Das Herz einer zeitgenössischen, spirituellen Praxis ist es an unserem Leben voll beteiligt zu sein. Den Wäldern, Flüssen und den verschmutzten Städten ist unsere Erleuchtung egal. Für sie ist lediglich die lebendige Erfahrung im gegenwärtigen Moment von Bedeutung. Das Tun in der Welt und die Auswirkungen dieses Tuns. Und einer der irreführenden Begriffe in der spirituellen Praxis ist die "Nicht-Anhaftung". Oft assozieren die Menschen ein Form von Distanzierung damit. "Ich distanziere mich von den Dingen, nichts berührt mich" und so geht man dann wie ein Zombie durch die Welt. Ich bin einer Zeit, in der ich mich in großen emotionalen Turbulenzen befunden, auf die spirituelle Praxis gestossen. Ich dachte damals tatsächlich, dass Yoga und speziell Mediation ein Weg wären aus den Gefühlen herauszukommen. Aber in Realität funktionieren die Dinge nicht so. "Nicht-Anhaftung" bedeutet nicht, dass wir nicht an unserem Rad hängen sollen, oder unserer Wohnung oder unserem Bankkonto "Nicht-Anhaftung" bedeutet vielmehr nicht an fixen Ideen festzuhalten, nicht daran festzuhalten, wie wir glauben, dass die Dinge zu laufen haben. Sondern vielmehr sich der wahren Realität der Dinge öffnen. Ich würde "Nicht-Anhaftung" als Engagement übersetzen. "Nicht-Anhaftung" ist eine tiefe Intimität. Wahrzunehmen, dass alles ineinander schiebt. Der Natur der Verbindung aller Dinge ins Auge sehen. Allerdings auf eine nicht festgefahrene Art. Also nicht indem wir die Dinge betrachten und uns denken "Aha, das ist die Vernetzung aller Dinge", denn in diesem Moment verlieren wirs wieder. Aber wie bauen wir diese Intimität mit den Dingen auf, die unterhalb unserer Sprache und unseren Konzepten, wie die Dinge zu sein haben, liegen. Das ist wirklich das Herzstück von "Nicht-Anhaftung" - dieses tiefe Engagement. und es kommt von dem Begriff "Yoga" einem Wort aus dem Sankrit, welches von von dem Verb "yug" gebildet wird, das wiederum "verbinden" bedeutet. Das Wort "Yoga" bedeutet schlicht " Verbindung". und ich übersetze das Wort Yoga gerne als "Intimität". Weils nicht etwas ist, was man tut .Intimität ist das Beiprodukt, wenn wir fixe Vorstellungen zurücklassen. Fixe und starre Vorstellungen sind der Feind der Intimität. Es verhindert Beziehung. Wir leben in einer Zeit, in der wir keine weiteren Ideologien benötigen. was wir wirklich brauchen, ist eine Möglichkeit "loszulassen" und die Dinge, wie sie wirklich sind wahrzunehmen. Wirtschaftlich, emotional, ökologisch, sozial. Und das beinhaltet beides; das Schöne und das Verheerende. Es bedeutet sich der Tatsache zu öffnen, dass diese Welt atemberaubend schön , aber zugleich eine totale Katastrophe ist. und wie können wir beides umarmen. Wie können wir offenbleiben angesichts der Freuden des Lebens aber auch angesichts des Leid? Welches schon alleine aufgrund unserer Existenz im Körper gegeben ist. In einem Körper zu stecken, der altert. Und in einer Welt zu stecken, die derzeit wahrhaftig unsere Hilfe benötigt. Ich denke also, wir müssen die Idee der "Nicht-Anhaftung" neu überdenken. Als eine Übung des Loslassens von fixen Vorstellungen, sodass wir engagiert in der Welt sind. Die Welt benötigt uns und unsere Taten machen einen Unterschied. Also wie können wir die spirituelle Praxis überarbeiten? Nicht indem wir versuchen etwas zu übersteigen, uns abzukoppeln, und das Leben lediglich als Zuseher wahrnehmen. Aber vielmehr komplett ins Leben vertieft zu sein.