Können Pflanzen miteinander sprechen? – Richard Karban

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/can-plants-talk-to-each-other-richard-karban

Können Pflanzen miteinander sprechen? Es sieht ganz bestimmt nicht so aus: Pflanzen haben keine komplexen Sinnes- oder Nervensysteme wie Tiere und sie wirken ziemlich passiv. So komisch es aber klingt – Pflanzen kommunizieren miteinander – besonders, wenn sie angegriffen werden. Richard Karban erklärt, wie es funktioniert.

Lektion von Richard Karban, Animation von Yukai Du.

Können Pflanzen miteinander sprechen?

Es sieht ganz bestimmt nicht so aus.

Pflanzen haben keine komplexen Sinnes-
oder Nervensysteme wie Tiere,

und sie wirken ziemlich passiv.

Sie wiegen in der Sonne

und reagieren instinktiv auf
Impulse wie Licht oder Wasser.

Aber so komisch es auch klingt --
Pflanzen kommunizieren miteinander.

Genau wie Tiere produzieren sie
allerlei chemische Signale

als Reaktion auf ihre Umgebung.

Diese Signale können sie
miteinander teilen,

besonders, wenn sie angegriffen werden.

Sie werden über zwei Wege gesendet:

Über die Luft

und durch den Boden.

Werden Blätter beschädigt,

sei es durch hungrige Insekten
oder einen gefräßigen Rasenmäher,

setzen sie Wolken
flüchtiger Chemikalien frei.

So entsteht auch der Geruch
von frisch gemähtem Gras.

Bestimmte Pflanzenarten
wie Salbei und Limabohnen

können solche Luftnachrichten empfangen

und ihre eigene innere Chemie
entsprechend anpassen.

In einem Experiement wurden Salbeiblätter

von Insekten oder Wissenschaftlern
mit Scheren absichtlich beschädigt.

Im Sommer

wurden andere Zweige des gleichen Salbeis

von vorbeikommenden Insekten
weniger angeknabbert.

Das gleiche galt für benachbarte Büsche,

was andeutet, dass sie
ihre Insektenabwehr hochgefahren hatten.

Wurde die Luft über einer gestutzten
Pflanze zu einer anderen geweht,

wurde die zweite Plfanze ebenfalls
resistenter gegen Insekten.

Diese Lufthinweise erhöhen die
Überlebenschancen von Jungpflanzen

und ließen ausgewachsene Pflanzen
mehr Triebe und Blüten entwickeln.

Doch warum sollte eine Pflanze
ihre Nachbarn vor Gefahr warnen,

wenn sie noch dazu um
dieselben Ressourcen kämpfen?

Vielleicht ist es die zufällige Folge
eines Selbstverteidungsmechanismus.

Pflanzen können Informationen nicht
so gut durch den Körper leiten wie wir,

besonders dann, wenn Wasser knapp ist.

So könnten Chemikalien
in der Luft nötig sein,

um Nachrichten von einem Teil der Pflanze
an einen anderen zu leiten.

Pflanzen in der Nähe können
diese Signale aufschnappen,

so wie du deinen Nachbarn niesen
und mit Medikamenten hantieren hörst.

Jede Pflanze sendet Warnungen
in einer anderen chemischen Sprache.

Einzelne Salbeipflanzen
auf der gleichen Wiese

setzen leicht unterschiedliche
Alarmchemikalien frei.

Die Zusammensetzung dieses Cocktails

beeinflusst die Wirksamkeit
der Kommunikation.

Je ähnlicher die chemischen
Fingerabdrücke von zwei Pflanzen sind,

desto besser können sie kommunizieren.

Am empfindsamsten ist eine Pflanze
für die Hinweise ihrer eigenen Blätter.

Da diese Chemikalien vermutlich

so wie menschliche
Blutgruppen vererbt werden,

können Salbeipflanzen mit Verwandten

besser kommunizieren als mit Fremden.

Manchmal profitieren sogar andere Arten.

Tomaten- und Tabakpflanzen können
Warnsignale des Salbeis entziffern.

Pflanzen müssen sich nicht nur
auf Informationen aus der Luft verlassen.

Signale können auch über
den Boden gesendet werden.

Die meisten Plfanzen leben
in einer Symbiose mit Pilzen,

die Pflanzenwurzeln besiedeln und helfen,
Wasser und andere Nährstoffe aufzunehmen.

Diese Pilzleitungen bilden
ausgedehnte Netzwerke,

die entfernte Pflanzen verbinden können.

So wird eine unterirdische Schnellstraße
für chemische Nachrichten geschaffen.

Wenn eine Tomate auf Fäule reagiert,

indem sie krankheitsabwehrende
Gene und Enzyme aktiviert,

prodziert ihr Immunsystem
signaltragende Moleküle,

die zu einer gesunden Pflanze wandern

und sie dazu bringen können,
ihr Immunsystem ebenfalls zu aktivieren.

Diese Vorwarnungen erhöhen
die Überlebenschancen der Pflanze.

Auch Bohnenpflanzen können
über diese Pilzleitungen

gegenseitig ihrer Gesundheit lauschen.

Der Blattlausbefall einer Plfanze

lässt ihre Nachbarn Verbindungen bilden,
die Blattläuse abschrecken

und blattlausfressende Wespen anlocken.

Betrachtet man Kommunikation
als Informationsaustausch,

scheinen Pflanzen aktiv zu kommunizieren.

Sie senden, empfangen und
antworten auf Signale,

geräuschlos

und ganz ohne Gehirne, Nasen,
Wörterbücher oder das Internet.

Wenn wir lernen, mit ihnen
in ihrer Sprache zu reden,

finden wir vielleicht ein neues Werkzeug,

um Ackerpflanzen und
andere Arten zu schützen.

Fragst du dich auch,
was wir sonst noch verpassen?