Doris Kim Sung: Metall, das atmet
-
0:01 - 0:04Ich war eines dieser Kinder, das
immer das Fenster runterlassen musste, -
0:04 - 0:07sobald es im Auto saß.
-
0:07 - 0:11Es war meistens zu heiß,
zu stickig oder es hat gestunken -
0:11 - 0:14und mein Vater ließ uns
nicht die Klimaanlage benutzen. -
0:14 - 0:16Er sagte, dass das den Motor
überhitzen würde. -
0:16 - 0:18Einige von euch erinnern sich bestimmt,
-
0:18 - 0:20wie die Autos damals waren
-
0:20 - 0:22und dass es häufig
Überhitzungsprobleme gab. -
0:22 - 0:26Aber es war auch das Signal dafür,
die Verwendung -
0:26 - 0:31oder den zu häufigen Gebrauch von
energieverbrauchenden Geräten einzuschränken. -
0:31 - 0:34Doch inzwischen hat sich einiges verändert.
Es gibt Autos, mit denen wir übers Land fahren. -
0:34 - 0:37Wir benutzen die Klimaanlage
den ganzen Weg -
0:37 - 0:38und nie überhitzt etwas.
-
0:38 - 0:41Es gibt also kein Signal mehr, das
uns sagt, wann wir aufhören sollen. -
0:41 - 0:47Toll, oder? Tja, wir haben
ähnliche Probleme in Gebäuden. -
0:47 - 0:51Früher, bevor es Klimatisierung
gab, hatten wir dicke Mauern. -
0:51 - 0:53Dicke Mauern isolieren sehr gut.
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0:53 - 0:57Im Gebäude ist es sehr kühl
im Sommer und warm im Winter -
0:57 - 0:59und die kleinen Fenster waren
auch sehr gut, weil sie -
0:59 - 1:02den Temperaturaustausch
-
1:02 - 1:04zwischen drinnen und
draußen begrenzten. -
1:04 - 1:08Dann, etwa in den 1930er Jahren,
mit der Einführung von Flachglas, -
1:08 - 1:11Walzstahl und Massenproduktion,
konnten wir Fenster herstellen, -
1:11 - 1:15die vom Boden bis zur Decke reichten
und freie Blickfelder schufen -
1:15 - 1:19und damit kam die
unumkehrbare Abhängigkeit von -
1:19 - 1:25mechanischer Klimatisierung, um
unsere sonnenerwärmten Räume zu kühlen. -
1:25 - 1:28Mit der Zeit wurden die
Gebäude höher und größer -
1:28 - 1:31unsere Technik immer besser, so
dass die mechanischen Systeme -
1:31 - 1:35enorm waren. Sie benötigen
große Mengen Energie. -
1:35 - 1:38Sie heizen die Atmosphäre stark auf
-
1:38 - 1:41und manche von Ihnen können vielleicht
den Begriff "Wärmeinsel-Effekt" nachvollziehen, -
1:41 - 1:44in Städten, wo die städtischen
Gebiete deutlich wärmer sind -
1:44 - 1:47als die angrenzenden ländlichen Gebiete,
-
1:47 - 1:51aber wir haben auch das Problem,
dass wir kein Fenster öffnen können, -
1:51 - 1:53wenn der Strom ausfällt
und deshalb werden -
1:53 - 1:56Gebäude unbewohnbar und
müssen leerstehen, -
1:56 - 2:00bis die Klimaanlage
wieder hochfahren kann. -
2:00 - 2:04Und noch schlimmer, unser
Vorhaben, Gebäude in Richtung -
2:04 - 2:09Null-Energie-Zustand zu bewegen,
kann nicht funktionieren, -
2:09 - 2:11indem wir einfach mechanische
Systeme immer effizienter machen. -
2:11 - 2:15Wir müssen etwas anderes finden,
denn wir sind in eine Art Trott verfallen. -
2:15 - 2:19Also was machen wir hier?
