Unser gemeinsamer Zustand – das Bewusstsein
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0:00 - 0:03Ich werde über das Bewusstsein reden.
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0:03 - 0:05Warum das Bewusstsein?
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0:05 - 0:07Seltsamerweise ist es
ein vernachlässigtes Thema, -
0:07 - 0:11in der Wissenschaft und
in der Philosophie. -
0:11 - 0:12Aber warum ist das seltsam?
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0:12 - 0:16Es ist der wichtigste Aspekt
unseres Lebens -
0:16 - 0:18aus einem sehr einfachen,
logischen Grund: -
0:18 - 0:20Bei Bewusstsein zu sein,
ist eine notwendige Bedingung -
0:20 - 0:23für alles Wichtige in unserem Leben.
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0:23 - 0:26Sie interessieren sich für Wissenschaft,
Philosophie, Musik, Kunst etc., -
0:26 - 0:29dann ist es nicht gut, wenn Sie
ein Zombie oder im Koma sind. -
0:29 - 0:32Das Bewusstsein ist entscheidend.
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0:32 - 0:34Zweitens: Wenn Leute sich
dafür interessieren ‒ -
0:34 - 0:36und das sollten sie auch ‒
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0:36 - 0:39neigen sie dazu,
entsetzliche Dinge zu sagen. -
0:39 - 0:41Selbst wenn sie nichts Entsetzliches sagen
-
0:41 - 0:43und wirklich ernsthaft Forschung betreiben,
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0:43 - 0:47geht es nur langsam voran.
Es sind nur winzige Fortschritte. -
0:47 - 0:50Als ich anfing, mich dafür
zu interessieren, dachte ich, -
0:50 - 0:53es sei ein überschaubares Problem
in der Biologie. -
0:53 - 0:55Diese Gehirnstecher sollen
schleunigst herausfinden, -
0:55 - 0:56wie es im Gehirn funktioniert.
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0:56 - 0:58Ich ging zur Universität von Kalifornien
und sprach dort -
0:58 - 1:00mit den besten Neurobiologen.
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1:00 - 1:01Sie waren ungeduldig,
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1:01 - 1:05so wie Wissenschaftler oft sind,
wenn man ihnen peinliche Fragen stellt. -
1:05 - 1:09Aber am meisten hat mich getroffen,
dass mir einer von ihnen, -
1:09 - 1:11ein sehr bekannter Neurobiologe,
in Verzweiflung sagte: -
1:11 - 1:14„Auf meinem Gebiet ist es okay,
sich für das Bewusstsein zu interessieren, -
1:14 - 1:18aber man sollte sich
zuerst eine Festanstellung sichern.“ -
1:18 - 1:20Ich arbeite jetzt schon sehr lang daran.
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1:20 - 1:22Ich denke, jetzt bekommt man
wahrscheinlich eine Festanstellung, -
1:22 - 1:24wenn man an diesem Thema arbeitet.
-
1:24 - 1:26Das wäre ein echter Schritt nach vorne.
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1:26 - 1:29Aber warum gibt es
diese seltsame Abneigung -
1:29 - 1:31und Feindseligkeit
gegen das Bewusstsein? -
1:31 - 1:34Für mich ist es eine Kombination
zweier Eigenschaften -
1:34 - 1:36unserer intellektuellen Kultur,
-
1:36 - 1:38die gerne denkt, dass sie
im Gegensatz zueinander stehen, -
1:38 - 1:42aber eigentlich teilen sie
gemeinsame Annahmen. -
1:42 - 1:46Eine Eigenschaft ist die Tradition
des religiösen Dualismus: -
1:46 - 1:49Das Bewusstsein ist nicht Teil
der physischen Welt. -
1:49 - 1:51Es ist Teil der spirituellen Welt.
-
1:51 - 1:53Es ist Teil der Seele
-
1:53 - 1:56und die Seele ist nicht Teil
der physischen Welt. -
1:56 - 1:59Das ist die Tradition von Gott,
der Seele und der Unsterblichkeit. -
1:59 - 2:01Laut einer anderen Tradition
steht es im Gegensatz dazu, -
2:01 - 2:03nimmt aber die schlimmste Annahme an.
