Ein Evolutionsbiologe der Purdue University, namens William Muir, studierte Hühner. Er untersuchte ihre Produktivität. Ich denke, das ist etwas was uns alle betrifft -- aber es ist leichter an Hühnern zu messen, da man nur die Eier zählt. (Lachen) Er wollte wissen, was seine Hühner produktiver machen könnte, also entwickelte er ein hervorragendes Experiment. Hühner leben in Gruppen. Also stellte er eine durchschnittliche Herde zusammen und er ließ sie für sechs Generationen in Ruhe. Dann stellte er eine zweite Gruppe zusammen, bestehend nur aus den produktivsten Hühnern -- man könnte sie "Superhühner" nennen -- und die packte er in eine Superhühner-Herde und aus jeder Generation wählte er nur die produktivsten der Zucht. Nachdem sechs Generationen vergangen waren, fand er was heraus? Nun, die erste Gruppe, die durchschnittliche, war wohlauf. Alle waren pummelig und voll gefiedert und die Eierproduktion stieg drastisch. Was war mit der zweiten Gruppe? Nun, alle bis auf drei waren tot. Sie hatten den Rest zu Tode gepickt. (Lachen) Die für sich produktiven Hühner hatten ihren Erfolg nur durch Unterdrückung anderer erreicht. Als ich um die Welt ging und diese Geschichte in verschiedenen Organisationen und Firmen erzählte, haben Menschen die Bedeutung fast immer sofort erkannt und sie kamen zu mir und sagten mir Dinge wie "Der Super-Hühnerhaufen, das ist meine Firma." (Lachen) Oder "Das ist mein Land." Oder "Das ist mein Leben." Mein ganzes Leben wurde mir erzählt, dass wir kämpfen müssten um voranzukommen: zur richtigen Schule gehen, den richtigen Job kriegen, an die Spitze kommen und ich fand es noch nie sonderlich inspirierend. Ich habe Firmen gegründet und geführt, weil Erfindung Freude bedeutet, und weil das Arbeiten mit genialen, kreativen Menschen Belohnung an sich ist. Und ich habe mich niemals sehr motiviert gefühlt, wenn ich Befehlen von Superhühnern oder Superstars folgen musste. Aber in den letzten 50 Jahren haben wir die meisten Organisationen und manche Gesellschaften nach dem Superhühner-Vorbild geführt. Wir dachten, dass Erfolg nur möglich ist, wenn wir Superstars auswählen, die schlausten Männer, oder manchmal auch Frauen, im Raum und ihnen Mittel und Macht geben. Die Ergebnisse sind stets genau die gleichen wie in William Muirs Versuchen: Aggression, Dysfunktion und Verschwendung. Wenn der einzige Weg wie die Produktivsten erfolgreich sein können, die Unterdrückung der Produktivität der Restlichen ist, dann müssen wir dringend einen besseren Weg finden zu arbeiten und reichhaltiger zu leben. (Applaus) Also was ist es, was manche Gruppen offensichtlich erfolgreicher und produktiver macht als andere? Diese Frage hat ein Team am MIT untersucht. Es hat hunderte Freiwillige gesammelt, sie in Gruppen gebündelt und ihnen schwere Aufgaben zu lösen gegeben. Und es passierte genau das, was Sie vermuten würden, dass einige Gruppen viel erfolgreicher als andere waren. Aber wirklich interessant war, dass die leistungsstarken Gruppen nicht die mit ein oder zwei Leuten mit besonders hohem IQ waren. Noch waren die erfolgreichsten Gruppen die mit dem höchsten gemeinsamen IQ. Stattdessen hatten die sehr erfolgreichen Teams drei charakteristische Merkmale: Erstens, zeigten sie hohe Grade an sozialem Feingefühl zueinander. Dies wird durch den sogenannten "Lese den Gedanken in den Augen"-Test bestimmt. Grob gesagt ein Test für das Einfühlungsvermögen. Die Gruppen, die darin besser abschnitten, waren besser. Zweitens, die erfolgreichen Gruppen gaben einander gleich viel Zeit, sodass keine Einzelstimme dominierte, aber auch keiner ausgeschlossen wurde. Und drittens, die erfolgreicheren Gruppen hatten mehr Frauen. (Applaus) War es, weil Frauen typischerweise besser im "Lese Gedanken in den Augen"-Test sind und das zu einer Verdoppelung beim Faktor Einfühlungsvermögen führt? Oder weil sie eine vielfältigere Perspektive einbringen? Wirklich wissen wir es nicht, aber das Auffällige an diesem Experiment ist, dass es uns zeigte was wir wissen: Einige Gruppen sind besser als andere, aber dass der Schlüssel dazu ihre soziale Bindung zueinander ist. Wie genau spielt sich das in der realen Welt ab? Es bedeutet, dass das was zwischen Menschen passiert, wirklich zählt, weil in Gruppen, die