Return to Video

Eine Reise durch die Gedankenwelt eines Künstlers

  • 0:01 - 0:03
    Ich bin mit zwei Müttern
    in den Bergen aufgewachsen,
  • 0:03 - 0:06
    und kam dann als eine Art Gnom
    nach New York City.
  • 0:06 - 0:08
    (Lachen)
  • 0:08 - 0:13
    Das brachte mich fast um den Verstand
    -- aber dazu später mehr.
  • 0:13 - 0:15
    Ich fange an als ich acht Jahre alt war.
  • 0:16 - 0:18
    Ich nahm eine Holzbox,
  • 0:18 - 0:23
    legte eine Dollar-Note, einen Stift
    und eine Gabel hinein.
  • 0:23 - 0:29
    Ich habe sie in Colorado vergraben,
    damit sie Aliens in 500 Jahren finden,
  • 0:29 - 0:33
    und etwas über die Art lernen,
    wie unsere Spezies Ideen austauscht,
  • 0:33 - 0:35
    wie wir Spaghetti essen,
  • 0:35 - 0:37
    ich hatte keine wirkliche Idee.
  • 0:37 - 0:39
    Es ist schon lustig.
  • 0:39 - 0:43
    Denn jetzt, 30 Jahre später,
    arbeite ich immer noch mit Boxen.
  • 0:44 - 0:47
    Irgendwann war ich dann in Hawaii --
  • 0:47 - 0:50
    Ich mag Wandern und Surfen --
  • 0:50 - 0:52
    und machte eine Collage für meine Mama.
  • 0:52 - 0:54
    Ich nahm ein Wörterbuch und zerriss es,
  • 0:54 - 0:57
    und machte eine Art Tabelle daraus.
  • 0:57 - 1:00
    Ich habe Harz darüber gegossen,
    eine Biene blieb stecken.
  • 1:00 - 1:03
    Meine Mama hat Angst vor Bienen
    und ist sogar allergisch,
  • 1:03 - 1:07
    also goss ich mehr Harz über die Leinwand,
    um die Biene zu verstecken.
  • 1:07 - 1:08
    Das Gegenteil war der Fall.
  • 1:08 - 1:10
    Die Biene wurde irgendwie größer,
  • 1:10 - 1:12
    als wäre eine Lupe auf dem Text.
  • 1:13 - 1:16
    Was habe ich gemacht? Mehr Boxen gebaut.
  • 1:16 - 1:20
    Diesmal nahm ich Elektronik, Frösche,
  • 1:20 - 1:23
    komische Flaschen --
    alles, was ich fand --
  • 1:23 - 1:26
    weil ich immer irgendwas fand,
  • 1:26 - 1:29
    und versuchte, die Objekte zu verbinden.
  • 1:30 - 1:33
    Ich hab um sie herum gemalt und bemerkt:
  • 1:33 - 1:36
    Wow! Ich kann in der Luft malen!
  • 1:36 - 1:38
    Ich kann frei schwebende Linien ziehen,
  • 1:38 - 1:41
    wie die um eine Leiche herum.
  • 1:41 - 1:42
    Also nahm ich die Sachen raus
  • 1:42 - 1:45
    und habe meine eigene Taxonomie
    von erfundenen Exemplaren gemacht.
  • 1:45 - 1:49
    Zuerst: Botanisch --
    das erklärt sich noch recht leicht.
  • 1:50 - 1:53
    Danach: komische Insekten und Kreaturen.
  • 1:54 - 1:57
    Das war echt toll; ich habe einfach
    auf Harzschichten gezeichnet.
  • 1:57 - 2:00
    Das war cool, weil ich dann auch begann,
    Shows und so was zu machen.
  • 2:00 - 2:03
    Ich hab Geld verdient,
    konnte mit meiner Freundin ausgehen,
  • 2:03 - 2:05
    ins Restaurant gehen.
  • 2:05 - 2:06
    Das war echt geil!
  • 2:06 - 2:08
    (Lachen)
  • 2:08 - 2:12
    Irgendwann kam ich dann zum Menschen,
  • 2:12 - 2:16
    lebensgroße Harz-Skulpturen
    mit Menschenzeichnungen.
  • 2:16 - 2:19
    Das war auch großartig, außer:
  • 2:19 - 2:20
    Ich wäre bald gestorben.
  • 2:20 - 2:22
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte,
  • 2:22 - 2:24
    das Harz hätte mich umgebracht.
  • 2:24 - 2:26
    Ich habe jede Nacht drüber nachgedacht.
  • 2:26 - 2:28
    Ich versuchte es dann mit Glasplatten,
  • 2:28 - 2:30
    und begann auf ihnen zu zeichnen,
  • 2:30 - 2:34
    als zeichnete man auf einem Fenster,
    dann nimmt man ein weiteres,
  • 2:34 - 2:36
    und dann ein anderes darauf,
    und das immer wieder,