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2:03 - 2:07Diese Tradition besagt, dass wir bloß
wissenschaftliche Materialisten sind: -
2:07 - 2:11Das Bewusstsein ist nicht Teil
der physischen Welt. -
2:11 - 2:13Entweder existiert es gar nicht
oder es ist etwas anderes, -
2:13 - 2:16ein Computerprogramm oder irgendetwas,
-
2:16 - 2:19aber auf keinen Fall
Teil der Wissenschaft. -
2:19 - 2:21Dann begann eine Auseinandersetzung,
die mir Bauchschmerzen bereitete. -
2:21 - 2:23Und so lief sie ab.
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2:23 - 2:27Die Wissenschaft ist objektiv,
das Bewusstsein ist subjektiv. -
2:27 - 2:30Daher kann es keine Wissenschaft
des Bewusstseins geben. -
2:30 - 2:37Diese Zwillingstraditionen lähmen uns.
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2:37 - 2:40Es ist sehr schwer, von diesen
Zwillingstraditionen loszukommen. -
2:40 - 2:43Es gibt nur eine einzig echte Botschaft
in diesem Vortrag: -
2:43 - 2:46Das Bewusstsein ist
eine biologische Erscheinung -
2:46 - 2:49wie Fotosynthese, Verdauung, Mitose ‒
-
2:49 - 2:53all diese biologischen Erscheinungen ‒
wenn Sie das einmal akzeptieren, -
2:53 - 2:56dann lösen sich die meisten,
nicht alle, schwierigen Probleme -
2:56 - 2:58über das Bewusstsein einfach
in Wohlgefallen auf. -
2:58 - 3:00Ich stelle Ihnen einige davon vor.
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3:00 - 3:03Wie versprochen erzähle ich Ihnen etwas
-
3:03 - 3:05über die unfassbaren Dinge, die über
das Bewusstsein gesagt wurden. -
3:05 - 3:09Erstens: Das Bewusstsein existiert nicht.
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3:09 - 3:11Es ist eine Illusion,
wie der Sonnenuntergang. -
3:11 - 3:16Sonnenuntergänge und Regenbögen sind
wissenschaftlich bewiesene Illusionen. -
3:16 - 3:18Somit ist das Bewusstsein
auch eine Illusion. -
3:18 - 3:22Zweitens: Vielleicht existiert es,
aber dann ist es etwas anderes, -
3:22 - 3:25ein Computerprogramm im Gehirn.
-
3:25 - 3:29Drittens:
Das einzig Existierende ist das Verhalten. -
3:29 - 3:33Es ist beschämend, wie viel Einfluss
der Behaviorismus hatte, -
3:33 - 3:34aber dazu später mehr.
-
3:34 - 3:37Viertens:
Vielleicht existiert das Bewusstsein, -
3:37 - 3:39aber es wird nichts verändern.
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3:39 - 3:42Wie könnte Spiritualität etwas bewegen?
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3:42 - 3:44Wenn mir jemand das erzählt,
dann denke ich, -
3:44 - 3:46du willst sehen,
wie Spiritualität etwas bewegt? -
3:46 - 3:49Dann sieh hin. Ich entscheide,
bewusst meinen Arm zu heben, -
3:49 - 3:52und der verdammte Arm tut es.
(Lachen) -
3:52 - 3:56Außerdem
-
3:56 - 4:00sagen wir nicht:
„Es ist ein bisschen wie das Wetter in Genf. -
4:00 - 4:02An manchen Tagen geht er hoch
und an manchen Tagen nicht.“ -
4:02 - 4:05Nein. Er geht immer hoch, wenn ich
das verdammt noch mal will. -
4:05 - 4:07Okay. Ich sage Ihnen,
wie das möglich ist. -
4:07 - 4:11Ich habe Ihnen noch
keine Definition gegeben. -
4:11 - 4:13Sie können das nicht machen,
wenn Sie keine Definition geben. -
4:13 - 4:16Die Leute sagen immer,
das Bewusstsein sei schwer zu definieren. -
4:16 - 4:18Ich denke, es ist ziemlich einfach,
-
4:18 - 4:20wenn man versucht, es nicht
wissenschaftlich auszudrücken. -
4:20 - 4:22Wir sind noch nicht bereit
für eine wissenschaftliche Definition, -
4:22 - 4:24also hier eine vernünftige Definition.
