Ich dachte mir, ich fange mit einer kurzen
Geschichte von Städten an.
Siedlungen begannen typischerweise
mit Leuten an einem Wasserloch,
und die Größe
der Ansiedlung war die Entfernung,
die man mit einem Eimer auf dem Kopf gehen konnte.
der Ansiedlung war die Entfernung,
die man mit einem Eimer auf dem Kopf gehen kann.
Wenn man zum Beispiel Deutschland
aus der Luft sieht,
sieht man diese hunderten
Dörfer, die alle etwa
eine Meile auseinander liegen.
Man brauchte leichten Zugang zu den Feldern.
Für hunderte, wenn nicht tausende von Jahren
war das Zuhause der Lebensmittelpunkt.
– meistens lebte man sehr eingeschränkt –
es war der Mittelpunkt für Unterhaltung,
für Energieproduktion,
für Arbeit, für medizinische Versorgung.
Hier wurden Kinder geboren,
Menschen starben dort.
Im Zuge der Industrialisierung
wurde alles zentralisiert.
Die schmutzigen Fabriken wurden
an den Stadtrand verbannt.
Die Produktion wurde in Montagewerken
zusammengefasst.
Man schuf zentralisierte Energieproduktion.
Gelernt wurde in Schulen.
Gesundheitspflege
fand im Krankenhaus statt.
Dann entwickelten sich Netzwerke.
Es gab Wasser- und Abwasser-Netze,
die diese Art
ungezügelter Ausdehnung ermöglichten.
Aufgabenbereiche wurden zunehmend
voneinander getrennt.
Es gab Schienennetze, die Wohn-, Industrie-,
und Gewerbegebiete verbanden.
Es entstanden Straßennetze.
Die Idee war: »Gib jedermann
ein Auto, baue Straßen
überallhin und bau einen Parkplatz,
wenn sie ankommen.«
Kein sehr zweckmäßiges Modell.
In dieser Welt leben wir aber immer noch,
und das führt dann zu so etwas:
das Ungetüm Los Angeles,
das Ungetüm Mexiko-Stadt.
Diese unglaublichen neuen Städte in China
könnte man Hochhaus-Ungetüme nennen.
Alle bauen Städte nach einem Muster,
das wir in den
50ern und 60ern erfanden,
und das längst hinfällig ist.
Überall auf der Welt werden
aberhunderte neue Städte geplant.
In China werden 300 Millionen Menschen
– manche sagen 400 Millionen –
in den nächsten 15 Jahren in Städte ziehen.
Das heißt, die gesamte Bausubstanz der USA
in 15 Jahren noch einmal zu errichten.
Unvorstellbar!
Das geht uns alle an,
egal ob wir in Städten leben oder nicht.
Aus Städten kommen
90 % des Bevölkerungswachstums,
80 % des globalen CO2-Ausstoßes,
75 % des Energieverbrauchs,
aber gleichzeitig wollen immer mehr Menschen
dahin.
Mehr als die Hälfte der Menschheit
lebt in Städten,
und das wird sich weiterhin steigern.
Städte sind Orte für Feiern,
Selbstverwirklichung.
Es gibt die Flashmobs
von Kissenschlachten, die –
Ich war bei ein paar. Ein toller Spaß.
(Gelächter)
Es gibt – (Gelächter)
Wohlstand wird zumeist
in Städten geschaffen,
speziell in Entwicklungsländern,
Frauen haben dort eine Chance. Das
sind gute Gründe, warum Städte
so schnell wachsen.
Einige Trends werden Städte beeinflussen.
Zunächst mal wird Arbeit verteilt und mobil.
Bürogebäude für persönliches Arbeiten
sind jetzt schon überholt.
Das Zuhause wird
dank der Verteilkommunikation
wieder zum Lebensmittelpunkt,
für Produktion und Lernen
und Einkaufen und Pflege
und all die Dinge, von denen wir dachten,
dass sie woanders als zuhause stattfinden.
Mehr und mehr können Endverbraucherprodukte
auf die eine oder andere Art und Weise
nach Maß hergestellt werden.
Ein beachtenswerter wichtiger Trend.
So stelle ich mir die Stadt der Zukunft vor.
(Gelächter)
Als Ort für Menschen,
vielleicht nicht so angezogen, aber –
Die Frage ist jetzt: »Wie können wir
das Gute, womit wir ›Stadt‹ identifizieren,
ohne das Schlechte bekommen?«
Das ist Bangalore. Ich brauchte Stunden,
um dort einige wenige Kilometer
voranzukommen.
›Stadt‹ heißt auch Verstopfung, Dreck,
Seuchen, all diese negativen Dinge.
