Das ist ein künstlicher Wald. Er kann sich über mehrere Hektar Land ausbreiten oder an einen kleinen Ort passen -- so klein wie Ihr Garten. Jeder dieser Wälder ist erst zwei Jahre alt. Ich habe einen Wald im Hinterhof meines Hauses. Er bringt viel Biodiversität mit sich. (Vogelruf) Ich wache jeden Morgen dazu wie eine Disney-Prinzessin auf. (Lachen) Ich bin ein Unternehmer, der beruflich die Errichtung solcher Wälder ermöglicht. Wir haben Fabriken geholfen, Bauernhöfen, Schulen, Wohnhäusern, Urlaubsorten, Wohnblöcken, öffentlichen Parks und selbst einem Zoo, einen solchen Wald zu haben. Ein Wald ist kein abgeschottetes Stück Land, in dem Tiere zusammen leben. Ein Wald kann ein fester Bestandteil unserer städtischen Existenz sein. Für mich ist ein Wald ein Ort, der so dicht voller Bäume ist, dass man nicht hineingehen kann. Es ist egal, wie groß oder klein sie sind. Der Großteil der Welt, in dem wir heute leben, war einmal Wald. Das war vor dem menschlichen Eingriff. Dann bauten wir unsere Städte auf diesen Wäldern, wie São Paulo, außer Acht lassend, dass wir auch zur Natur gehören, genauso wie 8,4 Millionen andere Arten auf dem Planeten. Unser Lebensraum war nicht mehr unser ursprünglicher Lebensraum. Aber nicht so für einige von uns. Ein paar Leute und ich machen diese Wälder inzwischen beruflich -- an allen möglichen Orten. Ich bin Wirtschaftsingenieur und Spezialist in der Autoproduktion. In meinem vorherigen Beruf bei Toyota lernte ich, wie man natürliche Ressourcen in Produkte umwandelt. Zum Beispiel lassen wir den Saft des Kautschukbaumes austropfen, wandeln ihn dann zu Rohgummi um und machen schließlich Reifen daraus -- das Produkt. Doch diese Produkte werden nie wieder natürliche Ressourcen. Wir trennen die Elemente von der Natur und wandeln sie einen unumkehrbaren Zustand um. Das ist industrielle Produktion. Die Natur arbeitet dagegen völlig anders. Das natürliche System produziert, indem es Elemente zusammenfügt, Atom für Atom. All die natürlichen Produkte werden wieder natürliche Ressourcen. Das lernte ich, als ich einen Wald im Hinterhof meines Hauses pflanzte. Zum ersten Mal arbeitete ich mit der Natur, statt gegen sie. Seitdem haben wir 75 solcher Wälder in 25 Städten weltweit gepflanzt. An jedem neuen Ort stellen wir fest, dass jedes nötige Element zur Pflanzung eines Waldes unmittelbar um uns herum vorhanden ist. Wir müssen nur diese Elemente zusammen bringen und die Natur arbeiten lassen. Beim Errichten eines Waldes fangen wir mit dem Boden an. Wir berühren, fühlen und schmecken ihn sogar, um die fehlenden Eigenschaften zu identifizieren. Wenn der Boden aus kleinen Teilen besteht, wird er kompakt -- so kompakt, dass kein Wasser durchdringen kann. Wir mischen ihn mit der vor Ort vorhandenen Biomasse, was den Boden durchlässiger machen kann. Das Wasser kann nun einsickern. Wenn der Boden kein Wasser aufnehmen kann, mischen wir mehr Biomasse hinzu -- einige wasserabsorbierende Materialien, wie Torf oder Bagasse, sodass der Boden Wasser aufnehmen kann und feucht bleibt. Zum Gedeihen benötigen Pflanzen Wasser, Sonnenlicht und Nährstoffe. Doch was, wenn im Boden keine Nährstoffe sind? Wir fügen dem Boden nicht einfach welche hinzu. Das wäre der industrielle Weg. Das wäre gegen die Natur. Stattdessen fügen wir dem Boden Mikroorganismen hinzu. Sie produzieren Nährstoffe auf natürlichem Weg. Sie ernähren sich von der hinzugefügten Biomasse und müssen so nur essen und sich vermehren. Während ihre Anzahl zunimmt, fängt der Boden wieder an zu atmen und wird lebendig. Wir prüfen die einheimischen Baumarten des Gebiets. Wie entscheiden wir, was einheimisch ist? Alles, was vor dem menschlichen Eingriff