Der Mord fällt aus
wenn er stattfinden würde, wär vielleicht auch nicht schlecht
Wir werden herausfinden, was das mit dem Namen auf sich hat
das ist eine lustige Herausforderung an uns alle
So, die Herausforderung wird euch präsentiert zum einen von Christoph
Maik, kennt ihr vielleicht (kontext: Open Music Contest, sollte euch allen bekannt sein),
ja, Meinhard Starostik. Meinhard Starostik hat
schon einen Riesen gefällt oder einen Feind zermalmt/vernichtet
nämlich vor'm Bundesverfassungsgericht die
Vorratsdatenspeicherung zu Fall gebracht
[Applaus aus dem Publikum]
Ja
Ein mehr als richtiger Applaus dafür. Genau.
Holger ist vom Fach, Holger ist Musikwissenschaftler und genau und jetzt
bitte ich Maik loszulegen
Okay
Hört ihr mich?
Ein bisschen schade, dass wir jetzt den Tor-Talk nicht hören könne
weil er zeitgleich in 'nem anderen Raum stattfindet
bis vor twei Wochen ungefähr sind wir davon ausgegangen, dass wir hier einen Lighning-Talk halten
dann zeichnete sich langsam ab, dass wir ein bisschen mehr reden sollen
und jetzt sind wir hier in Saal 1 das wissen wir erst seit ein paar Tagen
und ihr könnt euch vorstelen, wie wir unser Weihnachten verbracht haben
und was unsere Verwandschaft dazu gesagt hat.
Dies ist also kein Lightning Talk
Und deswegen haben wir die Möglichkeit, am Anfang auch noch einen kleinen Exkurs zu machen
der allerdings auch anknüpft an die Dinge, die ihr schon in einigen anderen Talks gehört habt
besonders gestern, fing schon in der Keynote an
Und zwar: Menschenrechte. Das ist nicht wirklich weit weg von dem Thema, ich mach dann gleich noch die Biegung.
Wenn von Menschenrechten die Rede ist
Dann wird im allgemeinen auf die allgemeine Menschenrechtserklärung
der UN abgezielt. Die die wird dann immer genannt von 1948, war 'ne Reaktion
auf das, was im 2. Weltkrieg passiert ist und sollte halt verhinden, dass sowas nochmal passiert.
Das Dumme zu der Zeit war, das gerade der kalte Krieg anfing und sich die Ost- und die Westmächte nicht
so richtig einigen konnten, welche Menschenrechte denn nun unbedingt
Völkerrechtlich verbindlich festgelegt werden sollten.
Der Westen wollte mehr die bürgerlich-politischen Rechte in den Vordergrund stellen
und der Osten mehr die sozial-kulturellen Rechte.
Das ist ja im Prinzip eine Teilung, wenn wir die Medien verfolgen, heute
heute immernoch so ein bisschen "nachspüren"
Und weil diese erste Menschenrechtserklärung
völkerrechtlich nicht verbindlich war
sondern einfach nur 'ne ERklärung ist, die keine rechtliche Auswirkung hat
hat man dann ist fast 20-jähriger Kleinarbeit
zusätzlich noch Völkerrechtliche Verträge ausformuliert
in denen diese Menschenrechte, die in der allgemeinen Menschenrechtserklärung drin sind
dann eben verbindlich nochmal abgehalten wurden.
Und wegen der Teilung in die Ost- und die Westmächte
sind dabei zwei verschiedene Verträge rausgekommen
einmal der Zivilpakt für die bürgerlichen Rechte
und der Sozialpakt für die sozial-kulturellen Rechte
die man halt getrennt voneinander unterschreiben und ratifizieren kann.
die sind wie gesagt völkerrechtlich verbindlich
und ganz wichtig bei Menschenrechtn ist, dass sie universell und unteilbar sind.
das heßt, allein aus der Tatsache, dass ich ein Mensch bin, genieße ich
alle diese Rechte.
ich habe die alle ohne dass theoretisch überhaupt irgendein Staat dafür einstehen muss
dass ist die Universalität
und unteilbar heißt, es gibt keine Hierarchie zwischen diesen Rechten.
Alle Rechte sind gleich wichtig und alle Rechte müssen in vollem Umfang jedem Menschen gewährt werden.
Man sieht an dem Ratifikationsstatus, dass die Ost/West-Teilung immernoch
so'n bisschen spürbar ist.
Wenn man sich ansieht, dass die USA heute immernoch nur den Zivilpakt
und China nur den Sozialpakt ratifiziert haben.
Und die Bundesrepublik Deutschland seit 1973 an beide Pakte gebunden ist.
Und das ist nur eine kurze Auswahl aus den Rechten, es gibt sehr viel mehr Menschenrechte
als man spontan erstmal meint.
Da gehe ich jetzt natürlich im einzelnen nicht drauf ein,
das wär ein eigener Talk.
Relevant für diesen Talk ist die Tatsache, dass im
Sozialpakt, in dem unter Anderem "gleiches Geld für gleiche Arbeit"
als Menschenrecht festgelegt ist - könnte man ja mal weiterreichen nach Berlin - auch
das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben als Menschenrecht verbrieft ist
Und auch das Urheberrecht
Das wird da nicht Urheberrecht genannt, aber das, was so drinsteht
ist im Prinzip das, was man als Urheberrecht kennt.
Und wir haben dann diesen Artikel 15, in dem die beiden Rechte drinstehen,
als Grundlage genommen
für die Gründung eines Gemeinnützigen
Vereines, dem Open Music Contest e.V.
Weil unserer Meinung nach freie Kultur nur entstehen kann, wenn man
so etwas wie die Menschenrechte auch als Grundlage annimmt und auch versucht, zu befördern.
So.
kommen wir also zum eigentlichen Thema.
Das C3S-Projekt.
Und da übergebe ich mal an Meinhard Starostik, der etwas über die Grundlagen und Ziele
von unserem Vorhaben erzählt.
Ja, was will C3S eigentlich?
C3S will eine Verwertungsgesellschaft machen.
Ist das nicht langweiligt?
Hört sich so an, ist es aber vielleicht doch nicht.
Das hoffen wir zumindest am Ende dieses Vortrages dargestellt zu haben.
Es gibt zwölf Verwertungsgesellschaften bereits in Deutschland
und die bekannteste davon ist die GEMA.
(Ich muss hier eben mal kucken)
(der da?, ah ja)
Die GEMA und die GVL, das sind die beiden Verwertungsgesellschaften, die am bektanntesten sind
die GEMA nimmt im wesentlichen die Rechte der Komponisten wahr
und die Rechte auf Vervielfältigung, auf mechanische Verfielfältigung,
so heißt es im Namen der Gema - so hieß es noch, als Tonträger als Schellack gepresst wurden -
Die GEMA ist, um mal eine Größenvorstellung zu geben, ein Unternehmen
was ungefähr 860 Millionen im Jahr an Vergütung kassiert
für die Urheber
und die GVL ist im wesentlichen dazu da
die Verwertungsrechte der Aufführenden
Künstler wahrzunehmen, wenn ihre Aufführung im Radio
Fernsehen oder sonstwie öffentlich gespielt werden.
die GVL ist so in der Größenordnung nochmal von 250-260 Millionen Umsatz.
Reine Rechte, also da gehen nur nochmal die Verwaltungskosten ab, und der Rest
soll an die Urheber gehen.
Und da liegt schon das erste Problem
das die meisten mit der GEMA haben.
Was ist nämlich das Problem mit der GEMA, die ja jetzt so ins Gerede gekommen ist wegen der drastischen Erhöhung ihrer Tarife?
Die GEMA hat zunächst ein strukturelles Problem in ihrer eigenen Organisation
das besteht darin, dass nur 5% der Mitglieder überhaupt Stimmberechtigt sind.
Also die GEMA hat ein ganz drastisches Demokratiedefizit.
in dem nämlich nur die, die die höchsten Umsätze machen, auch tatsächlich stimmberechtigt sind
als GEMA-Mitglieder, während die Anderen nur das bekommen können
aus dem Verteilungsschlüssel, den die Großverdiener in der GEMA festgelegt haben.
Das ist erste Problem.
Das Zweite Problem ist, dass nicht die eigentlichen Urheber
sondern die Verlage und Rechtsnachfolger eine
relativ starke Stellung in der GEMA haben
und das Ganze begünstig eben Demokratiedefizite
und Intransparenz in der GEMA.
Das sind die beiden Haupt-Vorwürfe, die heute der GEMA gemacht werden.