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4:24 - 4:27Das Bewusstsein besteht aus all
diesen Zuständen des Gefühls, -
4:27 - 4:29der Empfindung oder
des Sich-Bewusstseins. -
4:29 - 4:33Es beginnt am Morgen
nach einem traumlosen Schlaf -
4:33 - 4:35und geht den ganzen Tag,
bis Sie wieder einschlafen, -
4:35 - 4:38sterben oder auf andere Art
das Bewusstsein verlieren. -
4:38 - 4:41Träume sind eine Art Bewusstsein
nach dieser Definition. -
4:41 - 4:44Das ist die vernünftige Definition.
Das ist unser Ziel. -
4:44 - 4:48Wenn Sie nicht darüber reden,
reden Sie nicht über das Bewusstsein. -
4:48 - 4:51Sie denken: „Also wenn es das ist,
dann ist das ein schreckliches Problem. -
4:51 - 4:55Wie kann so etwas als Teil
der realen Welt existieren?“ -
4:55 - 4:57Wenn Sie jemals einen Philosophiekurs
besucht haben ‒ -
4:57 - 5:00das ist das berühmte
Körper-Geist-Problem. -
5:00 - 5:03Hier gibt es auch eine einfache Lösung.
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5:03 - 5:08All unsere Bewusstseinszustände
werden ohne Ausnahme -
5:08 - 5:13von grundlegenden neurobiologischen
Prozessen im Gehirn verursacht -
5:13 - 5:15und als ausgereifte Prozesse
-
5:15 - 5:18oder Systemeigenschaften wiedergegeben.
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5:18 - 5:21Es ist genauso geheimnisvoll wie
die Flüssigkeit des Wassers. -
5:21 - 5:24Die Flüssigkeit ist kein Extra-Saft,
-
5:24 - 5:26die die H2O-Moleküle herausspritzen.
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5:26 - 5:29Es ist ein Zustand,
in dem sich das System befindet. -
5:29 - 5:34So wie sich das Wasser in einem Gefäß
von flüssig zu fest verändern kann, -
5:34 - 5:36abhängig vom Verhalten der Moleküle,
-
5:36 - 5:39so kann Ihr Hirn
vom Zustand des Bewusstseins -
5:39 - 5:41in den Zustand
der Bewusstlosigkeit übergehen, -
5:41 - 5:44abhängig vom Verhalten der Moleküle.
-
5:44 - 5:48Das berühmte Körper-Geist-Problem
ist so einfach. -
5:48 - 5:51Okay? Aber jetzt kommen wir
zu schwierigeren Fragen. -
5:51 - 5:55Lassen Sie uns die genauen Eigenschaften
des Bewusstseins untersuchen, -
5:55 - 5:57sodass wir etwas zu diesen
-
5:57 - 5:58vier Einwänden sagen können.
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5:58 - 6:03Erstens: Es ist real
und nicht abzuleiten. -
6:03 - 6:05Sie können es nicht loswerden.
-
6:05 - 6:09Die Unterscheidung
zwischen Realität und Illusion -
6:09 - 6:11ist die Unterscheidung zwischen dem,
-
6:11 - 6:15wie die Dinge uns bewusst sind
und wie sie wirklich sind. -
6:15 - 6:17Es scheint ‒
-
6:17 - 6:19ich mag den französischen
„arc-en-ciel“ (Regenbogen) ‒ -
6:19 - 6:21es scheint, als wäre ein Bogen im Himmel
-
6:21 - 6:25oder die Sonne ginge
über den Bergen unter. -
6:25 - 6:28Es scheint uns bewusst zu sein,
aber eigentlich geschieht es nicht. -
6:28 - 6:30Aber bei der Unterscheidung zwischen dem,
-
6:30 - 6:32wie die Dinge uns bewusst sind
und wie sie wirklich sind, -
6:32 - 6:36kann man für das Bewusstsein selbst
keine Unterscheidung machen, -
6:36 - 6:40denn was das Bewusstsein selbst angeht:
-
6:40 - 6:43Wenn es Ihnen bewusst erscheint,
dass sie bei Bewusstsein sind, -
6:43 - 6:45dann sind sie bei Bewusstsein.
