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Doris Kim Sung: Metall, das atmet

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    Ich war eines dieser Kinder, das
    immer das Fenster runterlassen musste,
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    sobald es im Auto saß.
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    Es war meistens zu heiß,
    zu stickig oder es hat gestunken
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    und mein Vater ließ uns
    nicht die Klimaanlage benutzen.
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    Er sagte, dass das den Motor
    überhitzen würde.
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    Einige von euch erinnern sich bestimmt,
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    wie die Autos damals waren
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    und dass es häufig
    Überhitzungsprobleme gab.
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    Aber es war auch das Signal dafür,
    die Verwendung
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    oder den zu häufigen Gebrauch von
    energieverbrauchenden Geräten einzuschränken.
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    Doch inzwischen hat sich einiges verändert.
    Es gibt Autos, mit denen wir übers Land fahren.
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    Wir benutzen die Klimaanlage
    den ganzen Weg
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    und nie überhitzt etwas.
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    Es gibt also kein Signal mehr, das
    uns sagt, wann wir aufhören sollen.
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    Toll, oder? Tja, wir haben
    ähnliche Probleme in Gebäuden.
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    Früher, bevor es Klimatisierung
    gab, hatten wir dicke Mauern.
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    Dicke Mauern isolieren sehr gut.
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    Im Gebäude ist es sehr kühl
    im Sommer und warm im Winter
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    und die kleinen Fenster waren
    auch sehr gut, weil sie
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    den Temperaturaustausch
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    zwischen drinnen und
    draußen begrenzten.
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    Dann, etwa in den 1930er Jahren,
    mit der Einführung von Flachglas,
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    Walzstahl und Massenproduktion,
    konnten wir Fenster herstellen,
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    die vom Boden bis zur Decke reichten
    und freie Blickfelder schufen
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    und damit kam die
    unumkehrbare Abhängigkeit von
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    mechanischer Klimatisierung, um
    unsere sonnenerwärmten Räume zu kühlen.
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    Mit der Zeit wurden die
    Gebäude höher und größer
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    unsere Technik immer besser, so
    dass die mechanischen Systeme
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    enorm waren. Sie benötigen
    große Mengen Energie.
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    Sie heizen die Atmosphäre stark auf
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    und manche von Ihnen können vielleicht
    den Begriff "Wärmeinsel-Effekt" nachvollziehen,
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    in Städten, wo die städtischen
    Gebiete deutlich wärmer sind
  • 1:44 - 1:47
    als die angrenzenden ländlichen Gebiete,
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    aber wir haben auch das Problem,
    dass wir kein Fenster öffnen können,
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    wenn der Strom ausfällt
    und deshalb werden
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    Gebäude unbewohnbar und
    müssen leerstehen,
  • 1:56 - 2:00
    bis die Klimaanlage
    wieder hochfahren kann.
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    Und noch schlimmer, unser
    Vorhaben, Gebäude in Richtung
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    Null-Energie-Zustand zu bewegen,
    kann nicht funktionieren,
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    indem wir einfach mechanische
    Systeme immer effizienter machen.
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    Wir müssen etwas anderes finden,
    denn wir sind in eine Art Trott verfallen.
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    Also was machen wir hier?
    Wie ziehen wir uns
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    aus diesem Loch,
    das wir gegraben haben?
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    Wenn wir uns in der Biologie umschauen –
    vielleicht wissen ja einige von Ihnen,
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    dass ich Biologin war, bevor ich
    zur Architektur gewechselt habe –
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    sehen wir, dass die menschliche Haut
    das Organ ist, das natürlicherweise
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    die Temperatur im Körper
    reguliert und das ist wunderbar.
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    Das ist die erste Verteidigungslinie des Körpers.
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    Sie hat Poren, sie hat Schweißdrüsen,
    sie hat all diese Dinge,
  • 2:42 - 2:46
    die sehr dynamisch und effizient
    zusammenarbeiten.
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    Deshalb schlage ich vor, dass
    die von uns gebauten Wände
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    der menschlichen Haut ähnlicher sein sollten
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    und dadurch viel dynamischer,
    reaktionsfähiger und unterschiedlich
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    sein können, je nachdem, wo sie sind.
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    Und das bringt mich zurück
    zu meiner Untersuchung.
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    Ich schlug zuerst vor, dass man sich dafür nach
    einer anderen Materialpalette umschaut.
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    Ich arbeite derzeit mit intelligenten Werkstoffen
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    und einem intelligenten Thermo-Bimetall.
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    Zuallererst: Ich denke, dass wir es
    "intelligent" nennen, weil es
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    keine Kontrolle und keine Energie benötigt
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    und das ist sehr wichtig für die Architektur.
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    Es ist eine Schichtung
    zweier verschiedener Metalle.
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    Sie können das hier an der unterschiedlichen
    Reflexion auf dieser Seite erkennen.
  • 3:26 - 3:30
    Und weil es zwei verschiedene
    Ausdehnungskoeffizienten hat,
  • 3:30 - 3:33
    dehnt sich die eine Seite schneller aus
    als die andere, wenn man es erhitzt,
  • 3:33 - 3:36
    wodurch eine Verbiegung entsteht.