Aber Gutes ohne Schlechtes?
Wir haben uns mal die großen Städte aus der Zeit
vor den Autos angesehen.
Paris war eine Ansammlung kleiner Dörfer,
die zusammenwuchsen,
und das sieht man noch heute.
Diese Nachbarschaften sind
die 20 Arrondissements.
Was man zum Leben braucht, bekommt man
im Fünf- oder Zehn-Minuten-Umkreis.
Eine Datenanalyse zeigt:
mit so einer Struktur
bekommt man eine
sehr gleichmäßige Verteilung
der Geschäfte, der Ärzte, der Apotheken und
der Cafés in Paris.
Städte, die nach der Entwicklung
des Autos entstanden,
zeigen ein anderes Muster.
Es gibt ziemlich wenig,
was man in fünf Minuten zu Fuß
von den meisten Orten
in z. B. Pittsburgh erreichen kann.
Nichts gegen Pittsburgh – die meisten
amerikanischen Städte entwickelten sich so.
Also warfen wir einen Blick
auf neue Städte, wir haben
ein paar Projekte für neue Städte in China.
Wir nehmen die Nachbarschaften als
kompakte städtische Keimzellen.
Dann sorgt man für das Meiste, was man
im 20-Minuten-Umkreis braucht.
Das könnte auch ein
belastbares elektrisches Netz sein,
ein kommunales Heizsystem, Strom,
Kommunikationsnetze,
usw., das alles kann man hier bündeln.
Stewart Brand würde einen kleinen Atommeiler
genau in die Mitte setzen. (Gelächter)
Und vielleicht zu Recht.
Dann können wir aus diesen Maschen
ein Netz aufbauen.
Es ist so ein bisschen
nach Internet-Vorbild,
mit mehreren dieser Nachbarschaften.
Die Dichte ist wählbar – 20.000 pro Zelle
wie in Cambridge, bis hoch zu 50.000
wie in Manhattan. Man verbindet alles
mit öffentlichem Nahverkehr
und bietet in der Nachbarschaft alles an,
was am Meisten gebraucht wird.
Man kann eine ganze Typologie
von Straßenbildern mit
den entsprechenden Fahrzeugen gestalten.
Ich werde nur mal
ein Beispiel zeigen.
Das ist Boulder. Ein gutes Beispiel
für eine Superschnellstraße
für Jogger und Radfahrer,
auf der man durch die ganze Stadt kommt,
ohne eine Straße überqueren zu müssen.
Dazu kommt Bike-Sharing,
dazu sage ich gleich mehr.
Hier ein noch interessanteres Beispiel
in Seoul, Korea.
Sie haben die Hochtrasse beseitigt,
die Straße zurückerobert,
den Fluss unterhalb der Straße,
und man kommt von einem Ende Seouls
zum anderen,
ohne die Fahrstraße zu überqueren.
Die ›High Line‹ in Manhattan
ist ganz ähnlich.
Solche Fahrradspuren sprießen
überall auf der Welt aus dem Boden.
Ich habe 15 Jahre in Manhattan gelebt.
Ich war neulich wieder da und habe ein Foto
dieser tollen neu angelegten
Fahrradspuren gemacht.
Sie können noch nicht mit Kopenhagen
mithalten, wo etwa
42 Prozent aller Fahrten innerhalb der Stadt
per Fahrrad stattfinden, dank der
fantastischen Infrastruktur dort.
In Boston haben wir genau das Falsche getan.
Wir – der »Big Dig« – (Gelächter)
Die Autobahn ist weg,
geblieben aber ist eine Insellösung,
auf der sich bestimmt nichts anderes bewegt
als Autos.
Nachdenken über Mobilität auf Abruf
bringt einen zu einem System
von Miet-Fahrzeugen,
das an das ÖPNV-Netz angebunden ist.
Hier sind einige
von uns entwickelte Fahrzeuge.
Der Schlüssel liegt
in der Gemeinschaftznutzung. Damit
können mindestens
vier Leute ein Fahrzeug nutzen
statt nur einer.
Hier in Boston ist es ›Hubway‹,
in Paris ›Vélib'‹.
Im Media Lab haben wir
dieses kleine Stadtauto
entwickelt, das für Gemeinschaftsgebrauch
in der Stadt optimiert ist.
Alles Überflüssige
wie Motor und Getriebe ist
beseitigt. Wir haben alles in die Räder
gepackt – jetzt sind Motor, Steuerung,
Bremsen alle im Rad.
Damit ist das Chassis frei, so dass man
das kleine Fahrzeug zusammenfalten kann,
damit es nur noch
eine winzige Basisfläche braucht.
Dieses Video lief letzte Woche
im europäischen Fernsehen.
