1 00:00:21,919 --> 00:00:24,854 Das Herz einer zeitgenössischen, spirituellen Praxis ist es 2 00:00:24,854 --> 00:00:29,438 an unserem Leben voll beteiligt zu sein. Den Wäldern, 3 00:00:29,438 --> 00:00:35,004 Flüssen und den verschmutzten Städten ist unsere Erleuchtung egal. 4 00:00:35,004 --> 00:00:41,638 Für sie ist lediglich die lebendige Erfahrung im gegenwärtigen Moment von Bedeutung. Das Tun in der Welt und die Auswirkungen dieses Tuns. 5 00:00:41,638 --> 00:00:46,687 Und einer der irreführenden Begriffe in der spirituellen Praxis 6 00:00:46,687 --> 00:00:51,128 ist die "Nicht-Anhaftung". Oft assozieren die Menschen 7 00:00:51,128 --> 00:00:55,562 ein Form von Distanzierung damit. 8 00:00:55,562 --> 00:00:57,354 "Ich distanziere mich von den Dingen, nichts berührt mich" 9 00:00:57,354 --> 00:01:01,656 und so geht man dann wie ein Zombie durch die Welt. 10 00:01:01,656 --> 00:01:08,173 Ich bin einer Zeit, in der ich mich in großen emotionalen Turbulenzen befunden, auf die spirituelle Praxis gestossen. 11 00:01:08,173 --> 00:01:11,850 Ich dachte damals tatsächlich, 12 00:01:11,850 --> 00:01:15,527 dass Yoga und speziell Mediation ein Weg wären aus den Gefühlen herauszukommen. 13 00:01:15,527 --> 00:01:18,707 Aber in Realität 14 00:01:18,707 --> 00:01:22,840 funktionieren die Dinge nicht so. "Nicht-Anhaftung" bedeutet nicht, 15 00:01:22,840 --> 00:01:28,325 dass wir nicht an unserem Rad hängen sollen, oder unserer Wohnung oder unserem Bankkonto 16 00:01:28,325 --> 00:01:33,707 "Nicht-Anhaftung" bedeutet vielmehr nicht an fixen Ideen festzuhalten, 17 00:01:33,707 --> 00:01:37,357 nicht daran festzuhalten, wie wir glauben, dass die Dinge zu laufen haben. 18 00:01:37,357 --> 00:01:40,140 Sondern vielmehr sich der wahren Realität der Dinge öffnen. 19 00:01:40,140 --> 00:01:44,440 Ich würde "Nicht-Anhaftung" als Engagement übersetzen. 20 00:01:44,440 --> 00:01:51,241 "Nicht-Anhaftung" ist eine tiefe Intimität. Wahrzunehmen, dass alles ineinander schiebt. 21 00:01:51,241 --> 00:01:56,590 Der Natur der Verbindung aller Dinge ins Auge sehen. 22 00:01:56,640 --> 00:02:03,140 Allerdings auf eine nicht festgefahrene Art. Also nicht indem wir die Dinge betrachten und uns denken 23 00:02:03,140 --> 00:02:06,473 "Aha, das ist die Vernetzung aller Dinge", denn in diesem Moment verlieren wirs wieder. 24 00:02:06,473 --> 00:02:10,207 Aber wie bauen wir diese Intimität mit den Dingen auf, die 25 00:02:10,207 --> 00:02:15,957 unterhalb unserer Sprache und unseren Konzepten, wie die Dinge zu sein haben, liegen. 26 00:02:15,957 --> 00:02:21,023 Das ist wirklich das Herzstück von "Nicht-Anhaftung" - dieses tiefe Engagement. 27 00:02:21,023 --> 00:02:24,407 und es kommt von dem Begriff "Yoga" 28 00:02:24,407 --> 00:02:30,639 einem Wort aus dem Sankrit, welches von von dem Verb "yug" gebildet wird, das wiederum "verbinden" bedeutet. 29 00:02:30,639 --> 00:02:35,974 Das Wort "Yoga" bedeutet schlicht " Verbindung". 30 00:02:35,974 --> 00:02:40,007 und ich übersetze das Wort Yoga gerne als "Intimität". Weils 31 00:02:40,007 --> 00:02:49,539 nicht etwas ist, was man tut .Intimität ist das Beiprodukt, wenn wir fixe Vorstellungen zurücklassen. 32 00:02:49,539 --> 00:02:59,373 Fixe und starre Vorstellungen sind der Feind der Intimität. Es verhindert Beziehung. 33 00:02:59,373 --> 00:03:05,258 Wir leben in einer Zeit, in der wir keine weiteren Ideologien benötigen. 34 00:03:05,258 --> 00:03:11,939 was wir wirklich brauchen, ist eine Möglichkeit "loszulassen" und 35 00:03:11,939 --> 00:03:23,673 die Dinge, wie sie wirklich sind wahrzunehmen. Wirtschaftlich, emotional, ökologisch, sozial. 36 00:03:23,673 --> 00:03:27,841 Und das beinhaltet beides; das Schöne und das Verheerende. 37 00:03:27,841 --> 00:03:35,457 Es bedeutet sich der Tatsache zu öffnen, dass diese Welt atemberaubend schön , aber zugleich eine totale Katastrophe ist. 38 00:03:35,457 --> 00:03:42,290 und wie können wir beides umarmen. Wie können wir offenbleiben angesichts der Freuden des Lebens 39 00:03:42,290 --> 00:03:47,040 aber auch angesichts des Leid? Welches schon alleine aufgrund unserer Existenz im Körper gegeben ist. 40 00:03:47,040 --> 00:03:52,789 In einem Körper zu stecken, der altert. Und in einer Welt zu stecken, die derzeit wahrhaftig unsere Hilfe benötigt. 41 00:03:52,789 --> 00:03:59,639 Ich denke also, wir müssen die Idee der "Nicht-Anhaftung" neu überdenken. 42 00:03:59,639 --> 00:04:05,191 Als eine Übung des Loslassens von fixen Vorstellungen, sodass wir engagiert in der Welt sind. 43 00:04:05,191 --> 00:04:09,623 Die Welt benötigt uns und unsere Taten machen einen Unterschied. 44 00:04:09,623 --> 00:04:20,075 Also wie können wir die spirituelle Praxis überarbeiten? Nicht indem wir versuchen etwas zu übersteigen, uns abzukoppeln, und das Leben lediglich als Zuseher wahrnehmen. 45 00:04:20,075 --> 00:04:32,138 Aber vielmehr komplett ins Leben vertieft zu sein.