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Wie die Musik zur Erfindung des modernen Computers führte

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    (Musik)
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    Vor etwa 43 000 Jahren
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    starb ein junger Höhlenbär in den Hügeln
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    an der nordwestlichen Grenze
    des heutigen Sloweniens.
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    Tausend Jahre später starb
    ein Mammut in Süddeutschland.
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    Einige Jahrhunderte danach
    starb in der gleichen Gegend
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    ein Gänsegeier.
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    Wir wissen fast nichts darüber,
    wie genau diese Tiere zu Tode kamen,
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    doch diese verschiedenen
    in Zeit und Raum verteilten Kreaturen
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    teilen ein bemerkenswertes Schicksal.
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    Nach ihrem Tod wurde jeweils
    aus einem Knochen ihrer Skelette
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    von Menschenhand
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    eine Flöte gefertigt.
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    Stellen Sie sich das kurz vor:
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    Sie sind ein Höhlenmensch
    vor 40 000 Jahren.
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    Sie können mit Feuer umgehen,
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    haben einfache Geräte für die Jagd gebaut
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    und gelernt Kleidung
    aus Fell herzustellen,
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    um sich im Winter warm zu halten.
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    Was würden Sie als Nächstes erfinden?
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    Die Flöte zu erfinden, erscheint unsinnig:
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    ein Gerät, das Luftmoleküle
    in unnütze Schwingungen versetzt.
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    Doch genau das taten unsere Vorfahren.
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    Es zeigt sich, dass dies
    in der Geschichte der Innovationen
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    erstaunlich normal ist.
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    Manchmal erfinden Leute etwas,
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    weil sie überleben wollen,
    um ihre Kinder zu ernähren,
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    oder um das Nachbardorf zu erobern.
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    Doch ebenso häufig
    entstehen neue Ideen,
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    weil sie einfach Spaß machen.
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    Hier ist das wirklich Merkwürdige daran:
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    Viele der verspielten und
    anscheinend belanglosen Erfindungen
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    haben letztendlich
    folgenschwere Veränderungen
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    in Wissenschaft, Politik
    und Gesellschaft ausgelöst.
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    Nehmen wir die vielleicht wichtigste
    Erfindung unserer Zeit:
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    programmierbare Computer.
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    Üblicherweise sagt man, dass Computer
    von Militärtechnologie abstammen,
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    da viele der ersten Computer
    gezielt dafür gebaut wurden,
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    im Krieg Codes zu knacken
    oder Raketenflugbahnen zu berechnen.
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    Doch tatsächlich ist der Ursprung
    moderner Computer
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    viel verspielter
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    und musikalischer,
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    als Sie vermuten würden.
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    Flötentöne entstehen,
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    indem Luft durch eine Röhre gedrückt wird.
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    Vor über 2000 Jahren
    wurde dieses Prinzip abgeändert
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    und so die erste Orgel erschaffen.
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    Jemand hatte die brillante Idee,
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    Töne durch das Betätigen kleiner Hebel
    mit den Fingern auszulösen,
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    und erfand die erste Tastatur.
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    Diese entwickelte sich von der Orgel
    über Klavichord und Cembalo
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    hin zum Klavier,
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    bis dann Mitte des 19. Jahrhunderts
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    einige Erfinder darauf kamen,
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    statt Tönen mit der Tastatur
    Buchstaben auszulösen.
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    Tatsächlich hieß die erste Schreibmaschine
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    zunächst "Schreib-Cembalo".
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    Flöten und Musik führten zu
    noch gewaltigeren Durchbrüchen.
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    Vor etwa 1000 Jahren,
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    zur Blütezeit der Renaissance des Islam,
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    entwarfen in Bagdad drei Brüder ein Gerät,
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    eine automatische Orgel.
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    Sie nannten es "Das Instrument,
    das sich selbst spielt".
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    Im Wesentlichen war es
    eine riesige Spieldose.
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    Man konnte die Orgel
    unterschiedliche Lieder spielen lassen,
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    die als Stifte auf einem sich drehenden
    Zylinder verschlüsselt waren.
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    Sollte die Maschine
    ein anderes Lied spielen,
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    musste man nur einen neuen Zylinder
    mit anderem Code einlegen.
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    Dieses Instrument
    war das erste seiner Art.
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    Man konnte es programmieren.
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    Dieses neue Konzept
    war ein gewaltiger Fortschritt.
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    Mit dieser Erfindung wird zum ersten Mal
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    die ganze Idee von Hardware
    und Software denkbar.
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    Dieses unheimlich starke
    Konzept kommt nicht
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    von einem Gerät für Krieg
    oder zur Eroberung,
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    oder überhaupt aus der Not heraus.
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    Es kommt von der seltsamen Freude,
    eine Maschine Musik machen zu sehen.
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    In der Tat wurde das Konzept