Wie ziehen wir uns -
2:19 - 2:22aus diesem Loch,
das wir gegraben haben? -
2:22 - 2:25Wenn wir uns in der Biologie umschauen –
vielleicht wissen ja einige von Ihnen, -
2:25 - 2:29dass ich Biologin war, bevor ich
zur Architektur gewechselt habe – -
2:29 - 2:33sehen wir, dass die menschliche Haut
das Organ ist, das natürlicherweise -
2:33 - 2:36die Temperatur im Körper
reguliert und das ist wunderbar. -
2:36 - 2:39Das ist die erste Verteidigungslinie des Körpers.
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2:39 - 2:42Sie hat Poren, sie hat Schweißdrüsen,
sie hat all diese Dinge, -
2:42 - 2:46die sehr dynamisch und effizient
zusammenarbeiten. -
2:46 - 2:48Deshalb schlage ich vor, dass
die von uns gebauten Wände -
2:48 - 2:52der menschlichen Haut ähnlicher sein sollten
-
2:52 - 2:56und dadurch viel dynamischer,
reaktionsfähiger und unterschiedlich -
2:56 - 2:59sein können, je nachdem, wo sie sind.
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2:59 - 3:01Und das bringt mich zurück
zu meiner Untersuchung. -
3:01 - 3:06Ich schlug zuerst vor, dass man sich dafür nach
einer anderen Materialpalette umschaut. -
3:06 - 3:09Ich arbeite derzeit mit intelligenten Werkstoffen
-
3:09 - 3:11und einem intelligenten Thermo-Bimetall.
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3:11 - 3:14Zuallererst: Ich denke, dass wir es
"intelligent" nennen, weil es -
3:14 - 3:17keine Kontrolle und keine Energie benötigt
-
3:17 - 3:19und das ist sehr wichtig für die Architektur.
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3:19 - 3:22Es ist eine Schichtung
zweier verschiedener Metalle. -
3:22 - 3:26Sie können das hier an der unterschiedlichen
Reflexion auf dieser Seite erkennen. -
3:26 - 3:30Und weil es zwei verschiedene
Ausdehnungskoeffizienten hat, -
3:30 - 3:33dehnt sich die eine Seite schneller aus
als die andere, wenn man es erhitzt, -
3:33 - 3:36wodurch eine Verbiegung entsteht.
-
3:36 - 3:40In frühen Prototypen habe ich diese
Oberfläche gebaut, um zu sehen, -
3:40 - 3:44wie diese Biegung auf Temperatur reagiert
und es Luft erlauben könnte, -
3:44 - 3:47durch das System zu zirkulieren.
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3:47 - 3:51Andere Prototypen hatten
Oberflächen, bei denen die Vielfalt -
3:51 - 3:53dieser verbundenen Streifen bei Erhitzung
-
3:53 - 3:57größere Bewegungen möglich machen könnte.
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3:57 - 4:01Derzeit steht diese Installation in der
Materials & Applications Gallery -
4:01 - 4:05in Silver Lake, wo sie noch
bis August ausgestellt wird. -
4:05 - 4:08Die Installation heißt "Bloom" und die
Oberfläche besteht vollständig -
4:08 - 4:12aus Thermo-Bimetall und ihr Zweck ist,
diesen Baldachin zu errichten, -
4:12 - 4:15der zwei Dinge kann. Einerseits
ist er ein Sonnendach, das das -
4:15 - 4:19einfallende Sonnenlicht einschränkt
-
4:19 - 4:23und in anderen Bereichen
ist er ein Ventilationssystem, -
4:23 - 4:25damit heiße, eingeschlossene Luft
-
4:25 - 4:29hindurch nach draußen gelangen kann.
-
4:29 - 4:33Sie können in diesem Zeitraffer-Video
sehen, dass während sowohl die Sonne -
4:33 - 4:36als auch der Schatten sich
über die Oberfläche bewegen, -
4:36 - 4:38sich jede einzelne dieser Platten
unabhängig voneinander bewegt. -
4:38 - 4:41Bedenken Sie, dass dieses Gebilde
mit der heutigen digitalen Technologie -
4:41 - 4:44aus ungefähr 14.000
Einzelteilen gemacht wurde -
4:44 - 4:48und keines der Teile gibt es doppelt.
