Manche Leute lieben französischen Wein. Andere spielen liebend gerne Golf oder verschlingen Literatur. Eine meiner größten Freuden im Leben ist zugegebenermaßen ein wenig speziell. Ich kann gar nicht sagen, wie gerne ich Städte von oben aus dem Himmel durch ein Flugzeugfenster betrachte. Manche Städte sind besonnen und emsig, wie Düsseldorf oder Louisville. Andere strahlen eine überschießende Energie aus, wie New York oder Hongkong. Und dann gibt es Paris oder Istanbul und deren geschichtsträchtiges Flair. Ich sehe Städte als Lebewesen. Wenn ich sie von weit oben ergründe, versuche ich, die Straßen und Autobahnen zu finden, die sie strukturieren. Besonders nachts, wenn Pendler diese Arterien leuchtend rot und gold einfärben: das Gefäßsystem der Stadt mitten in seiner Lebensfunktion direkt vor unseren Augen. Aber wenn ich in meinem Auto sitze, nach anderthalb Stunden Pendeln täglich, sieht diese Realität ganz anders aus. (Lachen) Nichts -- kein Radio, kein Podcast -- (Lachen) nicht einmal Achtsamkeitsmeditation macht diese Zeit lebenswert. (Lachen) Ist es nicht absurd, dass wir Fahrzeuge gebaut haben, die mühelos 210 km/h schaffen und wir fahren sie mit demselben Tempo wie Pferdekutschen des 19. Jahrhunderts? (Lachen) Allein in den USA verbrachten wir im Jahr 2014 knappe 30 Milliarden Stunden mit Pendeln. Mit so viel Zeit hätten die alten Ägypter 26 Pyramiden von Gizeh bauen können. (Lachen) Wir tun dies in einem Jahr. Eine riesige Verschwendung von Zeit, Energie und menschlichem Potential. Jahrzehntelang war unsere Lösung für Staus einfach: neue Straßen bauen oder alte verbreitern. Und es funktionierte. Es funktionierte wunderbar in Paris, als die Stadt hunderte historische Gebäude abriss, um 135 Kilometer verkehrsfreundliche Boulevards zu bauen. Es funktioniert auch heute in neuen, schnell wachsenden Städten. Aber in bereits ausgebauten Stadtzentren ist das Erweitern bestehender Straßennetze fast unmöglich: Der Lebensraum ist zu dicht bewohnt, Immobilien zu teuer und öffentliche Finanzierung zu unsicher. Das Gefäßsystem unserer Stadt verstopft, es wird krank, und wir sollten das beachten. Unsere jetzige Denkweise funktioniert nicht. Damit unser Verkehr fließt, benötigen wir eine neue Inspirationsquelle. Nach 16 Jahren Arbeit im Verkehrswesen hatte ich meinen "Aha-Moment" im Gespräch mit einer Biotechnologiekundin. Sie erzählte mir, dass ihre Behandlung spezielle Eigenschaften unseres Gefäßsystems nutzte. "Wow," dachte ich, " Unser Gefäßsystem -- alle Venen und Arterien in unserem Körper bewirken täglich logistische Wunder." In jenem Moment wurde mir klar, dass die Biologie sich seit Milliarden von Jahren mit Logistik beschäftigt. Sie hat unzählige Lösungen getestet um Nährstoffe, Gase und Proteine zu transportieren. Es ist das weltweit ausgefeilteste Transportlabor. Was wäre, wenn die Lösung für unsere Verkehrsprobleme bereits in uns liegt? Ich wollte wissen: Wie kann Blut unser ganzes Leben lang durch unsere Venen fließen, während unsere Großstädte täglich verstopfen? In Wahrheit betrachten wir zwei sehr verschiedene Netzwerke. Haben Sie je darüber nachgedacht, dass jeder von uns 96 000 km an Blutgefäßen in seinem Körper hat -- 96 000 Kilometer. Das ist das Zweieinhalbfache des Erdumfangs in Ihnen. Das heißt, dass