Return to Video

Wie wir die nächste Finanzkrise vorhersehen können

  • 0:01 - 0:02
    Es war einmal eine Zeit,
  • 0:02 - 0:09
    da lebten wir im wirtschaftlichen
    Wachstum und Wohlstand.
  • 0:09 - 0:13
    Die sogenannte "Great Moderation"
    ["die große Mäßigung"]
  • 0:13 - 0:16
    war die irrige Annahme
    vieler Ökonomen,
  • 0:16 - 0:19
    politischer Entscheidungsträger
    und Zentralbanken,
  • 0:19 - 0:23
    dass wir uns eine neue Welt
  • 0:23 - 0:27
    des unendlichen Wachstums und
    Wohlstands geschaffen haben.
  • 0:27 - 0:31
    Begründet wurde dies durch das stabile
    und beständige Wachstum des BIP,
  • 0:31 - 0:34
    durch die niedrige
    und kontrollierte Inflation,
  • 0:34 - 0:37
    die niedrige Arbeitslosigkeit,
  • 0:37 - 0:40
    und kontrollierte und
    niedrige Marktschwankungen.
  • 0:40 - 0:47
    Aber die "große Rezession"
    von 2007 und 2008,
  • 0:47 - 0:51
    der große Crash, zerstörte diese Illusion.
  • 0:51 - 0:56
    Der Verlust von nur wenigen hundert
    Milliarden Dollar im finanziellen Sektor
  • 0:56 - 1:00
    weitete sich zu einem
    Verlust von 5 Billionen Dollar
  • 1:00 - 1:02
    des weltweiten BIPs
  • 1:02 - 1:05
    und von fast 30 Billionen Dollar
  • 1:05 - 1:09
    im gesamten globalen Börsenmarkt aus.
  • 1:09 - 1:15
    Diese große Rezession wurde als etwas
  • 1:15 - 1:20
    komplett Überraschendes
    aufgefasst, als etwas,
  • 1:20 - 1:21
    das aus heiterem Himmel kam
  • 1:21 - 1:24
    wie der Zorn der Götter.
  • 1:24 - 1:26
    Niemand fühlte sich dafür verantwortlich.
  • 1:26 - 1:28
    Deshalb haben wir
  • 1:28 - 1:31
    das Observatorium
    für Finanzkrisen gegründet.
  • 1:31 - 1:35
    Unser Ziel war, die
    Finanzblasen in Echtzeit
  • 1:35 - 1:38
    zu untersuchen
  • 1:38 - 1:44
    und deren kritische Zeitpunkte
    vorab zu bestimmen.
  • 1:44 - 1:47
    Was ist die wissenschaftliche Grundlage
    dieses Finanz-Observatoriums?
  • 1:47 - 1:52
    Wir haben die sogenannte
    "Drachenkönige" Theorie entwickelt.
  • 1:52 - 1:55
    Drachenkönige sind extreme Ereignisse
  • 1:55 - 1:58
    besonderer Größenordnung.
  • 1:58 - 2:01
    Sie sind ungewöhnlich.
    Sie sind Ausnahmefälle.
  • 2:01 - 2:04
    Sie werden durch bestimmte
    Ereignisse ausgelöst,
  • 2:04 - 2:07
    die sie vorhersehbar,
  • 2:07 - 2:10
    vielleicht sogar kontrollierbar
    machen könnten.
  • 2:10 - 2:14
    Gehen wir mal vom zeitlichen
    Ablauf eines Finanzkurses,
  • 2:14 - 2:16
    von einer bestimmten Aktie,
    Ihrer besten Aktie,
  • 2:16 - 2:18
    oder von einem globalen Index aus.
  • 2:18 - 2:21
    Sie haben alle ihr Hoch und Tief.
  • 2:21 - 2:24
    Solche Berg- und Talfahrten bieten
    eine ausgezeichnete Möglichkeit,
  • 2:24 - 2:27
    das Risiko
    solcher Finanzmärkte zu messen
  • 2:27 - 2:29
    und den schlimmstmöglichen
    Fall darzustellen,
  • 2:29 - 2:33
    bei dem man im Hoch kauft
    und im Tief verkauft.
  • 2:33 - 2:36
    An den Statistiken kann
    man die Ereignisfrequenzen
  • 2:36 - 2:39
    solcher Hochs und Tiefs
