Das ist James Risen. Sie kennen ihn vielleicht, weil er als New-York-Times-Reporter den Pulitzer-Preis gewann. Lange bevor je jemand von Edward Snowden gehört hatte, schrieb Risen ein Buch, in dem er spektakulär veröffentlichte, dass die NSA illegal Telefone von Amerikanern abgehört habe. Es ist aber ein anderes Kapitel, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollte. Darin beschreibt er eine katastrophale US-Geheimdienstoperation, in der die CIA dem Iran buchstäblich Entwürfe für eine Atombombe übergab. Falls das verrückt klingt, lesen Sie es. Es ist eine unglaubliche Geschichte. Aber wissen Sie, wem das Kapitel gar nicht gefiel? Der US-Regierung. Fast 10 Jahre lang hat die Regierung gegen Risen ermittelt und ihn aufgefordert, seine angeblichen Quellen zu nennen. In diesem Zug wurde er zum Symbol für das Muster der Regierung, Whistleblower zu verurteilen und Journalisten zu bespitzeln. Laut Ersten Verfassungszusatz haben die Medien das Recht, geheime Informationen zu veröffentlichen. Aber es ist unmöglich, dieses Recht zu anwenden, wenn Medien diese Informationen nicht bekommen und wenn sie Identität der Mutigen nicht schützen können, die sie preisgeben. Also als die Regierung bei Risen anklopfte, tat er etwas, was viele mutige Reporter bereits vor ihm taten: er weigerte sich und sagte, dass er lieber ins Gefängnis gehen würde. Von 2007 bis 2015 lebte Risen also mit dem Risiko, ins Gefängnis zu gehen. Doch dann, nur Tage vor dem Prozess, passierte etwas Außergewöhnliches. Plötzlich, obwohl sie jahrelang angaben, dass es unerlässlich für ihren Fall wäre, wurden die Forderungen der Regierung an Risen fallen gelassen. Der Grund: In der Zeit elektronischer Überwachung können die Reporter und Quellen sich immer weniger verstecken. Anstatt zu scheitern und Risen zum Aussagen zu bringen, könnten das auch seine digitalen Fußspuren für ihn erledigen. Und so haben sich die Ermittler, ohne sein Einverständnis, seine Telefonnachweise geheim besorgt, genauso wie seine E-Mail-Daten, Finanz- und Bankinformationen, seine Kreditauskunft, und sogar Reisenachweise mit der Liste seiner Flüge. Inmitten dieser Informationen fanden sie Beweise, die sie nutzten, um Jeffrey Sterling, einen CIA-Whistleblower und Risens vermeintliche Quelle, zu verurteilen. Leider ist das nur einer von vielen Fällen. Präsident Obama versprach bei seinem Antritt, Whistleblower zu schützen. Aber stattdessen hat die Justiz mehr verurteilt als alle US-Regierungen vor ihm zusammen. Jetzt können Sie sich vorstellen, wie das ein Problem sein kann, besonders weil die Regierung zu viel von ihrer Arbeit als geheim einstuft. Seit dem 11. September war fast jeder Artikel über nationale Sicherheit das Ergebnis davon, dass ein Whistleblower zu einem Journalisten ging. Wir setzen also die Pressearbeit aufs Spiel, die durch den ersten Verfassungszusatz geschützt werden soll, weil die Regierung immer mehr Möglichkeiten hat, alle auszuspionieren. Aber genauso wie Technologie der Regierung erlaubt, die Rechte von Reportern zu umgehen, kann die Presse auch Technologien nutzen, um ihre Quellen besser zu schützen. Und zwar können sie das von dem Moment an, in dem sie Kontakt aufnehmen, anstatt im Nachhinein, im Zeugenstand. Heute gibt es Kommunikationssoftware, die es noch nicht gab, als Risen sein Buch geschrieben hatte, und es ist wesentlich sicherer als normale E-Mails oder Telefonanrufe. Eine solche Technologie ist SecureDrop, ein Open-Source-Übermittlungssystem für Whistleblower, das ursprünglich von der Internetberühmheit, dem von uns gegangenen Aaron Swartz, entwickelt wurde, und ist heute von der Freedom of the Press Foundation, bei der ich arbeite, weiterentwickelt worden. Anstatt eine E-Mail zu verschicken, gehen Sie auf eine Nachrichten-Website, so wie die hier der Washington Post. Dort können Sie Dokumente hochladen oder Informationen verschicken, so wie bei jedem gewöhnlichen Kontaktformular. Diese werden dann verschlüsselt und auf einem Server gespeichert, zu dem nur die jeweilige Nachrichtenagentur Zugang hat. Also kann die Regierung nicht mehr Informationen heimlich beschaffen, und viele der Informationen, die sie anfordern würde, wäre von vornherein nicht verfügbar. SecureDrop ist aber nur ein kleiner Teil des Ganzen, um die Pressefreiheit im 21. Jahrhundert zu schützen. Leider entwickeln Regierungen auf der ganzen Welt immer neue Spionagetechnologien, die uns alle gefährden. Es ist an uns sicherzustellen, dass nicht nur Technologiekenner wie Edward Snowden einen Möglichkeit haben, Missetaten zutage bringen. Es ist genauso wichtig, dass wir den nächsten Whistleblower schützen, der über Missstände bei der Versorgung von Soldaten bescheid weiß und von überfüllten Krankenhäusern berichten will. Oder den nächsten Umweltmitarbeiter, der Alarm zum verseuchten Wasser von Flint schlägt. Oder einen Wallstreet-Insider, der uns vor der nächsten Finanzkrise warnt. Immerhin wurden diese Technologien nicht nur für diejenigen gemacht, die Verbrechen aufdecken wollen, sondern um unser aller Verfassungsrechte zu schützen. Danke. (Applaus)