Hallo. Heute teile ich mit Ihnen meine persönlichen Erfahrung mit weiblicher Genitalverstümmelung, FGM. Sie können gerne weinen, lachen, die Beine überkreuzen, oder wozu Ihr Körper auch immer Lust hat. Ich zähle jetzt nicht alles auf, was Ihr Körper macht. Ich wurde in Sierra Leone geboren. Hat jemand "Blood Diamond" gesehen? Wenn Sie überlegen -- Ich trage übrigens keine Diamanten. Falls Sie von Ebola gehört haben, das war auch in Sierra Leone. Ich habe keins. Sie sind alle sicher. Rennen Sie nicht zur Tür. Bleiben Sie sitzen. Es ist alles ok. Ich wurde vor meiner Ankunft untersucht. Mein Großvater hatte drei Ehefrauen. Keine Ahnung, warum ein Mann mehr als eine Frau braucht. Männer, braucht ihr mehr als eine Frau? Ich glaube nicht. Da haben wir's! Er sehnte sich nach einem Herzanfall, das war der Grund. Wirklich, das tat er. 1991, als ich 3 war, brach in Sierra Leone Krieg aus. Ich erinnere mich, wie ich eines Abends zu Bett ging und alles war gut. Als ich am nächsten Tag aufwachte, wurden überall Bomben abgeworfen, Menschen versuchten, mich und meine Familie zu töten. Wir flüchteten vor dem Krieg und landeten in Gambia, in Westafrika. Auch dort gibt es Ebola. Reisen Sie nicht dorthin. Als Flüchtlinge dort wussten wir nicht, was aus uns werden würde. Meine Mom beantragte Flüchtlingsstatus. Sie ist eine wundervolle, kluge Frau. Wir hatten Glück: Australien versprach, uns aufzunehmen. Gut gemacht, Aussies. Vor unserer Abreise kam meine Mom eines Tages nach Hause und sagte: "Wir machen eine kleine Reise." Sie packte uns ins Auto und nach stundenlanger Fahrt erreichten wir ein Buschland in einer abgelegenen Gegend in Gambia. Dort fanden wir zwei Hütten. Eine alte Frau kam auf uns zu. Sie sah ethnisch und sehr alt aus. Sie plauderte mit meiner Mom und ging zurück. Dann kam sie zurück und ging in die zweite Hütte. Ich stand da und dachte: "Das ist verwirrend. Ich kapiere nicht, was abläuft." Als Nächstes brachte meine Mutter mich in diese Hütte. Sie zog mich aus und hielt mich am Boden fest. Ich strampelte und versuchte sie loszuwerden, aber schaffte es nicht. Dann kam die alte Frau mit einem rostig aussehenden Messer auf mich zu, es war ein scharfes Messer, orangefarben, das nie zuvor Wasser oder Sonnenlicht gesehen hatte. Ich dachte, sie würde mich töten, aber das tat sie nicht. Sie glitt langsam meinen Körper hinunter und landete dort, wo meine Vagina ist. Sie ergriff dann meine Klitoris, wie mir jetzt klar ist, nahm das rostige Messer und begann sie Stück für Stück abzuschneiden. Ich schrie, ich weinte und ich bat meine Mutter, von mir runterzugehen, damit der Schmerz aufhörte, aber sie sagte nur: "Sei ruhig." Diese alte Frau säbelte eine gefühlte Ewigkeit an meinem Fleisch herum. Und als sie fertig war, warf sie das Stück Fleisch über den Boden als wäre es die widerlichste Sache, die sie je berührt hatte. Sie gingen beide von mir runter und ließen mich dort blutend, weinend zurück und verwirrt darüber, was gerade passiert war. Wir sprachen nie mehr darüber. Sehr bald erfuhren wir, dass wir nach Australien ziehen würden, und damals waren in Sydney die Olympischen Spiele. Die Leute sagten, wir gingen ans Ende der Welt, nach Australien kam nichts mehr. Genau, das hat uns ein bisschen getröstet. Wir brauchten drei Tage bis hierher. Wir reisten in den Senegal, dann nach Frankreich und dann nach Singapur. Wir gingen ins Bad, um unsere Hände zu waschen. Wir öffneten die Wasserhähne 15 Minuten lang so. Dann kam jemand rein, fuhr mit der Hand darunter und Wasser floss. Und wir dachten, steht uns so was bevor? Nein, ehrlich. Wir kamen nach Adelaide, einem kleinen Ort, wo sie uns buchstäblich abluden. Sie haben uns dort abgeladen. Wir waren sehr dankbar. Wir blieben dort und mochten es. Wir meinten: "Wir sind zu Hause, wir sind da." Dann brachte uns jemand zur Rundle Mall. Adelaide hat nur ein Einkaufszentrum. Es ist ein kleiner Ort. Wir sahen dort viele Asiaten. Meine Mutter geriet plötzlich in Panik: "Sie haben uns an den falschen Ort geholt. Bringen Sie uns nach Australien zurück." Man musste ihr erst erklären, dass es in Australien viele Asiaten gibt und wir am richtigen Ort waren. In Ordnung, es war alles gut. Meine Mama hatte die geniale Idee, ich sollte auf eine Mädchenschule, weil die weniger rassistisch ist. Ich weiß nicht, wo sie das gelesen hatte. (Gelächter) Ich habe bis heute keinen Beweis dafür gefunden. 