Manche meinen, es gäbe eine TEDTalk-Formel: "Halte eine Rede auf einem runden, roten Teppich." "Erzähle eine Kindheitserlebnis." "Enthülle ein persönliches Geheimnis." "Ende mit einem inspirierenden Handlungsaufruf." Nein. So sollte man nicht über einen TEDTalk denken. Wenn man diese Elemente überstrapaziert, wirkt man nur klischeehaft oder emotional manipulativ. Aber alle großartigen TEDTalks haben eins gemeinsam, und diese Gemeinsamkeit möchte ich an Sie weitergeben, denn ich hatte in den letzten 12 Jahren einen Logenplatz, als ich Hunderten von großartigen TED-Rednern wie diesen zuhörte. Ich half ihnen bei der Vorbereitung ihrer Vorträge und lernte direkt von ihnen die Geheimnisse eines großartigen Vortrags kennen. Und obwohl die Redner und deren Themen komplett verschieden erscheinen, haben sie ein gemeinsames Schlüsselelement. Nämlich dieses: Die wichtigste Aufgabe des Vortragenden ist es, den Zuhörern ein besonderes Geschenk zu übermitteln -- etwas Seltsames und Schönes namens Idee. Ich zeige es Ihnen. Das ist Haley. Sie wird gleich eine TEDTalk halten und sie ist, offen gesagt, verängstigt. (Video) Moderator: Haley Van Dyck! (Applaus) Im Verlauf von 18 Minuten erleben 1 200 Menschen, von denen sich viele vorher nicht kannten, dass ihre Gehirne beginnen, sich mit Haleys Hirn zu synchronisieren, und mit denen der anderen im Saal. Sie zeigen buchstäblich die gleichen Gehirnwellenmuster. Damit meine ich nicht, dass sie dieselben Gefühle empfinden -- etwas viel Verblüffenderes passiert. Schauen wir einmal in Haleys Gehirn hinein. Es gibt Milliarden vernetzter Neuronen in einem unüberschaubaren Wirrwarr. Aber schauen Sie genau hier -- ein paar Millionen sind so miteinander verbunden, dass sie eine einzige Idee abbilden. Unglaublicherweise wird genau dieses Muster in den Gehirnen aller Zuhörer in Echtzeit nachgebildet. Genau -- in nur wenigen Minuten wird ein Muster, das Millionen von Neuronen umfasst, in 1 200 Gehirne teleportiert, allein indem Menschen einer Stimme lauschen und ein Gesicht betrachten. Aber Moment mal: Was ist überhaupt eine Idee? Man kann sie sich als Informationsmuster vorstellen, das einem hilft, die Welt zu verstehen und sich in ihr zu bewegen. Ideen haben die verschiedensten Gestalten, von komplex und analytisch bis hin zu einfach und ästhetisch. Hier sind nur einige Beispiele, die auf der TED-Bühne geteilt wurden. Sir Ken Robinson -- Kreativität ist der Schlüssel zur Zukunft unserer Kinder. (Video) Sir Ken Robinson: Nach meiner Überzeugung ist Kreativität heute für Bildung genauso wichtig wie Lesen und Schreiben; daher sollten wir sie gleichwertig behandeln. Chris Anderson: Elora Hardy -- aus Bambus bauen, ist schön. (Video) Elora Hardy: Er wächst überall um uns herum, er ist stark, elegant und erdbebensicher. CA: Chimamanda Adichie -- Menschen haben mehr als eine einzige Identität. (Video) Chimamanda Adichie: Die einzige Geschichte formt Klischees. Das Problem mit Klischees ist nicht, dass sie unwahr sind, sondern dass sie unvollständig sind. CA: Die Gedanken wimmeln voller Ideen, aber nicht wahllos. Sie sind sorgsam miteinander verbunden. Gemeinsam bilden sie eine erstaunlich komplexe Struktur: die persönliche Weltanschauung. Es ist das Betriebssystem des Gehirns. Hiermit findet man sich in der Welt zurecht. Es besteht aus Millionen einzelner Ideen. Wenn etwa ein kleiner Bestandteil der eigenen Weltsicht ist, dass Kätzchen liebenswert sind, wird man so reagieren, wenn man dies hier sieht. Ist ein anderer Teil der eigenen Weltsicht, dass Leoparden gefährlich sind, dann reagiert man etwas anders, wenn man das sieht. Daher liegt es auf der Hand, warum Vorstellungen, die die eigene Weltsicht formen, so wichtig sind. Sie sollten so verlässlich wie möglich sein -- ein Leitfaden für die beängstigende, aber