Wenn ich sterbe, soll mein Körper
von Tieren gefressen werden.
Das ist nicht jedermanns Sache.
(Gelächter)
Vielleicht hatten Sie und Ihre Familie
bereits das Gespräch über den Tod.
Sie haben sich möglicherweise
für Einäscherung entschieden.
Ehrlich gesagt, ist mein Vorschlag
derzeit nicht wirklich legal.
Was nicht heißt, dass es
noch nie gemacht wurde.
Im Laufe der Geschichte haben wir
unsere Toten oft im Freien ausgelegt.
Das nennt sich Luftbestattung.
Es passiert wahrscheinlich
gerade in diesem Moment irgendwo.
In den Gebirgsregionen von Tibet
werden "Himmelsbestattungen" durchgeführt.
Bei diesem Ritual wird die Leiche
Aasfressern überlassen.
Anhänger der Parsen-Religion
im indischen Mumbai
legen ihre Toten in
sogenannte "Türme der Stille".
Das sind interessante
kulturelle Schmankerl,
aber sie sind in der
westlichen Welt nicht gängig.
Man würde so etwas hier nicht erwarten.
In Amerika beginnt eine traditionelle
Bestattung mit chemischer Einbalsamierung.
Danach folgt die Beerdigung am Friedhof,
oder neuerdings auch die Einäscherung.
Ich bin seit kurzem Vegetarierin.
Während meiner ersten rund 30 Lebensjahre
habe ich wie verrückt Tiere verschlungen.
So viele, wie ich nur kriegen konnte.
Warum sollten sie nicht auch etwas
von mir abbekommen, wenn ich sterbe?
(Gelächter)
Bin ich nicht auch ein Tier?
Sind wir nicht alle Tiere
im biologischen Sinn?
Diese Tatsache zu akzeptieren,
kann furchterregende Folgen haben.
Dann müssen wir nämlich auch akzeptieren,
dass wir verwesen und sterben werden,
so wie jedes andere
Lebewesen auf der Erde.
Seit neun Jahren arbeite
ich im Bestattungswesen,
zunächst als Betreiberin
eines Krematoriums,
dann als Leichenbestatterin
und seit Kurzem als Eigentümerin
eines eigenen Bestattungsunternehmens.
Und ich habe gute Neuigkeiten:
Wenn Sie einen Weg suchen, um dieses
"Verwesen und sterben"-Ding zu vermeiden,
werden Sie dazu jede erdenkliche Hilfe
von der Bestattungsindustrie erhalten.
Es ist eine milliardenschwere Industrie,
deren Erfolg auf dem Schutz, der Reinigung
und der Verschönerung von Leichen basiert.
Ob mit Absicht oder nicht,
die Bestattungsindustrie fördert das Bild
von menschlicher Einzigartigkeit.
Völlig egal, was dazu nötig ist, was es
kostet oder wie umweltschädlich es ist,
wir machen es, weil Menschen es wert sind!
Dabei wird ignoriert, dass der Tod eine
chaotische und komplexe Angelegenheit ist.
Ebenso wie die Tatsache, dass
Verwesung auch etwas Schönes hat --
die Schönheit der natürlichen Rückkehr
zu der Erde, aus der wir kamen.
Verstehen Sie mich nicht falsch,
mir ist die Bedeutung
von Ritualen völlig bewusst,
besonders wenn es um
Menschen geht, die wir lieben.
Aber wir sollten in der Lage sein,
dieses Ritual durchzuführen,
ohne dabei die Umwelt zu belasten.
Deshalb müssen wir
neue Möglichkeiten finden.
Kehren wir nochmal zu den Themen Schutz,
Reinigung und Verschönerung zurück.
Wir beginnen mit dem Leichnam.
Die Bestattungsindustrie
schützt ihren Leichnam,
indem sie Ihrer Familie einen
Sarg aus Hartholz oder Metall
mit Dichtungsmaterial aus Gummi verkauft.
Am Friedhof wird der Sarg dann
in ein großes Grabgewölbe
aus Beton oder Metall hinabgelassen.