  • 2:36 - 2:38
    sodass am Ende ein 3D-Werk entsteht.
  • 2:39 - 2:42
    Und das hat funktioniert,
    ich brauchte keinen Harz mehr.
  • 2:42 - 2:43
    Das tat ich jahrelang.
  • 2:43 - 2:48
    Daraus entstand eine große Sammlung,
    die ich "Den Triptych" nenne.
  • 2:48 - 2:50
    Stark inspiriert wurde er
  • 2:50 - 2:53
    von Hieronymus Boschs
    "[Der] Garten der irdischen Lüste",
  • 2:53 - 2:56
    dem Gemälde im Museo del Prado in Spanien.
  • 2:56 - 2:57
    Kennt das jemand?
  • 2:57 - 2:59
    Gut, das ist ein cooles Werk.
  • 2:59 - 3:01
    Seiner Zeit voraus, sagt man.
  • 3:01 - 3:03
    "Der Triptych"; Ich erklär das mal.
  • 3:03 - 3:06
    Es ist fast elf Tonnen schwer,
  • 3:07 - 3:09
    ist fünfeinhalb Meter lang,
  • 3:09 - 3:12
    doppelseitig, also elf Meter an Kunst,
  • 3:12 - 3:13
    ziemlich ungewöhnlich.
  • 3:15 - 3:17
    Das ist der Blutbrunnen.
  • 3:17 - 3:19
    (Lachen)
  • 3:19 - 3:22
    Links sind Jesus und die Heuschrecken.
  • 3:22 - 3:24
    Es gibt eine Höhle,
  • 3:24 - 3:27
    in der Gestalten mit Tierköpfen
    zwischen zwei Welten verkehren.
  • 3:27 - 3:29
    Sie gehen von der gegenständlichen Welt
  • 3:29 - 3:32
    in eine analoge Unterwelt,
    wo sie sich verstecken.
  • 3:32 - 3:35
    Hier sind sie beim Leuchtturm,
  • 3:35 - 3:38
    und wollen Massenselbstmord begehen.
  • 3:38 - 3:41
    Der Ozean besteht aus tausenden Elementen.
  • 3:41 - 3:43
    Hier ist ein Vogelgott,
    gefesselt auf einem Kriegsschiff.
  • 3:43 - 3:44
    (Lachen)
  • 3:44 - 3:46
    Billy Graham ist auch im Ozean,
  • 3:46 - 3:50
    der Horizont von der Ölkatastrophe;
    Waldo; Osama Bin Ladens Versteck --
  • 3:50 - 3:52
    überall ist etwas Komisches im Ozean,
  • 3:52 - 3:54
    wenn man danach sucht.
  • 3:55 - 3:57
    Das hier ist eine Frauengestalt.
  • 3:57 - 4:01
    Sie kommt aus dem Wasser
    und spuckt Öl in eine Hand,
  • 4:01 - 4:03
    und Wolken kommen aus der anderen.
  • 4:03 - 4:05
    Ihre Hände sind wie Waagen
  • 4:05 - 4:10
    und sie hat mythologischen Bezug
    zu der Balance zwischen Erde und Kosmos.
  • 4:10 - 4:12
    Das ist die eine Seite vom "Triptych".
  • 4:12 - 4:13
    Eine kleine Erzählung.
  • 4:13 - 4:16
    Das ist ihre Hand, in die sie spuckt.
  • 4:16 - 4:18
    Und dann auf der anderen Seite
  • 4:18 - 4:20
    hat sie einen Schnabel,
  • 4:20 - 4:22
    aus dem Wolken kommen.
  • 4:23 - 4:26
    Sie hat einen fünf Meter langen Schwanz,
    der den "Triptych" verbindet.
  • 4:27 - 4:30
    Der Schwanz fängt Feuer an einem Vulkan.
  • 4:30 - 4:31
    (Lachen)
  • 4:31 - 4:33
    Ich weiß nicht mal mehr, wieso.
  • 4:33 - 4:34
    (Lachen)
  • 4:34 - 4:36
    Das passiert halt mal.
  • 4:36 - 4:40
    Der Schwanz endet in einem Zyklopen-Auge,
  • 4:40 - 4:42
    bestehend aus 1986er Terroristen-Karten.
  • 4:43 - 4:44
    Kennt ihr die?
  • 4:44 - 4:47
    Die kommen aus den 80ern,
    Sammelkarten mit Terroristen.
  • 4:47 - 4:48
    Wirklich ihrer Zeit voraus!
  • 4:48 - 4:51
    (Lachen)
  • 4:51 - 4:53
    Das bringt uns zu meinem neuesten Projekt.
  • 4:53 - 4:54
    Ich stecke gerade in zweien:
  • 4:54 - 4:56
    Eins davon ist "Psychogeographien".
  • 4:56 - 4:59
    Es dauert so sechs Jahre,
    bis man 100 dieser Menschen hat.
  • 4:59 - 5:02
    Jeder ist ein Archiv unserer Kultur
  • 5:02 - 5:04
    durch die zerissenen Schriftstücke,
  • 5:04 - 5:07
    seien es Enzyklopädien, Wörterbücher
    oder Zeitschriften.
  • 5:07 - 5:10