600 weiße Kinder, und ich war das einzige schwarze Kind dort. Nein, ich war die einzige Person mit ein bisschen Farbe. Ich möchte sagen, schokoladenfarben. Es gab keine Asiaten, keine Ureinwohner. Nur ein paar gebräunte Mädchen. Mädchen, die sich nach Sonne sehnten. Es war aber nicht wie meine Schokofarbe. In Australien heimisch zu werden war ziemlich schwer und wurde noch schwerer, als ich ehrenamtlich für eine Organisation namens "Woman's Health Statewide" ["Frauengesundheit"] tätig wurde. Ich schloss mich dem Genitalverstümmelungsprogramm an, ohne zu wissen, worum es bei dem Programm eigentlich ging, oder dass es etwas mit mir zu tun hatte. Ich habe monatelang Krankenschwestern und Ärzte über Verstümmelung weiblicher Genitalien informiert und wo es praktiziert wurde: Afrika, Naher Osten, Asien, und jetzt Australien, London und Amerika, denn bekanntlich leben wir in einer multikulturellen Gesellschaft, und Menschen mit diesem Hintergrund bringen ihre Kultur mit. Mitunter haben sie kulturelle Praktiken, mit denen wir nicht einverstanden sind, aber sie praktizieren diese weiterhin. Eines Tages sah ich eine Tabelle mit verschiedenen Typen weiblicher Genitalverstümmelung, FGM, ich nenne es ab jetzt kurz FGM. Bei Typ I wird die Vorhaut abgeschnitten. Bei Typ II schneiden sie die ganze Klitoris weg und einen Teil der äußeren Schamlippen. Bei Typ III wird die ganze Klitoris entfernt und dann wird man zugenäht, sodass man nur ein kleines Loch zum Pinkeln und für die Periode hat. Meine Augen wanderten zu Typ II. Davor hatte ich einen ziemlichen Gedächtnisverlust. Ich stand ganz unter Schock und war durch das Ereignis traumatisiert. Ich konnte mich an nichts davon erinnern. Ich wusste, dass mir etwas Schlimmes passiert war, aber ich hatte keine Erinnerung daran. Ich wusste, ich hatte da eine Narbe, aber ich dachte, alle hätten da eine Narbe. Das wäre jedem passiert. Aber als ich mit Typ II ansah, kam es alles wieder hoch. Ich erinnerte mich, was mir angetan worden war. Ich erinnerte mich an jene Hütte, wo jene alte Frau und meine Mutter mich festhielten. Es gibt keine Worte für meinen Schmerz damals und meine Verwirrung, denn ich begriff, dass mir etwas Furchtbares angetan worden war, das in dieser Gesellschaft barbarisch genannt wird. Es wird Verstümmelung genannt. Meine Mutter nannte es Beschneidung, aber hier war es eine Verstümmelung. Ich dachte: Bin ich verstümmelt? Ich bin eine Verstümmelte. Oh mein Gott. Und dann kam die Wut. Ich war eine wütende schwarze Frau. (Gelächter) Oh ja. Eine kleine, aber trotzdem eine wütende. Ich ging heim und sagte meiner Mama: "Du hast etwas getan." Das macht man in Afrika nicht, auf die Mutter zu zeigen, aber mir waren die Folgen egal. "Du hast mir etwas angetan." Sie meinte: "Worüber redest du, Khadija?" Sie war meine große Klappe gewohnt. Ich meinte: "Vor vielen Jahren hast du mich beschnitten. Du hast mir etwas abgeschnitten, was mir gehörte." Sie sagte: "Ja, das habe ich getan. Ich tat es zu deinem Besten. Es war in deinem Interesse. Deine Großmutter hat es bei mir getan und ich tat es bei dir. Es hat dich zur Frau gemacht." Ich meinte: "Wie?" Sie sagte: "Du bist gestärkt, Khadija. Kribbelt es dich da unten?" Ich meinte: "Nein, warum sollte es das?" Sie sagte: "Wärst du nicht beschnitten, würde es dich da unten kribbeln. Unbeschnittenen Frauen kribbelt es ständig dort unten. Dann schlafen sie mit jedem. Du