Wir als C3S haben aber auch programmatische Differenzen mit der GEMA.
Nämlich die GEMA liefert keine Unterstützung für freie Kultur.
Das ist bereits
im Gema-Brief 59/2006 dargestellt.
in zwei weiteren Stellungnahmen. Die GEMA verlangt viel mehr von dem Uhrheber
dass er mit ihr einen Wahrnehmungsvertrag abschließt
über sein gesamtes Repertoire.
Während C3S sich vorstellt, dass die Urheber selber bestimmen sollen
welches Werk sie uns zum Inkasso geben, und welches sie nicht zum Inkasso geben.
Und jeweils wie die einzelne Lizenz ausgestaltet sein soll.
Ob bestimmte Dinge zum freien Gebrauch
übertragen werden, oder ob grundsätzlich - so wie bei der GEMA - höchstmöglich kassiert
werden soll.
Und deshalb - wegen dieser Probleme innerhalb der GEMA - fühlt sich
eine wachsende Zahl von Urhebern nicht vertreten.
Das war im Grunde die Ausgangssituation für
das C3S im letzten Jahr auch eine starke Presse hatte
und in der Öffentlichkeit vermehrt wahrgenommen wurde.
Ein Wort noch zur GEMA, weil dieses Wort häufig verwendet wird in der Öfentlichkeit
das wollte ich kurz vom juristischen her erklären, das ist die sogenannte GEMA-Vermutung
Die GEMA-Vermutung hat zwei Facetten:
Das Eine ist eine gesetzliche Regelung im §13c Urheber-Wahrnehmungsgesetz
das ist das Gesetz, das die Tätigkeit der Verwertunsgesellschaften regelt
- keine Angst, wir wollen nicht den ganzen fürchterlichen Text dort lesen, sondern ich nehme das 'raus was wichtig ist -
da steht nämlich drin
[liest sinngemäß vor] Wenn die Verwertungsgesellschaft einen bestimmten Vergütungsanspruch geltend macht...
so wird vermutet, dass sie die Rechte aller berechtigten wahrnimmt
Das gilt aber nur, wenn nur eine Verwertungsgesellschaft da ist.
[Vorlesen zu Ende]
Das ist die gesetzliche GEMA-Vermutung.
Die gilt für Vermietungsrechte, die gilt für die Speicher-Abgabe, die gilt für die Kopierer-Abgabe
und für die gleichgestellten Rechte der Tonträger-Hersteller und Film-Hersteller.
sie sagt, im Grunde genommen ist nur eine Verwertungsgesellschaft dann wird vermutet, dass sie alle berechtigten vertritt.
Daneben gibt es aber noch eine viel weitreichendere GEMA-Vermutung
und die ist von der Rechtssprechung eingeführt worden.
Das ist ständige Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs und damit auch aller Zivil-Gerichte
und die besagt, dass die GEMA die Rechte an einem weltweiten
Repertoire in der Tanz- und Unterhaltungsmusik wahrnimmt
und das heißt, wenn irgeneine Disco oder bei irgendeiner öffentlichen Aufführung
Musik gespielt wird, dann wird angenommen, dass die GEMA die Rechte an dieser
Musik vertritt, und dass sie kassieren kann.
Das ist die eigentliche GEMA-Vermutung, wenn man von GEMA-Vermutung spricht.
Das ist ein Konstrukt der Rechtssprechung.
Dazu muss man aber wissen, dass der BGH bereits in dieser Rechtssprechung
in der Zweiten, die ich zitiert habe "NJW 86" na komm schon
also die zweite da oben [zeigt auf die Folien]
ganz deutlich gesagt hat, dass diese Vermutung nur dann gilt
wenn die GEMA ein tatsächliches Monopol in diesem Bereich hat.
Das war auch 1986 schon so, dass bei einer neuen Technik
die aufgetreten war, nämlich Videokasetten, für den Privatgebrauch
dass die GEMA da gar kein Monopol hatte an der Musik
und da hat der BGH gesagt "da hat sie das Monopol nicht".
Jedenfalls, wenn jetzt eine weitere Verwertungsgesellschaft käme
dann würde dieses GEMA-Monopol auch fallen.
Das eklige an dem GEMA-Monopol ist, wer GEMA-freie Musik spielt,
der muss nachweisen, dass sie GEMA-frei ist.
Das ist häufig schwierig und führt zu
einer als ungerecht empfundenen Lage bei der Wahrnehmung von Verwertungsrechten.
Soviel zum rechtlichen Rahmen
dessen, was C3S will, und jetzt kann ich wieder an Maik übergeben. Dankeschön.
[wechsel]
Ja, die Probleme haben wir jetzt sozusagen erläutert.
Und jetzt können wir uns überlegen, was man machen kann um diese Probleme zu beheben
Erste Option: man könnte gesetzliche Grundlagen ändern, damit sowas
nicht länger möglich ist. Problem, was wir daran sehen - abgesehen von der Tatsache
das wir selbst die Gesetze nicht einfach ändern können - das Gesetzänderungen in der Regel sehr
langwierige Verfahren sind. Gerade wenn man so etwas großes wie das Urheberrecht nochmal aufschraubt.
Und es ist auch relativ unsicher, was am Ende dabei rauskommt
weil man sich ja ausrechnen kann, wenn das Urheberrecht neu verhandelt wird
dann sind wir ja nicht die einzigen, die vortragen, wie wir es gerne hätten
sondern alle betroffenen Interessengruppen schmeißen dann ihre Lobbyarbeit an
und in den letzten Urheberrechtsnovellen ist ja jetzt auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei bei rausgekommen.
Außerdem finden wir, dass das Problem im Prinzip nicht unbedingt ein rechtliches ist
sondern dass es eher an mangelnder Organisation der Künstlerinnen selbst mangelt.
Und darin begründet ist, und man an der Stelle eher ansetzen sollte.
Und die Spielräume, die man hat, um Gesetze zu ändern
sind auch gar nicht so weit, wie das häufig in der Diskussion den Anschein hat
es wird von verschiedenen Seiten zum Beispiel gefordert, dass die
urheberrechtliche Schutzfrist viel stärker gekürzt werden sollte.
nach dem Tod. Sie gilt ja in Deutschland bis 75 Jahre nach dem Tod.
Es gibt zum Beispiel die "Berner Übereinkunft", das ist auch
ein völkerrechtlich bindender Vertrag
an den über 160 Staaten gebunden sind, der den urheberrechtlichen Schutz bis mindestens
50 Jahre nach dem Tod festschreibt. Also wenn man daran etwas ändern will
dann müsste man gleich wieder auf internationaler Ebene arbeiten.
und dann kommen wir wieder am ersten Punkt an, das würde wahrscheinlich sehr lange dauern.
Die zweite Option, die man häte, wäre, dass mann tatsächlich versucht, die GEMA selbst zu verändern
indem man beispielsweise massenhaft Mitglied wird, und dann versucht innerhalb der GEMA
Reformen anzustoßen. Problem da haben wir gerade schon gesehen: Wenn nur die 5%
die am meisten Umsatz machen, diejenigen sind, die bestimmen was die GEMA tut
ist dieses Konstrukt relativ immun gegen Reformen von innen.
"Reformen von außen" würde heißen, man muss in die Arbeit, in die Interna eines Vereins
eingreifen. Denn die GEMA ist ein wirtschaftlicher Verein und keine staatliche Stelle oder etwas ähnliches.
Finden wir auch nicht besonders günstig, einen Präzedenzfall zu schaffen, dass von
staatlicher Seite geregelt wird, wie sich ein Verein selbst organisiert
und durch 'ne GEMA-Änderung selbst würde auch das Monopol der GEMA nicht beseitigt werden
sondern quasi nur weiter bestärkt.
Wo wir dann davon ausgehen, dass wir nur darauf warten müssten, bis die nächsten Probleme auftauchen.
Der dritte Weg, und das ist der, den wir jetzt gerade gehen, ist quasi
wir können Konkurrenz erzeugen, dabei haben wir selbst in der Hand mit welchem Tempo
wir vorgehen und in welche Richtung sich das bewegt.
Das ist im Prinzip ein Hack an dem bestehenden System, wenn man 'ne neue
Verwertungsgesellschaft hinzufügt, bei dem wir einfach das benutzen, was uns der
Rechtsrahmen und unsere Möglichkeiten einfach jetzt schon bieten.