-
6:45 - 6:48Wenn ein paar Experten
zu mir kommen und sagen: -
6:48 - 6:51„Wir sind die besten Neurobiologen
und wir haben Sie untersucht, Searle, -
6:51 - 6:54und wir sind überzeugt,
dass Sie kein Bewusstsein haben, -
6:54 - 6:56Sie sind ein sehr ausgeklügelter Roboter“,
-
6:56 - 6:59dann denke ich nicht,
„Vielleicht haben sie recht?“ -
6:59 - 7:02Keinen Moment denke ich daran.
-
7:02 - 7:05Descartes hat vielleicht viele Fehler
gemacht, aber damit hatte er recht. -
7:05 - 7:08Man kann nicht an der Existenz
des eigenen Bewusstseins zweifeln. -
7:08 - 7:10Das ist die erste Eigenschaft
des Bewusstseins. -
7:10 - 7:12Es ist real und lässt sich nicht ableiten.
-
7:12 - 7:15Sie können es nicht loswerden,
indem Sie es als eine Illusion ausweisen, -
7:15 - 7:18sowie es bei anderen herkömmlichen
Illusionen gemacht wird. -
7:18 - 7:21Die zweite Eigenschaft ist diejenige,
-
7:21 - 7:23die uns Ärger eingebracht hat,
-
7:23 - 7:25nämlich, dass all
unsere Bewusstseinszustände -
7:25 - 7:28diesen qualitativen Charakter haben.
-
7:28 - 7:31Es gibt etwas, da hat man Lust,
Bier zu trinken, -
7:31 - 7:34aber man hat keine Lust,
die Steuererklärung zu machen -
7:34 - 7:37oder Musik zu hören,
und dieses qualitative Gefühl -
7:37 - 7:39erzeugt automatisch die
dritte Eigenschaft, -
7:39 - 7:43dass Bewusstseinszustände
per Definition subjektiv sind. -
7:43 - 7:46Sie existieren nur durch die Erfahrung
-
7:46 - 7:48einiger Menschen oder Tiere,
-
7:48 - 7:50ein Teil erfährt sie.
-
7:50 - 7:53Vielleicht können wir eine Maschine
mit Bewusstsein bauen. -
7:53 - 7:55Da wir aber nicht wissen,
wie unser Gehirn es macht, -
7:55 - 7:59sind wir dazu noch nicht in der Lage.
-
7:59 - 8:02Eine weitere Eigenschaft ist,
-
8:02 - 8:06dass es in einheitlichen
Bewusstseinsfeldern vorkommt. -
8:06 - 8:08Ich bin mir nicht nur
der Menschen vor mir, -
8:08 - 8:11dem Klang meiner Stimme
und dem Gewicht meiner Schuhe -
8:11 - 8:13gegen den Boden bewusst,
sondern sie kommen mir -
8:13 - 8:17als Teil eines einzigen
großen Bewusstseinsfeldes vor, -
8:17 - 8:19das sich nach vorne
und hinten erstreckt. -
8:19 - 8:20Das ist der Schlüssel zum Verständnis
-
8:20 - 8:23der enormen Kräfte des Bewusstseins.
-
8:23 - 8:26Bis jetzt konnten wir noch nicht
so einen Roboter bauen. -
8:26 - 8:28Die Einschränkung der Robotik kommt davon,
-
8:28 - 8:30dass wir nicht wissen, wie man einen
Roboter mit Bewusstsein baut, -
8:30 - 8:34also haben wir keine Maschine,
die das kann. -
8:34 - 8:36Die nächste Eigenschaft
-
8:36 - 8:39nach diesem sagenhaften einheitlichen
Bewusstseinsfeld ist, -
8:39 - 8:42dass es kausal in
unserem Verhalten agiert. -
8:42 - 8:45Ich habe Ihnen das Handheben
wissenschaftlich vorgeführt, -
8:45 - 8:47aber wie ist das möglich?