    verschiedener Größe ablesen
  • 2:39 - 2:41
    wie hier in der Grafik dargestellt.
  • 2:41 - 2:44
    Jetzt wird's interessant.
  • 2:44 - 2:48
    99 % solcher Hochs und Tiefs
    unterschiedlicher Größe
  • 2:48 - 2:51
    können durch das
    allgemeingültige Gesetz der Potenz
  • 2:51 - 2:55
    mit dieser roten Linie dargestellt werden.
  • 2:55 - 2:59
    Noch interessanter: Solche
    Abweichungen, solche Ausnahmen,
  • 2:59 - 3:01
    die von der roten Linie abweichen,
  • 3:01 - 3:05
    kommen mindestens 100-mal häufiger vor,
  • 3:05 - 3:09
    als man durch Extrapolation
    erwarten würde,
  • 3:09 - 3:13
    abgestimmt auf die verbliebenen 99 Prozent
  • 3:13 - 3:15
    der Hochs und Tiefs.
  • 3:15 - 3:20
    Sie sind derart voneinander abhängig,
  • 3:20 - 3:23
    dass auf einen Verlust ein Verlust folgt,
  • 3:23 - 3:26
    welcher wiederum einen Verlust und
    noch einen Verlust nach sich zieht.
  • 3:26 - 3:29
    Standardisierte Risikomanagement-
    Werkzeuge
  • 3:29 - 3:35
    übersehen diese Arten
    der Abhängigkeiten zu meist.
  • 3:35 - 3:38
    Sie werden ignoriert und eher als Eidechsen
  • 3:38 - 3:42
    statt als Drachenkönige wahrgenommen.
  • 3:42 - 3:46
    Der grundlegende Mechanismus
    eines Drachenkönigs
  • 3:46 - 3:49
    ist der langsame Instabilitätszuwachs
  • 3:49 - 3:50
    zu einer Blase,
  • 3:50 - 3:53
    und der Höhepunkt ist
    dann meistens der Crash.
  • 3:53 - 3:57
    Das ist vergleichbar mit dem
    langsamen Erhitzen von Wasser
  • 3:57 - 3:59
    in diesen Teströhren.
    Es erreicht den Siedepunkt,
  • 3:59 - 4:02
    wo es instabil wird
  • 4:02 - 4:05
    und zum Verdampfen übergeht.
  • 4:05 - 4:09
    Und so ein Prozess,
    der absolut nichtlinear
  • 4:09 - 4:11
    und mit keiner gängigen Technik
    vorhersehbar ist,
  • 4:11 - 4:15
    ist das Ergebnis eines
    emergenten Verhaltens,
  • 4:15 - 4:18
    entsteht also ausschließlich
    von innen heraus.
  • 4:18 - 4:21
    Die Ursache des Crashes,
    die Ursache der Krise
  • 4:21 - 4:24
    ist die innere Instabilität
    eines solchen System.
  • 4:24 - 4:30
    Schon die kleinste Störung
    löst solche Instabilitäten aus.
  • 4:30 - 4:34
    Nun fragen sich einige von Ihnen,
  • 4:34 - 4:37
    ob das nicht dem Konzept des
    Schwarzen Schwans nahekommt,
  • 4:37 - 4:39
    von dem wir so häufig hören?
  • 4:39 - 4:42
    Zur Erinnerung, ein schwarzer
    Schwan ist dieser seltene Vogel,
  • 4:42 - 4:45
    den man einmal sieht und der
    unseren Glauben daran erschüttert,
  • 4:45 - 4:48
    dass alle Schwäne eigentlich
    weiß sein sollten.
  • 4:48 - 4:52
    Damit meinen wir
    das Unvorhersehbare, die Unkenntnis.
  • 4:52 - 4:56
    Extreme Ereignisse
    seien grundsätzlich nicht fassbar.
  • 4:56 - 4:57
    Das entspricht ganz und gar nicht
  • 4:57 - 5:00
    dem von mir vorgeschlagenen
    Konzept des Drachenkönigs.
  • 5:00 - 5:04
    Es ist das genaue Gegenteil davon, denn
    die meisten außergewöhnlichen Ereignisse
  • 5:04 - 5:07
    sind tatsächlich greif- und vorhersehbar.
  • 5:07 - 5:10
