Sie sind ein ranghohes Mitglied im Militärdienst, stationiert in Afghanistan. Sie sind verantwortlich für die Leben hunderter Frauen und Männer und Ihr Stützpunkt wird angegriffen. Mörsergranaten explodieren überall um Sie herum. Sie bemühen sich, durch den Staub und Rauch sehen zu können und tun Ihr Bestes, um den Verletzten zu helfen. Dann kriechen Sie zu einem nahen Bunker. Benommen von den Explosionen, aber bei Bewusstsein, liegen Sie auf Ihrer Seite und versuchen, die Ereignisse zu verarbeiten. Als Sie wieder sehen können, sehen Sie ein blutiges Gesicht, das Sie anstarrt. Der Anblick ist entsetzlich, aber Sie begreifen rasch, dass es nicht echt ist. Dieses Traumbild erscheint Ihnen weiterhin mehrmals am Tag und im Schlaf. Sie erzählen niemandem davon, aus Angst, Ihren Job zu verlieren oder als schwach gesehen zu werden. Sie geben diesem Traumbild einen Namen: "Blutiges Gesicht im Bunker", kurz: BGIB. Sie bewahren BGIB in Ihrem Gedächtnis auf und es quält Sie insgeheim die nächsten 7 Jahre lang. Schließen Sie jetzt Ihre Augen. Können Sie BGIB sehen? Wenn ja, dann beginnen Sie das Gesicht der unsichtbaren Kriegswunden zu sehen, gemeinhin bekannt als Posttraumatische Belastungsstörung und Schädel-Hirn Trauma. Ich habe keine Posttraumatische Belastungsstörung, sie ist mir aber auch nicht fremd. Als kleines Mädchen besuchte ich jeden Sommer meine Großeltern. Durch meinen Großvater lernte ich die Auswirkungen von Gefecht auf die Psyche kennen. Als mein Großvater im Koreakrieg in der Marine diente, bohrte sich eine Kugel durch seinen Hals und verhinderte sein Aufschreien. Er musste zusehen, wie ein Sanitäter an ihm vorbeiging, ihn für tot erklärte und ihn dem Tod überließ. Jahre später, nachdem seine körperlichen Wunden geheilt waren und er nach Hause zurückkehrte, sprach er selten bewusst über diese Erfahrung. Nachts aber konnte ich ihn hören, wie er aus seinem Zimmer Obszönitäten den Gang hinunter rief. Tagsüber kündigte ich mich an, wenn ich seinen Raum betrat, um ihn ja nicht aufzuschrecken oder beunruhigen. Er verbrachte seine restlichen Jahre abgeschottet und verschwiegen, ohne eine Möglichkeit, sich auszudrücken. Ich hatte noch nicht die Mittel entdeckt, um ihm zu helfen. Ich hatte keinen Namen für den Zustand meines Großvaters, bis ich in meinen Zwanzigern war. Ich studierte Kunsttherapie und fühlte mich besonders zur Traumaforschung hingezogen. Während ich Vorlesungen über Posttraumatische Belastungstörungen, kurz PTBS, anhörte, entschloss ich mich dazu, traumatisierten Streitkräften, wie meinem Großvater, zu helfen. Es gab zahlreiche Namen für Posttraumatische Belastungen in der Geschichte des Krieges: Heimweh, Kriegszittern, Granatfieber und ein starrer Blick, zum Beispiel. Während meines Studiums wütete ein neuer Krieg. Dank moderner Kampfanzüge und Militärfahrzeugen überlebten Einsatzkräfte Explosionen, die früher tödlich waren. Aber die unsichtbaren Kriegswunden nahmen neue Ausmaße an und drängten Armeeärzte und Forscher dazu, die Auswirkungen von Schädel-Hirn-Traumata, kurz SHT, und PTBS auf das Gehirn zu untersuchen. Durch Fortschritte in der Technologie und in der Bildgebung ist uns bekannt, dass das Sprachzentrum des Gehirns, genannt Broca-Areal, sich abschaltet, wenn eine Person Trauma erlebt. Diese physiologische Veränderung wird auch "Sprachloses Entsetzen" genannt. Zusammen mit den Vorurteilen gegenüber psychisch Erkrankten, der Angst vor Verurteilung und Missverständnissen und dem mögliche Verlust des gegenwärtigen Postens, führt sie zu einem unsichtbaren inneren Kampf unserer Einsatzkräfte. Generationen von Kriegsveteranen haben sich dazu entschieden, nicht über ihre Erlebnisse zu reden und im Stillen zu leiden. Ich hatte viel Arbeit vor mir, als ich meinen ersten Job als Kunsttherapeutin am Walter-Reed-Militärklinikum bekam, dem größten des Landes. Nach ein paar Jahren