Als ich neun war, fragte meine Mutter, wie mein Haus aussehen soll. Und ich zeichnete diesen Pilz. Und dann baute sie ihn. (Gelächter) Ich begriff nicht, wie ungewöhnlich das war, und vielleicht habe ich das immer noch nicht, weil ich immer noch Häuser entwerfe. Das ist ein sechsstöckiges, individuelles Haus auf der Insel Bali. Es ist nahezu vollständig aus Bambus gebaut. Vom Wohnzimmer aus im vierten Stock können Sie über das Tal blicken. Sie betreten das Haus durch eine Brücke. In den Tropen kann es sehr heiß werden, darum bauen wir große kurvige Dächer, um die Brisen auszunutzen. Einige Zimmer haben hohe Fenster, damit die Kälte der Klimaanlage drinnen und die Insekten draußen bleiben. Dieses Zimmer wurde offen gelassen. Es hat ein klimatisiertes, zeltartiges Himmelbett. Eine Kundin wollte ein TV-Zimmer in der Ecke ihres Wohnzimmers. Einen Raum mit hohen Wänden abzutrennen, schien keine gute Idee. Stattdessen haben wir diese riesige, geflochtene Hülse erschaffen. Wir haben allen nötigen Komfort wie Toiletten. Das ist eine Kapsel in der Wohnzimmerecke. Ganz ehrlich, nicht alle wollen sie nutzen. Wir haben die akustische Isolation nicht hingekriegt. (Gelächter) Es gibt eine Menge Dinge, an denen wir noch arbeiten. Aber ich habe etwas Wichtiges gelernt: Bambus wird einen gut behandeln, wenn man ihn gut benutzt. Bambus ist eigentlich ein wildes Gras. Er wächst auf unfruchtbarem Land. In tiefen Schluchten, auf Berghängen ... Er lebt von Regen-, Quellwasser und Sonnenlicht. Von den 1450 Bambusspezien, die in der Welt existieren, benutzen wir nur sieben. Das ist mein Vater. Er brachte mich auf die Idee Bambus zu nützen. Er steht inmitten der Baumgruppe Dendrocalamus asper niger, die er vor sieben Jahren gepflanzt hat. Jedes Jahr wachsen neue Triebe. Dieser Trieb ist letzte Woche in nur drei Tagen einen Meter gewachsen. Also reden wie hier von nachhaltigem Bauholz innerhalb von drei Jahren. Unser Bauholz kommt aus hunderten von Familienforstbetrieben. Die Betung, wie wir sie nennen, ist ziemlich lang, bis zu 18 Meter nutzbares Holz. Versuchen Sie mit einem LKW den Berg hinunterzufahren. Es ist auch stark: mit der Zugfestigkeit von Stahl und der Druckfestigkeit von Beton. Eine Stange kann leicht mehr als vier Tonnen tragen. Da es hohl ist, ist es so leicht, dass ein paar Menschen genug sind, um es hochzuheben. Oder auch eine Frau allein. (Gelächter) (Applaus) Als mein Vater die "Green School" in Bali gebaut hat, hat er Bambus für alle Gebäude auf dem Campus gewählt, weil das für ihn die Zukunft war. Bambus ist die Zukunft für die Kinder. Er ist ein nachhaltiges Material, das nie ausgehen wird. Als ich vor sechs Jahren diese Bauwerke im Bau sah, dachte ich, es wäre total sinnvoll. Er wächst überall um uns herum. Er ist stark, elegant. Er ist erdbebensicher. Warum ist es früher nicht geschehen? Was können wir weiter daraus machen? Deshalb habe ich mit einigen Bauarbeitern, die an der Green School gearbeitet hatten, Ibuku gegründet. Ibu bedeutet "Mutter" und ku "meine", also "meine Mutter Erde." Bei Ibuku sind wir ein Team von Handwerkern, Architekten und Designern. Wir sind dabei, eine neue Bauart zu erschaffen. In den letzten fünf Jahren haben wir zusammen mehr als 50 einzigartige Bauwerke gebaut, die meisten auf Bali. Neun davon sind in Green Village. Sie haben gerade das Innere von diesen Häusern gesehen. Wir werden sie mit maßangefertigten Möbeln einrichten. Wir umgeben sie mit Gemüsegärten. Wir empfehlen Ihnen, uns einmal zu besuchen. Hier können Sie auch die Green School besichtigen. Wir bauen dort jedes Jahr weitere neue Klassenzimmer. Das ist ein neues Märchenpilzhaus. Wir arbeiten jetzt auch an einem kleinen exportfähigen Haus. Das ist ein traditionelles Haus aus Sumba, bis ins kleinste Detail nachgebildet. Das ist ein Restaurant mit einer Küche im Freien. Es sieht ganz wie eine Küche aus, oder? Und eine Brücke, die sich 22 Meter über einem Fluss befindet. Also, was wir gerade machen, ist nicht komplett neu. Für kleine Hütten oder Brücken, wie diese auf Java, wurde Bambus in tropischen Regionen der Welt schon vor Tausenden von Jahren benützt. Einige Inseln und sogar Kontinente wurden