    Somit sind wir dazu fähig, die
    Verantwortung zu übernehmen
  • 5:10 - 5:13
    und Prognosen darüber aufzustellen.
  • 5:13 - 5:16
    Lassen wir meinen Drachenkönig dieses
    Konzept des Schwarzen Schwans grillen.
  • 5:16 - 5:17
    (Lachen)
  • 5:17 - 5:20
    Durch dieese Theorie können
    viele Frühwarnsignale
  • 5:20 - 5:22
    vorausgesagt werden.
  • 5:22 - 5:25
    Schauen wir uns eines davon an:
  • 5:25 - 5:28
    der überexponentielle Zuwachs
    mit positiver Rückkopplung.
  • 5:28 - 5:29
    Was bedeutet das?
  • 5:29 - 5:31
    Nehmen wir mal an, Ihr Investment
  • 5:31 - 5:34
    wirft im ersten Jahr 5 Prozent ab,
  • 5:34 - 5:37
    im zweiten Jahr 10 Prozent,
    im dritten Jahr 20 Prozent,
  • 5:37 - 5:40
    im nächsten Jahr 40 Prozent.
    Ist das nicht großartig?
  • 5:40 - 5:43
    Das ist überexponentieller Zuwachs.
  • 5:43 - 5:45
    Ein gewöhnlicher exponentieller
    Zuwachs geht mit einer
  • 5:45 - 5:49
    konstanten Wachstumsrate
    von z. B. 10 Prozent einher.
  • 5:49 - 5:54
    Aber bei Blasen gibt es oft
    positive Rückkopplung,
  • 5:54 - 5:56
    oft auch mehrfach,
  • 5:56 - 6:00
    sodass das bisherige Wachstum gesteigert,
  • 6:00 - 6:03
    übertroffen, wieder vergrößert wird.
  • 6:03 - 6:06
    Dieser überexponentielle Anstieg
  • 6:06 - 6:09
    ist natürlich viel zu stark
    und nicht nachhaltig.
  • 6:09 - 6:12
    Der Grundgedanke ist,
    dass die mathematische Lösung
  • 6:12 - 6:16
    dieser Art des Modells
    zeitbegrenzte Singularitäten aufweist,
  • 6:16 - 6:19
    d. h., es gibt einen kritischen Zeitpunkt,
  • 6:19 - 6:22
    an dem das System zusammenbrechen
    und den Verlauf ändern wird.
  • 6:22 - 6:25
    Es kann ein Crash sein. Vielleicht
    bloß ein Plateau oder etwas anderes.
  • 6:25 - 6:28
    Und der Grundgedanke ist,
    dass der kritische Zeitpunkt,
  • 6:28 - 6:32
    das Wissen über den kritischen Zeitpunkt,
    bereits in der frühen Entwicklung
  • 6:32 - 6:36
    des überexponentiellen
    Wachstums enthalten ist.
  • 6:36 - 6:40
    Wir haben diese Theorie damals --
    es war unser erster Erfolg --
  • 6:40 - 6:44
    bei der Überprüfung der Risse
  • 6:44 - 6:46
    von wichtigen Raketenteilen eingesetzt.
  • 6:46 - 6:49
    Wir nutzten akkustische Signale.
    Diese leisen Geräusche,
  • 6:49 - 6:51
    die ein strukturiertes
    Objekt abgibt, verraten,
  • 6:51 - 6:55
    ob es überstrapaziert ist und
    ob darauf weitere Schäden folgen.
  • 6:55 - 6:57
    Das allgemeine Phänomen
    der positiven Rückkopplung:
  • 6:57 - 6:59
    Auf einen Schaden folgen
    weitere, stärkere Schäden.
  • 6:59 - 7:02
    Man kann tatsächlich vorhersagen,
  • 7:02 - 7:04
    natürlich innerhalb des
    Wahrscheinlichkeitsbereichs,
  • 7:04 - 7:06
    wann das Auseinanderreißen
    eintreten wird.
  • 7:06 - 7:10
    Es war so erfolgreich,
    dass sie in der Anfangsphase
  • 7:10 - 7:13
    des [undeutlich]-fluges verwendet wurde.
  • 7:13 - 7:15
    Es mag Sie vielleicht überraschen,
    dass eine solche Theorie
  • 7:15 - 7:18
    auch in der Biologie und