Wir wollen halt in dieser Verwertungsgesellschaft vollen Support für Creative-Commons
Lizenzen und später auch weitere freie Lizenzen. Das ganze soll von Anfang an
als europäisches Projekt starten
wir wollen eine europäische Genossenschaft gründen, die dann diese Verwertungsgesellschaft
sein soll. Genossenschaft heißt mehr oder weniger automatisch, dass das ganze demokratisch
strukturiert ist, weil dort von Gesetz her jedes Mitglied eine Stimme hat
egal, wie hoch der Anteil an der Genossenschaft ist.
Und selbstverständlich wollen wir die Verwaltung und die Abrechnung technisch
gesehen auf die Höhe der Zeit bringen.
Was muss man machen wenn man sich selbst 'ne Verwertungsgesellschaft basteln will?
Ist gar nicht so kompliziert, zumindest von dem Ablauf der Schritte her.
Natürlich braucht man erstmal 'n Konzept: Wer soll vertreten werden, welche Rechte
will man vertreten, was will man für 'ne Rechtsform haben und so weiter
Dann muss man in der Rechtsform, für die man sich entschieden hat, erstmal 'ne Körperschaft
gründen, in unserem Fall die europäische Genossenschaft.
Gegebenenfalls das entsprechende Gründungskapital, was man dafür braucht, erstmal aufbringen.
Bei unserem Projekt sind das mindestens 30.000 Euro
Im nächsten Schritt muss man durch die Wahrnehmeungs-Verträge, die man dann mit
den Mitgliedern abschließt, dann auch echtes Repertoire sammeln das eine gewisse
wirtschaftliche Bedeutung hat und wenn man dieses Repertoire hat, diese Verträge abgeschlossen hat,
dann kann man beim deutschen Patent- und Markenamt, was die Staatsaufsicht über
Verwertungsgesellschaften in Deutschland hat, einen Antrag stellen, dass man als Verwertungsgesellschaft
arbeiten darf. Und die prüfen dann, ob die Satzung mit dem Gesetz konform geht, ob der
Vorstand zuverlässig arbeitet - dafür muss man unter Anderem ein polizeiliches Führungszeugnis der Klasse "O" vorlegen -
Der gesamte Vorstand, das ist für die Vorlage bei Ämtern und Behörden, da
steht dann 'n bisschen mehr drin, wahrscheinlich, dass wir heute hier 'n Vortrag gehalten haben.
Und man muss halt nachweisen, dass man tatsächlich wirtschaftliches relevantes Material hat, dass dieser
ganze Apparat wirtschaftlich arbeiten kann, so dass den Mitgliedern
auch wirklich was augeschüttet werden kann. Und zum Schluss wird das Ganze
im Bundesanzeiger bekannt gemacht, und dann ist man quasi am Ziel angekommen.
Das ist die Strecke, die vor uns liegt.
Kommen wir zum Titel der Veranstaltung
Wo ist dieses Projekt, was wir hier machen, politisch einzuordnen?
Politisch insbesondere im Rahmen der Urheberrechtsdebatte.
Wenn man sich die Urheberrechtsdiskussion, die ja schon seit längerem läuft
einfach mal von ihren Extrempunkten her ankuckt,
dann haben wir auf der einen Seite das, was man vielleicht die Revolutionäre nennen könnte
die am liebsten vom Urheberrecht bis zu den Verwertungsgesellschaften alles abschaffen
würden, und den freien Zugang auf alles wollen.
Am anderen Ende hätten wir das, was wir hier die Oligarchen nennen.
Denen das Urheberrecht so wie es ist noch nicht scharf genug ist,
die bei der GEMA eventuell mit Reformen einverstanden wären
aber ansonsten an dem ganzen Verwertungsgesellschaftssystem nichts ändern wollen.
Und wir stehen quasi mehr oder weniger in der Mitte.
Wir brauchen keine Gesetzesänderungen, das Urheberrecht kann unserer Meinung nach
für diese Zwecke einfach so bleiben wie's ist.
Der GEMA wollen wir 'ne neue Alternative danebenstellen um quasi über die
Konkurrenz was an dem Problem zu ändern.
Wir sehen allerdings inzwischen auch durch die ganzen Gespräche, die wir mit vielen
anderen Leuten über die letzten zweieinhalb Jahre geführt haben, dass es auch in ganz vielen anderen
Verwertungsgesellschaften, die nicht so bekannt sind relativ großen Reformbedarf gibt.
Dann schauen wir mal zurück, was wir 2012 alles so gemacht haben für die
Öffentlichkeit wahrnehmbar hat das Jahr 2012 erst im Mai begonnen
Da sind wir nämlich mit ner Informations-Homepage
ins Netz gegangen, seitdem kann man uns auch flattrn
und Spenden abgeben, was besonders für Veranstaltungen wie diese gut ist.
Weil wir nämlich sonst immer die Fahrkosten, überall wo wir hinfahren selbst tragen müssen.
Und man kann 'n Newsletter abonnieren und uns über diverse Social-Media-Kanäle
verfolgen. Wir hatten, als wir die Seite gestartet haben, das Ziel
das wir bis zum Jahresende über diese verschiedenen Kanäle 1000 Leute erreichen
wollen, die unser Projekt regelmäßig verfolgen.
Und wir haben das jetzt vor ein paar Tagen uns mal angeguckt, und haben diese Ziel auf jeden Fall
locker übertroffen. Es gibt stetiges Interesse auf jeden Fall an dem, was wir tun
und das finden wir natürlich großartig.
[Applaus]
Es kommt noch mehr.
Sehr wichtig ist natürlich, dass wir überhaupt darüber informieren, was wir machen.
Unser Ansatz ist ja, dass wir schon den gesamten Gründungsprozess öffentlich
stattfinden lassen und nicht in Hinterzimmern. Damit hinterher Leute sagen "Uuh was ist
denn da jetzt plötzlich entstanden?"
Wir haben relativ viele Meldungen in diversen Einschlägigen Blogs, Foren und Portalen
im Internet gehabt, Golem.de hat uns schon zur Nemensis der GEMA erklärt
in den Print-Medien gab es auch reichlich Berichterstattung über das Projekt
und das heißt nicht nur, dass wir so "mal eben" am Rande miterwähnt wurden
Sondern, dass wir zum Teil ganze Doppelseiten, wie hier zum Beispiel für ne Titelstory
in der Jungle-World und sogar ne Doppelseite in der Wirtschafts Woche bekommen haben
wo wir halt ausführlich auch erklären konnten, was wir vorhaben.
[applaus]
Beim rundfunk sieht es ähnlich aus. Die wichtigste Rundfunk-Instanz, das Chaos-Radio, hat uns
gleich zweimal zum Interview gebeten. Und auch die anderen öffentlich-rechtlichen standen dem nicht nach
Bis hin zu kleinen, lokalen Radiostationen, wie "Unerhört Marburg" oder
Berlin FM [Applaus, lacht] Marburger?
Und zu unserer großen Überraschung bestand das "Spreading the word" nicht nur aus
den Medien, auf die wir gebaut haben, sondern interessanterweise hat die GEMA selbst
tatsächlich über uns berichtet, und zwar auch in einem sehr ausführlichen und sehr
neutralen Bericht für ihre Mitglieder. Und ich finde, das ist auch einen Applaus wert
[Applaus]
Und wir waren auf 'ner ganzen Reihe von Konferenzen, Podiums-Diskussionen
haben 'ne ganze Reihe von Einzel-Gesprächen geführt mit verschiedenen Leuten
die an entscheidenden Positionen sitzen. Das können wir jetzt natürlich nicht alles
zusammenfassen und das ist nur 'ne Auswahl.
Man sieht, wir sind wirklich relativ viel unterwegs gewesen, und ganz schön rumgekommen bis
hin nach Schweden. Und das ist auch einer der Punkte, das sag' ich gleich mal
wofür wir halt auch Spenden angewiesen sind. Denn wir bezahlen wirklich alles aus eigener Tasche.
Und nicht jede von diesen Veranstaltungen übernimmt die Reisekosten, die Hotelkosten
und manchmal noch nichtmal den Eintritt zur Veranstaltung.
Da freuen wir uns natürlich über alles, was kommt, auch wenn's noch so klein ist.
Die wichtigsten Veranstaltungen für uns waren aber die, die wir selbst durchgeführt haben.
Und das war zum Ersten unser allererstes Barcamp, was wir in Berlin im September gemacht haben
Und dazu wird euch jetzt Holger kurz was erzählen
[Holger betritt das Podium]
Ja, wir haben uns überlegt, wenn man schon so 'ne Riesen Bühne hat
dann muss man die auch irgendwie nutzen, das weiß man ja als Musiker.