schöne Welt da draußen. Die Weltsicht verschiedener Leute kann sich stark unterscheiden. Zum Beispiel, wie reagiert Ihre Weltsicht, wenn Sie dieses Bild sehen? (Video) Dalia Mogahed: Was denken Sie, wenn Sie mich ansehen? "Eine gläubige Frau", "eine Expertin" vielleicht sogar "eine Schwester"? Oder "unterdrückt", "einer Gehirnwäsche unterzogen", "eine Terroristin"? CA: Egal, wie Ihre Antwort lautet, es gibt Millionen von Menschen, die anders reagieren würden. Darum sind Ideen so wichtig. Wenn sie richtig kommuniziert werden, sind sie imstande, für immer zu ändern, wie jemand über die Welt denkt, und kann dessen aktuelle und künftige Handlungen formen. Ideen sind die stärkste Macht, um die menschliche Kultur zu formen. Akzeptiert man daher, dass die wichtigste Aufgabe eines Redners darin besteht, in den Köpfen des Publikums eine Idee entstehen zu lassen, dann sind hier vier Methoden, wie man vorgehen sollte: Erstens, begrenzen Sie Ihren Vortrag auf einen Hauptgedanken. Ideen sind komplex; man muss den Inhalt kürzen, um sich auf eine einzige Idee zu konzentrieren, die einem am wichtigsten ist, und sich selbst ermöglichen, diese eine Sache richtig zu erklären. Man muss den Kontext und Beispiele liefern, es lebendig machen. Wählen Sie eine Idee und machen Sie sie zum roten Faden Ihres gesamten Vortrags, damit alles, was Sie sagen, miteinander verknüpft ist. Zweitens, liefern Sie Ihren Zuhörern einen Grund zum Mitdenken und -fühlen. Bevor Sie beginnen, in den Köpfen Ihrer Zuhörer etwas aufzubauen, braucht man deren Erlaubnis. Und was ist das Hauptinstrument, um das zu erreichen? Neugier. Erwecken Sie die Neugier des Publikums. Stellen Sie verblüffende, provozierende Fragen, um zu erkennen, warum etwas keinen Sinn ergibt und erklärt werden muss. Wenn Sie eine Lücke in jemandes Weltsicht aufdecken, hat dieser das Bedürfnis, diese Wissenslücke zu füllen. Haben Sie einmal dieses Verlangen entfacht, wird es viel einfacher sein, Ihre Idee aufzubauen. Drittens, bauen Sie Ihre Idee Stück für Stück auf den Konzepten auf, die Ihr Publikum bereits versteht. Nutzen Sie die Macht der Sprache, um Konzepte miteinander zu verflechten, die bereits in der Vorstellung der Zuhörer existieren -- aber nicht in Ihrer Sprache, sondern in deren. Man beginnt mit deren Stand der Dinge. Die Redner vergessen oft, dass viele der ihnen bekannten Begriffe und Konzepte ihrem Publikum völlig unbekannt sind. Metaphern können eine wesentliche Rolle spielen, indem sie zeigen, wie die Teile zusammenpassen, denn sie enthüllen die gewünschte Form des Musters, basierend auf einem Konzept, das der Zuhörer bereits versteht. Als beispielsweise Jennifer Kahn die unglaubliche, neue Biotechnologie CRISPR erklären wollte, sagte sie: "Das ist so, als hätte man erstmals ein Textverarbeitungsprogramm, um DNA zu bearbeiten. Mit CRISPR kann man Erbinformation ganz einfach ausschneiden und einfügen." Solch eine lebhafte Erklärung schafft einen befriedigenden Aha-Moment, wenn sie im Kopf an die richtige Stelle gelangt. Daher ist es wichtig, den Vortrag vor guten Freunden zu testen, um herauszufinden, welche Teile sie verwirrt. Viertens, der letzte Tipp: Machen Sie aus Ihrer Idee etwas Verbreitungswürdiges. Sie sollten sich also selbst die Frage stellen: "Wem nutzt diese Idee etwas?" Beantworten Sie die Frage ehrlich! Wenn nur Sie oder Ihre Organisation etwas von der Idee haben, dann ist sie bedauerlicherweise nicht wert, verbreitet zu werden. Das Publikum wird Sie durchschauen. Aber wenn Sie glauben, die Idee hat das Potenzial, jemandes Tag zu erhellen, jemandes Sicht zum Besseren zu ändern oder jemanden zu inspirieren, etwas anders zu machen, dann haben Sie die Hauptzutat für einen wirklich großartigen Vortrag -- eine, die ein Geschenk für Ihre Zuhörer und uns alle sein kann.