    Medizin angewandt wird,
  • 7:18 - 7:22
    z. B. bei Geburtsvorgängen
    oder epileptischen Anfällen.
  • 7:22 - 7:25
    Ab dem siebten Monat
    der Schwangerschaft
  • 7:25 - 7:31
    beginnt die Mutter, episodisch einleitende
    Kontraktionen ihres Uterus zu spüren,
  • 7:31 - 7:35
    die auf eine wachsende
    Instabilität hindeuten,
  • 7:35 - 7:39
    nämlich die Geburt des Babys ...
  • 7:39 - 7:41
    ... des Drachenkönigs.
  • 7:41 - 7:44
    Man kann also solche Vorzeichen messen,
  • 7:44 - 7:50
    um problematische Entwicklungen
    tatsächlich
  • 7:50 - 7:51
    im Voraus zu bestimmen.
  • 7:51 - 7:55
    Epileptische Anfälle geschehen
    in verschiedenen Formen und Ausmaßen,
  • 7:55 - 7:58
    und wenn das Gehirn in einen
    absolut kritischen Zustand gerät,
  • 7:58 - 8:02
    bieten die Drachenkönige einen
    ausreichenden Grad an Voraussagbarkeit,
  • 8:02 - 8:07
    um den Patienten helfen zu können,
    mit ihrer Krankheit zu leben.
  • 8:07 - 8:10
    Wir haben unsere Theorie
    an vielen Systemen angewandt,
  • 8:10 - 8:12
    an Erdrutschen, an Gletscherstürzen,
  • 8:12 - 8:16
    sogar an der Dynamik des Erfolgs:
  • 8:16 - 8:20
    Kassenschlager,
    YouTube-Videos, Filme, usw.
  • 8:20 - 8:23
    Die aber vielleicht wichtigste Anwendung
  • 8:23 - 8:27
    ist im Finanzwesen,
    und diese Theorie beleuchtet,
  • 8:27 - 8:29
    wie ich glaube,
    den tatsächlichen Grund
  • 8:29 - 8:32
    der Wirtschaftskrise,
    die wir durchgemacht haben.
  • 8:32 - 8:36
    Sie wurzelt in der 30-jährigen
    Geschichte der Blasen,
  • 8:36 - 8:42
    angefangen in den 80ern
    mit dem globalen Crash von 1987,
  • 8:42 - 8:44
    gefolgt von vielen weiteren Blasen.
  • 8:44 - 8:47
    Die größten davon waren die
    "new economy" Internet Blase,
  • 8:47 - 8:49
    die 2000 platzte,
  • 8:49 - 8:51
    die Immobilienblasen in vielen Ländern,
  • 8:51 - 8:54
    die Finanzderivatenblasen überall,
  • 8:54 - 8:56
    wie ebenso die Börsenblasen überall,
  • 8:56 - 9:00
    Rohstoffblasen, die Schulden-
    und Kreditblasen ...
  • 9:00 - 9:03
    Blasen, Blasen, Blasen.
  • 9:03 - 9:05
    Wir hatten eine globale Blase.
  • 9:05 - 9:08
    Das hier ist eine Messung
  • 9:08 - 9:11
    einer globalen Überbewertung
    des Gesamtmarktes;
  • 9:11 - 9:17
    für mich das Trugbild
    einer unerschöpflichen Geldmaschine,
  • 9:17 - 9:21
    die 2007 plötzlich zerbrach.
  • 9:21 - 9:25
    Das Problem ist, dass wir heutzutage
    das gleiche Muster erkennen.
  • 9:25 - 9:28
    Eine unerschöpflichen Geldmaschine,
  • 9:28 - 9:31
    mit der -- insbesondere durch
    die lockere Geldmarktpolitik --
  • 9:31 - 9:35
    in den USA, in Europa und Japan
    seit 2008 die Krise angegangen wird.
  • 9:35 - 9:37
    in den USA, in Europa und Japan
    seit 2008 die Krise angegangen wird.
  • 9:37 - 9:40
    Das hat sehr wichtige Auswirkungen
  • 9:40 - 9:44
    auf das Verständnis über das
    Versagen der lockeren Geldmarktpolitik
  • 9:44 - 9:46
    wie auch über die Sparmaßnahmen,
  • 9:46 - 9:49
    solange wir nicht den Kern angehen,
