Geht man zu TEDx, denkt man an Technik, daran, wie sich die Welt verändert und immer innovativer wird. Man denkt an fahrerlose Autos. Gerade redet jeder über fahrerlose Autos, und mir gefällt das Konzept "fahrerlos", aber wenn ich in so einem Auto sitze, will ich, dass es langsam fährt, und ich will vorsichtshalber Zugriff auf das Lenkrad und die Bremsen. Vielleicht sind Sie bereit, aber für mich ist es für fahrerlose Busse noch zu früh. Auch für führerlose Flugzeuge. Und was ist mit einer führungslosen Welt? Ich stelle diese Frage, weil sich unsere Welt immer weiter verselbstständigt. So soll es eigentlich nicht sein. Wir sind die Nummer eins, die USA sind riesig und tragen Verantwortung. Amerikanisierung und Globalisierung waren für die letzten paar Generationen praktisch ein und dasselbe. Nicht wahr? Ob Welthandelsorganisation, IWF, Weltbank, oder das Bretton-Woods-Währungs-Abkommen; Das waren amerikanische Institutionen, unsere Werte, Freunde, Verbündeten, unser Geld, unsere Standards. So hat die Welt einmal funktioniert. Will man sehen, wie es um die USA steht, ist das ganz interessant: So ist die aktuelle Lage. Unserer Meinung nach wird so die Welt regiert. Präsident Obama hat seinen roten Teppich, er steigt aus der Air Force Once aus, und all das fühlt sich gut an, irgendwie komfortbel. Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen seine Chinareise verfolgt haben, und die G20. Oh mein Gott. Oder? So sind wir in China zum wichtigesten Treffen aller Staatschefs weltweit eingeflogen. Die Nationale Sicherheitsberaterin hat sich über das Rollfeld beschwert -- kein roter Teppich, einfach der normale Flugzeugausgang, wo die Presse und alle anderen stehen. Später auf dem G20-Gipfel -- da ist Obama. (Lachen) Hi George. Hi Norman. Sieht aus, als würden sie gleich in den Ring steigen, oder? So war es auch. Das Duell ging 90 Minuten, Thema war Syrien. Darüber wollte Putin reden. Er gibt zunehmend den Ton an. Er ist der, der dort etwas bewegen will. Zwar mag oder traut man sich gegenseitig nicht wirklich, aber die Amerikaner sagen ihm nicht, was er zu tun hat. Und als alle 20 aufeinander trafen? Stehen alle Staatschefs auf der Bühne, legen sich die Amerikaner ins Zeug. Oh oh. (Lachen) Xi Jinping scheint es gut zu gehen. Angela Merkel schaut drein wie -- nun ja -- wie sie immer dreinschaut. Dem türkischen Präsidenten Erdogan aber sagt Putin, wo es langgeht, und Obama schein sich zu fragen, was da wohl vor sich geht? So sieht es aus. Und das ist kein G20-Problem. Das Problem ist, dass wir in einer G-Null-Welt leben, in einer Weltordnung, innerhalb derer es kein einziges Land oder Bündnis gibt, das die Welt alleine anführen kann. Die G20 funktionieren nicht, auch die G7, all unsere Freunde, das ist alles Geschichte. Die Globalisierung schreitet fort. Waren und Dienstleistungen, Personen und Kapital überqueren Grenzen schneller als jemals zuvor, aber die Amerikanisierung stagniert. Wenn ich Sie nun davon überzeugt habe, will ich den Rest dieses Talks für zwei andere Aspekte nutzen. Ich will über die Folgen sprechen, die die ganze Welt betreffen. Einmal rundherum. Dann will ich darüber sprechen, was wir hier denken, hier in den USA, genauer in New York. Warum also? Was sind die Folgen. Warum sind wir hier? Wir sind hier, weil wir, die Vereinigten Staaten, für Kriege im Irak und in Afghanistan zwei Billiarden Dollar ausgegeben haben, was ein Fehler war. Das soll nicht noch einmal passieren. Wir haben eine große Mittel- und Arbeiterschicht, die