"Einige werden hoch geboren,
einige erwerben Hoheit,
und einigen wird sie zugeworfen",
schrieb William Shakespeare.
Oder doch nicht?
Einige Menschen bezweifeln,
ob Shakespeare wirklich das schrieb,
was seinen Namen trägt,
oder ob er überhaupt existierte.
Sie glauben, dass Shakespeare
das Pseudonym eines anderen Autors war,
oder mehrerer Autoren.
Mögliche Kandidaten
für den wahren Shakespeare
sind andere bekannte Autoren,
Politiker und einige berühmte Frauen.
Könnte es sein, dass der größte
Schriftsteller der englischen Sprache
so fiktiv war wie seine Stücke?
Die meisten Shakespeare-Experten
weisen diese Theorien
wegen historischen
und biografischen Beweisen zurück.
Aber es gibt eine andere Möglichkeit,
um zu prüfen, ob seine berühmten Zeilen
tatsächlich von jemand anderem
verfasst wurden.
Linguistik, also Sprachwissenschaft,
kann uns viel darüber sagen,
wie wir sprechen und schreiben,
indem sie Syntax, Grammatik,
Semantik und den Wortschatz untersucht.
Im späten 19. Jahrhundert
entwickelte ein polnischer Philosoph
namens Wincenty Lutosławski
eine Methode, Stilometrie genannt,
in der er dieses Wissen anwendete,
um einen literarischen Autor zu beweisen.
Aber wie funktioniert Stilometrie?
Man geht davon aus, dass der Stil
eines Autors spezielle Merkmale hat,
die sich in seinen Werken kaum ändern.
Merkmale wie
die durchschnittliche Satzlänge,
die Anordnung der Wörter,
und auch wie oft ein Wort vorkommt.
Schauen wir uns das Wort "thee" [dich] an
und veranschaulichen es auf einer Achse.
Jedes von Shakespeares Werken
kann auf dieser Achse platziert werden,
wie ein Datenpunkt, basierend darauf,
wie oft das Wort vorkommt.
Die Dichte dieser Punkte
gibt uns die Varianz,
den erwarteten Bereich unserer Daten.
Aber dies ist nur ein einziges Merkmal
in einem mehrdimensionalen Raum.
Mit einem strukturierenden Verfahren,
der Hauptkomponentenanalyse,
können wir diesen multidimensionalen Raum
auf die wesentlichen Bestandteile bringen,
welche insgesamt die Varianz
in Shakespeares Werken messen.
Dann kann man die Werke der Kandidaten
gegen die wesentlichen
Bestandteile testen.
Zum Beispiel,
wenn viele Werke von Francis Bacon
in die Varianz von Shakespeare fallen,
kann es sehr gut sein,
dass Francis Bacon und Shakespeare
tatsächlich dieselbe Person waren.
Was zeigen die Ergebnisse?
Die Stilometriker, die dies
erforschten, kamen zu dem Schluss,
dass Shakespeare kein anderer
als Shakespeare selbst ist.
Der Barde ist der Barde.
Das Werk der möglichen Kandidaten
passt einfach nicht zu Shakespeares
unverkennbarem Stil.
Dennoch fanden unsere kühnen Statistiker
handfeste Beweise für Zusammenarbeit.
Zum Beispiel fand eine neue Studie heraus,
dass Shakespeare zusammen
mit dem Autor Christopher Marlowe
an "Heinrich VI." Teil 1 und 2 arbeitete.
Shakespeares Identität ist nur
eines der vielen Probleme,
die mit Stilometrie gelöst werden können.
Sie hilft uns herauszufinden,
wann ein Werk geschrieben wurde,
ob ein historischer Text
eine Fälschung ist,
ob ein Student ein Plagiat begangen hat,
oder ob die E-Mail, die du gerade
erhalten hast, wichtig oder nur Spam ist.
Aber wird dadurch
Shakespeares zeitlose Dichtkunst
bloß auf Zahlen und Statistiken reduziert?
Nicht ganz.
Die stilistische Analyse zeigt,
was Shakespeares Werke
linguistisch besonders macht,
aber sie erklärt nicht die Schönheit der
Gefühle und Emotionen, die sie bedeuten,
oder warum sie uns so berühren.
Zumindest noch nicht.