  • 9:49 - 9:54
    nämlich die stukturelle Ursache durch die
    immerwährende Geldmaschinen-Denkweise.
  • 9:54 - 9:56
    Das sind ziemlich starke Behauptungen.
  • 9:56 - 9:59
    Warum sollten Sie mir glauben?
  • 9:59 - 10:02
    Möglicherweise deswegen,
    weil wir in den letzten 15 Jahren
  • 10:02 - 10:05
    unseren Elfenbeinturm verlassen
    und damit begonnen haben,
  • 10:05 - 10:08
    "ex ante" zu veröffentlichen --
  • 10:08 - 10:11
    ich betone den Begriff "ex ante",
    was "im Voraus" bedeutet --
  • 10:11 - 10:14
    noch bevor der Crash überhaupt
  • 10:14 - 10:16
    die Existenz einer exzessiven
    Finanzblase offenbarte.
  • 10:16 - 10:20
    Das sind nur einige der großen Blasen,
  • 10:20 - 10:24
    die wir in der jüngsten
    Geschichte erlebt haben.
  • 10:24 - 10:27
    Auch hier gibt es viele interessante
    Geschichten für jede davon.
  • 10:27 - 10:30
    Ich möchte Ihnen noch eine
    oder zwei Geschichten erzählen,
  • 10:30 - 10:32
    die mit gewaltigen
    Blasen zu tun haben.
  • 10:32 - 10:34
    Wir alle kennen das chinesische Wunder.
  • 10:34 - 10:37
    So nennt die Börse
  • 10:37 - 10:40
    eine kolossale Blase
    mit einem Faktor von drei,
  • 10:40 - 10:43
    also 300 Prozent innerhalb
    von wenigen Jahren.
  • 10:43 - 10:46
    Im September 2007
  • 10:46 - 10:49
    wurde ich als Hauptredner zu einer
  • 10:49 - 10:52
    Macro-Hedgefonds-Konferenz eingeladen,
  • 10:52 - 10:56
    und ich präsentierte dort eine Prognose,
  • 10:56 - 11:00
    dass bis Ende 2007 diese Blase
  • 11:00 - 11:02
    den Kurs ändern würde.
  • 11:02 - 11:05
    Es könnte einen Crash geben.
    Auf jeden Fall nichts Nachhaltiges.
  • 11:05 - 11:10
    Nun können Sie sich vorstellen,
    wie diese sehr cleveren,
  • 11:10 - 11:16
    motivierten und gut informierten
    Makrohedgefonds-Manager
  • 11:16 - 11:18
    auf diese Prognose reagierten?
  • 11:18 - 11:20
    Wie Sie wissen, scheffelten sie Milliarden,
  • 11:20 - 11:23
    indem sie bis jetzt einfach nur auf
    dieser Blase mitgeschwommen sind.
  • 11:23 - 11:24
    Sie sagten mir, "Didier,
  • 11:24 - 11:27
    ja sicher, der Markt mag überbewertet sein,
  • 11:27 - 11:29
    aber du vergisst etwas.
  • 11:29 - 11:31
    Die Olympischen Spiele werden
  • 11:31 - 11:34
    im August 2008 stattfinden
    und es ist ziemlich klar,
  • 11:34 - 11:37
    dass die chinesische Regierung
    die Konjunktur überwacht
  • 11:37 - 11:38
    und damit alles tut,
  • 11:38 - 11:43
    um jede Woge zu glätten und
    den Aktienmarkt zu bändigen."
  • 11:43 - 11:45
    Drei Wochen nach meiner Präsentation
  • 11:45 - 11:47
    verlor der Markt 20 Prozent
  • 11:47 - 11:50
    und geriet in eine instabile Phase,
    in Aufruhr,
  • 11:50 - 11:52
    und erlitt einen Gesamtverlust
  • 11:52 - 11:55
    von 70% bis zum Jahresende.
  • 11:55 - 11:57
    Wie können wir alle so falsch liegen
  • 11:57 - 12:02
    und die wissenschaftlichen Fakten
    einfach missdeuten oder ignorieren,
  • 12:02 - 12:04
    wenn sich eine Instabilität
    herausgebildet hat,