-
8:47 - 8:51Wie kann ein Gedanke in meinem Gehirn
-
8:51 - 8:53materielle Objekte bewegen?
-
8:53 - 8:54Ich sage es Ihnen.
-
8:54 - 8:56Wir wissen es nicht ganz genau,
-
8:56 - 8:59aber wir kennen die Grundlage der Antwort.
-
8:59 - 9:01Eine Sequenz von Neuronen
wird abgefeuert -
9:01 - 9:05und diese machen Halt,
wo sich das Acetylcholin -
9:05 - 9:07in den axonalen Endplatten
der Motoneuronen absondert. -
9:07 - 9:09Tut mir leid wegen
der philosophischen Fachbegriffe, -
9:09 - 9:13aber wenn es in den axonalen Endplatten
der Motoneuronen abgesondert wird, -
9:13 - 9:16geschehen viele wunderbare Dinge
in den Ionenkanälen -
9:16 - 9:18und der verdammte Arm bewegt sich.
-
9:18 - 9:20Denken Sie daran,
was ich Ihnen gesagt habe. -
9:20 - 9:22Das ein und dasselbe Ereignis,
-
9:22 - 9:25meine bewusste Entscheidung
meinen Arm zu heben, -
9:25 - 9:28beinhaltet eine Beschreibung,
bei der es all diese -
9:28 - 9:30emotionalen und
spirituellen Qualitäten gibt. -
9:30 - 9:32Es ist ein Gedanke in meinem Gehirn,
aber gleichzeitig -
9:32 - 9:34ist es damit beschäftig,
Acetylcholin abzusondern -
9:34 - 9:36und alle möglichen anderen Dinge zu tun,
-
9:36 - 9:39während es sich seinen Weg
vom motorischen Zentrum -
9:39 - 9:41zu den Nervenfasern im Arm bahnt.
-
9:41 - 9:45Das sagt uns, dass
unser bewährter Wortschatz -
9:45 - 9:49zur Diskussion dieser Themen
völlig überholt ist. -
9:49 - 9:52Ein und dasselbe Ereignis
besitzt eine Beschreibung, -
9:52 - 9:55die einerseits neurologisch
-
9:55 - 9:57und andererseits mental ist.
Für ein einziges Ereignis. -
9:57 - 9:59Das ist das Gesetz der Natur.
So ist es möglich, dass -
9:59 - 10:02das Bewusstsein kausal funktioniert.
-
10:02 - 10:05Mit diesem Wissen
-
10:05 - 10:08werden wir noch einmal die verschiedenen
Eigenschaften des Bewusstseins durchgehen -
10:08 - 10:11und auf diese vier Einwände antworten.
-
10:11 - 10:15Erstens: Das Bewusstsein existiert nicht,
-
10:15 - 10:17es ist eine Illusion.
Das haben wir schon beantwortet. -
10:17 - 10:18Das interessiert uns nicht mehr.
-
10:18 - 10:22Die zweite hatte schon immer
-
10:22 - 10:24und hat noch immer
einen unglaublichen Einfluss: -
10:24 - 10:27„Wenn das Bewusstsein existiert,
ist es etwas anderes. -
10:27 - 10:31Es ist ein digitales Computerprogramm
im Gehirn -
10:31 - 10:33und um Bewusstsein zu schaffen,
-
10:33 - 10:35müssen wir nur
das richtige Programm finden. -
10:35 - 10:37Ja, vergesst die Hardware.
Jede Hardware geht, -
10:37 - 10:40solange sie ergiebig und stabil genug ist,
um das Programm auszuführen.“ -
10:40 - 10:43Wir wissen, dass das falsch ist.
