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Blinde Höhlenfische geben Hinweise auf prähistorische Zeiten

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    Ichthyologie,
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    die Erforschung der Fische.
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    Klingt ganz schön langweilig.
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    Aber eigentlich ist sie ziemlich spannend,
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    weil Ichthyologie die einzige "ologie"
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    mit "YOLO" im Wort ist.
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    (Gelächter)
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    Die coolen Kids im Publikum wissen schon,
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    YOLO steht für: "You only live once".
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    Weil ich nur ein Leben habe,
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    will ich tun, wovon ich
    immer geträumt habe:
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    verborgene Wunder der Welt sehen
    und neue Arten entdecken.
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    Genau das tue ich.
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    In letzter Zeit habe ich mich auf Höhlen
    konzentriert, um neue Spezies zu finden.
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    Es gibt viele neue
    Höhlenfischarten da draußen.
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    Man muss nur wissen,
    wo man suchen muss,
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    und am besten schlank sein.
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    (Gelächter)
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    Höhlenfische zeigen mir viel
    über Biologie und Geologie,
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    beispielsweise, wie sich Landmassen
    bewegt und verändert haben,
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    weil sie in kleinen Löchern festsitzen.
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    Und wie sich der Sehsinn entwickelt hat,
    weil sie blind sind.
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    Fische haben Augen,
    die im Prinzip wie unsere sind.
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    Bei allen Wirbeltieren ist das so.
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    Wenn Fischspezies sich langsam
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    an die dunkle, kalte
    Höhlenumgebung anpassen,
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    verlieren sie über viele Generationen
    ihre Augen und ihr Sehvermögen
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    und werden schließlich zum
    augenlosen Höhlenfisch, wie dieser hier.
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    Jede Höhlenfischart hat sich
    ein wenig anders entwickelt
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    und jede hat ihre einzigartige
    geologische und biologische Geschichte,
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    weshalb das Entdecken
    neuer Spezies so spannend ist.
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    Diese neue Spezies kommt aus Süd-Indiana.
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    Wir nannten sie Amblyopsis hoosieri,
    den Hoosier-Höhlenfisch.
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    (Gelächter)
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    Seine engsten Verwandten sind Höhlenfische
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    aus dem Mammoth-Höhlensystem in Kentucky.
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    Sie entwickelten sich unterschiedlich,
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    als der Fluss Ohio sie
    vor Jahrmillionen trennte.
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    Mit der Zeit zeigten sich
    feine Unterschiede
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    in der genetischen Bauweise
    hinter ihrer Blindheit.
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    Das Gen Rhodopsin ist
    sehr wichtig für das Sehen.
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    Sowohl wir als auch
    diese Spezies haben es,
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    nur hat eine Spezies
    die Funktion des Gens verloren
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    und die andere nicht.
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    Das ermöglicht ein wunderschönes
    natürliches Experiment,
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    in dem wir die am Sehen
    beteiligten Gene erforschen können
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    und somit an die Wurzeln
    unseres Sehvermögens gelangen.
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    Die Gene dieser Höhlenfische
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    zeugen auch von einer
    alten geologischen Zeit,
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    vielleicht am meisten in dieser Spezies.
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    Das ist eine neue Spezies aus Madagaskar.
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    Wir nannten sie Typhleotris mararybe.
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    Das heißt auf madagassisch
    so viel wie "große Krankheit",
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    da wir beim Versuch
    sie einzusammeln oft krank wurden.
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    Ob Sie es glauben oder nicht,
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    Schwimmen in Löchern voller Leichen
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    und Höhlen voll mit Fledermauskacke
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    ist nicht das Schlaueste,
    was man im Leben machen kann,
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    aber YOLO.
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    (Gelächter)
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    Ich liebe diese Spezies,
    obwohl sie uns fast umgebracht hätte,
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    weil diese Spezies aus Madagaskar
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    ihre nächsten Verwandten im
    6 000 Kilometer entfernten Australien hat.
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    Es ist unmöglich für einen 8 cm langen
    Süßwasserhöhlenfisch,
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    den Indischen Ozean zu überqueren.
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    Beim DNA-Abgleich
    haben wir herausgefunden,
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    dass sie seit über 100 Millionen Jahren
    voneinander getrennt sind,
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    etwa seit der Zeit, als die südlichen
    Kontinente zuletzt vereint waren.
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    Tatsächlich haben sich nicht die Spezies,
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    sondern die Kontinente bewegt.
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    Durch ihre DNA haben sie uns
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    ein exaktes Modell und
    einen Indikator gegeben,
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    mit dem wir den Zeitpunkt geologischer
    Ereignisse bestimmen können.
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    Diese Spezies hier ist so neu,
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    dass ich Ihnen den Namen
    noch nicht verraten darf.
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    Aber ich kann Ihnen sagen,
    dass sie aus Mexiko kommt
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    und wohl schon ausgestorben ist
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    -- vermutlich deshalb, weil
    ihr einziges Höhlensystem
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    beim Bau eines Dammes zerstört wurde.
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    Uns dient leider ihr Lebensraum,
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    das Grundwasser,
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    auch zur Trinkwasserversorgung.
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    Wir kennen den engsten Verwandten
    dieser Spezies noch nicht.
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    Es scheint nichts Vergleichbares
    in Mexiko zu geben,
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    also vielleicht auf Kuba,
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    in Florida oder Indien.
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    Aber was auch immer es sein mag,
    vielleicht erfahren wir Neues
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    über die Geologie der Karibik
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    oder wie wir bestimmte Arten
    von Blindheit besser diagnostizieren.
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    Ich hoffe, wir entdecken diese Spezies,
    bevor sie auch ausstirbt.
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    Ich werde in meinem einzigen Leben
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    als Ichthyologe versuchen,
    diese kleinen, bescheidenen,
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    blinden Höhlenfische
    zu entdecken und zu retten.
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    Denn sie verraten uns so viel
    über die Geologie unseres Planeten
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    und die Biologie unseres Sehvermögens.
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    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Blinde Höhlenfische geben Hinweise auf prähistorische Zeiten
Speaker:
Prosanta Chakrabarty
Description:

Der TED Fellow Prosanta Chakrabarty forscht in verborgenen Erdregionen nach neuen Höhlenfischarten. Diese in der Tiefe lebenden Wesen haben faszinierende Anpassungsmechanismen entwickelt. Sie liefern biologische Einblicke in die Entstehung von Blindheit sowie geologische Hinweise über die Verschiebung der Kontinente vor mehreren Jahrmillionen. Versetzen Sie sich gedanklich in diesem kurzen Vortrag in eine lang vergangene Zeit.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
04:49

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