vorhanden war, ist einheimisch. Das ist die einfache Regel. Wir besichtigen einen Nationalpark, um Überreste eines natürlichen Waldes zu finden. Wir besichtigen heilige Haine oder heilige Wälder neben alten Tempeln. Und wenn wir überhaupt nichts finden, gehen wir in Museen, um die Samen oder das Holz der früher dort vorhandenen Bäume zu sehen. Wir untersuchen alte Gemälde, Gedichte und Literatur des Ortes, um die ursprünglichen Baumarten herauszufinden. Sobald wir die Bäume kennen, unterteilen wir sie in vier Schichten: Busch-, Unterbaum-, Baum- und Baumkronenschicht. Wir legen das Verhältnis der Schichten fest. Dann bestimmen wir den Prozentsatz der jeweiligen Baumarten in der Kombination. Wenn wir einen Fruchtwald machen, erhöhen wir den Gehalt an Obstbäumen. Es kann auch ein blühender Wald sein, der viele Vögel oder Bienen anlockt, oder ein einfacher, ursprünglicher, wilder, immergrüner Wald. Wir sammeln die Samen und lassen Setzlinge aus ihnen keimen. Wir stellen sicher, dass die Bäume einer Schicht nicht nebeneinander gepflanzt werden, da sie sonst um denselben vertikalen Platz konkurieren. Wir pflanzen die Setzlinge nahe aneinander. Die Oberfläche bedecken wir mit einer dicken Schicht Mulch, so bleibt der Boden bei Hitze feucht. Wenn es kalt ist, bildet sich nur auf dem Mulch Frost, also kann der Boden noch atmen, während es draußen eiskalt ist. Der Boden ist sehr weich -- so weich, dass Wurzeln ihn leicht durchdringen können, und das sehr schnell. Zunächst scheint der Wald nicht zu wachsen, doch er wächst unter der Oberfläche. In den ersten drei Monaten werden die Wurzeln einen Meter lang. Diese Wurzeln bilden ein Geflecht, das den Boden fest zusammenhält. Mikroben und Pilze leben in diesem Wurzelnetzwerk. Wenn gewisse Nährstoffe nicht in der Nähe des Baumes verfügbar sind, schaffen die Mikroben die Nährstoffe zu den Bäumen. Wann immer es regnet, erscheinen wie durch Zauberhand über Nacht Pilze. Das bedeutet, dass der Boden über ein gesundes Pilznetzwerk verfügt. Sobald die Wurzeln gefestigt sind, wächst der Wald über der Oberfläche. Während der Wald wächst, bewässern wir ihn weiter -- wir bewässern den Wald für die nächsten zwei bis drei Jahre. Wir möchten das Wasser und die Nährstoffe nur für unsere Bäume bereitstellen, weshalb wir Unkraut vom Boden entfernen. Während der Wald wächst, verdeckt er das Sonnenlicht. Mit der Zeit wird der Wald so dicht, dass kein Sonnenlicht mehr den Boden erreicht. Das Unkraut kann nicht mehr wachsen, da es auch Sonnenlicht benötigt. In dieser Stufe verdunstet kein einziger Tropfen, der in den Wald fällt, wieder zurück in die Atmosphäre. Dieser dichte Wald kondensiert die feuchte Luft und erhält so seine Feuchtigkeit. Allmählich reduzieren wir die Bewässerung und hören schließlich ganz damit auf. Auch ohne Bewässerung bleibt der Boden des Walds feucht und manchmal sogar dunkel. Wenn jetzt ein einzelnes Blatt auf den Waldboden fällt, beginnt es sofort zu verwesen. Diese verweste Biomasse bildet Humus, die Nahrung für den Wald. Da der Wald wächst, fallen mehr Blätter herunter -- das bedeutet, mehr Humus wird produziert, was wiederum mehr Wachstum für den Wald bedeutet. Dieser Wald wächst exponentiell. Sobald sie gefestigt sind, erneuern sich diese Wälder immer wieder von alleine -- wahrscheinlich endlos. In einem natürlichen Wald wie diesem ist keine Steuerung die beste Steuerung. Es ist eine kleine Dschungelparty. (Lachen) Dieser Wald wächst als Ganzes. Wenn dieselben Bäume -- dieselben Arten -- unabhängig voneinander gepflanzt worden wären, würde er nicht so schnell wachsen. Und so erschaffen wir einen hundertjährigen Wald in nur zehn Jahren. Vielen Dank. (Applaus)