1 00:00:07,123 --> 00:00:09,763 Als Archäologen kürzlich 2 00:00:09,763 --> 00:00:13,003 ca. 15 000 Jahre alte menschliche Überreste fanden, 3 00:00:13,003 --> 00:00:15,293 machten sie eine interessante Entdeckung: 4 00:00:15,293 --> 00:00:19,122 Die Zähne dieser Urzeitmenschen waren völlig durchlöchert. 5 00:00:19,122 --> 00:00:23,942 Ihre Löcher stammten von derselben Sache, die uns noch heute plagt: 6 00:00:23,942 --> 00:00:27,194 bestimmte winzige Mikroben im Mund. 7 00:00:28,124 --> 00:00:30,512 Diese Mikroben erhalten wir kurz nach der Geburt. 8 00:00:30,512 --> 00:00:34,313 Normalerweise empfangen wir sie als Babys aus dem Mund unserer Mutter. 9 00:00:34,313 --> 00:00:35,924 Sobald unsere Zähne durchbrechen, 10 00:00:35,924 --> 00:00:39,943 sammeln sich ganz natürlich Gruppen von Bakterien an. 11 00:00:39,943 --> 00:00:41,194 Je nach unserem Essen, 12 00:00:41,194 --> 00:00:43,621 besonders nach dem, wieviel Zucker wir konsumieren, 13 00:00:43,621 --> 00:00:48,493 können bestimmte Mikroben übervölkern und Löcher verursachen. 14 00:00:48,493 --> 00:00:52,343 Ernährungsweisen mit viel Zucker verursachen eine Explosion 15 00:00:52,343 --> 00:00:55,994 der Bakterien Streptococci mutans im Mund. 16 00:00:55,994 --> 00:00:58,874 Genau wie Menschen sind sie verrückt nach Zucker 17 00:00:58,874 --> 00:01:03,306 und nutzen ihn als molekularen Baustein und Energiequelle. 18 00:01:03,306 --> 00:01:04,653 Beim Zuckerverbrauch 19 00:01:04,653 --> 00:01:07,944 erzeugen die Bakterien Nebenprodukte in Form von Säuren, 20 00:01:07,944 --> 00:01:09,894 wie etwa Milchsäure. 21 00:01:09,894 --> 00:01:13,144 Streptococci mutans sind resistent gegenüber dieser Säure, 22 00:01:13,144 --> 00:01:16,314 unsere Zähne aber leider nicht. 23 00:01:16,314 --> 00:01:20,404 Zwar ist die Schutzschicht aus Schmelz um die einzelnen Zähne robust, 24 00:01:20,404 --> 00:01:22,803 der Säure aber hält sie nicht stand. 25 00:01:22,803 --> 00:01:28,154 Die Schicht nutzt sich allmählich ab; Kalzium und Mineralien laugen aus. 26 00:01:28,154 --> 00:01:31,575 Allmählich reibt die Säure den Bakterien einen Pfad 27 00:01:31,575 --> 00:01:35,576 in die zweite Zahnschicht, das Dentin, auf. 28 00:01:35,576 --> 00:01:40,195 Da Gefäße und Nerven tief in unseren Zähnen eingeschlossen sind, 29 00:01:40,195 --> 00:01:43,875 tut das sich ausbreitende Loch noch nicht weh. 30 00:01:43,875 --> 00:01:46,045 Geht der Schaden aber über das Dentin hinaus, 31 00:01:46,045 --> 00:01:48,376 schreitet die bakterielle Invasion voran 32 00:01:48,376 --> 00:01:52,856 und verursacht unerträgliche Schmerzen, wenn die Nerven freigelegt werden. 33 00:01:52,856 --> 00:01:55,665 Ohne Behandlung kann sich der ganze Zahn infizieren 34 00:01:55,665 --> 00:01:57,346 und muss entfernt werden, 35 00:01:57,346 --> 00:02:00,586 und nur wegen dieser zuckergierigen Bakterien. 36 00:02:00,586 --> 00:02:02,505 Je mehr Zucker in unserem Essen, 37 00:02:02,505 --> 00:02:04,895 desto größer das Risiko für unsere Zähne. 38 00:02:04,895 --> 00:02:09,826 Die Höhlenmenschen hatten sich wohl kaum mit Süßigkeiten vollgestopft. 39 00:02:09,826 --> 00:02:11,977 Wo also kamen ihre Löcher her? 40 00:02:11,977 --> 00:02:16,135 Fleischreiche Nahrung birgt ein geringes Risiko für die Entstehung von Löchern, 41 00:02:16,135 --> 00:02:19,256 weil mageres Fleisch nur sehr wenig Zucker enthält. 42 00:02:19,256 --> 00:02:22,285 Aber das ist nicht alles, was unsere Vorfahren aßen. 43 00:02:22,285 --> 00:02:27,285 Höhlenmenschen konsumierten auch Wurzelgemüse, Nüsse und Getreide, 44 00:02:27,285 --> 00:02:29,830 die alle Kohlehydrate enthalten. 