15:33
    oder "Wealth for Common Good"
    [Wohlstand für alle],
  • 15:33 - 15:36
    Organisationen, in denen
  • 15:36 - 15:38
    die priviligierten Mitglieder
    der Gesellschaft,
  • 15:38 - 15:40
    Mitglieder der oberen paar Prozent und
  • 15:40 - 15:42
    andere wohlhabende Menschen
  • 15:42 - 15:46
    ihre eigenen wirtschaftlichen
    Ressourcen nutzen,
  • 15:46 - 15:50
    Alt wie Jung, das ist das,
    was mich derart fasziniert,
  • 15:50 - 15:52
    die ihr Privileg wirksam einsetzen,
  • 15:52 - 15:54
    ihre eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten,
  • 15:54 - 15:57
    um gegen Ungleichheit zu kämpfen,
  • 15:57 - 16:00
    indem sie sich für Sozialpolitik einsetzen,
  • 16:00 - 16:02
    für neue gesellschaftliche Werte
  • 16:02 - 16:04
    und für Veränderungen im Verhalten
    der Menschen,
  • 16:04 - 16:07
    die zwar ihren eigenen wirtschaftlichen
    Interessen entgegenwirken,
  • 16:07 - 16:11
    aber über kurz oder lang den amerikanischen
    Traum wiederherstellen könnten.
  • 16:11 - 16:13
    Vielen Dank.
  • 16:13 - 16:17
    (Applaus)
Title:
Macht Geld fies und gemein?
Speaker:
Paul Piff
Description:

Es ist erstaunlich, was ein gezinktes Monopoly-Spiel alles aufdecken kann. In diesem unterhaltsamen, aber ernüchternden Vortrag zeigt Sozialpsychologe Paul Piff, wie sich Menschen verhalten, wenn sie sich reich fühlen. (Kleiner Tipp: ziemlich fies und gemein.) Aber auch wenn das Problem der Ungleichheit eine komplexe und abschreckende Herausforderung darstellt, gibt es gute Nachrichten. (Aufgenommen bei TEDxMarin)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:35
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