Fische sind in Not. Die Kabeljaupopulation vor Kanadas Ostküste kollabierte in den 90er Jahren, Intensiver Angelsport und industrieller Fischfang dezimierten die Population des Riesenzackenbarsches in Südflorida, und die meisten Thunfischbestände sind um mehr als 50 % eingebrochen. Der Blauflossen-Thunfisch ist beinahe ausgerottet. Das sind nur eine Handvoll Beispiele. Überfischung passiert auf der ganzen Welt. Wie kam es dazu? Bei Fischfang denken Leute daran, entspannt in einem Boot zu sitzen und geduldig den Tagesfang einzuholen. Aber moderner industrieller Fischfang, der unsere Supermarktregale füllt, gleicht eher der Kriegsführung. Er verwendet Technologien, die für den Krieg entwickelt wurden: Radar, Sonar, Helikopter und Sichtungsflugzeuge weisen Fabrikschiffen den Weg zu immer kleiner werdenden Fischschwärmen. Langleinen mit Hunderten von Haken oder riesige Netze umzingeln riesige Mengen Fisch, zusammen mit anderen Tierarten, wie etwa Meeresvögel, Schildkröten und Delfine. Der Fang wird auf riesige Boote geholt, mit Schockfrost- und anderen Einrichtungen zur Weiterverarbeitung. Diese Technologien ermöglichen es, Fisch in größeren Tiefen zu fangen und weiter draußen auf dem Meer als je zuvor. Je weiter und tiefer wir jagen konnten, umso mehr wuchs die Anzahl der gejagten Fischarten. Der Schwarze Seehecht klingt weder appetitlich, noch sieht er danach aus. Fischer beachteten ihn nicht bis Ende der 1970er Jahre. Dann wurde er Köchen in den USA als Chilenischer Seebarsch vorgestellt, obwohl er eigentlich eine bestimmte Sorte Kabeljau ist. Schnell tauchte er auf Märkten weltweit auf und ist heute eine Delikatesse. Leider pflanzen sich diese Tiefseefische erst mit etwa 10 Jahren fort, was sie extrem anfällig für Überfischung macht, wenn sie gefangen werden, bevor sie laichen. Auch Kundengeschmack und Preise können negative Effekte haben. Haifischflossensuppe ist eine solche Delikatesse in China und im Vietnam, dass die Flosse der lukrativste Teil des Hais wurde. Viele Fischer beladen deshalb ihre Boote mit Flossen und lassen Millionen toter Haie zurück. Die Probleme sind nicht auf Hecht oder Hai beschränkt. Fast 31 % der weltweiten Fischbestände sind überfischt und für 58 % ist eine nachhaltige Fischfangkapazität ausgereizt. Wilder Fisch wächst nicht so schnell nach, wie 7 Milliarden Menschen ihn essen. Fischfang beeinflusst auch andere Teile des Ökosystems. Wilde Shrimps werden mit Netzen so groß wie Fußballfelder gefangen, unten am Boden des Meeres, wo sie Lebensraum am Meeresgrund stören oder zerstören. Meist sind nur 5 % des Fanges Shrimps. Der Rest ist Beifang: ungewollte Tiere, die tot zurückgeworfen werden. Die Shrimpproduktion an der Küste ist kaum besser. Planierraupen zerstören für Shrimpfarmen Mangroven, weshalb Küstenregionen Sturmschutz und natürliche Wasserfiltration verlieren, und Fische ihre wichtigsten Aufwuchsorte. Wie könnten wir den Fischbestand schonen und rehabilitieren? Schutz kann viele Formen annehmen. In nationalen Gewässern können Regierungen limitieren, wie, wann, wo und wie viel Fisch gefangen wird, mit Einschränkungen für Boote und Ausrüstung. Schädigende Verfahren wie Grundschleppnetzfischerei können gänzlich verboten werden und in Meeresreservaten sollte gar nicht gefischt werden, damit Ökosysteme sich wiederherstellen. Bewusstsein und Boykott durch Konsumenten reduziert verschwenderische Verfahren, wie Finning, und zwingt Fischindustrien, nachhaltigere Verfahren einzusetzen. Derlei Maßnahmen konnten schon zur Rettung von Fischbeständen beitragen. Es gibt viele Lösungsansätze. Die beste Herangehensweise muss wissenschaftsbasiert sein und lokale, meeresabhängige Gemeinden, Fisch und wilde Tiere respektieren. Regeln müssen durchgesetzt werden. Hierzu muss man international zusammenarbeiten, denn Fischen sind unsere Grenzen egal. Wir müssen Überfischung stoppen. Ökosysteme, Lebensmittelsicherheit, Jobs, die Wirtschaft und unsere Küstenkulturen hängen davon ab.