Was sechs Jahre Gefangenschaft mich über die Angst und den Glauben lehrten
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0:02 - 0:03Als ich das erste Mal
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0:04 - 0:05Angst hatte,
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0:06 - 0:07war ich 41 Jahre alt.
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0:09 - 0:11Mir wurde immer gesagt, ich sei mutig.
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0:12 - 0:14Als kleines Mädchen
kletterte ich auf den höchsten Baum -
0:14 - 0:17und näherte mich jedem Tier ohne Angst.
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0:18 - 0:20Ich mochte Herusforderungen.
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0:20 - 0:22Mein Vater sagte:
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0:23 - 0:27"Guter Stahl hält alle Temperaturen aus".
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0:28 - 0:31Als ich in die Politik
in Kolumbien eintrat, -
0:32 - 0:35dachte ich, ich würd alle
Temperaturen aushalten. -
0:35 - 0:37Ich wollte der Korruption
im Land ein Ende setzen; -
0:37 - 0:39ich wollte die Verbindungen
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0:39 - 0:41zwischen Politikern
und Drogenhandel kappen. -
0:41 - 0:44Das erste Mal wurde ich gewählt,
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0:44 - 0:47weil ich unter eigenem Namen
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0:47 - 0:50unantastbare, korrupte
Politiker anzeigte. -
0:50 - 0:53Ich habe auch den Präsidenten der Republik
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0:54 - 0:56für seine Verbindungen
zu den Kartellen angezeigt. -
0:58 - 1:00Dann begannen die Drohungen.
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1:01 - 1:03Ich musste meine noch kleinen Kinder
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1:04 - 1:06eines Morgens aus dem Land schaffen,
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1:06 - 1:09versteckt im Panzerwagen
des französischen Botschafters, -
1:09 - 1:10der sie zum Flugzeug brachte.
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1:11 - 1:12Nur Tage später
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1:13 - 1:16wurde ich Opfer eines Attentats,
blieb jedoch unverletzt. -
1:17 - 1:18Im Jahr darauf
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1:19 - 1:23wurde ich von den Kolumbianern
mit der höchsten Stimmanzahl gewählt. -
1:24 - 1:27Ich spürte, dass die Menschen
mich für meinen Mut feierten. -
1:28 - 1:31Ich dachte ebenfalls, ich mutig sei.
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1:31 - 1:33Aber ich war es nicht.
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1:35 - 1:38Ich hatte bloß noch nie erlebt,
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1:39 - 1:41was wirkliche Angst ist.
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1:43 - 1:44Das änderte sich
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1:45 - 1:48am 23 Februar 2002.
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1:49 - 1:53Zu diesem Zeitpunkt war ich
Präsidentschaftskandidatin für Kolumbien -
1:53 - 1:57und ich war dabei, meine Agenda
für die Kampagne voranzutreiben, -
1:57 - 2:00als ich von einer Gruppe
bewaffneter Männer -
2:00 - 2:02in Militäruniformen
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2:02 - 2:03festgenommen wurde.
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2:05 - 2:07Ich besah mir ihre Stiefel;
sie waren aus Gummi. -
2:07 - 2:09Und ich wusste,
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2:09 - 2:11dass die kolumbianische Armee
Lederstiefel verwendet. -
2:12 - 2:14Ich wusste, dass es Guerillakämpfer
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2:14 - 2:16der FARC waren.
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2:16 - 2:19Von da an geschah alles sehr schnell.
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2:22 - 2:25Der Anführer des Kommandos
befahl, das Fahrzeug anzuhalten, -
2:26 - 2:30während einer seiner Männer
auf eine Tretmine trat -
2:31 - 2:33und durch die Luft flog.
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2:34 - 2:36Er landete, sitzend,
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2:36 - 2:38genau vor mir
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2:38 - 2:40und unsere Blicke trafen sich
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2:41 - 2:43und schließlich verstand der junge Mann:
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2:44 - 2:47Sein Bein mit dem Gummistiefel
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2:47 - 2:48war weit weg geflogen.
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2:50 - 2:51(Seufzen)
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2:53 - 2:54Er begann
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2:57 - 2:59wie verrückt zu schreien.