Sie sind alle unterschiedlich. -
4:48 - 4:51Und das Tolle daran ist, dass wir
jedes Einzelne so kalibrieren können, -
4:51 - 4:55dass es auf seinen Einsatzort abgestimmt ist,
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4:55 - 5:00dass es auf den Einfallswinkel der Sonne
abgestimmt ist und auch wie es sich verbiegt. -
5:00 - 5:03Diese Machbarkeitsstudie erlaubt uns
-
5:03 - 5:05viele logische Schlussfolgerungen
-
5:05 - 5:08bezüglich künftiger Anwendungen
in der Architektur -
5:08 - 5:11und in diesem Fall hier können
Sie ein Haus sehen, -
5:11 - 5:13das für einen Bauträger in China ist,
-
5:13 - 5:16es ist eigentlich eine vierstöckige Glas-Box.
-
5:16 - 5:20Wir verwenden immer noch so viel Glas,
weil wir visuellen Zugang erlauben möchten, -
5:20 - 5:24aber jetzt ist es mit dieser Thermo-
Bimetall-Schicht ummantelt, -
5:24 - 5:26es ist eine Sichtblende, die um das Haus geht,
und diese Schicht kann sich -
5:26 - 5:30öffnen und schließen, während sich die
Sonne über die Oberfläche bewegt. -
5:30 - 5:35Zusätzlich kann es für die Privatsphäre
auch einzelne Bereiche abschirmen, -
5:35 - 5:37sodass es sich zu bestimmten Tageszeiten
-
5:37 - 5:40von den öffentlichen Bereichen abgrenzen kann.
-
5:40 - 5:43Prinzipiell zeigt uns dies, dass wir keine
-
5:43 - 5:46Vorhänge, Rollläden oder
Jalousien mehr brauchen, -
5:46 - 5:49weil wir das Gebäude mit diesen
Teilen ummanteln können, -
5:49 - 5:54genau wie wir damit auch die benötigte
Klimatisierung im Gebäude kontrollieren können. -
5:54 - 5:58Ich versuche, auch Bauteile
für den Markt zu entwickeln -
5:58 - 6:00und hier sehen Sie ein ziemlich normales,
-
6:00 - 6:05doppelt verglastes Fenster,
-
6:05 - 6:08und in diesem Fenster versuche ich eine
-
6:08 - 6:10Thermo-Bimetall-Struktur
zwischen den beiden -
6:10 - 6:12Glasteilen in dieser
Doppelverglasung einzubauen, -
6:12 - 6:15sodass wenn die Sonne auf
die äußere Schicht trifft -
6:15 - 6:19und den Hohlraum aufheizt,
das Thermo-Bimetall -
6:19 - 6:22anfängt sich zu biegen
und dann beginnt es, -
6:22 - 6:24das einfallende Sonnenlicht
-
6:24 - 6:26in bestimmten Bereichen des
Gebäudes abzublocken, -
6:26 - 6:28oder, falls nötig,
vollkommen auszusperren. -
6:28 - 6:31Und so können Sie sich, sogar
in dieser Anwendung, vorstellen, -
6:31 - 6:33dass in einem Hochhaus,
in dem dieses Element -
6:33 - 6:38von Ebene zu Ebene, bis zu 30, 40
Stockwerke geht, die gesamte Oberfläche -
6:38 - 6:40zu verschiedenen Tageszeiten
voneinander abgegrenzt werden könnte, -
6:40 - 6:46je nachdem, wie sich die Sonne vorbei
bewegt und auf die Oberfläche trifft. -
6:46 - 6:49Und das hier sind einige neuere
Studien, an denen ich arbeite, -
6:49 - 6:51die Sie jetzt hier auf den Tafeln sehen können.
