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Die schockierende Kriminalisierung friedlicher Proteste

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    Nicht ganz ein Jahr nach dem 11. September
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    schrieb ich für die Chicago Tribune
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    über Schießereien und Morde,
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    und diese Arbeit machte mich
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    pessimistisch und depressiv.
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    Als Student war ich Aktivist gewesen
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    und beschloss, für eine Gruppe vor Ort
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    Zettel gegen Tierversuche
    an Türen zu hängen.
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    Ich hielt es für eine sichere Art,
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    etwas Positives zu tun.
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    Nur bin ich der absolut
    größte Pechvogel --
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    wir wurden alle verhaftet.
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    Die Polizei nahm dieses
    unscharfe Foto von mir
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    mit Zetteln in der Hand als Beweis auf.
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    Die Anklage wurde fallen gelassen.
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    Aber ein paar Wochen später
    klopften zwei FBI-Agenten an meine Tür.
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    Sie sagten, ich solle für sie
    Protestgruppen ausspionieren,
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    sonst würden sie mich auf eine
    landesweite Terroristenliste setzen.
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    Ich würde gern sagen, ich hätte nicht mit
    der Wimper gezuckt, aber so war es nicht.
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    Als meine panische Angst nachließ,
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    wollte ich unbedingt herausfinden,
    wie es dazu gekommen war,
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    dass Tier- und Umweltschutzaktivisten,
    die nie jemanden verletzt hatten,
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    vom FBI als größte terroristische Gefahr
    im eigenen Land eingestuft wurden.
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    Einige Jahre später sollte
    ich vor dem Kongress
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    über meine Artikel sprechen.
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    Ich sagte den Gesetzgebern,
    dass zwar alle über grüne Ziele reden,
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    einige aber ihr Leben riskieren, um Wälder
    zu schützen und Öl-Pipelines aufzuhalten.
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    Sie riskieren Leib und Leben zwischen
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    den Harpunen der Walfänger und den Walen.
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    Das sind ganz normale Menschen
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    wie diese Tierschützer in Italien,
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    die spontan über
    einen Stacheldraht kletterten,
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    um Beagles vor Tierversuchen zu retten.
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    Diese Bewegungen sind
    unglaublich wirksam und populär.
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    1985 schufen ihre Gegner
    daher das neues Wort "Öko-Terrorist",
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    um unsere Sichtweise auf
    die Aktivisten zu verändern.
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    Sie haben es sich einfach ausgedacht.
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    Diese Unternehmen haben nun
    neue Gesetze unterstützt,
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    etwa den Animal Enterprise Terrorism Act,
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    das Aktivismus zu Terrorismus erklärt,
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    wenn dieser zu Gewinneinbußen führt.
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    Die meisten Leute haben
    von diesem Gesetz noch nie gehört --
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    auch Kongressabgeordnete kennen es nicht.
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    Weniger als 1 % waren im Raum,
    als es verabschiedet wurde.
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    Der Rest war draußen
    bei einem neuen Denkmal --
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    sie priesen Martin Luther King,
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    während man seine Form des Aktivismus
    als Terrorismus brandmarkte,
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    wenn er den Schutz von Tieren
    oder der Umwelt zum Ziel hatte.
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    Befürworter sagen, diese Gesetze
    seien wegen der Extremisten nötig:
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    Vandalen, Brandstifter, Radikale.
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    Aber im Moment unterweisen
    Unternehmen wie TransCanada
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    die Polizei in Präsentationen
    wie dieser darin,
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    wie sie friedliche Demonstranten
    als Terroristen verfolgen können.
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    Im Unterrichtsmaterial des FBI
    über Ökoterrorismus
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    geht es nicht um Gewalt
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    sondern um Öffentlichkeitsarbeit.
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    Heute treiben Konzerne in vielen Ländern
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    neue Gesetze voran, die das Fotografieren
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    von Tiermisshandlungen auf ihren Farmen
    unter Strafe stellen.
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    Der jüngste Fall war
    vor nur 2 Wochen in Idaho,
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    und heute haben wir Klage
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    wegen Verfassungswidrigkeit und
    Bedrohung der Pressefreiheit eingereicht.
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    Die erste dieser Anklagen unter
    dem sogenannte "ag-gag"-Gesetz
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    richtete sich gegen
    eine junge Frau: Amy Meyer.
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    Amy sah von einer öffentlichen
    Straße aus, wie ein Bulldozer
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    eine kranke Kuh aus
    einem Schlachthof transportierte.
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    Amy tat, was jeder von uns tun würde --
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    sie filmte es.
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    Als ich von ihrer Geschichte hörte,
    schrieb ich darüber.
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    In nur 24 Stunden entfachte
    der Artikel einen solchen Aufruhr,
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    dass der Staatsanwalt
    alle Anschuldigungen fallen ließ.
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    Aber es scheint, als sei schon
    das Aufdecken solcher Dinge
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    eine Bedrohung.
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    Durch den Freedom of Information Act
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    weiß ich, dass die Anti-Terror-Einheit
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    meine Artikel überwacht,
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    auch einen Vortrag wie diesen.
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    Die Akte enthält auch eine nette
    kurze Kritik meines Buchs.
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    Sie beschrieben es als
    "fesselnd und gut geschrieben".
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    (Gelächter im Publikum)
    (Beifall)
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    Etwas für den Klappentext
    des nächsten Buchs, stimmt's?
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    Sinn und Zweck der ganzen Sache ist,
    uns Angst zu machen.
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    Aber als Journalist ist mein Vertrauen in
    die Kraft der Aufklärung unerschütterlich.
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    Unsere wirksamste Waffe
    ist das Sonnenlicht.
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    Dostojewski schrieb, die ganze Kraft
    des Menschen liege darin
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    zu beweisen, dass er keine Schraube
    sondern ein Mensch ist.
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    Immer wieder im Laufe der Geschichte
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    haben Leute an der Macht Angst benutzt,
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    um die Wahrheit zum Schweigen zu bringen
    und abweichende Stimmen zu knebeln.
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    Die Zeit ist reif
    einen neuen Ton anzuschlagen.
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    Vielen Dank!
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    (Beifall)
Title:
Die schockierende Kriminalisierung friedlicher Proteste
Speaker:
Will Potter
Description:

2002 beschloss der Enthüllungsjournalist und TED Fellow Will Potter, aus dem täglichen Trott bei der Chicago Tribune auszubrechen, für die er über Schießereien und Morde berichtete: Er unterstützte aktiv eine örtliche Gruppe, die sich gegen Tierversuche einsetzte. "Ich hielt es für eine sichere Art, etwas Positives zu tun", sagt er. Statt dessen wurde er verhaftet. Es war Potters Aufbruch in eine Welt, in der friedlicher Protest als Terrorismus gebrandmarkt wird.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
04:33

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