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3:01 - 3:02Jetzt gerade
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3:03 - 3:04fühle ich mich so,
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3:04 - 3:09wie ich mich damals gefühlt habe,
denn ich durchlebe die Emotionen erneut. -
3:09 - 3:13Ich fühlte in diesem Moment,
dass etwas in mir zerbrach -
3:14 - 3:17und ich fühlte, dass mich
seine Angst angesteckte. -
3:17 - 3:20Mein Kopf war wie leer gefegt,
ich konnte nicht denken, -
3:20 - 3:21ich war wie gelähmt.
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3:21 - 3:23Als ich endlich reagierte,
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3:25 - 3:26sagte ich zu mir:
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3:27 - 3:28"Sie werden mich umbringen
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3:29 - 3:32und ich habe mich nicht
von meinen Kindern verabschiedet." -
3:35 - 3:39Als sie mich tief
im Dschungel einsperrten, -
3:41 - 3:43verkündete die FARC
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3:43 - 3:45dass sie mich umbringen würden,
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3:47 - 3:48wenn der Staat nicht vehandelte.
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3:49 - 3:51Und ich wusste,
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3:51 - 3:55dass der Staat nicht verhandeln würde.
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3:56 - 3:57Von da an
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3:58 - 4:00ging ich jede Nacht
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4:00 - 4:01mit der Angst ins Bett.
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4:01 - 4:03Mit Schüttelfrost,
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4:03 - 4:05Zittern,
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4:05 - 4:07Magenschmerzen,
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4:07 - 4:09Schlaflosigkeit.
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4:10 - 4:12Das Schlimmste passierte jedoch
in meinem Kopf, -
4:12 - 4:14denn in meinem Gedächtnis
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4:15 - 4:17waren alle Telefonnummern
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4:17 - 4:19und Adressen gelöscht,
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4:19 - 4:21von Menschen, die mir sehr nahe stehen,
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4:21 - 4:24sogar bedeutende Ereignisse meines Lebens.
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4:27 - 4:28Da fing ich an,
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4:29 - 4:32an mir selbst zu zweifeln,
an meiner geistigen Gesundheit. -
4:33 - 4:35Mit dem Zweifeln
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4:35 - 4:36kam die Verzweiflung
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4:37 - 4:39und mit der Verzweiflung
kam die Depression. -
4:40 - 4:43Ich erlebte auffällige
Verhaltensänderungen. -
4:43 - 4:46Es war nicht nur die Paranoia
während einer Panikattacke. -
4:47 - 4:49Es war
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4:49 - 4:50das Misstrauen,
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4:51 - 4:52es war der Hass
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4:53 - 4:55und auch der Wille zu Töten.
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4:56 - 4:58Das merkte ich,
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4:58 - 5:01als sie mich am Hals
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5:01 - 5:03an einen Baum anketteten.
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5:04 - 5:07An diesem Tag behielten sie mich im Freien
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5:08 - 5:10in einem tropischen Platzregen.
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5:11 - 5:13Ich erinnere mich,
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5:14 - 5:17wie ich auf Toilette musste.
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5:21 - 5:23"Was auch immer du tun musst,
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5:25 - 5:27wirst du wohl vor mir tun müssen,
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5:32 - 5:33Schlampe",
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5:39 - 5:41schrie mich der Wachmann an.
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5:49 - 5:50In diesem Augenblick
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5:53 - 5:56fasste ich den Entschluss,
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6:05 - 6:06ihn zu töten.
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6:10 - 6:13Tagelang
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6:15 - 6:18plante ich, überlegte das Wie und Wann,
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6:19 - 6:20voller Hass
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6:20 - 6:21und voller Angst.
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6:22 - 6:24Bis ich daraus plötzlich
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6:24 - 6:25herauskam,
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6:25 - 6:27mich schüttelte
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6:27 - 6:29und dachte:
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6:29 - 6:32"Sie werden mich nicht
in einen von ihnen verwandeln. -
6:32 - 6:34Ich werde nicht zur Mörderin werden.
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6:35 - 6:39Mir bleibt noch genügend Freiheit
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6:41 - 6:42um zu entscheiden,
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6:44 - 6:45wer ich sein will".
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6:48 - 6:50In diesem Augenblick lernte ich,
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6:52 - 6:54dass die Angst mich
mit mir selbst konfrontierte. -
6:55 - 6:56Sie zwang mich dazu,
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6:57 - 7:00meine Kräfte zu bündeln,
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7:00 - 7:02meine Aufmerksamkeit zu sammeln.