-
6:51 - 6:54In der rechten unteren Ecke, in rot, sehen Sie
-
6:54 - 6:56kleinere Teile Thermometall
und nun wird versucht, -
6:56 - 7:02sie dazu zu bringen, sich wie
Wimpern zu bewegen. -
7:02 - 7:04Dieses letzte Projekt besteht auch aus Bauteilen.
-
7:04 - 7:08Die Idee – und falls Sie es
bemerkt haben, ein Gebiet, -
7:08 - 7:12das mir viele Ideen gibt, ist die Biologie –
stammt von einem Grashüpfer. -
7:12 - 7:14Und Grashüpfer haben
ein anderes Atemsystem. -
7:14 - 7:18Sie atmen durch Löcher in ihren Flanken,
die Atemlöcher genannt werden, -
7:18 - 7:21und durch diese kommt die Luft und sie bewegt
sich durch ihren Körper, um sie zu kühlen, -
7:21 - 7:24also in diesem Projekt, versuche ich
herauszufinden, wie wir -
7:24 - 7:27das in der Architektur berücksichtigen können,
-
7:27 - 7:29wie wir Luft durch Löcher in den
Seiten von Gebäuden hereinbringen können. -
7:29 - 7:32Und hier sehen Sie einige frühe
Studien von Blöcken, -
7:32 - 7:35wo diese Löcher tatsächlich durchdringen
-
7:35 - 7:39und das war vor dem Einsatz
des Thermo-Bimetalls, -
7:39 - 7:41und so sieht es aus, nachdem das Bimetall
verwendet wurde. Entschuldigung, es ist -
7:41 - 7:44nicht so gut zu erkennen, aber auf den Oberflächen
können Sie diese roten Pfeile sehen. -
7:44 - 7:48So wie links sieht es aus, wenn es kalt
ist und das Thermo-Bimetall gerade ist, -
7:48 - 7:51sodass es die Luft daran hindert,
durch die Blöcke zu gelangen, -
7:51 - 7:53und rechts ist das Thermo-Bimetall gebogen
-
7:53 - 7:57und erlaubt der Luft, sich hindurch zu bewegen,
also das sind zwei verschiedene -
7:57 - 7:59Bauteile, an denen ich arbeite und wie gesagt,
-
7:59 - 8:01es sind zwei völlig verschiedene Dinge, denn
Sie können sich vorstellen, dass -
8:01 - 8:04Luft die Möglichkeit hat, durch die
Wände zu gelangen, -
8:04 - 8:07statt ein Fenster zu öffnen.
-
8:07 - 8:09Also, ich will Sie mit einem letzten
Eindruck zurücklassen von -
8:09 - 8:14dem Projekt, oder dieser Art der Arbeit
mit intelligenten Werkstoffen. -
8:14 - 8:17Wenn Sie es leid sind,
Tag für Tag Ihre Vorhänge -
8:17 - 8:20zu öffnen und zu schließen,
wenn SIe im Urlaub sind -
8:20 - 8:24und niemand da ist, um die Regler
an- und auszuschalten, -
8:24 - 8:26oder wenn Stromausfall ist und Sie
-
8:26 - 8:29keine Elektrizität haben, auf die Sie sich verlassen
können, dann werden diese Thermo-Bimetalle -
8:29 - 8:33trotzdem noch problemlos funktionieren,
-
8:33 - 8:37effizient und endlos. Danke schön. (Applaus)
-
8:37 - 8:39(Applaus)
- Title:
- Doris Kim Sung: Metall, das atmet
- Speaker:
- Doris Kim Sung
- Description:
-
Moderne Gebäude mit raumhohen Fenstern erlauben spektakuläre Ausblicke, aber benötigen sehr viel Energie zur Kühlung. Doris Kim Sung arbeitet mit Thermo-Bimetallen, intelligenten Werkstoffen, die sich mehr wie menschliche Haut verhalten, dynamisch und reaktionsfähig und die einen Raum vom Sonnenlicht abdunkeln und von sich aus lüften können.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 08:59
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