Deshalb laufen wir hier ein bisschen Strecke, heute.
Ja, was haben wir an eigenen Veranstaltungen gemacht in 2012?
Wir haben ein Barcamp gemacht in Berlin, anfang September und haben das finanziert über 'n
Crowdfunding das wir erfolgreich abschließen konnten. Wir haben um 2.000 Euro
gebeten, die haben wir auch, wie ihr seht, leicht overfundet bekommen. Wie ihr seht 2.500 Euro.
Wir hatten 80 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet an einem Tag zusammen im Supermarkt in Berlin.
Und was da passiert ist, dafür haben wir euch mal 'n kleinen Film gemacht.
Premiere heute / genau, der ist gerade erst fertig geschnitten. Ist auch noch nicht der Final Cut.
Viel Spaß.
[Film beginnt]
[Titel: C3S Barcamp, 2. September 2012, Supermarkt Berlin]
Ja hallo, ich bin der Danny Bruder, ich bin Musiker, Musikproduzent und Mit-Inhaber eines Labels.
-- TODO: Titel des Labels unverständlich --
'n offenes Label und bin heute hier weil ich zum, also ich bin zum Team der C3S
gestoßen, weil ich die Idee einer neuen Verwertungsgesellschaft in Deutschland
und natürlich auch europaweit, für 'ne sehr Gute halte.
[Personenwechsel]
Mein Name ist Janina Klabes, ich bin Clustermanagerin der Musikwirtschaft
Mannheim und Region. Das heißt ich bin Wirtschaftsförderin und ich bin auch
selbst Musikerin bei der Band
-- TODO: Bandname unverständlich --
[Wechsel zurück zu Danny]
Ich war selber 14 Jahre Mitglied in der GEMA und bin dort ausgetreten - oder musste dort austreten,
weil ich eben Creative Commons Lizenzen für meine Musik verwende und die GEMA
mir damals sagte "ja, wenn sie das machen wollen, dann müssen Sie halt austreten".
Und ich seitdem halt quasi keine Einnahmen mehr habe, außer live Musik zu machen.
Aber ich bekomme halt keinerlei Tantiemen mehr für Radio-Aufführungen oder Verkäufe
oder Herstellung von Tonträgern, und das kann's nicht sein.
Also es kann nicht sein, dass ich mich erst von meinen Einnahmen verabschieden muss
damit ich freie Lizenzen verwenden kann. Und daher muss eine Alternative zur GEMA her.
Also es muss 'ne andere Verwertungsgesellschaft geben, das ist ganz wichtig.
[Wechsel zu Luci van Org]
Ich heiße Luci van Org, ich bin seit unsäglichen Zeiten - ich bin ja schon alt
ich bin gestern 41 geworden - mache ich Musik. Ich hab mal Mitte der 90er
sehr kommerziell erfolgreich Musik gemacht, Mit einer Band die hieß Lucilectric.
Die hatten einen großen Hit, der hieß "Weil ich ein Mädchen bin"
Hab vorher Musik gemacht, mache jetzt immernoch Musik, bin auch Autorin, deswegen auch Urheberin
Bin ansonsten Bassistin, Schauspielerin ab und zu mal, hab aber auch 'ne Plattenfirma und 'n Musikverlag
das heißt ich bin egentlich quasi gleichermaßen Urheber wie Verwerter und deshalb ganz doll
Interessiert an einer neuen Verwertungsgesellschaft, die das ganze etwas moderner angeht.
[Wechsel]
Ich bin sehr wütend, weil ich tatsächlich finde, dass in Deutschland eine große Unterscheidung
gemacht wird zwischen Kunst und Kunst
und ich muss leider sagen auch "zu Recht", weil es eine gewise Art Kunstsparte gibt
die sich ihrer Wertigkeit sehr bewusst ist, und eine andere Kunstsparte gibt,
ich nenne sie mal die "Jetztzeitkultur", die sich vollkommen unter Wert verkauft
die die eigene Bedeutung nicht kennt, die sich den Po wund arbeitet
und dafür kaum etwas verlangt, und ich finde, dass sich das ändern muss
[Wechsel]
Volker Grassmuck, ich bin Mediensoziologe an der
-- TODO: Universität unverständlich --
und hab mich ziemlich lange mit Urheberrecht beschäftigt.
und seit 2002/2003 habe ich das was die "Kulturflatrate" genannt haben, was
inzwischen umbenannt worden ist in "Tauschlizenz", verfolgt
also in Forschung aber auch im Aktivismus in die Urheberrechtsdebatte getragen.
[Wechsel zu Luci van Org]
also was mich Frohen Mutes macht, ist, dass ich tatsächlich hingehen konnte und dass
Einwände gehört wurden, dass wirklich versucht wird, etwas Neues zu machen
etwas faireres zu machen, etwas transparentes zu machen, das funktionieren kann.
Ich bin auch mit Zahlen teilweise konfrontiert worden zum Beispiel von der Lehrmedien-Abgabe
die mir in der Größenordnung überhaupt gar nicht bewusst waren, wo ich dachte
"Oh mein Gott, wo bleiben diese Gelder eigentlich, wo sind 'n die?"
Und ich geh' hier ganz frohen Mutes raus, das ich denke vielleicht, wenn es wirklich weiter so
funktioniert, dass die Leute, die am Ende quasi davon profitieren sollen, nämlich die, denen
so 'ne Verwertungsgesellschaft was bringt und zwar sowohl die Urheber, als auch die Verwerter, die mit
dieser Gesellschaft arbeiten, die ja auch arbeiten wollen, dass man da wirklich Lösungen finden
kann die neu sind, und die funktionieren.
[Wechsel zu Bruno Kramm]
Die GEMA braucht endlich 'n Konkurrent, es geht darum dass es unglaublich viele
kleinteilige Künstler gibt, die von der GEMA nicht vernünftig repräsentiert werden.
Wir sprechen vom Creative-Commons-Bereich, da muss endlich was passieren. Deshalb
unterstützen wir natürlich ganz stark die Gründung der C3S.
[Wechsel zu Luci van Org]
Ich wusste gar nicht, dass das hier statt findet, ich hatte vom C3S gehört und gehe hier richtig
euphorisiert raus und denke "Boah mann, vielleicht könnte das ja klappen, das wär so schön".
[Wechel]
Wenn wir mit, vor allen Dingen Musikern, über dieses Modell gesprochen haben, erklärt haben
worum's geht, waren Menschen immer sehr hellhörig, dann kam unweigerlich die Frage
"Ja, wer soll das dann abwickeln?"
Und dann war die Antwort "Ja, das sind die bestehenden Verwertungsgesellschaften
für Musik eben die GEMA und die GVL und dann haben die Leute die Hände hoch geworfen und gesagt
"Ne, das geht gar nicht" also da gab's immer so
ne Argumentative Leerstelle. Wir brauchen 'ne Alternative, wir brauchen 'ne Reform
in bestehenden Verwertungsgesellschaften. Und genau dahinein hat sich die C3S-Initiative gegründet.
[Wechsel]
Also ganz persönlich wichtig ist mir zum Einen die Gleichheit aller Mitglieder.
Also so'n komisches Zeug mit Angeschlossenen und Anwärtern darauf und ordentlichen Mitgliedern
und so weiter, das darf eifach nicht passieren, dass 6.000 Leute über die Finanzen von 63.000 Leuten entscheiden.
Das geht einfach nicht
die transparenz ist mir wahnsinnig wichtig, dass wirklich klar ist "Wo gehen die Gelder hin",
"Wer verwaltet die", "Was passiert da"
Dass man es nicht so ist, dass man, wie es jetzt ist, extra ein Computerprogramm dafür entwickeln muss
was einem möglich macht diese GEMA-Abrechnungen zu prüfen oder so.
[Wechsel]
Die Technologie erlaubt das private kopieren von urheberrechtlich geschützten Werken, also
machen Menschen das auch massenhaft.
Damals ist diskutiert worden, dass man ganz tief in die Privatsphäre hinein
greifen sollte, um zu gucken, was Menschen zu Hause an Werken kopieren, auf Tonbandgeräte, damit ging das los.
Das ist aber in einer Grundgesetz-Abwägung abgelehnt worden.
Das könne man so nicht machen
also ist dieses Modell des "Erlaubens und Vergütens" entstanden.