Blutgefäße überall in uns sind, nicht nur unter der Hautoberfläche. Aber wenn man sich unsere Städte anschaut -- ja, wir haben ein paar unterirdische U-Bahn-Systeme, einige Tunnel und Brücken und auch ein paar Helikopter am Himmel. Aber die große Mehrheit unseres Verkehrs konzentriert sich auf den Boden, auf die Oberfläche. Mit anderen Worten: Während unser Gefäßsystem drei Dimensionen in uns nutzt, ist unser städtischer Verkehr größtenteils zweidimensional. Wir müssen uns der Senkrechten annehmen. Wenn unsere Verkehrsnetze an der Oberfläche gesättigt sind, dann heben wir den Verkehr an. Dieses chinesische Konzept eines Busses, der Verkehrsstaus überbrücken kann, hat uns die Augen für neue Möglichkeiten geöffnet, über Raum und Bewegung in unseren Städten nachzudenken. Wir können noch höher gehen und unseren Verkehr aufhängen, wie wir es mit unseren Stromnetzen machen. Tel Aviv und Abu Dhabi reden darüber, futuristische Netzwerke aus schwebenden Magnetkapseln zu testen. Wir können noch höher klettern und fliegen. Die Tatsache, dass eine Firma wie Airbus jetzt ernsthaft an fliegenden Taxis arbeitet, ist aufschlussreich. Fliegende Autos werden endlich vom Science-Fiction-"Déjà-vu" zu attraktiven Geschäftsszenarien. Das ist ein spannender Moment. Der Bau dieses dreidimensionalen Verkehrsnetzes ist ein Weg, wie wir Staus vermindern und lösen können. Aber es ist nicht der einzige Weg. Wir müssen unsere grundlegenden Entscheidungen hinterfragen, wie etwa die Fahrzeuge, die wir nutzen. Stellen Sie sich diese vertraute Szene vor: Sie fahren seit 42 Minuten. Die zwei Kinder hinter Ihnen werden unruhig. Und Sie sind spät dran. Sehen Sie das langsame Auto vor Ihnen? Das ist immer so, wenn man spät dran ist, oder? (Lachen) Dieser Fahrer sucht einen Parkplatz. Es gibt keinen freien Parkplatz in der Nähe, aber wie soll er das wissen? Es wird geschätzt, dass bis zu 30 Prozent des Stadtverkehrs durch Fahrer entsteht, die nach Parkplätzen suchen. Sehen Sie die 100 Autos um Sie herum? 85 dieser Autos haben nur einen Insassen. Alle 85 Fahrer würden in einen roten Londoner Bus passen. Warum verschwenden wir so viel Platz, wenn wir ihn so dringend brauchen? Warum tun wir uns das an? Die Biologie würde das niemals tun. Der Platz in unseren Arterien wird voll ausgenutzt. Bei jedem Herzschlag verdichtet ein höherer Blutdruck buchstäblich Millionen an roten Blutzellen zu enormen Sauerstoffzügen, die schnell durch unseren Körper fließen. Und der winzige Platz in unseren roten Blutzellen wird genauso wenig verschwendet. In einem gesunden Zustand werden über 95 Prozent ihrer Sauerstoffkapazität genutzt. Stellen Sie sich vor, unsere städtischen Fahrzeuge wären zu 95 Prozent voll -- all der zusätzliche Platz um zu laufen, Rad zu fahren und unsere Städte zu genießen? Unser Blut ist deshalb so unglaublich effizient, weil unsere roten Blutzellen nicht an bestimmte Organe oder Gewebe gebunden sind, sonst gäbe es wahrscheinlich Staus in unseren Venen. Nein, sie werden geteilt. Sie werden gemeinsam von allen Körperzellen genutzt. Und weil unser Netzwerk so umfangreich ist, bekommt jede unserer 37 Billionen Zellen ihre eigene Ladung Sauerstoff genau zum richtigen Zeitpunkt. Blut ist beides, eine gemeinsame und individuelle Form des Transports. Bei unseren Städten sind wir hingegen festgefahren. Wir stecken in einer endlosen Debatte zwischen dem Bau einer Auto-zentrierten Gesellschaft und ausgedehnten öffentlichen Verkehrssystemen. Ich finde, wir sollten weiter denken. Wir könnten Fahrzeuge bauen, die den Komfort eines Autos mit der Effizienz von Zügen und Bussen vereinen. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen bequem in einer schnell dahingleitenden S-Bahn, zusammen mit 1200 Fahrgästen. Das Problem bei S-Bahnen ist, dass man fünf-, zehn-, fünfzehnmal stehenbleibt, bevor man sein Ziel erreicht. Was wäre, wenn Ihre Bahn nicht halten müsste? Bei dieser Bahn können sich Wagen während der Fahrt automatisch abkoppeln und zu selbstfahrenden Express-Bussen werden, die auf einem zweiten Straßennetz fahren. So sitzen Sie in einem Bus, mit dem Sie ohne einen einzigen Halt oder längeres Umsteigen in Ihren Vorort fahren. Wenn Sie sich Ihrem Zuhause nähern, koppelt sich Ihr Abteil ab und fährt Sie direkt vor die Haustür. Es ist gleichzeitig gemeinschaftlich und individuell. Dies könnte eines der gemeinsamen, modularen und selbstfahrenden Fahrzeuge der Zukunft sein. Als ob eine Stadt voller Drohnen, fliegender Taxis, modularer Busse und Magnetschwebe-Kapseln noch nicht fremdartig genug wäre, glaube ich, dass es noch etwas gibt, das den städtischen Verkehr zur Faszination machen wird. Denken Sie daran, dass die jetzige Generation selbstfahrender Autos versucht, an einem Verkehrsnetz teilzunehmen, das von und für Menschen gemacht wurde. Sie lernen unsere Verkehrsregeln, was relativ einfach ist, und mit menschlicher Unberechenbarkeit umzugehen, was schon schwieriger ist. Was wäre, wenn ganze Städte selbstfahrend werden würden? Würden wir Ampeln brauchen? Würden wir Fahrbahnen brauchen? Was wäre mit Geschwindigkeitsbegrenzungen? Rote Blutkörperchen fließen nicht in Fahrbahnen. Sie halten nie an roten Ampeln. In den ersten selbstfahrenden Städten gäbe es weder Fahrspuren noch rote Ampeln. Wenn es nur noch selbstfahrende und miteinander vernetzte Autos gibt, wird alles vorhersagbar und die Reaktionszeit minimal. Sie können viel schneller fahren und jegliche vernünftige Initiative ergreifen, um sich oder andere Autos um sie herum zu beschleunigen. Anstelle von starren Verkehrsregeln wird der Fluss reguliert durch ein Netz aus dynamischen, sich selbst verbessernden Algorithmen. Das Ergebnis: ein eigenartiger Verkehr, der die schnelle und reibungslose Strenge deutscher Autobahnen mit der kreativen Vitalität der Kreuzungen Mumbais vereint. (Lachen) Der Verkehr wird funktionstüchtig und lebhaft werden. Er wird flüssig sein wie unser Blut. Es ist ein eigenartiges Paradoxon: Je robotisierter unser Verkehrsnetz, desto organischer und lebendiger fühlen sich die Verkehrsströme an. Also ja, die Biologie hat alle Eigenschaften eines genialen Verkehrssystems. Aber dieser Prozess hat Milliarden von Jahren gebraucht und jede Menge Wiederholungen und Veränderungen durchlaufen. Wir können keine Milliarden Jahre warten, um unseren Verkehr weiterzuentwickeln. Wir haben jetzt die Träume, die Konzepte und die Technologie, um dreidimensionale Verkehrsnetze zu entwerfen, neue Fahrzeuge zu erfinden und den Verkehrsfluss in unseren Städten zu ändern. Setzen wir sie um. Danke. (Applaus)