  • 12:04 - 12:07
    das System kurz vor dem
    Zusammenbruch steht
  • 12:07 - 12:11
    und es durch jede Störung
    außer Kontrolle gerät?
  • 12:11 - 12:15
    Der chinesische Markt kollabierte zwar,
    stieg aber dann wieder stark an.
  • 12:15 - 12:20
    2009 haben wir diese kleinere,
    neue Blase identifiziert,
  • 12:20 - 12:23
    eine kleinere, auch nicht nachhaltig,
  • 12:23 - 12:26
    so dass wir wieder
    eine Prognose herausgaben,
  • 12:26 - 12:31
    dass sich bis August 2009
    der Markt korrigieren
  • 12:31 - 12:33
    und nicht weiter auf
    dieser Spur bleiben wird.
  • 12:33 - 12:36
    Unsere Kritiker, die unsere
    Prognosen gelesen haben,
  • 12:36 - 12:40
    meinten: "Nein, völlig unmöglich.
  • 12:40 - 12:42
    Die chinesische Regierung ist ja da.
  • 12:42 - 12:44
    Sie hat ihre Lektion gelernt.
    Sie werden das hinkriegen.
  • 12:44 - 12:46
    Sie wollen von dem Wachstum profitieren."
  • 12:46 - 12:50
    Möglicherweise haben diese Kritiker
    nichts von ihrer letzten Lektion gelernt.
  • 12:50 - 12:54
    Also trat wieder eine Krise auf.
    Es gab eine Marktkorrektur.
  • 12:54 - 12:56
    Dieselben Kritiker sagten dann:
  • 12:56 - 12:58
    "Nun ja, aber Sie haben
    Ihre Prognose veröffentlicht.
  • 12:58 - 13:00
    Sie haben den Markt beeinflusst.
  • 13:00 - 13:03
    Das war keine Prognose."
  • 13:03 - 13:06
    Vielleicht bin ich ja so mächtig.
  • 13:06 - 13:08
    Das ist doch interessant.
  • 13:08 - 13:11
    Man sieht, dass es bis jetzt
    im Grunde genommen unmöglich ist,
  • 13:11 - 13:13
    eine Wirtschaftswissenschaft
    zu entwickeln,
  • 13:13 - 13:16
    da wir fühlende Wesen sind,
    die im Voraus denken,
  • 13:16 - 13:20
    und damit ergibt sich das Problem
    der selbsterfüllenden Prophezeiung.
  • 13:20 - 13:24
    Also haben wir neue Wege
    der Wissenschaft beschritten.
  • 13:24 - 13:27
    Wir haben das Finanzblasen-
    Experiment entwickelt.
  • 13:27 - 13:29
    Die Idee ist folgende:
    Wir beobachten den Markt.
  • 13:29 - 13:34
    Wir erkennen Überbewertungen, Blasen.
  • 13:34 - 13:37
    Wir machen unsere Arbeit.
    Wir verfassen einen Bericht
  • 13:37 - 13:41
    mit unseren Prognosen
    über den kritischen Zeitpunkt.
  • 13:41 - 13:44
    Wir geben den Report aber nicht heraus,
    er wird geheimgehalten.
  • 13:44 - 13:47
    Mit moderner Verschlüsselungstechnik
  • 13:47 - 13:51
    geben wir einen Hash,
    den Public Key, heraus
  • 13:51 - 13:55
    und sechs Monate später
    veröffentlichen wir den Bericht
  • 13:55 - 13:57
    mit einer entsprechenden Authentifizierung.
  • 13:57 - 14:02
    Und das alles wird über
    ein internationales Archiv erledigt,
  • 14:02 - 14:06
    damit uns keiner vorwerfen kann, wir würden
    nur die erfolgreichen Berichte herausgeben.
  • 14:06 - 14:09
    Lassen Sie mich Sie mit einer
    aktuellen Analyse neugierig machen.
  • 14:09 - 14:13
    Am 17. Mai 2013, vor zwei Wochen,
  • 14:13 - 14:14
    entdeckten wir, dass der US-Aktienmarkt
  • 14:14 - 14:17
    auf einem unbeständigen Weg war
  • 14:17 - 14:21