Wir verschwenden all diese Rohstoffe
-- Beton, Metall, Hartholz --
indem wir sie in riesigen,
unterirdischen Festungen verstecken.
Wenn Sie eine Beerdigung
am Friedhof wählen,
dann kommt ihr Leichnam
nicht mal in die Nähe der Erde.
Futter für Würmer werden
Sie garantiert nicht.
Als nächstes folgt die Reinigung
Ihres Leichnams durch Einbalsamierung:
Die chemische Konservierung der Toten.
Dabei wird das Blut
aus Ihrem Körper entleert
und durch ein giftiges,
krebserregendes Formaldehyd ersetzt.
Es wird behauptet, das sei
zum Wohl der öffentlichen Gesundheit,
weil ein Leichnam gefährlich sein kann.
Aber die Ärzte hier wissen,
dass das nur der Fall ist,
wenn die Person an einer hochansteckenden
Krankheit, wie etwa Ebola, verstarb.
Menschliche Verwesung riecht zwar
übel, aber stellt keinerlei Gefahr dar.
Krankheitserregende Bakterien sind
andere als jene, die für Verwesung sorgen.
Schlussendlich wird Ihr
Leichnam noch verschönert.
Ihnen wird gesagt,
der natürliche Leichnam Ihrer Mutter
oder Ihres Vaters wäre so nicht gut genug.
Es wird Make-up aufgetragen.
Der Leichnam wird in einen Anzug gesteckt.
Es werden künstliche Farbstoffe injiziert,
damit die Person lebendiger aussieht --
so als würde sie schlafen.
Einbalsamierung schafft die Illusion,
Tod und Verwesung wären
nicht das natürliche Ende
allen organischen Lebens
auf diesem Planeten.
Wenn Sie diese Methode aus Verschönerung,
Reinigung und Schutz nicht anspricht,
sind Sie damit nicht allein.
Es gibt eine ganze Reihe von Menschen --
Bestattungsunternehmer,
Designer, Umweltschützer --
die versuchen eine umweltfreundlichere
Bestattungsart zu finden.
Für sie hat der Tod nicht unbedingt
mit Makellosigkeit, Make-up
und taubenblauen Smokings zu tun.
Zweifellos sind unsere derzeitigen
Bestattungsarten nicht sehr nachhaltig,
da sie Ressourcen verschwenden
und auf Chemikalien angewiesen sind.
Selbst Einäscherung, die oft als
umweltfreundliche Methode gesehen wird,
verbraucht bei jeder Leichenverbrennung
so viel Erdgas wie eine
800 km lange Autofahrt.
Wie soll es nun weitergehen?
Letzten Sommer war ich
in den Bergen von North Carolina
und schleppte in der sommerlichen
Hitze mit Holzspänen gefüllte Eimer.
Ich war auf der "Body Farm"
der Western Carolina University.
Genau genommen bezeichnet man sie
als "menschliche Verwesungsanlage".
Dort befinden sich Leichen, die der
Wissenschaft gespendet wurden,
um ihren Verwesungsprozess zum Nutzen
der Gerichtsmedizin zu untersuchen.
An jenem Tag lagen dort 12 Leichen in
unterschiedlichen Verwesungsstadien.
Einige waren skelettiert, eine trug
einen violetten Schlafanzug,
bei einer war noch blonde
Gesichtsbehaarung erkennbar.
Der gerichtsmedizinische Aspekt
ist zwar unglaublich faszinierend,
aber deshalb war ich nicht dort.
Ich war dort,
weil meine Kollegin Katrina Spade
versucht ein System zu schaffen,
bei dem die Toten nicht eingeäschert,
sondern kompostiert werden.
Sie nennt dieses System "Rekomposition".
Wir machen das schon seit Jahren
mit Rindern und anderen Nutztieren.
Sie stellt sich dazu eine Anlage vor,
in der Angehörige ihre Verstorbenen in ein
nährstoffreiches Gemisch legen könnten,
das den Leichnam samt Knochen in
vier bis sechs Wochen in Erde umwandelt.
In diesen vier bis sechs Wochen
verwandeln sich Ihre
Moleküle in neue Moleküle.
Sie werden buchstäblich umgewandelt.