[Wechsel]
Ich glaube, dass die Künstler gar nicht wissen, was sie wirklich von 'ner Verwertungsgesellschaft wollen.
Ich glaub dass man Künstlern auch erzählen muss, was sie von einer Verwertungsgesellschaft
erwarten dürfen, auch erwarten müssen.
Ich glaube, was politisch und geselschaftlich auch erkannt werden muss, ist, dass Kultur
und Wirtschaft gar nicht so weit voneinander entfernt liegen.
Weil momentan ist die Lage eigentlich so, dass die meisten Kunstschaffenden zwar unter kulturellen
Gesichtspunkten zu sehen sind, weil sie vielleicht ihren Lebensunterhalt nicht mit dem bestreiten
können, was sie tun, aber sie betreiben als - wahrscheinlich - größte Masse überhaupt
Wirtschaftsförderung für die eigene Wirtschaft. Indem sie nämlich alles das bezahlen, mit dem sie arbeiten.
Das heißt bezahlen von Produzenten, Presswerk, Tonstudio, Manager, Booker, also alles das, was
noch hinten dran hängt wird de facto größtenteils momentan von den Künstlern finanziert.
Das heißt, sie sind der größte Antrieb der Branche und der Wirtschaft, für die sie arbeiten.
Unter dem kulturellen Deckmäntelchen, aber de facto ist es so.
[Wechsel]
Wie gesagt, ich muss zum Beispiel für meine CDs immer GEMA-Abgabe bezahlen, von der ich
nur einen Bruchteil wieder sehe, obwohl es mein Urheberrecht ist, was ich da wahrgenommen bekomme
und das ist einfach total idiotisch, das ist schildbürgerhaft wie das im Moment passiert.
Und mir ist es zum Beispiel auch wichtig, dass ich Sachen verschenken kann, dass ich weiter
Dinge unter Creative Commons veröffentlichen kann.
Das ist nicht so wie jetzt, ich kann nicht Sachen für'n Benefiz komponieren und die da singen,
das darf ich nicht.
Da mach ich mich strafbar, weil ich 'n GEMA-Vertrag unterschrieben hab.
Ich fänd's toll - ich weiß nicht ob man das Verwaltungsmäßig hinkriegt - wenn es möglich
wäre, dass abhängig zu machen. Zu sagen ich darf auch mein Urheberrecht, wenn es Sachen sind, die
ich geschrieben habe, ich darf die auch mal wem schenken.
[Wechsel]
Also wenn der Tag sich dem Ende neigt, wird natürlich jeder Musiker nach der anfänglichen Euphorie immer fragen
"Und, wo bleibt jetzt das Geld?"
Also es geht ja im Endeffekt um die Verwertungsrechte, es geht darum dass in einer
zunehmend trägerlosen Gesellschaft von Immaterialgütern Urheber Wege finden müssen
um eben Geld zu verdienen, Honorierung zu bekommen und genau da muss natürlich die C3S
jetzt relativ zügig auch Konzepte entwickeln, aber ich bin vollkommen überzeugt, dass da
genügend Man-Power da ist um genau diese Klippen auch hinzubekommen und zu umschiffen.
Ich denke mal in so ein/zwei Jahren wird das ganze so weit entwickelt sein, dass die C3S wahrscheinlich kaum
noch Promotion braucht, weil einfach jeder von sich aus, als Musiker da unterschreiben wird.
[Wechsel]
Selbstverständlich soll die Technologie, die dort zusammengeführt wird, wir wollen nicht das Rad
neu erfinden, sondern erstmal kucken, wo wir Bestandteile bereits vorfinden, auf die wir aufbauen können
aber da wird sicherlich auch Technologie zu entwickeln sein.
Selbstverständlich soll das freie Software sein, die hinterher weiter zu verwenden ist.
Auch wo Datenbanken entstehen von Daten, von Metadaten, möglicherweise von Audio-Fingerprints,
die es uns erlauben, Werke in der freien Wildbahn zu identifizieren.
Auch da ist völlig klar, dass offene Schnittstellen, offene APIs
vorgesehen sein sollen, um diese Werkdaten dann auch in anderen Bereichen
weiter zu nutzen,
[Wechsel]
Also wenn ich mir vorstelle, wie toll das wäre, wenn ich Konzerte veranstalte, mit nem geringen Umsatz
und ich hab da so-und-soviel Einnahmen, könnte ich auch selber zu meiner Verlegerin gehen, die
toll ist, und könnte sagen "Du, liebe Doro, wir haben so-und-soviel eingenommen, dass sind deine
so-und-soviel Prozent Verlagsanteil, den Rest teilen wir uns unter uns auf, und gut is."
Stattdessen muss das aber über den Weg über die Meldung über die GEMA gehen, das geht
dann wieder zurück, dann schüttet die GEMA den Verlagsanteil bei dem Verlag aus und
[sucht nach Worten]
Reibungsverlust, heißt das glaube ich
wenn man Energiemäßig das irgendwie beschreiben würde.
Diese Reibungsverluste ein bisschen zu mindern, fänd ich sehr schön.
[Wechsel]
Ein wesentlicher Punkt ist natürlich die Transparenz.
Also wenn wir uns Verwertungsgesellschaften, klassische Verwertungsgesellschaften wie die
GEMA anschauen, dann haben wir an der Stelle, wo eingezahlt wird Intransparenz
und an der Stelle, wo ausgeschüttet wird - also dem Urheber ausgeschüttet wird - Intransparenz
Der ganze Kasten als solches ist nicht nachvollziehbar. Und da geht's vor allem
drum, dass diese Demokratisierung, diese Transparenz, dieses offenlegen von Strukturen
und dieses Etablieren von Verwertungsschlüsseln letzten Endes auch dazu führt, dass mehr
Verteilungsgerechtigkeit existiert. Und das ist der wesentliche Punkt: Verteilungsgerechtigkeit.
[Wechsel]
Gestaltet werden sollte sie, glaube ich, genau so, wie sie auch schon geplant ist
nämlich sehr demokratisch, das heißt, mit viel Mitbestimmung, das heißt die Künstler
müssen sich selbst auch engagieren, müssen auch teilhaben, auch teilnehmen
[Wechsel]
Also wenn die C3S tatsächlich fairer, gerechter, transparenter und mit weniger Reibungsverlust
arbeitet, dann sind das schon vier Argumente, glaub ich
[Wechsel]
Also muss ganz ehrlich gestehen, als ich am Anfang das Konzept über Maik kennengelernt habe, hab ich
gedacht "schönes Konzept, viel Spaß beim Sterben"
[lacht]
Weil ich tatsächlich auch die GEMA als so immensen Riesen empdunden habe, gegen den
man eigentlich zwar mit viel Idealismus anstänkern wollen möchte aber bis man
das alles wirklich nachgebildet hat, was die GEMA hat, gehen wahrscheinlich Jahrzehnte ins Land.
Ich hab dann ein bisschen drüber nachgedacht, und hab dann gedacht, dass dieses Denken
totaler Quatsch ist, weil wer nicht versucht wird niemals gewinnen.
Und ich glaube, dass allein schon, dass es diese Initiative gibt, was verändern kann.
und anders wird sich nichts verändern.
[Einblendung zum Ende: Kamera Sven Wendt, Schnitt Meik Mischalke. thx.]
[Applaus]
Dankeschön
Ja, danke. Also dass ist ein kleiner Einblick in das Barcamp
und ich glaube, zwei Sachen kann man ganz gut sehen: zum Einen dass wir Leute, die wirklich
Interesse an unserer Arbeit haben, sind viel Musiker die sich auch selber managen.
Die viele Rollen wahrnehmen und das sind halt auch gerade die, die in dem langen Schwanz, in dem
Long-Tail sozusagen der GEMA stecken, oder da gar nicht drinnen sind. Die auch im bestehenden
System bislang immer marginal behandelt wurden
Und das Zweite, was man sehen kann, ist, dass es sich wirklich lohnt, diesen Prozess als
Beteiligungsprozess zu machen, denn auch wir lernen jedes Mal 'ne Menge.
In jedem Gespräch, in jeder Diskussion. Ganz viel auch in dem Barcamp, wenn die Einwände und
Praxisberichte von verschiedenen Seiten uns erreichen. Ein Effekt, den das Barcamp
hatte, über den wir sehr froh sind, es hat sich ein kleiner Schwarm gebildet, wir wir das nennen
der sozusagen über 'ne Mailingliste organisiert wird, und der für alle - auch für Hörer hier im Saal und zu Hause an den Bildschirmgeräten -
die Möglichkeit bietet sozusagen bei uns punktuell einzusteigen. Wir hauen da Fragen rein
Wir fragen, wer einzelne Aufgaben übernehmen mag und das ist sozusagen/hat sich eine Form entwickelt
daraus lose, ohne gleich beim Kernteam mit ganz viel Verantwortung dabei zu sein, bei uns mitgestalten zu können.