Arbeit auf einer geschlossenen Psychiatrie wechselte ich an das National Intrepid Centre of Excellence, NICoE, das die SHT-Betreuung für Streitkräfte im aktiven Dienst leitet. Ich glaubte an Kunsttherapie, aber ich musste auch die Einsatzkräfte davon überzeugen, große, knallharte, starke, mannhafte Soldaten und einige Soldatinnen, dass sie einmal Kunst als Psychotherapie ausprobieren. Die Ergebnisse waren spektakulär. Lebhafte, symbolische Kunstwerke werden von unseren Einsatzkräften erschaffen und jedes Kunstwerk erzählt seine eigene Geschichte. Wir haben beobachtet, dass Kunsttherapie das Sprachproblem des Gehirns umgeht. Kunst und Trauma wirken in derselben sensorischen Gehirnregion. Einsatzkräfte können durch künstlerisches Schaffen ihre Erlebnisse auf eine unbedrohliche Weise verarbeiten. Sie können dann Worte für ihre Werke verwenden und damit die linke und rechte Gehirnhälfte reintegrieren. Wir haben gesehen, dass das mit allen Kunstformen funktioniert: Zeichnen, Malen und Collagen erstellen. Den größten Einfluss aber übt die Fertigung von Masken aus. Endlich haben diese unsichtbaren Wunden nicht nur einen Namen, sondern ein Gesicht. Wenn Einsatzkräfte Masken herstellen, können sie damit ihr Trauma buchstäblich in den Griff bekommen. Es ist erstaunlich, wie oft sie damit ihr Trauma überwinden und wieder genesen können. Erinnern Sie sich an BGIB? Das war eine echte Erfahrung eines meiner Patienten. Als er seine Maske erschuf, konnte er das quälende Bild endlich loslassen. Anfangs war es für ihn ein beängstigender Prozess, aber dann begann er, BGIB nur als Maske zu sehen und nicht als seine innere Wunde. Am Ende einer jeden Therapiestunde gab er mir seine Maske und sagte: "Melissa, pass auf ihn auf." Schließlich legten wir BGIB in eine Kiste, um ihn weiter wegzuschließen. Als diese Einsatzkraft NICoE verließ, entschied er sich dazu, BGIB zurück zu lassen. Im folgenden Jahr hatte er BGIB nur zweimal gesehen. Beide Male lächelte BGIB und der Soldat spürte keine Angst. Immer wenn dieser Soldat jetzt von einer traumatischen Erinnerung verfolgt wird, fängt er an zu malen. Jedes Mal, wenn er diese erschreckenden Bilder malt, sieht er sie seltener oder gar nicht mehr. Philosophen erzählen uns seit Jahrtausenden, dass die schöpferische Kraft sehr eng verbunden ist mit der zerstörerischen Kraft. Die Wissenschaft zeigt uns jetzt, dass die Gehirnregion, die traumatische Wunden erfährt, auch die Region sein kann, wo Heilung passiert. Kunsttherapie zeigt uns, wie man diese Verbindung herstellt. Wir haben eine Einsatzkraft gebeten, die Wirkung von Maskenherstellung auf seine Behandlung zu beschreiben. Folgendes hatte er zu sagen: (Video) Einsatzkraft: Du vertiefst dich ganz in die Maske. Du vertiefst dich ganz in die Zeichnung. Für mich hat es die Blockade gelöst, sodass ich das tun konnte. Beim erneuten Anblick nach zwei Tagen dachte ich: "Hier ist das Bild, hier ist die Lösung, hier ist das Rätsel." Ab dann ging es steil bergauf. Meine Behandlung lief fantastisch, sie fragten mich: "Kurt, erkläre uns dies, erkläre uns das". Zum ersten Mal seit 23 Jahren konnte ich tatsächlich mit jedem über diese Sachen offen reden. Ich könnte mit Ihnen jetzt darüber reden, wenn ich wollte, denn ich habe die Blockade gelöst. Es ist einfach erstaunlich. Es ermöglichte mir, 23 Jahre PTBS und SHT an einen Ort zu platzieren. Das war vorher nie der Fall. Entschuldigung. Melissa Walker: In den letzten 5 Jahren wurden bei uns über 1 000 Masken gefertigt. Ziemlich erstaunlich, oder? Danke. (Applaus) Ich wünschte, ich hätte diese Methode mit meinem Großvater teilen können. Ich weiß, dass er davon begeistert wäre, dass wir Wege finden, um den Einsatzkräften von heute und morgen bei ihrer Genesung zu helfen. Und dass wir die Mittel dazu in ihnen selbst finden, die sie anzapfen können, um sich selbst zu heilen. Vielen Dank. (Applaus)