Es zeigt den spanischen Industrieminister,
wie er damit fährt.
Zusammengeklappt kann es sich drehen.
Kein Rückwärtsgang,
kein mühsames Einparken mehr.
Drehen – reinfahren. (Gelächter)
Wir arbeiten mit einer Firma
an einer kommerziellen Lösung.
Mein Doktorand Ryan Chin
hat vor zwei Jahren
diese frühen Entwürfe
auf einer TEDx-Konferenz vorgestellt.
Interessant: Wenn man mehr erweitert,
wie mehr Selbstständigkeit,
steigt man aus dem Auto aus,
gibt ihm einen Klaps auf die Rückseite
und es parkt sich selbst ein, lädt sich auf,
und man bekommt etwa sieben mal so viele
Fahrzeuge auf gleichem Raum unter
wie bei herkömmlichen Autos.
Wir glauben, das hat Zukunft. Das ist heute schon
problemlos machbar.
Wenn wir Gemeinschaftsgebrauch,
Kompaktheit und Selbständigkeit
kombinieren, bekommen wir
mit dieser Strategie
eine 28-fache Raumnutzung.
Ein Student hat sich gefragt:
»Wie kommuniziert ein fahrerloses Fahrzeug
mit Fußgängern?«
Ohne Augenkontakt
könnte es einen überfahren.
Er hat Strategien entwickelt,
damit das Fahrzeug
mit Fußgängern kommunizieren kann,
und – (Gelächter)
Scheinwerfer werden Augen,
Pupillen erweitern sich
und man kann Töne
direkt auf Leute richten.
Mir gefällt, dass er ein Problem löste,
das noch gar nicht existiert, und –
(Gelächter)
(Gelächter) (Beifall)
Wir denken, wir können Fahrradspuren
demokratisieren.
Meistens sieht man da junge Leute
in eng anliegenden Hosen – (Gelächter)
Wir denken, dass wir ein geeignetes
Fahrzeug entwickeln können, das auch
Ältere und Behinderte benutzen können,
Frauen in Röcken, Geschäftsleute,
und das gleichzeitig Energieverschwendung
Mobilität, Ältere, und Fettleibigkeit
adressiert. Das ist die Herausforderung.
Hier ist ein Entwurf eines Dreirades,
ein elektronisches Rad.
Man muss in die Pedale treten,
um es auf der Fahrradspur zu benutzen,
aber für die Älteren
gibt es einen Schalter.
Gesunde sollen schwitzen,
um schnell zu fahren.
Man wählt 40 Kalorien morgens zur Arbeit
und 500 für nach Hause, wo man duschen kann.
Wir hoffen, das bis zum Herbst
gebaut zu haben.
Auch auf dem Gebiet des Wohnens
können wir besser werden.
Bostons Bürgermeister Menino sagt,
dass erschwinglicher Wohnraum
für junge Leute
eines der größten Probleme ist,
die die Stadt hat.
Die Planer sagen: »Wir bauen winzig.«
Die Leute sagen: »Wir wollen nicht in winzigen
Wohnungen wohnen.«
Wir sagen: »Wir bauen
standardisierte Baugruppenträger,
gerade so wie beim Auto.«
Dann bringen wir neue Technologien
in die Wohnungen,
technologisierte Einbauten,
und geben den Leuten für diese
offenen Gehäuse Werkzeuge, mit denen sie
festlegen können, was sie brauchen
wollen und machen,
und danach werden mit einem
Anpassungsalgorithmus
aufeinander abgestimmte
Komponenten, Möbel und Schränke,
die für den Bewohner
maßgeschneidert sind, ausgesucht,
wobei diese Werkzeuge
mehrere Runden durch den Prozess zulassen.
Das ist wie die Arbeit
mit einem Architekten,
wenn der Dialog
mit dem Vorschlag einer Alternative anfängt,
auf die der Andere reagiert.
Die interessanteste Umsetzung davon sind
mechanisierte Wände mit einem Antrieb,
die ein Fitnessstudio in ein Büro verwandeln,
z. B. für virtuelle Unternehmen.
Wenn mal Gäste kommen, verwandelt sich das Ganze
in zwei Gästezimmer.
Meistens wird man eine konventionelle Wohnung
mit einem Schlafzimmer brauchen.
Man gibt ein Essen. Ein Falttisch –
und 16 Leute haben
in der konventionellen Wohnung Platz.
Oder ein Tanzstudio.
Architekten denken schon lange darüber nach.
Jetzt gilt es, Dinge zu entwickeln,
die für 300 Millionen Chinesen
skalieren können, Menschen,
die in der Stadt wohnen wollen, und das
möglichst komfortabel.