Darüberhinaus der Schwarm hat zum Beispiel unseren ersten Flyer gestaltet, hat Meet-ups organisiert in verschiedenen Städten.
Wer Interesse hat, kommt einfach zu unserem Stand nach der Präsentation oder direkt zu uns hier
wir würden uns freuen.
Jetzt geb' ich ab an Meinhard, wir hatten nämlich auch ein Gespräch beim Patent- und Markenamt, was sehr spannend war.
[Meinhard kommt ans Podium]
Ja, im Gefolge der Diskussion über das Projekt C3S kam es im Mai 2012 zu einem Brief an Maik.
Nach der SIGINT wunderte sich Maik, warum er Post vom deutschen Patent- und Markenamt kriegte.
Was hat er denn damit zu tun? Er hat doch gar kein Patent angemeldet? Und 'ne Marke hat er auch nicht?
Das DPMA ist zuständig als Aufsichtsbehörde über Verwertungsgesellschaften.
Verwertungsgesellschaft, das hab ich am Anfang noch nicht gesagt, ist eine Gesellschaft, die Nutzungsrechte für
Urheber, für mehrere Urheber, vergibt, und die Entgelte, die's dafür gibt im Namen der Urheber kassiert
und dann nach Abzug ihrer eigenen Kosten an die Urheber weiter verteilt.
Bei der GEMA sind das zum Beispiel 15%.
Also ein Kostensatz, der eigentlich angemessen ist.
Jedenfalls da diese Verwergunsgesellschaften ja im Grunde genommen ja treuhänderisch Gelder für Andere einnehmen.
Nämlich für die Urheber, gibt es 'ne Staatsaufsicht darüber, damit diese Gelder nicht verschwinden.
Damit sichergestellt ist, dass die Verwertungsgesellschaften die im Gesetz vorgesehenen
Aufgaben erfüllen. Und für diese Staatsaufsicht ist das DPMA zuständig. Und die haben nun gehört
von dem Projekt C3S und fragten beim Maik an, wie weit das denn sei und ob die C3S vielleicht schon
tätig wäre als Verwertungsgesellschaft, das geht nämlich rechtlich nicht.
Das ist nicht erlaubt, und Verträge, die die C3S abgeschlossen hätte wären sogar unwirksam
nach einer Änderung des Urheberwahrnehmungsgesetzes.
So kam dann im November ein Gespräch beim DPMA zustande, in dem wir unser Projekt vorgestellt
haben. Das verlief sehr offen und konstruktiv, und wir konnten nochmal darstellen, dass, auch wenn so 'n
bisschen der Aufhänger für die Wahrnehmung der C3S die aktuelle Kritik an der GEMA ist
es ja eigentlich nicht darum geht, die GEMA zu bekämpfen, sondern eher in dem sich
diversifizierenden Markt die Lücken zu besetzen, die nicht abgedeckt werden und die Interessen -- TODO: TIMING --
der Urheber wahrzunehmen, die sich in der GEMA nicht so wohl fühlen.
Also es geht eigentlich eher um eine Erweiterung der Möglichkeiten als um 'nen tatsächlichen Konkurrenzkampf.
Das möchte ich an dieser Stelle auch nochmal betonen.
Im DPMA hat man nun nicht so oft mit der Gründung von Verwertungsgesellschaften zu tun,
es gibt wie gesagt zwölf Stück, und im Musikbereich schon ziemlich lange nur eine und deshalb ist das für
so eine Behörde auch etwas Neues. Und 'ne Genossenschaft als Verwertungsgesellschaft
hatten sie noch nie. Man wird da also auch drüber nachdenken müssen, was entsprechend der
Rechtsform der Genossenschaft da an rechtlichen Anforderungen noch zu treffen ist.
Und 'ne europäische Genossenschaft hatten 'se schon noch gar nicht.
jedenfalls sind die Anforderungen an das, was wir tun, vor allen Dingen, dass wir einen Businessplan
darlegen müssen, dass wir darlegen müssen, dass wir die Vergütung für die Urheber auch effektiv
abrechnen können. Dass wir 'ne wirksame Kontrolle an den Markt bringen und dass wir sicherstellen
dass die Gelder auch weiter geleitet werden. Das ist ja die Rolle der Staatsaufsicht.
Das haben wir als Hausaufgaben mit nach Hause genommen. Und wenn's dann dazu kommt, dass
wir in diesem Jahr einen Zulassungsantrag stellen, werden wir noch viel Arbeit leisten müssen
und vor allen Dingen auch Geld aufbringen müssen, um die Wirtschaftliche Überlebensfähigkeit
dieses Projektes zu sichern.
Das sollte reichen für den BEricht über das Gespräch mit dem DPMA. Und ich übergebe wieder an Osnabrück.
[Sprecher wechselt]
Danke, danke, wir müssen ein bisschen rein hauen, deshalb mal ganz schnell, denn unsere zweite Veranstaltung in diesem Jahr war in Osnabrück.
Das hat praktische Gründe, denn da komm ich her. Wir haben wir 'ne Veranstaltung gemacht
als Experiment, die drei Formen in Eins zusammenfasste. Wir haben 'nen Vortrag
und Diskussionen gemacht, waren ungefähr so 25 Leute, dann haben wir 'n Konzert gemacht
mit Creative-Commons-Lizensierter Musik.
Das war, wir wollten auch endlich mal Musik präsentieren, darum geht es ja.
Und wir hatten auch sehr viel Spaß, es war ein schöner Abend.
Und wir haben einen Hackathon gemacht, weil wir das Projekt ja "wie soll denn jetzt die Software aussehen" nach vorne treiben wollen.
Und dafür übergebe ich jetzt an Christoph.
[Christoph übernimmt das Podium]
Also erstmal: wir haben nicht direkt die Alternative programmiert, das hat nicht hingehauen in der Nacht.
Wir haben uns damals für den Open Music Contest T-Shirts machen lassen mit diesem Aufdruck
"gema haccen", wir haben damals nie gedacht, dass es jetzt so weit kommt.
Aber vielleicht schaffen wir's ja jetzt.
Ich mach es ganz kurz, was wir vorhaben wird wahrscheinlich ein Pyramid-Dings.
Also in Python. Wer da mitmachen will, gerne melden.
Wir machen damit den Kern an dem man dann alles andere anflanschen kann. Zum Beispiel über die API, da könnt ihr gegenlaufen lassen, was ihr möchtet.
Ihr könnt euch im Moment auch noch wünschen, was ihr da gerne hättet von der API.
Das Ganze muss natürlich auch noch internationalisierbar sein, also in vielen Sprachen verfügbar sein.
Wir wollen, das hat der Volker Grassmuck gerade schon gesagt, freie Software sein lassen.
Falls wir irgendwann schlecht werden, dann könnt ihr uns forken, und das Ganze besser machen, oder ihr
könnt uns halt einfach auch helfen.
Wir brauchen Tools, jede Menge, wir brauchen Apps, also ihr könnt euch einbringen
Web-Apps machen wir wahrscheinlich selber, könnt ihr aber auch machen. Das muss für alle möglichen
Personenkreise benutzbar sein, für DJs, für Radiostationen, für Content-Provider, und so weiter.
Wenn euch noch 'was einfällt, kommt vorbei.
Gerade müssen wir also überlegen, wie das Datenmodell aussehen soll: Was sammeln wir
für Daten, welche brauchen wir, wofür. Das hier hat übrigens der Sebastian gemacht, der sitzt da unten.
Wilst du mal aufstehn?
[Applaus]
Wir sammeln gerade Anwendungsfälle, und modellieren lustig rum
das hier hat der Markus gebaut, der tanzt heute leider auf einer anderen Hochzeit, ist aber morgen da.
Wir hätten gerne für alle Software Tests und machen auch Continuous Integration, das heißt
wir wollen Fehler ausschließen dadurch, dass wir die ganze Zeit Testen.
Selbst wenn vorne einer rumschraubt wollen wir wissen, dass noch alles funktioniert.