Wie passt das zu den
Wünschen vieler Menschen,
die nach ihrem Tod unter einem
Baum begraben werden wollen?
Oder Teil eines Baums werden wollen?
Bei einer traditionellen Einäscherung
bildet die übrig gebliebene Asche --
aus anorganischen Knochenstücken --
eine dicke, gipsartige Schicht,
die einem Baum schaden kann, wenn
sie nicht genau richtig verteilt wird.
Wenn Sie aber in Erde umgewandelt werden,
können Sie den Baum nähren
und so den Post-Mortem-Beitrag leisten,
den Sie immer leisten wollten --
den Sie auch verdienen.
Das wäre also eine Möglichkeit
für die Zukunft der Einäscherung.
Aber was ist mit der
Zukunft von Friedhöfen?
Viele Menschen denken, dass es
keine Friedhöfe mehr geben sollte,
weil wir nicht genug Land haben.
Aber was wäre, wenn wir es
einfach anders nutzen würden
und der Leichnam nicht mehr
Feind des Bodens wäre,
sondern sein möglicher Retter?
Ich meine damit
naturerhaltende Bestattungen.
Dabei werden große Landflächen
von einer Stiftung gekauft.
Das Schöne daran ist, sobald ein paar
Leichen auf dem Land gepflanzt wurden,
darf es nicht mehr bebaut werden --
daher die Bezeichnung
"naturerhaltende Bestattung".
Das ist die Post-Mortem-Art
sich an einen Baum zu ketten --
"Auf keinen Fall geh ich hier weg!
Nein, wirklich, ich kann nicht anders.
Ich verwese hier unten."
(Gelächter)
Zahlungen von Angehörigen an den Friedhof
könnten für den Schutz und die Erhaltung
des Bodens verwendet werden.
Es gäbe keine Grabsteine
oder Gräber im ursprünglichen Sinn.
Die Gräber wären unter eleganten Hügeln
über das Grundstück verstreut
und wären nur durch einen Stein oder
eine kleine Metallscheibe gekennzeichnet
oder vielleicht nur mit GPS auffindbar.
Es gäbe keine Einbalsamierung
und keine schweren Metallsärge.
In meinem Bestattungsunternehmen
verkaufen wir manchmal Särge
aus Weidengeflecht oder Bambus.
Aber die meisten Familien wählen
nur ein einfaches Leichenhemd.
Es gäbe keine großen Särge,
wie sie Friedhöfe benötigen, um die
Landschaftsplanung zu erleichtern.
Familien könnten hierher kommen;
sie könnten die Natur genießen;
sie könnten sogar einen Baum
oder Busch pflanzen,
aber es wären nur
heimische Pflanzen erlaubt.
Die Toten könnten sich nahtlos
in die Landschaft einfügen.
Auf naturerhaltenden
Friedhöfen besteht Hoffnung.
Sie ermöglichen Grünflächen
in der Stadt wie auf dem Land.
Sie ermöglichen es heimische Pflanzen und
Tiere wieder in der Region anzusiedeln.
Sie bieten öffentliche Wanderwege,
Orte für spirituelle Bräuche,
Orte für Kurse und Veranstaltungen --
Orte, wo sich Natur und Trauer treffen.
Und vor allem bieten
sie uns die Möglichkeit,
wieder einfach in einem Loch
im Boden zu verwesen.
Die Erde hat uns vermisst,
das kann ich ihnen garantieren.
Ich denke, viele Menschen
bekommen das Gefühl,
dass die derzeitigen Bestattungsarten
für sie nicht das Richtige sind.
Für viele spiegelt die Reinigung und
Verschönerung nicht ihr wahres Ich wider.
Es spiegelt nicht wider, wofür wir
während unseres Lebens standen.
Würde diese Art der Bestattung
den Klimawandel aufhalten?
Nein.
Aber es würde ein klares Zeichen setzen
für unsere Sichtweise als
Bewohner dieses Planeten.
Wenn wir auf eine Weise sterben könnten,
die bescheidener und selbstkritischer ist,
dann glaube ich, hat die
Menschheit eine Zukunft.
Danke.
(Applaus)