1 00:00:06,996 --> 00:00:10,465 Jeden Frühling träumen Hunderte von Abenteurern 2 00:00:10,465 --> 00:00:14,035 den Qomolangma, auch bekannt als Mount Everest, zu besteigen. 3 00:00:14,705 --> 00:00:17,209 Im Basislager warten sie monatelang darauf, 4 00:00:17,209 --> 00:00:22,011 den erhabenen und todbringenden Berggipfel zu erklimmen. 5 00:00:22,011 --> 00:00:26,163 Aber warum riskieren Menschen Leib und Leben, um den Everest zu erklettern? 6 00:00:26,163 --> 00:00:27,732 Geht es um die Herausforderung? 7 00:00:27,732 --> 00:00:28,887 Die Aussicht? 8 00:00:28,887 --> 00:00:32,017 Die Möglichkeit den Himmel zu berühren? 9 00:00:32,017 --> 00:00:37,493 Für viele liegt die Anziehungskraft im Rang als höchstem Berg der Erde. 10 00:00:37,493 --> 00:00:40,788 An dieser Stelle muss eine wichtige Unterscheidung getroffen werden. 11 00:00:40,788 --> 00:00:44,511 Mauna Kea ist tatsächlich der Höchste vom Fuß bis zum Gipfel des Berges, 12 00:00:44,511 --> 00:00:47,597 aber mit 8 850 Meter über dem Meeresspiegel 13 00:00:47,597 --> 00:00:51,171 hat der Everest die höchste Erhebung auf dem Planeten. 14 00:00:51,171 --> 00:00:54,199 Zum Verständnis wie dieses aufragende Gebilde entstanden ist, 15 00:00:54,199 --> 00:00:57,612 muss man tief in die Erdkruste blicken, 16 00:00:57,612 --> 00:01:00,022 wo Kontinentalplatten zusammenstoßen. 17 00:01:00,022 --> 00:01:03,410 Die Erdoberfläche ist wie der Panzer eines Gürteltiers. 18 00:01:03,410 --> 00:01:05,841 Teile der Kruste bewegen sich ständig 19 00:01:05,841 --> 00:01:08,361 über, unter- und umeinander herum. 20 00:01:08,998 --> 00:01:13,612 Für solch riesige Kontinentalplatten bewegen sie sich relativ schnell. 21 00:01:13,612 --> 00:01:16,507 Sie bewegen sich zwei bis vier Zentimeter pro Jahr, 22 00:01:16,507 --> 00:01:18,919 also ungefähr so schnell wie Fingernägel wachsen. 23 00:01:18,919 --> 00:01:20,524 Wenn zwei Platten zusammenstoßen, 24 00:01:20,524 --> 00:01:25,035 schiebt sich eine in oder unter die andere, wölben sich an den Rändern 25 00:01:25,035 --> 00:01:29,963 und verursachen, den zum Ausgleich der zusätzlichen Kruste bekannten Auftrieb. 26 00:01:29,963 --> 00:01:32,083 So kam der Everest zu Stande. 27 00:01:32,083 --> 00:01:36,811 Vor 50 Millionen Jahren trieb die Indische Platte nordwärts, 28 00:01:36,811 --> 00:01:38,911 stieß in die größere Eurasische Platte, 29 00:01:38,911 --> 00:01:42,869 faltete die Edkruste und erzeugte eine riesige Erhebung. 30 00:01:42,869 --> 00:01:45,541 Der Mount Everest lag im Zentrum des Geschehens, 31 00:01:45,541 --> 00:01:49,120 am Rand der Kollisionszone zwischen Indien und Eurasien. 32 00:01:49,120 --> 00:01:52,879 Aber Berge werden durch andere Kräfte als dem Auftrieb geformt. 33 00:01:52,879 --> 00:01:58,286 Da das Land nach oben gedrückt wurde, steigen auch Luftmassen nach oben. 34 00:01:58,286 --> 00:02:02,731 Die aufsteigende Luft kühlt ab und das enthaltene Wasser kondensiert 35 00:02:02,731 --> 00:02:05,016 und bildet Regen oder Schnee. 36 00:02:05,016 --> 00:02:07,630 Wenn dieser fällt, hüllt er die Landschaft ein 37 00:02:07,630 --> 00:02:12,489 und löst oder spaltet während des Verwitterungsprozesses Felsen auf. 38 00:02:12,489 --> 00:02:15,468 Talwärts rinnendes Wasser trägt verwittertes Material fort, 39 00:02:15,468 --> 00:02:17,404 wäscht die Landschaft aus 40 00:02:17,404 --> 00:02:20,655 und arbeitet tiefe Täler und gezackte Gipfel heraus. 