Wir hätten gerne Feedback, mehr Beteiligung, Leute die sich das ankucken
Leute, die nachforschen, was wir vielleicht sonst noch brauchen, was wir falsch machen.
Wir hätten auch gerne ein bisschen Hilfe in Form von Admins, wir wollen nämlich nicht mehr alles
selber machen. Meldet euch einfach, da steht ja auch LiquidFeedback, Adhocracy, WikiArgument, also wir wollen ja durchaus auch
Mitbestimmung haben. Aber sogar 'n WordPress-Admin kann uns Helfen. Redmine fällt mir übrigens auch noch ein.
Ja, wir suchen Freiwilige. Es ist ein Community-Projet, bitte mitmachen. Ihr könnt euch aussuchen
was ihr machen wollt. Also schickt uns auch Code, was auch immer! Dankeschön!
[Sprecherwechsel]
Durch die ganze Medienarbeit und diverse Demonstrationen hat sich inzwischen auch die Politik eingemischt.
"Man kann ja wirklich fast kein kleines Fest mehr feiern, weil man sich dumm und dämlich bezahlt, da", hat gesagt die Kanzlerin auf 'nem CDU Parteitag.
[verhaltenes Gelächter aus dem Publikum] Also man wundert sich teilweise wirklich dass das Ganze wirklich aus allen Fraktionen kommt.
Also wenn man über die Landtage geht, wir sind jetzt direkt vom Landtag Schleswig-Holstein um ne
Stellungnahme zu der ganzen GEMA-Debatte gebeten worden. Im Januar sind wir im Landtag NRW
- das ist was für MAHA - als Experten eingeladen. Und wir haben auch in diversen anderen Bundesländern die ersten Gespräche aufgenommen
auf Landesebene, also da passiert jetzt langsam auch tatsächlich auf der politischen Bühne ordentlich was.
Und der ganze Rest, auf den wir jetzt hier nicht weiter eingehen können den haben wir hier auf
dieser Folie versammelt.
Dazu gehören unter Anderem sogar direkte Angebote von Anwälten und ähnlichem, die direkt für uns
anfangen wollen zu arbeiten. Aber wir sind ja noch nichtmal gegründet, also können wir auch niemanden
einstellen.
Und GetDigital verkauft erstes Merchandising von uns, das finden wir auch ganz großartig.
Also, die Vorarbeit hat sich auf jeden Fall ausgezahlt.
Dann kommen wir zu 'nem Ausblick auf 2013.
Dazu sagt Holger nochmal ganz kurz was, und dann sind wir auch langsam durch.
[Holger übernimmt das Podium]
Gut, um es ganz kurz zu machen, es klang ja schon beim Fahrplan an, also was anliegt, ganz klar im kommenden Jahr ist die Gründung der Genossenschaft.
Die Satzung zusammenzuschrauben hat sich als viel komplizierter erwiesen, als gedacht.
Es ist noch nie 'ne Verwertungsgesellschaft als Genossenschaft gegründet worden, obwohl
wir das als das Naheliegendste Modell empfinden. Da wollen wir das wasserdicht absichern und dann auf jeden Fall
in der ersten Jahreshälfte die Genossenschaft gründen. Wir suchan also Genossenschaftler.
Wer immer sich bereit erklärt dafür, würde uns freuen. Wir brauchen 30.000 Euro Gründungskapital
Wir müssen Fördertöpfe finden, weil wie ihr bestimmt schon gemerkt habt: Die Leute sollen uns
Werke geben, wir müssen aber erst diesen Genehmigungsprozess haben, wir müssen die Software bauen....
Das heißt, es gibt auf jeden Fall 'ne Starphasse von mindestens zwei Jahren in der wir
arbeiten müssen, ohne wirklich Rechte wahrnehmen zu können. Das heißt, wir brauchen Fördergelder.
Wir brauchen allein' schon zu Reisen Spenden, hat Maik erwähnt.
Wir nach wie vor komplett Grassroots-Projekt, und auch nicht so die Fördertopf-Jäger das müssen wir jetzt
lernen. Infrastruktur, Software, Kleinigkeiten große Reise nach Texas zu SXSW, davon versprechen wir
uns 'ne größere Anbindung an die amerikanische Szene. Wir arbeiten an 'nem Info-Film
auch mit dem Schwarm zusammen. Wir müssen unser Projektmanagement erweitern, FAQ-Seite für die
Website. Überhaupt: Website, Website, Website! Und.. ja. Es gibt überhaupt viel zu tun.
Und dann sind wir hoffentlich bald hier und werden dann auch von euch auseinander genommen und getestet.
Dankeschön.
[Applaus]
Bevor wir jetzt gleich in die Diskussionsrunde kommen, wollen wir noch so ein paar Blitzlichter
geben, was wir so an relativ unerwartetem Feedback bekommen.
Zum Verhängnis geworden ist uns zum Beispiel auf der Open Music Contest Seite die Stellungnahme,
dass Lawrence Lessig, einer der Creative Commons Initiatoren, Schirmherr für den Open Music Contest war.
Daraus wurde dann in der Musikwoche schon die Google-GEMA. Da fragt man sich dann "Lawrence Lessig - Google, wie geht das denn?"
Das ist ganz logisch, denn, Lawrence Lessig hat irgendwann mal in Stanford von Google
einen Lehrstuhl finanziert bekommen, ist dann Schirmherr beim Open Music Contest geworden, und damit ist ja quasi die Finanzierung über den Open Music Contest an das C3S-Projekt natürlich vollkommen nachvollziehbar.
[gelächter]
Außerdem ist die Schwiegermutter des Google-Gründers Vize-Präsidentin im Aufsichtsrat von Creative Commons.
Diese Geschichte die zieht inzwischen Kreise, das ist unglaublich.
Sehr gefreut hat uns auch, was die GEMA so vor hat mit uns. Also wir hatten nach Osnabrück hier den
Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung, und da haben wir dann gelesen dass die GEMA wahrscheinlich
sogar unsar Inkasso-Verfahren übernehmen wird.
[Gelächter]
Schaun 'mer mal.
Zum Abschluss, 'ne Folie, die ich immer hab. Nochmal zurückführen auf die Menschenrechte.
Auch die Einführung von Studiengebühren ist laut Sozialpakt ein Verstoß gegen Menschenrechte. Und damit sind wir soweit fertig. Vielen Dank.
[Applaus]
[Moderator] So, jetzt habt ihr leider nur noch acht Minuten, um Fragen zu stellen, begebt euch ans Mikrofon.
Ich fang mal hier mit der 1 an.
[Fragesteller] Gibt es bereits irgendwelche Kontakte zum Laien-Chorwesen, also beispielsweise Deutscher Chor-Verband und Töchterverbände?
[Antwort] Äh. Nein.
[Moderator] Kurze Antwort. Super!
[Fragestellerin] Aus dem Netz kamen zwei Fragen, die erste ist:
Wird C3S auch eine Alternative für diese sogenannte VG-Wort?
Und die Zweite Ist: richtet sich das Projekt auch an Video- und Multimediaproduzenten oder nur an Musiker?
[Antwort] Also wir fangen jetzt erstmal mit der GEMA an sozusagen, das ist schon schwierig genug.
Aber theoretisch sind die Creative Commons Lizenzen ja für alles mögliche verwendbar, was urheberrechtlichen Schutz genießt.
Das bedeutet, man kann sich vorstellen, dass man später das ganze Modell auch modular weiter
spinnt, wenn halt das entsprechende Interesse da ist.
Aber wir wollen halt erstmal überhaupt 'was an den Start kriegen, was funktioniert.
Und wenn das Ganze rund läuft, dann kann man überlegen, was man dann noch daraus noch weiter macht.
Also im ersten Schritt in jedem Fall nicht, aber ist schon im Hinterkopf. Ja.
[Moderator] Ok, ganz kurz zwischendurch: Wenn ihr jetzt kommt oder geht: tut es leise dankeschön!
Nummer 3 bitte
[Fragesteller] Erstmal Danke, dass ihr so viel Arbeit macht. Finde ich sehr gut.
Meine Frage: Ihr habt ja schon angedeutet, dass ihr das Ganz eher auf europäischer Ebene seht.
Habt ihr schon mit anderen Verwertungsgesellschaften aus anderen europäischen Ländern gesprochen oder
habt ihr da schon Kontakt, habt ihr da schon mit Künstlern Kontakt?
Wie weit habt ihr schon eure Fühler außerhalb Deutschlands ausgestreckt?