-
10:43 - 10:46Wer überhaupt an Computer gedacht hat,
-
10:46 - 10:49kann verstehen, dass es falsch ist,
weil Berechnungen -
10:49 - 10:51als Symbolmanipulation definiert sind,
-
10:51 - 10:54üblicherweise durch Nullen und Einsen,
aber andere Symbole tun es auch. -
10:54 - 10:57Sie bekommen einen Algorithmus, den Sie
-
10:57 - 11:00in einem binären Code
programmieren können; -
11:00 - 11:02das ist der wesentliche Charakter
eines Computerprogramms. -
11:02 - 11:06Aber wir wissen, dass das rein
syntaktisch, symbolisch ist. -
11:06 - 11:10Das menschliche Bewusstsein
besteht aus mehr. -
11:10 - 11:13Es hat zusätzlich zur Syntax einen Inhalt.
-
11:13 - 11:15Es hat Semantik.
-
11:15 - 11:17Dieses Argument habe ich vor 30 ‒
-
11:17 - 11:19ich möchte nicht darüber nachdenken ‒
-
11:19 - 11:20vor mehr als 30 Jahren gemacht,
-
11:20 - 11:22aber es impliziert
ein tiefgreiferendes Argument, -
11:22 - 11:26das ich Ihnen kurz vorstellen will:
-
11:26 - 11:30Das Bewusstsein schafft eine
beobachterunabhängige Realität. -
11:30 - 11:34Es schafft eine Realität von Geld,
Eigentum, Regierung, -
11:34 - 11:38Heirat, CERN-Konferenzen,
-
11:38 - 11:40Cocktail-Partys und Sommerferien,
-
11:40 - 11:43und all dies sind Kreationen
des Bewusstseins. -
11:43 - 11:46Ihre Existenz ist beobachterunabhängig.
-
11:46 - 11:49Für die im Bewusstsein wirkenden Kräfte
ist es relativ, dass ein Stück Papier Geld -
11:49 - 11:52oder eine Menge von Gebäuden
eine Universität ist. -
11:52 - 11:56Stellen Sie sich selbst die Frage
über Berechnungen mit Computern. -
11:56 - 12:00Sind sie absolut wie Kraft,
Masse und Schwerkraft? -
12:00 - 12:02Oder sind sie beobachterabhängig?
-
12:02 - 12:05Einige Berechnungen mit dem Computer
sind intrinsisch. -
12:05 - 12:07Ich addiere zwei und zwei
und bekomme vier. -
12:07 - 12:10Das geschieht,
ganz gleich, was alle denken. -
12:10 - 12:12Aber wenn ich es mit
meinem Taschenrechner ausrechne, -
12:12 - 12:16ist das einzige intrinsische Phänomen
-
12:16 - 12:19die elektronische Schaltung
und ihr Verhalten. -
12:19 - 12:21Das ist das einzig absolute Phänomen.
-
12:21 - 12:23Der Rest ist unsere Auslegung.
-
12:23 - 12:27Berechnungen mit Computern hängen
von unserem Bewusstsein ab. -
12:27 - 12:30Entweder eine im Bewusstsein wirkende Kraft
führt die Berechnung mit dem Computer durch -
12:30 - 12:34oder er hat eine maschinelle Komponente,
die eine rechnerische Auslegung zulässt. -
12:34 - 12:37Das heißt nicht, dass Berechnungen
mit Computern willkürlich sind. -
12:37 - 12:39Ich habe viel Geld für
diese Hardware ausgegeben. -
12:39 - 12:41Wir bringen ständig
-
12:41 - 12:46die Objektivität und Subjektivität
als Eigenschaften der Realität -
12:46 - 12:50und als Eigenschaften der
Ansprüche durcheinander. -
12:50 - 12:53Das Fazit dieses Teils
meines Vortrags ist: -
12:53 - 12:57Sie können eine völlig
objektive Wissenschaft nehmen, -
12:57 - 13:00in der sie objektive
wahre Behauptungen aufstellen -
13:00 - 13:03über einen Bereich,
dessen Existenz subjektiv ist -
13:03 - 13:06und im menschlichen Gehirn
-
13:06 - 13:09aus subjektiven Gefühlszuständen
-
13:09 - 13:10oder Gefühlen oder
Wahrnehmungen besteht. -