  • 3:36 - 3:40
    In frühen Prototypen habe ich diese
    Oberfläche gebaut, um zu sehen,
  • 3:40 - 3:44
    wie diese Biegung auf Temperatur reagiert
    und es Luft erlauben könnte,
  • 3:44 - 3:47
    durch das System zu zirkulieren.
  • 3:47 - 3:51
    Andere Prototypen hatten
    Oberflächen, bei denen die Vielfalt
  • 3:51 - 3:53
    dieser verbundenen Streifen bei Erhitzung
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    größere Bewegungen möglich machen könnte.
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    Derzeit steht diese Installation in der
    Materials & Applications Gallery
  • 4:01 - 4:05
    in Silver Lake, wo sie noch
    bis August ausgestellt wird.
  • 4:05 - 4:08
    Die Installation heißt "Bloom" und die
    Oberfläche besteht vollständig
  • 4:08 - 4:12
    aus Thermo-Bimetall und ihr Zweck ist,
    diesen Baldachin zu errichten,
  • 4:12 - 4:15
    der zwei Dinge kann. Einerseits
    ist er ein Sonnendach, das das
  • 4:15 - 4:19
    einfallende Sonnenlicht einschränkt
  • 4:19 - 4:23
    und in anderen Bereichen
    ist er ein Ventilationssystem,
  • 4:23 - 4:25
    damit heiße, eingeschlossene Luft
  • 4:25 - 4:29
    hindurch nach draußen gelangen kann.
  • 4:29 - 4:33
    Sie können in diesem Zeitraffer-Video
    sehen, dass während sowohl die Sonne
  • 4:33 - 4:36
    als auch der Schatten sich
    über die Oberfläche bewegen,
  • 4:36 - 4:38
    sich jede einzelne dieser Platten
    unabhängig voneinander bewegt.
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    Bedenken Sie, dass dieses Gebilde
    mit der heutigen digitalen Technologie
  • 4:41 - 4:44
    aus ungefähr 14.000
    Einzelteilen gemacht wurde
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    und keines der Teile gibt es doppelt.
    Sie sind alle unterschiedlich.
  • 4:48 - 4:51
    Und das Tolle daran ist, dass wir
    jedes Einzelne so kalibrieren können,
  • 4:51 - 4:55
    dass es auf seinen Einsatzort abgestimmt ist,
  • 4:55 - 5:00
    dass es auf den Einfallswinkel der Sonne
    abgestimmt ist und auch wie es sich verbiegt.
  • 5:00 - 5:03
    Diese Machbarkeitsstudie erlaubt uns
  • 5:03 - 5:05
    viele logische Schlussfolgerungen
  • 5:05 - 5:08
    bezüglich künftiger Anwendungen
    in der Architektur
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    und in diesem Fall hier können
    Sie ein Haus sehen,
  • 5:11 - 5:13
    das für einen Bauträger in China ist,
  • 5:13 - 5:16
    es ist eigentlich eine vierstöckige Glas-Box.
  • 5:16 - 5:20
    Wir verwenden immer noch so viel Glas,
    weil wir visuellen Zugang erlauben möchten,
  • 5:20 - 5:24
    aber jetzt ist es mit dieser Thermo-
    Bimetall-Schicht ummantelt,
  • 5:24 - 5:26
    es ist eine Sichtblende, die um das Haus geht,
    und diese Schicht kann sich
  • 5:26 - 5:30
    öffnen und schließen, während sich die
    Sonne über die Oberfläche bewegt.
  • 5:30 - 5:35
    Zusätzlich kann es für die Privatsphäre
    auch einzelne Bereiche abschirmen,
  • 5:35 - 5:37
    sodass es sich zu bestimmten Tageszeiten
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    von den öffentlichen Bereichen abgrenzen kann.
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    Prinzipiell zeigt uns dies, dass wir keine
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    Vorhänge, Rollläden oder
    Jalousien mehr brauchen,
  • 5:46 - 5:49
    weil wir das Gebäude mit diesen
    Teilen ummanteln können,
  • 5:49 - 5:54
    genau wie wir damit auch die benötigte
    Klimatisierung im Gebäude kontrollieren können.
  • 5:54 - 5:58
    Ich versuche, auch Bauteile
    für den Markt zu entwickeln
  • 5:58 - 6:00
    und hier sehen Sie ein ziemlich normales,
  • 6:00 - 6:05
    doppelt verglastes Fenster,
  • 6:05 - 6:08
    und in diesem Fenster versuche ich eine
  • 6:08 - 6:10
    Thermo-Bimetall-Struktur
    zwischen den beiden
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    Glasteilen in dieser
    Doppelverglasung einzubauen,
  • 6:12 - 6:15
    sodass wenn die Sonne auf
    die äußere Schicht trifft
  • 6:15 - 6:19
    und den Hohlraum aufheizt,
    das Thermo-Bimetall
  • 6:19 - 6:22
    anfängt sich zu biegen
    und dann beginnt es,
  • 6:22 - 6:24
    das einfallende Sonnenlicht
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    in bestimmten Bereichen des
    Gebäudes abzublocken,
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    oder, falls nötig,
    vollkommen auszusperren.