    programmierbarer Maschinen
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    etwa 700 Jahre lang ausschließlich
    durch Musik aufrechterhalten.
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    Im 18. Jahrhundert
    waren musizierende Maschinen
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    ein Spielzeug der Elite von Paris.
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    Schausteller benutzten
    solche kodierten Zylinder,
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    um damit die Bewegungen
    von Automaten zu steuern,
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    frühen Formen von Robotern.
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    Einer der bekanntesten dieser Roboter
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    war ein automatischer Flötenspieler,
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    entworfen von dem brillanten
    französischen Erfinder
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    Jacques de Vaucanson.
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    Beim Entwurf seines Roboter-Musikers
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    hatte de Vaucanson eine weitere Idee.
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    Wenn er Maschinen programmieren konnte,
    um angenehme Töne zu machen,
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    warum nicht auch dazu, aus Stoff
    schöne farbige Muster zu weben?
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    Die Stifte auf dem Zylinder
    würden dabei nicht für Töne stehen,
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    sondern für Fäden
    in unterschiedlichen Farben.
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    Für Stoffe in neuen Mustern
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    musste man nur einen
    neuen Zylinder programmieren.
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    Dies war der erste
    programmierbare Webstuhl.
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    Es war jedoch zu teuer und zeitraubend,
    die Zylinder herzustellen.
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    Fünfzig Jahre später
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    hatte der ebenfalls
    französische Erfinder Jacquard
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    die brillante Idee,
    anstatt der Zylinder aus Metall
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    Lochkarten aus Papier zu benutzen.
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    Papier war eine günstigere
    und flexiblere Art,
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    ein Gerät zu programmieren.
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    Das System der Lochkarten inspirierte den
    viktorianischen Erfinder Charles Babbage
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    zum Bau seiner Rechenmaschine
    "Analytical Engine",
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    der erste wirklich
    programmierbare Computer,
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    der konstruiert wurde.
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    Lochkarten wurden von Programmierern
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    noch bis in die 1970er Jahre benutzt.
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    Stellen Sie sich diese Frage:
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    Was ermöglichte wirklich
    den modernen Computer?
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    Das Mitwirken des Militärs ist dabei
    ein wichtiger Bestandteil,
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    doch der Weg hin zur Erfindung
    des Computers führte auch über
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    Spieldosen,
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    flötespielende Spielzeugroboter,
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    Cembalo-Tastaturen
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    und in Stoffe gewebte farbige Muster;
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    und das ist nur ein kleiner Teil
    der Geschichte.
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    Eine lange Reihe von Ideen
    und Technologien
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    entstand aus dem Spiel heraus:
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    öffentliche Museen, Gummi,
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    Wahrscheinlichkeitstheorie,
    Versicherungswesen
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    und noch vieles mehr.
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    Es ist nicht immer nur die Not,
    die erfinderisch macht.
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    Die spielerische Geisteshaltung
    ist etwas grundlegend Erforschendes,
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    die unsere Umwelt
    nach neuen Möglichkeiten erkundet.
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    Dieses Erforschen ist der Grund,
    dass so viele Erfahrungen,
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    die am Anfang bloß
    Spaß und Unterhaltung waren,
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    schließlich zu entscheidenden
    Durchbrüchen führten.
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    Ich glaube, dies hat Auswirkungen darauf,
    wie wir unsere Kinder unterrichten
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    und die Innovation
    unserer Arbeitswelt fördern.
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    Sich mit Spielen und Spaß zu befassen,
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    hilft auch zu erkennen,
    was die Zukunft bringt.
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    Überlegen Sie mal: Hätten Sie
    1750 erahnen wollen,
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    was die großen Veränderungen
    der Gesellschaft
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    im 19. und 20. Jahrhundert sind,
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    wie automatisierte Maschinen, Computer
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    und künstliche Intelligenz,
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    wäre eine programmierbare Flöte,
  • 6:49 - 6:51
    die die Elite von Paris amüsierte,
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    als ebenso starker Hinweis
    wie alles andere zu der Zeit erschienen.
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    Im besten Fall schien es
    Unterhaltung zu sein
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    und auf keine nennenswerte Art nützlich,
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    doch es erwies sich als Beginn
    einer technischen Revolution,
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    die die Welt verändern würde.
  • 7:07 - 7:09
    Sie finden die Zukunft überall da,
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    wo die Leute am meisten Spaß haben.
Title:
Wie die Musik zur Erfindung des modernen Computers führte
Speaker:
Steven Johnson
Description:

Not macht erfinderisch, nicht wahr? Nun ja, nicht immer. Steven Johnson zeigt, dass einige der besonders umwälzenden Ideen und Technologien wie der Computer nicht aus der Not heraus entstanden, sondern aus dem seltsamen Vergnügen des Spielens heraus. Folgen Sie dieser bezaubernden illustrierten Erkundung der Geschichte des Erfindens. Es zeigt sich, dass die Zukunft dort zu finden ist, wo die Menschen den meisten Spaß haben.

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English
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TEDTalks
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07:25
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