13:10 - 13:15Der Einspruch, dass es keine objektive
Wissenschaft des Bewusstseins gäbe -
13:15 - 13:19weil es subjektiv und Wissenschaft
objektiv ist, ist ein Wortspiel. -
13:19 - 13:21Es ist ein schlechtes Wortspiel
mit Objektivität und Subjektivität. -
13:21 - 13:24Sie können objektive Behauptungen
-
13:24 - 13:28über einen Bereich mit
subjektiver Existenzweise aufstellen, -
13:28 - 13:29denn das ist es,
was Neurologen machen. -
13:29 - 13:32Sie haben Patienten,
die tatsächlich Schmerzen erleiden, -
13:32 - 13:35und sie versuchen es,
objektiv zu betrachten. -
13:35 - 13:37Ich habe versprochen,
alle Behauptungen zu widerlegen -
13:37 - 13:38und ich habe nicht mehr viel Zeit,
-
13:38 - 13:40aber lassen sie mich
noch ein paar widerlegen. -
13:40 - 13:42Ich sagte, Behaviorismus ist
-
13:42 - 13:46eine dieser Peinlichkeiten
unserer intellektuellen Kultur, -
13:46 - 13:49weil er ganz einfach zu widerlegen ist.
-
13:49 - 13:51Ihr geistiger Zustand ist
mit Ihrem Verhalten identisch? -
13:51 - 13:55Denken Sie an die Unterscheidung
zwischen einem Gefühl des Schmerzes -
13:55 - 13:56und der Ausführung von
Schmerzverhalten. -
13:56 - 13:58Ich führe jetzt kein Schmerzverhalten vor,
aber ich kann Ihnen sagen, -
13:58 - 14:00dass ich im Moment
keine Schmerzen habe. -
14:00 - 14:04Es ist ein offensichtlicher Fehler.
Warum haben sie ihn gemacht? -
14:04 - 14:06Ihr Fehler war es ‒
wenn Sie in der Fachliteratur -
14:06 - 14:09darüber lesen,
sehen Sie es immer wieder ‒ -
14:09 - 14:13zu denken, wenn man die
nicht abzuleitende Existenz -
14:13 - 14:16des Bewusstseins akzeptiert,
dass man die Wissenschaft aufgibt. -
14:16 - 14:19Man gibt 300 Jahre
menschlichen Fortschritts, -
14:19 - 14:20menschlicher Hoffnung
und alles andere auf. -
14:20 - 14:23Ich möchte Ihnen Folgendes mitgeben:
-
14:23 - 14:26Das Bewusstsein muss akzeptiert werden
-
14:26 - 14:28als eine grundlegende
biologische Erscheinung, -
14:28 - 14:31ebenso sehr Teil der
wissenschaftlichen Analyse -
14:31 - 14:33wie auch jede andere Erscheinungen
in der Biologie -
14:33 - 14:35oder auch den anderen Teilen
der Wissenschaft. -
14:35 - 14:36Vielen Dank.
-
14:36 - 14:42(Applaus)
- Title:
- Unser gemeinsamer Zustand – das Bewusstsein
- Speaker:
- John Searle
- Description:
-
Der Philosoph John Searle plädiert für das Studium des menschlichen Bewusstseins – und widerlegt systematisch einige der üblichen Einwände, dieses ernst zu nehmen. Indem wir mehr über die Gehirnprozesse erfahren, die Bewusstsein erzeugen, stellt die Akzeptanz darüber, dass das Bewusstsein eine biologische Erscheinung ist, einen ersten wichtigen Schritt dar. Und nein, das Bewusstsein ist keine große Computersimulation. (Aufgenommen bei TEDxCERN.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:59
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Very nice translation of a talk with a not easy to grasp subject. Only a couple of minor mistakes and some issues with line lengths. Overall: well done!
David S
Nur Kleinigkeiten verbessert und trotz der hohen Sprechgeschwindigkeit waren keine Kürzungen nötig. Sehr schöne Übersetzung + Review! Beste Grüße David