stark aufeinander abgestimmt und einfühlsam sind, Ideen fließen und wachsen können. Menschen bleiben nicht hängen, verschwenden keine Kraft an toten Enden. Ein Beispiel: Arup ist eine der weltweit erfolgreichsten Ingenieursfirmen und sie wurde beauftragt ein Reisezentrum für die Beijing Olympiade zu bauen. Nun, dieses Gebäude sollte zweieinhalb Tausend bespannte Vollblutpferde aufnehmen, die nach Langstreckenflügen ankamen, mit starkem Jetlag und nicht in ihrer besten Verfassung. Und das Problem mit dem der Ingenieur konfrontiert war, war mit welcher Abfallmenge er dabei rechnen musste. Nun, das ist nicht etwas, was man im Ingenieurstudium lernt -- (Lachen) und es ist nicht Eines der Dinge die falsch laufen sollten. Er hätte monatelang mit Tierärzten reden, Recherchen anstellen, Tabellen berechnen können. Stattdessen fragte er nach Hilfe und er fand jemanden, der den Pferde- Rennclub in New York entworfen hatte. Das Problem wurde in weniger als einem Tag gelöst. Arup glaubt daran, dass die Kultur der Hilfsbereitschaft entscheidend für seinen Erfolg ist. Hilfsbereitschaft hört sich sehr lasch an, aber es ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Teams und es übertrifft regelmäßig die Intelligenz des Einzelnen. Hilfsbereitschaft bedeutet, dass ich nicht alles wissen muss, ich muss lediglich mit Menschen arbeiten, die gut im Hilfe erhalten und geben sind. Bei SAP glaubt man, dass man jede Frage binnen 17 Minuten beantworten kann. Aber es gibt nicht eine Hightech-Firma mit der ich gearbeitet habe, die sich für einen Moment vorstellen kann, dass das ein technologisches Problem ist. Was Hilfsbereitschaft schafft, sind Menschen, die einander kennenlernen. Es klingt so offensichtlich und wir denken es wird einfach so passieren, aber das tut es nicht. Als ich meine erste Software Firma leitete, stellte ich irgendwann fest, dass wir festgefahren waren. Da war viel Reibung, aber nicht viel mehr und ich realisierte nach und nach, dass die genialen, kreativen Menschen, die ich eingestellt hatte, einander nicht kannten. Sie waren so auf ihre eigene Arbeit fokussiert, dass sie nicht einmal wussten neben wem sie saßen. Erst als ich darauf bestand, dass wir mit der Arbeit aufhörten und Zeit aufbrachten einander kennenzulernen, erreichten wir echte Dynamik. Das ist nun 20 Jahre her und jetzt besuche ich Firmen die Kaffeetassen am Schreibtisch verbieten, weil sie möchten, dass Menschen sich bei der Kaffeemaschine aufhalten und miteinander reden. Die Schweden haben sogar einen eigenen Ausdruck dafür. Sie nennen es Fika, was mehr als eine Kaffeepause bedeutet. Es bedeutet gemeinsame Erneuerung. Bei Idexx, einem Unternehmen in Maine, wurden Gemüsegärten auf dem Gelände eingerichtet, sodass Leute aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen zusammenarbeiten und so sich das ganze Unternehmen kennenlernen kann. Sind die alle verrückt geworden? Ganz im Gegenteil. Sie haben erkannt, dass wenn es brenzlig wird, und es wird immer mal brenzlig werden, wenn bahnbrechende, wichtige Arbeit geleistet wird, Menschen soziale Unterstützung brauchen. Sie müssen wissen, wen sie um Hilfe fragen können. Unternehmen haben keine Ideen, nur Menschen haben sie. Und was Menschen motiviert sind Bindungen, Loyalität und Vertrauen, welches sie untereinander schaffen. Was zählt, ist der Mörtel, nicht nur die Ziegel. Wenn sie dies nun alles zusammentun, erhalten sie etwas, was Sozialkapital genannt wird. Sozialkapital ist das Verlassen auf Abhängigkeiten, das Vertrauen schafft. Der Begriff stammt von Soziologen die Gemeinschaften studierten, welche sich in Zeiten von Stress besonders resilient zeigten. Sozialkapital ist das, was Unternehmen Dynamik gibt und Sozialkapital ist das, was Unternehmen robust macht. Was bedeutet das in der Praxis? Es bedeutet, dass Zeit alles ist, weil Sozialkompetenz sich mit Zeit bündelt. Teams die länger zusammenarbeiten werden besser, weil es Zeit braucht um Vertrauen aufzubauen, welches für wahre Aufrichtigkeit und Offenheit nötig ist. Und Zeit ist das, was Werte aufbaut. Als Alex Pentland einer Firma vorschlug, dass sie die Kaffeepausen zusammenlegen sollten, damit die Leute mehr Zeit hätten miteinander zu reden, stiegen die Erträge um 15 Mio. Dollar und die