zuerst mit Bambusflößen erreicht. Aber bis vor kurzer Zeit war es fast unmöglich, Bambus vor Insekten zu schützen. Darum ist fast alles, das mit Bambus gebaut wurde, komplett verschwunden. Ungeschützter Bambus verwittert. Unbehandelter Bambus löst sich in Staub auf. Daher denken die meisten Leute, besonders in Asien, dass jemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, niemals ein Bambushaus bewohnen würde. Also haben wir uns überlegt, wie man deren Meinung ändern könnte. Um sie zu überzeugen, dass Bambus ein gutes Baumaterial ist, dass es in der Praxis umgesetzt werden muss. Zuerst muss der Bambus gut behandelt werden. Borax ist ein natürliches Salz. Es wandelt Bambus in brauchbares Baumaterial um. Wenn man es richtig behandelt, sorgfältig gestaltet, kann ein Bauwerk aus Bambus ein Leben lang halten. Zweitens muss man aus Bambus etwas Außerordentliches bauen. Leute inspirieren. Glücklicherweise fördert man auf Bali die Kunstfertigkeit. Man schätzt den Handwerker. Verbindet man diese nun mit risikofreudigen Erneuerern, mit neuen Generationen von vor Ort ausgebildeten Architekten, mit Designern und Ingenieuren, muss man auch bedenken, dass man mit kurvigen, spitzen, hohlen Stangen arbeitet. Es gibt keine zwei gleichen Stangen, keine geraden Linien. Es gibt hier keine mathematischen Regeln. Das Altbewährte, die etablierten Formeln und architektonische Sprache gelten hier nicht. Wir müssen unsere eigenen Regeln erfinden. Wir fragen den Bambus, worin er gut ist, wozu er werden möchte. Und er antwortet: Respektiere ihn, entwirf gemäß seinen Stärken, schütz ihn vor Wasser und mach das Beste aus seinen Kurven. Deshalb entwerfen wir dreidimensional. Wir machen skalierbare Tragwerksmodelle aus demselben Material, mit dem wir später das Haus bauen werden. Modellbauen mit Bambus ist eine Kunst, genauso wie eine sture Technik. Das ist der Entwurf von einem Haus. (Gelächter) Wir bringen ihn zur Baustelle, und mit kleinen Linealen messen wir jede Stange. Jede Kurve bedenkend, wählen wir ein Bambusstück aus dem Stapel aus, um dieses Haus auf der Baustelle nachzubilden. Bezüglich der Details berücksichtigen wir alles. Warum sind Türen so oft rechteckig? Warum nicht rund? Wie kann man eine Tür verbessern? Ihre Angeln kämpfen gegen die Schwerkraft, und die Schwerkraft siegt am Ende immer. Warum kann sich die Tür dann nicht ums Zentrum drehen, wo sie im Gleichgewicht sein kann? Wenn man schon dabei ist, warum nicht tropfenförmige Türen? Um die Vorteile zu nutzen und innerhalb der Beschränkungen des Materials zu arbeiten, mussten wir uns fordern. Und trotz dieser Beschränkung haben wir Raum für etwas Neues gefunden. Es ist eine Herausforderung: Wie macht man eine Decke ohne flache Bretter? Um ehrlich zu sein, träume ich manchmal von Rigipsdecken und Sperrholz. (Gelächter) Aber wenn man kompetente Handwerker und kleine unebene Holzstücke hat, kann man eine Decke zusammenflechten, ein Segeltuch über sie spannen und sie lackieren. Wie kann man dauerhafte Küchenarbeitsplatten entwerfen, die dem kurvigen Bauwerk entsprechen, das man gerade gebaut hat? Man schneidet einen Felsblock in Scheiben wie einen Laib. Man schnitzt sie manuell, sodass sie sich aneinander anpassen. Man lässt die Kruste ungefeilt und das Ergebnis ist ein fast ganz handgearbeitetes Produkt. Die baulichen Verbindungen unserer Bauwerke werden durch Stahlgelenke verstärkt, aber wir nutzen viele Bambusnadeln. Sie sind mit der Hand geschnitzt und in jedem Stock gibt es Tausende von ihnen. Dieser Boden ist aus glänzender, dauerhafter Bambusfläche gemacht. Man kann die Textur barfuß fühlen. Kann sich der Boden, auf dem man geht, auf die Weise, wie man geht, auswirken? Kann er den ökologischen Fußabdruck, den man letztlich hinterlässt, verändern? Ich erinnere mich daran, wie ich neun war, und Staunen spürte, und Möglichkeiten und ein bisschen Idealismus. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Es gibt für uns noch viel zu lernen. Aber ich bin überzeugt, man kann mit Kreativität und Engagement, Schönheit und Komfort erschaffen und auch Sicherheit und sogar Luxus, aus einem Material, das nachwachsen wird. Danke sehr. (Applaus)