wirst mit niemandem ins Bett gehen." Ich fand ihre Definition von "Ermächtigung" sehr seltsam. (Gelächter) Das war das Ende unserer ersten Unterhaltung. Ich ging zurück zur Schule. In jenen Tagen hatten wir Dolly- und Mädchen-Zeitschriften. Es gab immer die versiegelten Bereiche. Erinnert sich jemand daran? Sie wissen schon, die unanständigen Teile. Oh ja, die liebte ich. (Gelächter) Es gab jedenfalls immer einen Artikel über Lust, Beziehungen und natürlich Sex. Aber man ging immer davon aus, dass man eine Klitoris hatte, und ich fand, das traf nicht auf mich zu. Da wurde nicht über Menschen wie mich gesprochen. Ich habe keine Klitoris. Im Fernsehen stöhnten die Frauen "Oh, oh!". Ich dachte, diese Leute und deren verdammte Klitoris. (Gelächter) Was soll eine Frau ohne Klitoris aus ihrem Leben machen? Das wollte ich wissen. Ich wollte das auch, dieses "Oh, oh!" und das alles. Das geschah nicht. Deshalb kam ich erneut heim und sagte meiner Mutter: "'Dolly' und 'Girlfriend' sagen, dass ich Lust verdiene, dass ich Orgasmen haben sollte, und das weiße Männer rausfinden sollte, wie sie die Klitoris finden." Offenbar haben weiße Männer Probleme, die Klitoris zu finden. (Gelächter) Ich habe das nicht behauptet, das war "Dolly". Ich hatte da einen privaten Scherz in meinem Kopf, der lautete: "Ich werde einen weißen Mann heiraten. Der hat dieses Problem nicht mit mir." (Gelächter) Deshalb sagte ich meiner Mutter: "'Dolly' und 'Girlfriend' meinen, dass ich ein Recht auf Lust habe. Begreifst du, was du mir genommen hast, was du mir verweigert hast? Du bist in meine heiligsten Bereiche eingedrungen. Ich will Lust. Ich will verdammt noch mal auch geil werden." Sie antwortete: "Wer sind 'Dolly' und 'Girlfriend'? Sind das deine neuen Freunde, Khadija?" Ich meinte: "Nein, sind sie nicht. Das ist eine Zeitschrift, Mama." Sie verstand es nicht. Wir kamen aus zwei unterschiedlichen Welten. In ihrer Jugend war es die Norm, keine Klitoris zu haben. Es wurde gefeiert. Ich war ein afrikanisch- australisches Mädchen. Ich lebte in einer sehr klitoris-fixierten Gesellschaft. Es ging immer um die verdammte Klitoris! Und ich hatte keine! Das machte mich wütend. Nachdem ich die seltsame Phase von Wut, Schmerz und Verwirrung hinter mir hatte, vereinbarte ich einen Termin mit meiner Therapeutin. Ja, ich bin eine Afrikanerin, die eine Therapeutin hat. Ich sagte ihr: "Ich war 13, ich war ein Kind. Ich kam in ein neues Land, ich musste mit Rassismus und Diskriminierung umgehen. Englisch ist meine dritte Sprache, und dann kam das." Ich sagte ihr: "Ich fühle mich nicht als Frau, wegen dem, was mir angetan wurde. Ich fühle mich unvollständig. Werde ich asexuell sein?" So wie ich FGM verstehe, ist der ganze Zweck, die Sexualität von Frauen zu kontrollieren. Damit wir gar kein sexuelles Verlangen haben. Ich fragte: "Bin ich jetzt asexuell? Werde ich mein restliches Leben keine Lust auf Sex haben, keinen Spaß an Sex haben?" Sie konnte meine Frage nicht beantworten, also blieben sie unbeantwortet. Als ich mit etwa 14 meine Periode bekam, merkte ich, dass sie wegen FGM nicht normal war. Ich hatte starke, lange Blutungen, die sehr schmerzhaft waren. Dann sagte man mir, ich hätte Geschwülste. Das waren so kleine Bälle dort. Einer bedeckte einen meiner Eierstöcke. Und dann kam die große Neuigkeit: "Wir glauben, dass du keine Kinder kriegen kannst, Khadija." Und wieder war ich eine wütende, schwarze Frau. Ich ging heim und sagte meiner Mutter: "Deine Handlung, egal, wie du sie rechtfertigst" -- denn sie meinte, sie hätte es aus Liebe getan -- "was du mir aus Liebe angetan hast, schadet mir, es schmerzt mir. Was sagst du dazu?" Sie sagte: "Ich tat, was ich als Mutter tun musste." Ich warte übrigens immer noch auf eine Entschuldigung. Dann heiratete ich. Und wieder -- FGM ist ein immerwährendes Geschenk. Man findet das schnell raus. Sex war sehr schmerzhaft. Es tat immer weh. Natürlich begriff ich, was sie mit "du kannst keine Kinder haben" meinten. Ich dachte: "Ist das mein Leben? Geht es im Leben nur darum?" Ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich vor fünf Monaten erfuhr, dass ich schwanger bin. (Applaus) Ich habe wirklich Glück gehabt. So viele Frauen haben FGM durchgemacht, die jetzt unfruchtbar sind. Ich kenne ein 9-jähriges Mädchen mit Inkontinenz, ständigen Infektionen und Schmerzen. Es ist ein Geschenk. Es hört nie auf. Es berührt alle Lebensbereiche und es ist mir passiert, weil ich als Mädchen am falschen Ort geboren wurde. Darum ist es mir widerfahren. Ich leite all diese Wut, diesen Schmerz in Engagement um, denn ich brauchte meinen Schmerz, um etwas wert zu sein. Ich bin die Leiterin einer Organisation namens "No FGM Australia". Sie haben richtig gehört. Warum "No FGM Australia"? FGM existiert in Australien. Vor zwei Tagen musste ich das Kinder- und Jugendamt anrufen, weil irgendwo in Australien die Mutter eines vierjährigen Kindes eine FGM bei dem Kind vornehmen wollte. Das Kind ist im Kindergarten. Vier Jahre alt. Vor einigen Monaten traf ich eine Frau, die mit einem Malaysier verheiratet ist. Ihr Ehemann kam eines Tages heim und sagte, er würde ihre Töchter nach Malaysia bringen und die Klitoris abschneiden. Sie fragte: "Warum?" Er meinte, sie seien schmutzig. Sie sagte: "Du hast mich geheiratet." Er meinte: "Das ist meine kulturelle Überzeugung." Dann begannen sie eine Diskussion, in der sie ihm sagte: "Nur über meine Leiche wirst du das meinen Töchtern antun." Stellen Sie sich vor, diese Frau hätte nichts über FGM gewusst und sie hätten nicht darüber geredet. Ihre Kinder wären nach Malaysia geflogen worden und sie wären nach ihrer Rückkehr für den Rest ihres Lebens verändert. Wissen Sie, wie viele Mio. Dollar es kosten würde, so ein Problem anzugehen? In Australien sind [3 Kinder täglich] in Gefahr, einer FGM unterzogen zu werden. Leute, das ist ein australisches Problem. Es ist kein afrikanisches oder Nahost-Problem. Es ist kein weißes oder schwarzes. Es ist farblos. Ein allgemeines Problem. FGM ist Kindesmisshandlung. Das ist Gewalt gegen Frauen. Man sagt damit, Frauen hätten kein Recht auf sexuelles Vergnügen. Und dass wir keine Recht auf unsere Körper hätten. Und wissen Sie was? Das ist Schwachsinn. Das ist meine Meinung dazu. (Applaus) Ich bin stolz, sagen zu können, zum Ende von FGM beizutragen. Was werden Sie unternehmen? Vielleicht ist ein Kind in Ihrer Klasse durch FGM gefährdet. Vielleicht gibt es eine Patientin in Ihrer Klinik, der FGM droht. Es ist eine Tatsache, dass sogar im geliebten Australien, dem wunderbarsten Ort der Welt, Kinder aus "kulturellen" Gründen misshandelt werden. Kultur sollte keine Ausrede für Kindesmisshandlung sein. Ich möchte, dass jeder von Ihnen FGM zu einer persönlichen Angelegenheit macht. Nehmen Sie es persönlich. Es könnte Ihre Tochter, Schwester oder Cousine sein. Ich kann FGM nicht alleine bekämpfen. Ich könnte es versuchen, aber das geht nicht. Ich appelliere an Sie, mich zu unterstützen. Unterzeichnen Sie die Petition auf Change.org, tippen Sie Khadija ein, meinen Namen, dann erscheint sie und unterzeichnen Sie. Ziel ist die Unterstützung von FGM-Opfern in Australien, der Schutz der hier aufwachsenden kleinen Mädchen, damit ihnen nicht dieses Übel angetan wird. Denn jedes Kind hat ein Recht auf Freude. Jedes Kind hat das Recht, dass sein Körper intakt gelassen wird, und verdammt noch mal, jedes Kind hat das Recht auf eine Klitoris. Helfen Sie mir also dabei, diese Praxis zu unterbinden. Mein Lieblingszitat ist: "Damit das Böse siegt, braucht es nur ein paar gute Männer und Frauen, die nichts machen." Werden Sie diese Übel weiblicher Genitalverstümmelung in Australien die Oberhand gewinnen lassen? Das glaube ich nicht. Bitte helfen Sie mit, dafür zu sorgen, dass es mit meiner Generation endet. Danke. (Applaus)