[Antwort] Also wir haben noch außer direkt mit der GEMA noch mit keinen Verwertungsgesellschaften irgendwelche offiziellen Gespräche geführt.
Wir haben allerdings 'ne ganze Reihe von Kontakten auch ins europäische Ausland. Wir müssen auch für die Gründung der Europäischen Genossenschaft
mindestens zwei Gründungsmitglieder in den unterschiedlichen Ländern in der EU haben.
Das ist noch relativ einfach, das schaffen wir auch locker.
[Moderator] Hier an der 1 bitte?
[Fragesteller] Ich habe ein kleines Henne-Ei-Problem im Kopf. Vielleicht hab' ich das falsch verstanden?
Es wirkt so, als ob ihr zur Gründung der Genossenschaft erstmal - oder zur Anmeldung beim DPMA - erstmal Leute Vertreten müsst, damit
ihr nachweisen könnt, dass ihr das Tut. Die Verträge mit denen dürft ihr aber nicht schließen, solange ihr nicht gegründet seid.
Hab ich das falsch verstanden? Kann das einer erklären?
[Antwort] Ein bisschen. Also wir dürfen uns Gründen, dann Verträge machen, und es wird halt geprüft ob da genug zusammengekommen ist
bis wir die Lizenz dann richtig bekommen und verwerten dürfen.
[Erweiterte Antwort] Man kann die Verträge aufschiebend bedingt machen, also wenn die
Genehmigung erteilt wird, dann wird wahrgenommen.
[Moderator] Hier an der zwei bitte
[Fragesteller] Vielen Dank mal für eure gute Arbeit, das ist lange überfällig, das mal jemand macht, was ihr macht. Vielen Dank!
Habt ihr euch ...
[Applaus]
Das Thema ist ja nicht erst 5 Jahre alt, sondern eher 10-15 Jahre nach Brenner-Schock, Napster-Schock und so.
Habt ihr euch mal an die Linux-Audio-Szene gewendet? Also es gibt da zwei Mailinglisten, die
für euch vielleicht interessant sind, das ist einmal die Linux Audio User und Linux Audio Developers.
[Antwort] Also ich hab dich jetzt als Kontaktmann im Auge.
[Gleicher Fragesteller] Ich komm nachher vorbei und da gibt's auch Erfahrung von ... es gab vor mehreren
Jahren mal so'n Projekt, was in irgendeinem Rahmenprogramm der EU gefordert wurde
[Antwor] Ja, das klingt spannend
[Gleicher Fragesteller] Ja und wir verbringen mal 'ne Nacht miteinander.
[Gelächter, Heiterkeit]
[Moderator] Das find' ich geil! Sehr schön, vielleicht heute, hier!
[Fragesteller] Ganz ähnliche Frage wie vorher: Gibt's in Österreich schon irgendwie 'ne kleine Gruppe
die sich euch zugehörig fühlt und da was tut?
[Antwort] Also ich kenn da 'n paar Hacker, die helfen
aber jetzt so von wegen "Dependance gründen" ist mir nix bekannt.
[Anderer Antworter] Aber wir haben dich da jetzt als Kontaktmann im Auge.
[Gelächter]
[Dritter Antworter] Lokale Gruppen helfen, Meet-Ups helfen, Schwarm hilft.
Wir sind selber dabei die Strukturen im laufenden Prozess zu entwickeln und zu erfinden.
Manches läuft dann nicht immer rund, manches geht auch bei uns verloren, aber wir freuen uns
und versuchen möglichst viele Leute in diesen Prozess zu integrieren. Denn das ist der Weg wie wir am schnellsten voran kommen.
[Applaus]
[Moderator] Ganz schnell noch hier an der vier.
[Fragesteller] Ganz kurze Frage zum Genossenschaftsmodell, um den ganzen auf die Sprünge zu helfen - wie kann man denn
Genossenschaftsanteile kaufen, um das Ganze beim Starten zu unterstützen?
Und vielleicht später wieder zurücklegen oder Anteilseigner bleiben?
[Antwort] Ja das ist einer der Knackpunkte an denen wir gerade schrauben.
Die Europäische Genossenschaft ist nämlich auch deshalb interessant, weil man zwischen nutzenden
Mitgliedern und investierenden Mitgliedern unterscheiden kann. Das heißt, wir können auch
Mitglieder aufnehmen, die eben kein direktes, wirtschaftliches Interesse haben, die aber
die Arbeit der Genossenschaft unterstützen wollen. Wie genau wir das regeln im Bezug auf die
Notwendigkeit, dass wir zum Beispiel auch allen anderen Marktbeteiligten die keine Urheber sind,
Mitspracherechte an der Genossenschaft geben müssen - laut Gesetz - wir aber sicherstellen wollen
dass die nicht zu viel Macht bekommen. Wie wir also da die Genossenschaftsstruktur-Möglichkeiten
und die gesetzlichen Anforderungen kurzschließen und gleichzeitig auch denen ermöglichen, Mitglied
zu werden, die uns einfach nur unterstützen wollen, da sind wir noch am Schrauben.
Aber das soll passieren.
Deshalb: auch ihr könnt investierende Mitglieder werden, hoffentlich, am Ende.
[Moderator] Ja, Tut das. An der Zwei?
[Fragesteller] Insbesondere in diesem Forum stellt sich ja auch die Frage nach einer Werkform, die
jetzt zur Zeit durch Verwertungsgesellschaften gar nicht vertreten ist, und zwar: Software.
Habt ihr da euch schon irgendwann 'ma was überlegt? Ansonsten nehmt das mal an Anmerkung mit.
Aus gegebenem Anlass möchte ich auch darstellen, dass ich nicht als Ansprechpartner zur Verfügung stehe.
[Gelächter]
[Antwort] Zu spät!
Sag nochmal grad' deinen Namen.
Wir wollen trotzdem 'n Bier mit dir Trinken!
[Gleicher Fragesteller] Bernd.
[Moderator] Ihr kennt das Gesicht, ihr kennt seinen Namen. Alles klar.
An der Zwei.
[Fragestellerin] Ich bin Genossenschaftlerin für die taz. die Tageszeitung. Und das ist eine Genossenschaft, die ihr euch ganz bestimmt
ankucken könnt. Ja, ihr könnt mich als Ansprechpartnerin für einen Kontakt nehmen.
Anke Domscheit-Berg, @anked auf Twitter.
Für die Zeitung ist es nämlich genauso wichtig wie zum Beispiel für euch, dass diejenigen, die da
eine Einlage tätigen natürlich nicht in das Business reinreden, weil die ja unabhängige Journalisten
sein wollen. Das heißt, da hat man das schon irgendwie hingekriegt, dass man einerseits
Geld bekommt, die Anforderungen für Mitbestimmung für Genossenschaftlerinnen irgendwie gemanaged kriegt, und trotzdem unabhängig bleibt.
[Antwor] Ja, vielen Dank!
Mir fällt gerade noch 'was ein, das haben wir jetzt aus dem Vortrag rausgeschmissen, aber da passt
es gerade ganz gut hin: Es gibt noch 'n paar andere Brainfucks, die wir irgendwie lösen müssen:
Das Urheberrechtswahrnehmungsgesetzt schreibt zum Beispiel vor, dass in 'ner Verwertungsgesellschaft auch Nichtmitglieder, die
Vertretungsberechtigt sind irgendwie von der Verwertungsgesellschaft vertreten werden. Und die
müssen auch irgendwie Einfluss nehmen können.
Nach dem Genossenschaftsrecht ist es aber nicht möglich, Nichtmitgliedern irgendwelche Stimmrechte
zu geben. Also müssen wir jetzt irgendwie eine Konstruktion finden, um
Nichtmitgliedern, die nicht Stimmberechtigt sind in der Genossenschaft stimmberechtigt zu machen.
Und da kann man sich dann lustige Konstrukte überlegen wie "Vereine, die keine Mitglieder haben, aber Mitglied in der Genossenschaft sind", weil im
Vereinsrecht ist es möglich.
Und das sind halt... Also man kann auch mit Gesetzen ganz schön kreativ sein und rumhacken, wenn man das muss.
[Moderator] Ja, Ok. Vielen Dank!
Für den hervorragenden Vortrag. Mit erstaunlichen Wendungen wie Brainfucks oder heiße Nächte oder wunde Pos.
Ich danke euch allen ich danke vor allem euch, tschüss.
[Einer der Vortragenden] Habt euch lieb, Tschüss!
[Moderator] Ja, Müll mitnehmen, weg geht, Müll mitnehmen!