    Jeder ist eine Art Archiv in Menschenform,
  • 5:10 - 5:13
    sie kommen in Gruppen,
    20, 4, oder 12 auf einmal.
  • 5:14 - 5:16
    Sie sind wie Zellen --
    Sie kommen zusammen und teilen sich.
  • 5:17 - 5:19
    Als Betrachter geht man da durch,
    dafür brauchte ich Jahre.
  • 5:19 - 5:23
    Jedes Stück ist wie ein Objektträger,
  • 5:23 - 5:26
    tonnenschwer mit einem Menschen drin.
  • 5:26 - 5:29
    Er hier hat einen Hohlraum in der Brust.
  • 5:29 - 5:32
    Das ist sein Kopf; hier die Brust,
    man kann den Anfang sehen.
  • 5:32 - 5:34
    Wir gehen einfach mal am Körper runter:
  • 5:34 - 5:38
    Ein Wasserfall kommt aus der Brust,
  • 5:38 - 5:41
    verdeckt sein Glied -- oder Nicht-Glied,
    oder was auch immer es ist,
  • 5:41 - 5:43
    etwas Androgynes vielleicht.
  • 5:43 - 5:46
    Wir machen das im Schnelldurchlauf,
  • 5:46 - 5:48
    weil ich jeden einzelnen
    nicht lange erklären kann.
  • 5:48 - 5:51
    Es gibt die Schichten, wie man sieht.
  • 5:52 - 5:54
    Das ist ein Körper, der geteilt wird.
  • 5:54 - 5:56
    Dieser hier hat zwei Köpfe,
  • 5:56 - 5:58
    und kommuniziert zwischen ihnen.
  • 5:58 - 6:00
    Man sieht hier die Pillen,
  • 6:00 - 6:02
    die von einem in den anderen Kopf gehen.
  • 6:02 - 6:05
    Hier ist eine kleine Wald-Szene eingebaut.
  • 6:05 - 6:06
    Sieht man das?
  • 6:07 - 6:09
    Na ja, dieser Vortrag
    handelt ja von Boxen,
  • 6:09 - 6:10
    wie die, in denen wir stecken.
  • 6:11 - 6:13
    Diese Box hier,
    das Solarsystem ist auch eine.
  • 6:14 - 6:16
    Das bringt mich zu meiner letzten Box.
  • 6:16 - 6:19
    Eine Ziegelstein-Box
    names "Pioneer Works".
  • 6:19 - 6:20
    (Jubel)
  • 6:20 - 6:25
    In dieser Box ist ein Physiker,
  • 6:25 - 6:28
    ein Neurowissenschaftler, ein Maler,
    ein Musiker, ein Autor,
  • 6:28 - 6:33
    eine Radiostation, ein Museum,
    eine Schule, ein Verlagsbereich,
  • 6:33 - 6:38
    der das, was wir da drinnen machen,
    nach draußen in die Welt verbreitet;
  • 6:38 - 6:40
    ein Garten.
  • 6:40 - 6:42
    Wir schütteln diese Box,
  • 6:42 - 6:45
    und alle Leute drinnen treffen sich,
    ein bisschen wie kleine Teilchen.
  • 6:45 - 6:47
    Und ich finde, so sollte man auch
    die Welt verändern.
  • 6:47 - 6:51
    Man definiert die Inhalte und die Box,
    in der man lebt, neu.
  • 6:51 - 6:55
    Dadurch kommt man zusammen und realisiert,
    "Hey, wir sitzen hier alle zusammen drin."
  • 6:55 - 6:58
    Man merkt, dass dieses Trugbild,
    diese "Unterschiede" --
  • 6:58 - 7:02
    die Idee von Ländern, Grenzen,
    Religionen -- nicht funktioniert.
  • 7:02 - 7:07
    Wir bestehen alle aus dem Gleichen,
    sitzen in der gleichen Box.
  • 7:07 - 7:11
    Und wenn wir das nicht friedlich
    und freundlich austauschen,
  • 7:11 - 7:13
    sterben wir alle ganz schnell.
  • 7:13 - 7:14
    Danke schön.
  • 7:15 - 7:18
    (Applaus)
Title:
Eine Reise durch die Gedankenwelt eines Künstlers
Speaker:
Dustin Yellin
Description:

Dustin Yellin erstellt außergewöhnliche Kunstwerke, die komplexe, von Mythen inspirierte Geschichten erzählen. Aber wie kam er dazu? In diesem offenen Talk nimmt er uns mit auf eine Reise durch seine Gedanken – seit dem er acht ist – und seine einzigartige Weise zu denken und Dinge zu sehen. Folgen Sie ihm auf dieser Reise, die in seinem letzten (oder letzten beiden) Hauptwerk endet.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
07:32

German subtitles

Revisions