41 00:02:20,655 --> 00:02:25,522 Das Gleichgewicht zwischen Auftrieb und Abrieb gibt einem Berg seine Form. 42 00:02:25,522 --> 00:02:28,277 Aber vergleicht man die himmlischen Gipfel des Himalaya 43 00:02:28,277 --> 00:02:30,375 mit den gemächlichen Hügeln der Appalachen 44 00:02:30,375 --> 00:02:33,019 sind eindeutig nicht alle Berge gleich. 45 00:02:33,019 --> 00:02:35,981 Das liegt daran, dass auch die Zeit Teil der Gleichung ist. 46 00:02:35,981 --> 00:02:40,290 Wenn Erdplatten zusammenstoßen, verläuft der Auftrieb schnell. 47 00:02:40,290 --> 00:02:43,157 Die Gipfel wachsen mit steilen Hängen in die Höhe. 48 00:02:43,157 --> 00:02:46,800 Gravitation und Wasser tragen sie allerdings im Laufe der Zeit ab. 49 00:02:46,800 --> 00:02:49,463 Auf lange Sicht überholt die Erosion den Auftrieb 50 00:02:49,463 --> 00:02:52,525 und trägt die Gipfel schneller ab als sie hochgedrückt werden. 51 00:02:52,525 --> 00:02:55,965 Ein dritter Faktor formt Berge: das Klima. 52 00:02:55,965 --> 00:03:00,768 Bei Temperaturen unter Null schmilzt der gefallene Schnee nicht vollständig weg. 53 00:03:00,768 --> 00:03:03,861 Stattdessen verdichtet er sich langsam bis er zu Eis wird. 54 00:03:03,861 --> 00:03:08,744 Das bildet die Schneegrenze, die abhängig vom Klima 55 00:03:08,744 --> 00:03:11,329 auf unterschiedlichen Höhen auf der Erde zu finden ist. 56 00:03:11,329 --> 00:03:14,926 An den Polarkappen liegt die Schneegrenze auf Meeresniveau. 57 00:03:14,926 --> 00:03:19,339 In Äquatornähe muss man 5 km hoch steigen, 58 00:03:19,339 --> 00:03:21,398 damit es kalt genug für die Eisbildung wird. 59 00:03:21,398 --> 00:03:25,037 Angesammeltes Eis fängt unter seinem gewaltigen Gewicht an sich zu bewegen, 60 00:03:25,037 --> 00:03:28,736 indem es einen langsam strömenden Gletscher bildet, 61 00:03:28,736 --> 00:03:30,896 der die Felsen unter ihm abschleift. 62 00:03:30,896 --> 00:03:33,642 Je steiler die Berge, desto schneller fließt das Eis, 63 00:03:33,642 --> 00:03:37,276 und desto schneller zerklüftet es die darunterliegenden Felsen. 64 00:03:37,276 --> 00:03:41,028 Gletscher können schneller als Regen und Flüsse die Landschaft aushöhlen. 65 00:03:41,028 --> 00:03:45,129 Wo Gletscher sich an Berggipfel schmiegen, schmirgeln sie so schnell ab, 66 00:03:45,129 --> 00:03:49,903 als würden sie die Spitzen mit riesigen schneebedeckten Kreissägen kappen. 67 00:03:49,903 --> 00:03:54,364 Wie wurde der vereiste Mount Everest so hoch? 68 00:03:54,364 --> 00:03:57,802 Zunächst einmal machte ihn der verheerende Zusammenprall der Kontinente, 69 00:03:57,802 --> 00:04:00,541 aus dem er sich erhob, so riesengroß. 70 00:04:00,541 --> 00:04:03,156 Zweitens liegt der Berg in Tropennähe, 71 00:04:03,156 --> 00:04:07,714 damit ist die Schneegrenze weit oben und die Gletscher sind relativ klein, 72 00:04:07,714 --> 00:04:10,266 kaum groß genug, um ihn nach und nach zu kürzen. 73 00:04:10,266 --> 00:04:13,252 Der Berg existiert aus einer Verkettung von Umständen, 74 00:04:13,252 --> 00:04:15,702 die seine beeindruckende Gestalt erhalten. 75 00:04:15,702 --> 00:04:17,699 Aber das wird nicht immer der Fall sein. 76 00:04:17,699 --> 00:04:20,985 Wir leben in einer sich verändernden Welt, wo die Kontinentalplatten, 77 00:04:20,985 --> 00:04:22,077 das Erdklima 78 00:04:22,077 --> 00:04:24,201 und die erodierenden Kräfte des Planeten 79 00:04:24,201 --> 00:04:28,128 vielleicht eines Tages zusammenwirken, um den Mount Everest zu verkleinern. 80 00:04:28,128 --> 00:04:32,406 Vorerst zumindest bleibt er in den Köpfen von Bergwanderern, Abenteurern 81 00:04:32,406 --> 00:04:35,148 und Träumern gleichermaßen legendär.