Zalissa's Wahl
In Burkina Faso wird jedes 2. Mädchen unter 18 verheiratet.
Zalissa, 14: "Ich sehe eine andere Zukunft."
Ich heisse Zalissa Kaboré.
Ich bin eine Schülerin
der öffentlichen Schule von Sorgou.
Für mich ist die Schule sehr wichtig, damit ich
studieren kann, ein Diplom und eine Arbeit bekomme.
Eines Tages, als ich von der Schule heimkam,
sagte mir mein Vater, dass er mich verheiratet hat,
und ich nicht mehr zur Schule gehen würde.
Das hat mich sehr traurig gemacht.
Ich wollte auf keinen Fall die Schule verlassen.
Wie meine Kameraden wollte ich die Schule weitermachen.
Zalissa flehte mich an, sie weiter zur Schule
gehen zu lassen. Ich lehnte ab.
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort, und
sie fing an zu weinen.
Ich sagte ihr aufzuhören, denn die Kinderheirat ist eine unserer Traditionen.
Mein Name ist Haroune Kaboré.
Ich bin Landwirt.
Ich habe 2 Frauen und 8 Kinder.
Zalissa ist mein 3. Kind und das älteste Mädchen.
Mein Vater war der traditionelle Dorfchef.
Wir sind eine königliche Familie.
Bei meiner Geburt hatte mein Vater dreissig Frauen.
In unserer Tradition, unserer Kultur
verheiraten die Großväter die Töchter.
Zalissa hatte mein Vater verheiratet, als sie ein Baby war.
Ich bin gegen meine Kindshochzeit,
weil ich noch klein bin und zu jung.
Und ich bin eine Schülerin, die weiter lernen will.
Ich heisse Adama Zongo.
Ich bin Grundschullehrer
und unterrichte an der Schule von Sourgou.
Zalissa ist ein sehr braves und fleissiges Mädchen.
Wirklich: als wir hörten, dass sie verheiratet werden sollte,
ehrlich, ich wär fast hintenüber gekippt,
denn Zarissa ist in meiner Klasse.
Ich bin sofort zum Direktor, und der sagte:
Ah, das ist schwierig. Wir müssen mit allen anderen Eltern sprechen, und allen Lehrern.
Schnell gab es eine Lehrerversammlung, und wir tauschten uns aus.
Zum Glück waren wir für so etwas schon ausgebildet.
Also: ohne Verzug umsetzen, was man gelernt hat!
Es gab eine Elternversammlung. Mein Vater und ich waren dabei.
Diese Versammlung hat mich zum Nachdenken gebracht.
Rückblickend habe ich verstanden, dass die Kinderheirat
eine unzeitgemäße Tradition ist, die wir abschaffen müssen.
Ich bin froh, dass mein Vater auf meine Heirat verzichtete.
So kann ich bis zu den Schuljahrprüfungen weiter zur Schule.
Wenn ich mein Diplom bekomme, kann ich aufs College. Wie die anderen Schüler.
Als wir den Vater zuerst angesprochen hatten, wies er uns zurück.
Wir mussten also über andere Personen gehen,
bevor wir Zalissa's Vater überzeugen konnten.
So lief es anfangs.
Es war nicht sehr einfach.
Ich denke, gegen verfrühte Heirat brauchen wir
wirklich die Sensibilisierung.
Sensibilisierung in der Schule,
im Dorf.
So gibt es eine Theatergruppe,
die über Kinderverheiratung spricht.
Und das vom Jugendclub gemachte Theater ist sehr wichtig.
Denn damit können wir einfacher sensibilisieren. Und es ist konkreter.
Wir leben nach den Traditionen unserer Großeltern.
Aber deren Zeit ist vorbei, wir müssen diese Traditionen aufgeben,
und den Praktiken unserer Zeit gemäß leben.
Wir müssen diese neuen Lebensweisen zu unseren machen,
und die alten Traditionen durch das Glück unserer Kinder ersetzen.
Bei der Prüfung hatte ich die besten Noten
von allen Mädchen aus der Region.
Wie stolz ich war!
An dem Tag schenkte die Schule mir dieses Fahrrad.
Jetzt, wo mein Vater mich nicht mehr verheiraten will,
bin ich überzeugt, ich werde eine gute Zukunft haben.
Mit Hilfe der NGO Kinderpostzegels hat sich in Sourgou viel verändert.
Mädchen wie Zalissa werden nicht mehr zwangsverheiratet,
und gehen weiter zur Schule.
Ich lade alle Burkinabeer, die
ihre Töchter aus der Schule nehmen, ein, ihr Verhalten zu ändern,
ihre Mädchen nicht mehr zu verheiraten,
und ihre Kinder zur Schule gehen zu lassen.
Später werde ich ein Gesundheitszentrum in meinem Dorf aufbauen.
Wir sind stolz auf Zalissa, ihren Vater, Ihren Lehrer.
Denn gemeinsam können wir die Kinderhochzeiten beenden.