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7:04 - 7:06Ich lernte, dass mit der Angst
konfrontiert zu sein -
7:08 - 7:11sich in einen Wachstumspfad
verwandeln konnte. -
7:14 - 7:16Es bewegt mich sehr,
wenn ich über all das spreche. -
7:17 - 7:19Doch wenn ich an
die Vergangenheit zurückdenke, -
7:21 - 7:22kann ich sehen,
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7:23 - 7:26welche Schritte ich nahm,
um das zu erreichen. -
7:26 - 7:28Drei davon
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7:28 - 7:30möchte ich mit Ihnen teilen.
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7:30 - 7:31Der erste
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7:31 - 7:32bestand darin,
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7:34 - 7:36mich von meinen
Prinzipien leiten zu lassen, -
7:37 - 7:38denn ich merkte,
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7:38 - 7:41wenn ich inmitten der Panik
und der geistigen Blockade -
7:41 - 7:45an Prinzipien hielt,
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7:45 - 7:46handelte ich richtig.
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7:48 - 7:52Ich erinnere mich an die erste Nacht
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7:52 - 7:55in einem Konzentrationslager,
welches die Guerilla mitten im Dschungel -
7:56 - 7:57erbaut hatte,
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7:58 - 8:01mit vier Meter hohen Zäunen,
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8:01 - 8:03Stacheldraht,
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8:03 - 8:05Wachtürmen in allen vier Ecken
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8:05 - 8:08und bewaffneten Männern,
die ununterbrochen auf uns zielten. -
8:09 - 8:12An jenem Morgen, dem ersten Morgen,
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8:13 - 8:16kamen ein paar Männer und schrien:
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8:16 - 8:17"Zählung, Zählung!"
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8:19 - 8:23Meine Mitgefangenen
wachten erschrocken auf -
8:23 - 8:26und begannen sich nacheinander
mit ihrer Nummer auszuweisen. -
8:27 - 8:28Als ich an der Reihe war,
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8:30 - 8:31sagte ich:
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8:32 - 8:33"Ingrid Betancourt.
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8:33 - 8:37Wenn Sie wissen wollen, ob ich da bin,
rufen Sie mich beim Namen." -
8:38 - 8:40Die Wut der Wachmänner
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8:41 - 8:43war nicht so groß, wie die
meiner Mitgefangenen, -
8:44 - 8:46denn, natürlich waren sie erschrocken,
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8:47 - 8:49wir alle waren erschrocken
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8:49 - 8:51und sie hatten Angst,
dass sie meintwegen -
8:51 - 8:52bestraft werden würden.
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8:53 - 8:55Doch für mich war es eine Notwendigkeit,
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8:56 - 9:01meine Identität
trotz der Angst zu verteidigen, -
9:01 - 9:04nicht zuzulassen, dass sie mich
zu einem Objekt machten, zu einer Nummer. -
9:04 - 9:06Das war ein Prinzip,
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9:06 - 9:08es bestand darin, das zu verteidigen,
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9:10 - 9:12was ich als menschliche Würde betrachtete.
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9:13 - 9:15Doch bedenken Sie Folgendes:
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9:15 - 9:18Die Guerilla,
so hatte ich bereits analysiert, -
9:19 - 9:23hatte schon jahrelange
Erfahrung mit Entführungen. -
9:23 - 9:24Sie hatten
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9:24 - 9:26eine Technik entwickelt, um ...
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9:27 - 9:29uns zu brechen,
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9:29 - 9:30uns zu beugen, um uns zu entzweien.
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9:31 - 9:32So bestand also
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9:33 - 9:35der zweite Schritt darin,
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9:36 - 9:39zu lernen, ein solidarisches
Vertrauen aufzubauen, -
9:39 - 9:42zu lernen, uns zusammen zu tun.
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9:43 - 9:47Der Dschungel ist wie ein anderer Planet.
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9:48 - 9:49Er ist ...
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9:49 - 9:51es ist eine Welt
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9:52 - 9:55im Dämmerlicht, feucht,
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9:56 - 10:01mit dem Summen von
Tausenden von Insekten, -
10:01 - 10:03Feuerameisen, Raubwanzen, Riesenameisen.
