Jeden Tag, jede Sekunde, können Sie wählen, für die Liebe einzustehen. Am Dienstag, 22. März 2016, explodierte eine Bombe in einer Metrostation in Brüssel und ein Freund, Johann, wurde vermisst. Wir wurden gerade von einer Welle blinder Gewalt getroffen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht schlug ich mich immer wieder mit den denselben Fragen herum. Fragen Sie sich auch, warum es immer noch so viel Hass gibt; warum die Intoleranz das Mitgefühl besiegt; warum wir immer weiter gegeneinander kämpfen; warum sie sich schämen, sich dagegen auszusprechen. Aber was sagen? Was tun? Wie können wir die Gewalt besiegen? Wie können wir all das verstehen? Wie würden Sie Ihre Gefühle darüber ausdrücken? Ich drücke mich mit Gedichten aus. Früh am Morgen musste ich als allererstes schreiben. Ich teilte das Gedicht mit meinen trauernden Freunden. Es gefiel ihnen. Also baten sie mich, es online zu stellen. Am Mittag wurde das Gedicht zum ersten Mal geteilt. Dadurch entstand eine neue Welle. In den ersten sechs Monaten erreicht es 80 000 Nutzer in den sozialen Medien. Dann sendete mir Ilaria ihre italienische Übersetzung des Gedichts. Sie sagte, sie müsse es in ihrer Muttersprache hören. Sie bat mich um Erlaubnis, die Menschen zu bitten und sie dazu einzuladen, so viele Beiträge und künstlerische Interpretationen wie möglich anzufertigen. Ich war berührt und dankbar, mich für das Gedicht und seine Botschaft einzusetzen. Jene Nacht erhielt ich die chinesische Version. Das war nun bereits Übersetzung Nummer 9. Am nächsten Morgen erreichte mich eine E-Mail von Brian. Er hatte aus dem Gedicht ein Lied gemacht. Das war nun der dritte Morgen nach den Anschlägen und wir bekamen die Bestätigung, dass mein Freund, Johan, bei der Explosion ums Leben kam. Ich weinte und hörte mir auch das Lied an, und ich weinte, und ich hörte mir das Lied an. Jede weitere Wiedergabe hatte eine tief heilsame Wirkung auf mich. Jedes Mal, wenn es geteilt wurde, jede Reaktion, jeder Beitrag, brachte mich wieder in Einklang mit der ganzen Welt. Heute füllen sich meine Tränen mit Licht, mit Liebe und sogar mit Freude. Heute, acht Monate und 57 Übersetzungen später, reist meine Stimme überall hin, und es verwirklicht sich mein Traum, mit meinen Gedichten Fuß auf alle Kontinente zu setzen und sie in allen Sprachen, neben meinem üblichem Englisch, Französisch und Flämisch, verfügbar zu machen. Ich schreibe seit 37 Jahren, was bedeutet, für die Liebe durch Dichtkunst einzustehen, das bin ich. Ich versuche, durch Worte auf ein Echo zu stoßen. Wenn dieses Gedicht gefällt, fühle ich mich gesegnet, fühle ich mich lebendig. Ich bin stolz, Ihnen mein Gedicht "Für die Liebe" vorzutragen: "Ich steh für die Liebe ein, Selbst mit einer verwundeten Seele, Selbst mit einem gebrochenen Herzen. Ich steh für die Liebe ein, Denn die Welt ist schwer getroffen, Nicht nur mein kleines Fleckchen Erde, Sondern die ganze Welt, überall, jeden Tag. Ich steh für die Liebe ein, Denn wir brauchen mehr Licht, Nicht noch mehr Tote, nicht noch mehr Macht, Nicht noch mehr Bomben. Ich steh für die Liebe ein, Sodass unsere Kinder in Sicherheit sind, Unsere Freunde behütet, Unsere Grenzen offen. Ich steh für die Liebe ein. Selbst mit einer verwundeten Seele, Selbst mit einem gebrochenen Herzen." (Applaus) Wenn wir von der Welle der Liebe berührt werden, leisten wir einen Beitrag zum Weltfrieden: ein Gedicht, eine Handlung, eine Sprache nach der anderen. Daher ist es mir eine große Freude, ganz herzlich die Studenten [der Saxion-Universität] vorzustellen, die tapfer und großmütig sind, mein Gedicht in ihrer Muttersprache vorzutragen. (Applaus) (Französische Übersetzung) (Vietnamesische Übersetzung) (Brasilianisch portugiesische Übersetzung) (Chinesische Übersetzung) (Ungarische Übersetzung) (Rumänische Übersetzung) (Applaus)