    und wir gaben auf unserer Webseite
    am 21. Mai heraus,
  • 14:21 - 14:23
    dass es eine Kursänderung geben wird.
  • 14:23 - 14:27
    Am nächsten Tag begann
    der Markt, den Kurs zu ändern.
  • 14:27 - 14:29
    Noch ist es kein Crash.
  • 14:29 - 14:31
    Es ist nur die dritte oder vierte Stufe
  • 14:31 - 14:34
    einer entstehenden, riesigen Blase.
  • 14:34 - 14:37
    Weiten wir die Untersuchungen
    auf den gesamten Planeten aus,
  • 14:37 - 14:38
    sehen wir das Gleiche.
  • 14:38 - 14:41
    Wohin wir auch schauen,
    genau das lässt sich beobachten:
  • 14:41 - 14:45
    im Lebensraum,
    in der Atmosphäre, im Ozean,
  • 14:45 - 14:48
    überall gibt es den
    überexponentiellen Kurvenverlauf,
  • 14:48 - 14:51
    der für einen nichttragfähigen
    Entwicklungspfad steht
  • 14:51 - 14:54
    und einen Phasenübergang ankündigt.
  • 14:54 - 14:55
    Das Diagramm auf der rechten Seite
  • 14:55 - 14:58
    zeigt eine sehr schöne
    Zusammenstellung von Untersuchungen,
  • 14:58 - 15:02
    die auf einen nichtlinearen Übergang
  • 15:02 - 15:06
    innerhalb der nächsten
    paar Dekaden hinweist.
  • 15:06 - 15:10
    Überall Blasen.
  • 15:10 - 15:12
    Für mich als Professor ist es aufregend,
  • 15:12 - 15:15
    Blasen zu jagen
  • 15:15 - 15:19
    und Drachen zu töten, wie die
    Medien es manchmal darstellen.
  • 15:19 - 15:22
    Können wir die Drachen überhaupt töten?
  • 15:22 - 15:25
    Vor kurzem haben wir
    mit Kooperationspartnern
  • 15:25 - 15:27
    ein dynamisches System erforscht,
  • 15:27 - 15:30
    in dem man die Drachenkönige
    als solche Riesenschleifen darstellt
  • 15:30 - 15:34
    und wir waren in der Lage, durch winzige
    gewollte Störungen zur rechten Zeit
  • 15:34 - 15:39
    die Drachen zu entfernen.
    Durch unsere Kontrolle.
  • 15:39 - 15:42
    "Gouverner, c'est prévoir."
  • 15:42 - 15:48
    Regieren ist die Kunst des
    Planens und Vorhersehens.
  • 15:48 - 15:51
    Aber handelt es sich hierbei nicht um eine
  • 15:51 - 15:54
    der größten Verfehlungen der Menschheit,
  • 15:54 - 15:58
    deren Aufgabe es doch ist,
  • 15:58 - 16:00
    uns und unseren Planeten
    in Richtung Nachhaltigkeit zu steuern
  • 16:00 - 16:05
    in Anbetracht der wachsenden
    Herausforderungen und Krisen?
  • 16:05 - 16:10
    Aber die Drachenkönig-Theorie
    gibt Hoffnung.
  • 16:10 - 16:13
    Wir wissen nun, dass die meisten Systeme
    Möglichkeiten zur Vorhersage bieten.
  • 16:13 - 16:18
    Es ist durchaus möglich, fortschrittliche
    Diagnosen über Krisen zu entwickeln,
  • 16:18 - 16:22
    sodass wir vorbereitet sind.
    Wir können Maßnahmen ergreifen,
  • 16:22 - 16:25
    wir können Verantwortung übernehmen,
  • 16:25 - 16:27
    damit uns Extremfälle und Krisen
  • 16:27 - 16:31
    wie die Weltwirtschaftskrise
  • 16:31 - 16:36
    oder die europäische Krise nie
    wieder überraschen werden.
  • 16:36 - 16:37
    Vielen Dank!
  • 16:37 - 16:43
    (Applaus)
Title:
Wie wir die nächste Finanzkrise vorhersehen können
Speaker:
Didier Sornette
Description:

Viele meinen, dass die Finanzkrise von 2007-2008 durch einen einmaligen und unvorsehbaren Crash ausgelöst wurde. Didier Sornette erfasst mit seinem "Financial Crisis Observatory" eine Reihe von Frühwarnsignalen für instabil wachsende Systeme und damit den Zeitpunkt, wann eine Blase platzen wird. Und genau jetzt sieht er es wieder kommen.

Didier Sornette beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, große Veränderungen oder Krisen in komplexen Systemen vorherzusehen.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:01
  • Hallo! Es wäre ganz schön, wenn noch Zeilenumbrüche eingefügt werden könnten. Könntet ihr die bitte noch einfügen?

    Anleitung hier

    http://translations.ted.org/wiki/How_to_Tackle_a_Review#Line_length

    Danke!

    (Ferner steht in der Description noch Englisch drin.)

  • Ein schwieriger Text mit vielen mathematischen und finanztechnischen Spezialbegriffen gemeistert!

    Beim Review habe ich ein paar mathematische Termini geändert. Dann massiv umgebrochen und an einigen Stellen gekürzt.

    Ich finde die Übersetzung ok so.

    Leider darf ich den Review nicht erfolgreich abschliessen. Es kommt Meldung:
    "The draft has unsynced / untranslated lines and cannot be approved / accepted"
    Da es mehrere Stellen gab, wo die Zeitcodes vom letzten englischen Original abwichen habe ich jetzt penibel alles synchron zum englischen Original gehalten. ZUmindest agt mir das mein subtitle editor.
    Leider scheint es trotzdem noch ein Problem zu geben.
    Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als das Ding zurück zu schicken.
    Sorry
    Peter

  • Zwei Zeilen fehlten noch....

  • 00:08 - wie wäre es, eine deutsche Übersetzung einzufügen? Dann kann man auch weiter unten die Rezession gleich direkt übersetzen.
    00:40 -- hier dann gleich ganz übersetzt. auch kein Komma nach "Aber"

    Bitte keinen Akzent als Apostroph

    Einige Wort-"Leichen" (mit verlaufenen Endungen)

    ß statt ss nach langem Vokal (kann sein, dass hier eine Beteiligung von der Schweiz stattfand, aber in diesem Fall haben wir uns TED-weit auf diese Regelung geeinigt und bitten das der Einheitlichkeit halber zu berücksichtigen. Kann dann auch im Review eingefügt werden.)

    Bitte kein "Well..." als "Nun" übersetzen. Meistens nimmt das Platz weg und klingt auch unnatürlich. Dann lieber ein Partikel im Satz statt dessen. So viel, wie Leute in den deutschen Transkripten "Nun, ..." sagen, passiert das im echten Leben nie. :)

    12:26 -- hier bezieht sich die Zeitangabe darauf, wann sich der Markt korrigieren wird.

    Die Zeitformen springen manchmal (willkürlich) zwischen Perfekt und Imperfekt hin und her.

    Bitte keine Worttrennungen.

    Auf der Seite mit der Beschreibung war das "Speaker Name"-Feld leer.

    Ansonsten war das toll. Viele Grüße, Judith

  • Ich fürchte, da hat sich eine Doublette eingeschlichen:

    9:31 - 9:35
    in den USA, in Europa und Japan
    seit 2008 die Krise angegangen wird.

    9:35 - 9:37
    in den USA, in Europa und Japan
    seit 2008 die Krise angegangen wird.

    Ich habe leider nicht mehr die Möglichkeit, dies selbst zu korrigieren.

    Viele Grüße

    MB

German subtitles

Revisions