45 00:02:29,830 --> 00:02:32,027 Sind sie Enzymen im Speichel ausgesetzt, 46 00:02:32,027 --> 00:02:35,645 brechen sich Kohlehydrate in einfachere Zuckerverbindungen auf, 47 00:02:35,645 --> 00:02:40,105 die zum Futter jener gefräßigen Mundbakterien werden können. 48 00:02:40,105 --> 00:02:44,376 Auch wenn die Vorzeitmenschen im Vergleich zu uns weniger Zucker aßen, 49 00:02:44,376 --> 00:02:47,392 waren ihre Zähne ihm doch ausgesetzt. 50 00:02:47,392 --> 00:02:50,666 Das bedeutet aber nicht, dass sie keine Löcher behandeln konnten. 51 00:02:50,666 --> 00:02:54,638 Archäologische Überreste zeigen, dass Menschen schon vor ca. 14 000 Jahren 52 00:02:54,638 --> 00:03:00,549 geschliffenen Feuerstein einsetzten, um faule Zahnstücke zu beseitigen. 53 00:03:00,549 --> 00:03:02,917 Vorzeitmenschen hatten sogar rudimentäre Bohrer 54 00:03:02,917 --> 00:03:06,018 zum Glätten zurückbleibender Vertiefungen 55 00:03:06,018 --> 00:03:10,369 und schlossen Löcher mit Bienenwachs, so wie heutige Füllungen. 56 00:03:10,369 --> 00:03:13,387 Heute haben wir sehr viel ausgefeiltere Techniken und Werkzeuge. 57 00:03:13,387 --> 00:03:17,877 Zum Glück, denn wir kämpfen auch mit schädlicheren, 58 00:03:17,877 --> 00:03:20,180 zuckerverrückten Gewohnheiten. 59 00:03:20,180 --> 00:03:24,559 Im Zuge der industriellen Revolution schnellte auch die Karies in die Höhe, 60 00:03:24,559 --> 00:03:27,308 da der plötzliche technische Fortschritt 61 00:03:27,308 --> 00:03:31,209 die raffinierten Zucker verbilligte und sie dadurch zugänglicher machte. 62 00:03:31,209 --> 00:03:37,058 Heute haben unglaubliche 92 % US-Erwachsener Löcher in den Zähnen. 63 00:03:37,058 --> 00:03:39,947 Manche neigen genetisch bedingt eher zu Löchern, 64 00:03:39,947 --> 00:03:42,998 was gewisse Schwächen, etwa weichen Zahnschmelz, bewirken kann. 65 00:03:42,998 --> 00:03:46,928 Meistens ist jedoch hoher Zuckerverbrauch schuld. 66 00:03:46,928 --> 00:03:50,218 Wir haben neben der Verminderung von Zucker- und Stärkeaufnahme 67 00:03:50,218 --> 00:03:53,750 aber andere Wege zur Minimierung von Löchern gefunden. 68 00:03:53,750 --> 00:03:56,630 Den meisten Zahnpasten, oft auch dem Trinkwasser, 69 00:03:56,630 --> 00:03:59,328 sind geringe Mengen an Fluor zugesetzt. 70 00:03:59,328 --> 00:04:03,109 Das stärkt die Zähne und fördert das Wachstum von Schmelzkristallen, 71 00:04:03,109 --> 00:04:06,470 die die Abwehr unserer Zähne gegenüber Säuren aufbauen. 72 00:04:06,470 --> 00:04:08,020 Wenn sich Löcher bilden, 73 00:04:08,020 --> 00:04:11,909 füllen und versiegeln wir den infizierten Bereich mit Plomben 74 00:04:11,909 --> 00:04:13,989 und verhindern so eine Verschlechterung. 75 00:04:13,989 --> 00:04:18,120 Die besten Wege, ein Loch zu verhindern, sind immer noch Zuckerreduzierung 76 00:04:18,120 --> 00:04:20,151 und gute Mundhygiene, 77 00:04:20,151 --> 00:04:23,051 damit Bakterien und ihre Nahrungsquellen beseitigt werden. 78 00:04:23,051 --> 00:04:24,900 Das umfasst regelmäßiges Zähneputzen, 79 00:04:24,900 --> 00:04:25,909 Zahnseide, 80 00:04:25,909 --> 00:04:27,160 Meiden von zucker- und 81 00:04:27,160 --> 00:04:28,003 stärkehaltigem 82 00:04:28,003 --> 00:04:31,671 sowie klebrigem Essen, das an deinen Zähnen haften bleibt. 83 00:04:31,671 --> 00:04:36,050 Allmählich vermindert sich die Population zuckerliebender Mikroben in deinem Mund. 84 00:04:36,050 --> 00:04:38,102 Anders als der alte Höhlenmensch 85 00:04:38,102 --> 00:04:41,950 wissen wir heute, wie sich ein Zahnloch verhindern lässt. 86 00:04:41,950 --> 00:04:43,700 Wir müssen dieses Wissen nur nutzen.