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10:04 - 10:08Ich habe mich nicht einen einzigen Tag,
den ich im Dschungel war, nicht gekratzt. -
10:09 - 10:13Dann noch die Taranteln, Skorpione
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10:13 - 10:14und Anakondas.
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10:14 - 10:16Einmal stand ich
einer 8 Meter langen Anakonda -
10:16 - 10:17genau gegenüber,
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10:17 - 10:20die mich mit einem Haps
hätte verschlingen können. -
10:20 - 10:22Die Jaguare ...
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10:22 - 10:24doch was ich Ihnen mitteilen möchte,
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10:24 - 10:27ist, dass keines dieser Tiere
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10:27 - 10:29uns so großen Schaden zufügte
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10:29 - 10:30wie der Mensch.
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10:35 - 10:37Die Guerilla terrorisierten uns.
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10:38 - 10:40Sie verbreitete
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10:40 - 10:41Gerüchte,
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10:42 - 10:45rief zur Denunziation unter Genossen auf,
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10:45 - 10:47fütterte den Neid,
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10:47 - 10:49den Groll
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10:49 - 10:51und das Misstrauen.
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10:52 - 10:54Das erste Mal,
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10:54 - 10:56das ich für längere Zeit entkam,
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10:57 - 10:58war mit Lucho.
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10:58 - 11:01Lucho war schon
zwei Jahre vor mir entführt worden. -
11:02 - 11:05Wir entschieden,
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11:06 - 11:07uns mit Seilen festzubinden,
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11:07 - 11:12um die Kraft zu haben,
uns in dieses dunkle Wasser -
11:12 - 11:14voller Piranhas und Kaimanen
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11:14 - 11:15zu stürzen.
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11:16 - 11:18Was wir machten, war,
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11:18 - 11:21dass wir uns tagsüber
in den Mangroven versteckten. -
11:22 - 11:24Nachts kamen wir heraus
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11:24 - 11:26und stürzten uns in den Fluß.
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11:27 - 11:30Wir schwammen und ließen uns
von der Strömung tragen. -
11:31 - 11:33So vergingen einige Tage.
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11:34 - 11:36Doch Lucho
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11:37 - 11:39erkrankte.
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11:39 - 11:40Er hatte Diabetes
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11:41 - 11:42und er fiel in ein diabetisches Koma.
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11:43 - 11:45Daraufhin
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11:45 - 11:48fing uns die Guerilla wieder ein.
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11:49 - 11:52Doch nachdem ich all das
mit Lucho durchlebt hatte, -
11:53 - 11:56wir uns zusammen, Seite an Seite,
all diesen Ängsten gestellt hatten, -
11:57 - 12:00konnten weder die Strafen,
noch die Gewalt, nichts, -
12:01 - 12:03uns jemals wieder
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12:03 - 12:04trennen.
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12:07 - 12:09Es stimmt jedoch,
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12:09 - 12:13dass die Manipulationen der Guerilla
uns so viel Schaden zugefügt haben, -
12:14 - 12:16dass sogar heute noch
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12:17 - 12:19zwischen einigen der Entführten,
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12:21 - 12:22von damals,
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12:24 - 12:25Spannungen fortbestehen,
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12:26 - 12:28Überbleibsel
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12:28 - 12:30dieser Vergiftung
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12:32 - 12:34durch die Guerilla.
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12:36 - 12:37Der dritte Schritt
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12:39 - 12:41ist für mich sehr wichtig
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12:41 - 12:44und er ist ein Geschenk,
das ich Ihnen machen möchte. -
12:44 - 12:46Der dritte Schritt ist,
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12:46 - 12:49zu lernen, Glauben zu entwickeln.
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12:51 - 12:55Ich möchte es auf diese Weise erklären:
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12:56 - 12:57Jhon Frank Pinchao
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12:58 - 13:00war ein Unteroffizier bei der Polizei,
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13:00 - 13:03der mehr als acht Jahre lang entführt war.
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13:04 - 13:07Er hatte den Ruf,
der Ängstlichste von uns zu sein. -
13:10 - 13:12Pincho jedoch
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13:12 - 13:13-- ich nannte ihn so --
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13:13 - 13:16Pincho entschied,
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13:16 - 13:18dass er weglaufen wollte.
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13:18 - 13:20Und er bat mich um Hilfe.
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13:20 - 13:23Zu dem Zeitpunkt hatte ich
bereits ein Diplom in Fluchtversuchen. -
13:23 - 13:25(Lachen)
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13:25 - 13:26Also ...