  • 6:28 - 6:31
    Und so können Sie sich, sogar
    in dieser Anwendung, vorstellen,
  • 6:31 - 6:33
    dass in einem Hochhaus,
    in dem dieses Element
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    von Ebene zu Ebene, bis zu 30, 40
    Stockwerke geht, die gesamte Oberfläche
  • 6:38 - 6:40
    zu verschiedenen Tageszeiten
    voneinander abgegrenzt werden könnte,
  • 6:40 - 6:46
    je nachdem, wie sich die Sonne vorbei
    bewegt und auf die Oberfläche trifft.
  • 6:46 - 6:49
    Und das hier sind einige neuere
    Studien, an denen ich arbeite,
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    die Sie jetzt hier auf den Tafeln sehen können.
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    In der rechten unteren Ecke, in rot, sehen Sie
  • 6:54 - 6:56
    kleinere Teile Thermometall
    und nun wird versucht,
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    sie dazu zu bringen, sich wie
    Wimpern zu bewegen.
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    Dieses letzte Projekt besteht auch aus Bauteilen.
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    Die Idee – und falls Sie es
    bemerkt haben, ein Gebiet,
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    das mir viele Ideen gibt, ist die Biologie –
    stammt von einem Grashüpfer.
  • 7:12 - 7:14
    Und Grashüpfer haben
    ein anderes Atemsystem.
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    Sie atmen durch Löcher in ihren Flanken,
    die Atemlöcher genannt werden,
  • 7:18 - 7:21
    und durch diese kommt die Luft und sie bewegt
    sich durch ihren Körper, um sie zu kühlen,
  • 7:21 - 7:24
    also in diesem Projekt, versuche ich
    herauszufinden, wie wir
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    das in der Architektur berücksichtigen können,
  • 7:27 - 7:29
    wie wir Luft durch Löcher in den
    Seiten von Gebäuden hereinbringen können.
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    Und hier sehen Sie einige frühe
    Studien von Blöcken,
  • 7:32 - 7:35
    wo diese Löcher tatsächlich durchdringen
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    und das war vor dem Einsatz
    des Thermo-Bimetalls,
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    und so sieht es aus, nachdem das Bimetall
    verwendet wurde. Entschuldigung, es ist
  • 7:41 - 7:44
    nicht so gut zu erkennen, aber auf den Oberflächen
    können Sie diese roten Pfeile sehen.
  • 7:44 - 7:48
    So wie links sieht es aus, wenn es kalt
    ist und das Thermo-Bimetall gerade ist,
  • 7:48 - 7:51
    sodass es die Luft daran hindert,
    durch die Blöcke zu gelangen,
  • 7:51 - 7:53
    und rechts ist das Thermo-Bimetall gebogen
  • 7:53 - 7:57
    und erlaubt der Luft, sich hindurch zu bewegen,
    also das sind zwei verschiedene
  • 7:57 - 7:59
    Bauteile, an denen ich arbeite und wie gesagt,
  • 7:59 - 8:01
    es sind zwei völlig verschiedene Dinge, denn
    Sie können sich vorstellen, dass
  • 8:01 - 8:04
    Luft die Möglichkeit hat, durch die
    Wände zu gelangen,
  • 8:04 - 8:07
    statt ein Fenster zu öffnen.
  • 8:07 - 8:09
    Also, ich will Sie mit einem letzten
    Eindruck zurücklassen von
  • 8:09 - 8:14
    dem Projekt, oder dieser Art der Arbeit
    mit intelligenten Werkstoffen.
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    Wenn Sie es leid sind,
    Tag für Tag Ihre Vorhänge
  • 8:17 - 8:20
    zu öffnen und zu schließen,
    wenn SIe im Urlaub sind
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    und niemand da ist, um die Regler
    an- und auszuschalten,
  • 8:24 - 8:26
    oder wenn Stromausfall ist und Sie
  • 8:26 - 8:29
    keine Elektrizität haben, auf die Sie sich verlassen
    können, dann werden diese Thermo-Bimetalle
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    trotzdem noch problemlos funktionieren,
  • 8:33 - 8:37
    effizient und endlos. Danke schön. (Applaus)
  • 8:37 - 8:39
    (Applaus)
Title:
Doris Kim Sung: Metall, das atmet
Speaker:
Doris Kim Sung
Description:

Moderne Gebäude mit raumhohen Fenstern erlauben spektakuläre Ausblicke, aber benötigen sehr viel Energie zur Kühlung. Doris Kim Sung arbeitet mit Thermo-Bimetallen, intelligenten Werkstoffen, die sich mehr wie menschliche Haut verhalten, dynamisch und reaktionsfähig und die einen Raum vom Sonnenlicht abdunkeln und von sich aus lüften können.

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:59
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