Wir glauben, man kann so
kleine Wohnungen bauen, die alles bieten
wie doppelt so große.
Ich glaube nicht an das ›kluge Haus‹.
Das ist ein Schwindel-Konzept.
Man baut besser dumme Häuser
und tut kluge Sachen rein. (Gelächter)
Wir haben an den Trägern
für solche Wände gearbeitet.
Ein standardisierter Unterbau mit Motoren
und Batterien, dazu Magnetbremsen,
die sie mit Niedrigenergie
in Position halten
Das kann alles standardisiert werden,
und die Leute können dann
die Wände gestalten.
Wie beim Auto können Sensoren
menschliche Aktivitäten aufspüren.
Wenn mal ein Baby oder
ein kleines Tier im Weg sind,
ist das auch kein Problem. (Gelächter)
Die Entwickler sagen:
»Das hört sich toll an.
In ein konventionelles Gebäude
mit fixem Rahmen passen 14 Wohnungen.
Wenn die nur noch den halben Platz brauchen,
passen 28 Wohnungen rein.
Das heißt: doppelter Parkraum!«
Parkplätze sind echt teuer.
Ein einzelner herkömmlicher Parkplatz
in einem Gebäude kostet etwa
70.000 Dollar.
Hat man Faltbarkeit und Selbständigkeit,
braucht man nur ein Siebtel des Platzes.
Damit ist man bei 10.000 Dollar
für nur einen Stellplatz.
Mit gemeinschaftlicher Nutzung
kommt man noch weiter.
Dadurch kann man auch
alle möglichen anderen
neue Technologien einbringen. Das erlaubt es
innovativen Firmen, mit neuen Technologien
den Markt zu betreten.
Mit Siemens machen wir ein Projekt, bei dem
alle Einbauten Sensoren haben, die merken,
wo die Leute sind und was sie tun.
Blaues Licht ist sehr effizient,
daher nehmen wir
diese einstellbaren
24-bit LED Beleuchtungen.
Diese erkennen, wo man ist
und was man tut, und fahren
das Licht bis zum Vollspektrum hoch,
wenn das gebraucht wird,
Das spart ca. 30, 40 Prozent Energie gegenüber
herkömmlichen Beleuchtungssytemen
auf dem neuesten Stand der Technik.
Das hier ist der Datenfluss
von den Sensoren,
die wir eingebaut haben.
Wir glauben nicht,
dass Kameras in Wohnungen gut sind.
Uns scheinen diese kleinen Funksensoren
effektiver.
Auch das Sonnenlicht ist anpassbar,
der Gipfel der Individualisierung.
Wir stellen uns bewegliche Spiegel
in der Fassade vor,
die Sonnenstrahlen überall hinlenken können
und es so erlauben,
einen Großteil der Glasflächen
an einem heißen Tag
wie heute abzuschatten.
Hier nimmt sie ihr Telefon
und kann der Arbeit
an der Kücheninsel
einen spezifischen Sonneneinfallspunkt
zuordnen. Programmgesteuert
bleibt der da so lange,
wie sie bei dieser Tätigkeit bleibt.
Das kann auch mit LED-Beleuchtung
kombiniert werden.
Auch Arbeitsplätze sollten geteilt werden.
Hier der Arbeitsplatz der Zukunft.
Das ist Starbucks. (Gelächter)
Jeder sitzt mit dem Rücken zur Wand,
alle haben etwas zu essen und Kaffee,
und so sitzt jeder
unter seiner eigenen Glocke.
Wir brauchen Räume für Gemeinschaftsarbeit.
Im Augenblick sind wir darin
nicht besonders gut.
Am Cambridge-Innovationszentrum
kann man sich
Schreibtische teilen.
Ich war lange in Finnland,
an der Design-Fabrik der Aalto Universität,
die haben eine Gemeinschaftswerkstatt,
ein FabLab,
gemeinsame genutzte Ruheräume,
Elektronikräume,
Erholungsräume.
Alle diese Dinge können zusammen kommen,
ein neues Mobilitätsmodell,
ein neues Wohnmodell,
ein neues Lebens- und Arbeitsmodell,
neue Märkte für neue Technologien,
aber im Mittelpunkt steht der Mensch.
Bei Städten geht es um Menschen.
Sie sind Stätten für Menschen.
Nichts hindert uns, den Lebenswert und
die Kreativität der Städte
ebenso zu verbessern
wie in Melbourne mit den »Laneways«
und gleichzeitig
CO2-Ausstoß und Energieverbrauch
drastisch zu verringern.
Ein weltweites Gebot.
Das müssen wir richtig machen.
Vielen Dank. (Beifall)