Mitarbeiterzufriedenheit stieg um 10 Prozent. Gar keine schlechte Rendite des Sozialkapitals, welches sich sogar mehrt, wenn man es ausgibt. Hier geht's nicht um Kumpanei und es ist auch kein Freischein für Bummler, weil Menschen, die so arbeiten dazu neigen reizbar zu sein, ungeduldig, nur darauf aus an sich selbst zu denken, weil das ihr Beitrag ist. Konflikte geschehen häufig, weil Offenheit sicher ist. Und das ist es, wie gute Ideen zu großartigen Ideen werden, weil keine Idee voll ausgereift geboren wird. Sie entwickelt sich in etwa wie ein neugeborenes Kind, etwas chaotisch und verwirrt, aber voller Möglichkeiten. Nur durch reichlich Beteiligung, Vertrauen und Herausforderungen erreichen sie ihr Potenzial. Und das ist, was Sozialkapital fördert. Wir sind es nicht wirklich gewohnt so darüber zu reden, über Talent, über Kreativität. Wir sind gewohnt über Überflieger zu reden. Deshalb habe ich mich gefragt, wenn wir anfangen so zu arbeiten, heißt das "keine Überflieger" mehr? Also setzte ich mich in die Vorsprechproben der Royal Academy of Dramatic Art in London. Was ich da sah überraschte mich, weil die Lehrer nicht nach einzelnen Glanzleistungen schauten. Sie schauten darauf, was zwischen den Schülern passierte, weil sich dort die wahre Dramatik abspielt. Und als ich mit Produzenten von Hit-Alben sprach, sagten sie "Klar, wir haben viele Superstars in der Musik. Nur leider bestehen sie nicht all zu lange. Es sind die herausragenden Mitwirkenden, die lange Karrieren genießen, weil sie durch das Fördern des Besten in anderen das Beste in sich selbst gefunden haben. Wenn ich Firmen besuche, die für Einfall und Kreativität bekannt sind, konnte ich keine Überflieger ausmachen. Weil jeder dort wirklich zählte. Als ich über meine eigene Karriere nachdachte und alle außergewöhnlichen Menschen mit denen ich die Ehre hatte zu arbeiten, verstand ich, wie viel mehr wir einander geben könnten, wenn wir nur aufhören würden Superhühner zu sein. (Lachen) (Applaus) Sobald man begreift, wie sozial Arbeit ist, muss man viele Dinge ändern. Management als Talentwettbewerb hat routinemäßig Mitarbeiter gegeneinander ausgespielt. Jetzt muss Rivalität durch Sozialkapital ersetzt werden. Jahrzehntelang haben wir versucht Menschen mit Geld zu motivieren, obwohl eine große Zahl von Forschungsarbeiten gezeigt hat, dass Geld soziale Verbundenheit aufzehrt. Jetzt müssen wir Menschen sich gegenseitig motivieren lassen. Jahrelang haben wir gedacht, dass Anführer heldenhafte Solisten wären, von denen erwartet wurde komplexe Probleme ganz allein zu lösen. Nun müssen wir Führung neu definieren, als eine Aktivität in der Konditionen geschaffen werden, in denen alle gemeinsam mutig denken können. Wir wissen, dass dies funktioniert. Als das Montreal Protokoll zum Ausstieg aus der FCKW Nutzung aufrief, weil die Fluorchlorkohlenwasserstoffe das Loch in der Ozonschicht verursachten, waren die Risiken enorm. FCKWs waren überall und keiner wusste, ob ein Ersatz gefunden werden kann. Aber ein Team nahm diese Herausforderung an und nutze drei Schlüsselprinzipien. Die erste war, dass der Entwicklungsleiter, Frank Maslen, sagte, dass es keine Überflieger im Team gibt. Wir brauchen jeden. Jeder hat einen validen Blickwinkel. Zweitens, arbeiten wir nur nach einem Standard: dem Bestmöglichen. Und drittens, sagte er zu seinem Boss, Geoff Tudhope, dass dieser sich heraushalten sollte, weil er wusste, wie störend Macht sein kann. Nun, das bedeutete nicht, dass Tudhope nichts tat. Er gab dem Team Rückendeckung und hörte zu um sicherzustellen, dass es seine Prinzipien einhält. Und es funktionierte: Vor allen anderen Unternehmen, die dieses schwere Problem lösen wollten, knackte diese Gruppe es zuerst. Und bis heute ist das Montreal Protokoll das erfolgreichste internationale Umweltabkommen, welches je getroffen wurde. Es stand damals eine Menge auf dem Spiel und es steht auch jetzt eine Menge auf dem Spiel und wir werden unsere Probleme nicht lösen, indem wir erwarten, dass einige Supermänner oder Superfrauen sie lösen. Wir brauchen heute jeden, denn nur wenn wir verstehen, dass jeder wertvoll ist, können wir die Energie, Phantasie und Dynamik sammeln, die wir benötigen um das absolut Beste zu schaffen. Dankeschön. (Applaus)