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13:28 - 13:30begannen wir, doch es dauerte
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13:30 - 13:33denn zunächst musste Pincho
schwimmen lernen. -
13:33 - 13:36All diese Vorbereitungen
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13:36 - 13:38mussten wir im Geheimen vorantreiben.
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13:39 - 13:40Als wir dann
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13:40 - 13:42endlich mit allem fertig waren,
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13:42 - 13:44kam Pincho
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13:45 - 13:47eines nachmittags zu mir und sagte:
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13:47 - 13:50"Ingrid, angenommen ich bin im Dschungel
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13:50 - 13:53und ich laufe und laufe und schaffe es
nicht, den Weg heraus zu finden. -
13:53 - 13:55Was mache ich dann?"
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13:56 - 13:57"Pincho,
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13:59 - 14:00du nimmst dir ein Telefon
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14:01 - 14:03und rufst den oben an."
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14:04 - 14:05"Ingrid,
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14:05 - 14:08du weißt, dass ich nicht an Gott glaube."
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14:12 - 14:13"Das kümmert Gott nicht.
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14:13 - 14:14Er wird dir helfen".
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14:17 - 14:20(Applaus)
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14:24 - 14:26Es regnete die ganze darauffolgende Nacht.
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14:27 - 14:29Am nächsten Morgen
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14:30 - 14:32erwachte das Lager in großer Aufregung,
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14:32 - 14:35denn Pincho war geflohen.
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14:35 - 14:38Sie befahlen, alles zusammenzupacken
und wir setzten uns in Bewegung. -
14:38 - 14:39Auf dem Marsch
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14:40 - 14:45erzählten uns die Guerillaanführer,
dass Pincho tot sei, -
14:45 - 14:47dass sie seine Überreste gefunden hätten,
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14:47 - 14:50aufgefressen von einer Anakonda.
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14:53 - 14:54Es vergingen 17 Tage,
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14:54 - 14:56glauben Sie mir, dass ich sie zählte,
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14:56 - 15:00denn es war wie Folter für mich.
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15:02 - 15:04Doch nach 17 Tagen
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15:06 - 15:08kam die Nachricht im Radio:
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15:08 - 15:10Pincho war frei
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15:10 - 15:11und offensichtlich am Leben.
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15:12 - 15:14Dies war
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15:14 - 15:16seine erste Verlautbarung,
die er im Radio bekannt gab: -
15:17 - 15:19"Ich weiß, meine Genossen hören mir zu.
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15:20 - 15:21Ingrid,
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15:21 - 15:23ich habe getan, was du mir gesagt hast.
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15:23 - 15:25Ich rief den da oben an
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15:25 - 15:29und er sandte mir eine Patrouille,
die mich aus dem Dschungel herausbrachte." -
15:31 - 15:34Das war ein außergewöhnlicher Moment,
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15:35 - 15:36denn ...
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15:36 - 15:38Angst ist wirklich ansteckend.
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15:39 - 15:40Doch der Glaube ist es auch.
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15:40 - 15:43Und der Glaube
ist weder rational noch emotional. -
15:44 - 15:45Der Glaube
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15:46 - 15:49ist eine Geistesübung.
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15:49 - 15:52Eine Geistesdisziplin.
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15:52 - 15:55Er ist das, was uns gestattet,
uns zu verändern, -
15:55 - 15:56alles was wir sind,
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15:56 - 15:58unsere Unzulänglichkeiten,
unsere Schwächen, -
15:58 - 16:00zu Kraft und Können.
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16:00 - 16:02Es ist eine wahrhafte Veränderung.
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16:03 - 16:06Es ist das, was uns Kraft gibt
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16:06 - 16:07uns der Angst
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16:08 - 16:10entgegenzustellen
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16:11 - 16:12und über uns selbst
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16:12 - 16:14hinaus zu wachsen.
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16:16 - 16:18Ich hoffe, dass Sie dies behalten werden,
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16:20 - 16:22denn ich weiß, dass wir alle es brauchen
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16:23 - 16:26uns mit dieser Kraft zu verbinden,
die in uns ist, -
16:26 - 16:28für die Augenblicke,
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16:28 - 16:31in denen um unser Boot herum
Sturm herrscht. -
16:31 - 16:36Es sind viele, viele Jahre vergangen,
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16:38 - 16:42bevor ich nach Hause zurückkehren konnte.
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16:44 - 16:48Doch als wir gefesselt
im Helikopter hinaufstiegen, -
16:48 - 16:51und endlich aus dem Dschungel herauskamen,
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16:51 - 16:54geschah alles so schnell,
wie als sie mich entführten. -
16:56 - 16:58In einer Sekunde,
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16:58 - 16:59sah ich zu meinen Füßen
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16:59 - 17:02den Befehlshaber der Guerilla,
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17:02 - 17:03geknebelt,
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17:04 - 17:06und der Kommandant des Rettungsteams
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17:07 - 17:08schrie:
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17:09 - 17:13"Wir sind die kolombianische Armee!
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17:13 - 17:15Sie sind frei!
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17:16 - 17:18Der Jubel,
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17:19 - 17:21der aus uns allen herausbrach
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17:21 - 17:23als wir unsere Freiheit wiederbekamen,
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17:23 - 17:28hallt bis heute in mir nach.
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17:30 - 17:31Jetzt weiß ich,
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17:33 - 17:36dass sie uns nicht
auseinanderbringen können, -
17:36 - 17:38sie können nicht alle
durch Angst manipulieren. -
17:41 - 17:45Das "Nein" in dem Referendum
für den Frieden in Kolumbien -
17:45 - 17:47oder der Brexit
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17:47 - 17:51oder die Idee einer Mauer
zwischen Mexiko und den USA -
17:51 - 17:53oder der islamistische Terrorismus
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17:53 - 17:55sind alles Fälle,
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17:55 - 17:57in denen die Politik
der Angst genutzt wird, -
17:58 - 18:01um uns auseinanderzubringen
und uns zu rekrutieren. -
18:02 - 18:04Heute haben wir alle Angst.
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18:05 - 18:08Doch wir alle können verhindern
rekrutiert zu werden, -
18:09 - 18:13wenn wir die Ressourcen nutzen,
die wir haben, unsere Prinzipien, -
18:13 - 18:15den Zusammenhalt, den Glauben.
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18:16 - 18:20Natürlich ist die Angst
Teil der menschlichen Natur -
18:20 - 18:23und sie ist auch notwendig,
um zu überleben. -
18:23 - 18:25Insbesondere jedoch
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18:25 - 18:30ein Referenzpunkt,
nach dem jeder von uns seine Identität, -
18:31 - 18:34seine Persönlichkeit gestaltet.
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18:37 - 18:38Es ist wahr,
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18:38 - 18:44dass ich mit 41 erstmals Angst hatte.
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18:44 - 18:47Angst zu haben,
war nicht meine Entscheidung, -
18:48 - 18:53doch was ich mit dieser Angst mache.
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18:55 - 18:59Man kann überleben
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19:00 - 19:01während man die Angst
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19:01 - 19:02mit sich zieht.
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19:03 - 19:05Doch man kann auch
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19:06 - 19:09die Angst überwinden,
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19:09 - 19:11sich über sie erheben,
die Flügel ausbreiten -
19:11 - 19:15und aufsteigen, höher fliegen, immer höher
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19:15 - 19:16bis zu den Sternen,
-
19:16 - 19:19dorthin, wo wir alle ankommen wollen.
-
19:22 - 19:23Vielen Dank.
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19:23 - 19:27(Applaus)
- Title:
- Was sechs Jahre Gefangenschaft mich über die Angst und den Glauben lehrten
- Speaker:
- Ingrid Betancourt
- Description:
-
2002 wurde Ingrid Betancourt von kolumbianischen Guerilleros, bekannt als FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, dt.: Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens), entführt – inmitten ihrer eigenen Präsidentschaftskampagne. In den darauf folgenden sechs Jahren wurde Betancourt als Geisel in Gefangenenlagern im Dschungel gehalten, wo sie von Malaria, Flöhen, Hunger und der menschlichen Grausamkeit fast zu Grunde gerichtet wurde bis zu ihrer Rettung durch die kolumbianische Armee. In diesem sehr persönlichem Vortrag berichtet die Politikerin, die inzwischen Schriftstellerin geworden ist, wie es ist, in ständiger Angst zu leben – und wie ihr Glaube ihr Halt gab.
- Video Language:
- Spanish
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 19:27
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