glauben, nichts vom großen Kuchen der Globalisierung abbekommen zu haben, sie wollien sie also gar nicht. Und wir erleben eine Energierevolution, bei der wir die OPEC-Staaten und den Nahen Osten nicht mehr brauchen. Wir haben in den USA alles, was wir brauchen. Die Amerikaner wollen weder Weltpolizei noch Architekten des Welthandels sein. Die Amerikaner wollen nicht einmal Cheerleader für globale Werte sein. Dann ist da Europa, und das wichtigste Bündnis der Welt sind die translatlantischen Beziehungen. Dieses Bündis ist so schwach wie nie seit dem zweiten Weltkrieg, seit all den Krisen, Brexit-Gesprächen, den symbiotischen Beziehungen zwischen Frankreich und den Russen, den Deutschen und den Türken oder den Briten und den Chinesen. China will mehr Führungsmacht. Die Chinesen wollen das, aber nur im wirtschaftlichen Bereich, und sie wollen, dass ihre eigenen Werte, ihre Standards und Währung im Wettbewerb mit unseren stehen. Russland will mehr Führungsmacht. Das sieht man in der Ukraine, im Baltikum, im Nahen Osten -- aber nicht bei den Amerikanern. Wir haben unsere eigenen Vorlieben und unsere eigene Ordung. Deshalb sind wir, wo wir sind. Was wird als nächstes passieren? Fangen wir ganz einfach an, nämlich mit dem Nahen Osten. (Lachen) Ich habe da etwas ausgelassen, aber Sie wissen, worum es im Groben geht. Das sind die drei Gründe, weshalb der Nahe Osten so stabil war, wie er es eben war. Richtig? Ein Grund war die Bereitschaft der USA und Verbündeter, für ein gewisses Maß militärischer Sicherheit zu sorgen. Zweitens war es leicht, viel billiges Geld aus dem Boden zu stampfen, weil der Ölpreis so hoch war. Und drittens war die Bevölkerung relativ ruhig, egal, wie schlimm die Herrscher waren. Sie hatten nicht die Möglichkeit, manche hatten nicht den Willen, sich wirklich aufzulehnen. Ich kann Ihnen eines sagen, in einer G-Null-Welt treffen all diese drei Gründe immer weniger zu, und so kam es zu gescheiterten Staaten, Terrorismus, Flüchtlingen etc. Zerfällt der gesamte Nahe Osten? Nein, den Kurden wird es besser gehen, dann auch dem Irak, dem Iran, und Israel. Im Großen und Ganzen sieht es aber nicht gut aus. Okay, was ist mit ihm hier? Er schlägt sich ziehmlich gut. Er spielt ohne Frage ganz oben mit. Aber auf lange Sicht -- meine ich es nicht so. Wenn Sie langfristig denken, dass Russland aus den USA und Europa Wiederstand erfuhr, weil die NATO bis vor Russland reicht, obwohl unser Versprechen anders lautete, und die EU in russische Angelegenheiten eingreift, warten Sie nur ab, bis China in jedes Nachbarland Russlands, das es zu beeinflussen scheint, hunderte Milliarden Dollar steckt. Die Chinesen werden die Länder dominieren. Russland wird die Scherben aufkehren. In einer G-Null-Welt stehen Putin 10 spannungsgeladene Jahre bevor. Aber nicht alles ist schlecht. Oder? In Asien sieht es besser aus. Überall in Asien gibt es echte Staatschefs, die politische Lage ist vielerorts stabil. So wird es eine Zeit lang sein. Herr Modi in Indien, Herr Abe, der wahrscheinlich bald eine dritte Amtszeit mit der Liberaldemokratischen Partei Japans antreten wird und natürlich Xi Jinping, der enorme Macht hat, und der wichtigste Staatschef Chinas seit Mao ist. Das sind die drei wichtigsten Volkswirtschaften Asiens. Es gibt Probleme in Asien. Wir wissen um den Kampf um das Südchinesische Meer. Wir wissen, das Kim Jong-un erst vor ein paar Tagen wieder einen Atomtest durchgeführt hat. Aber die Staatschefs Asiens sehen keine Notwendigkeit, Fahnen zu schwenken, ausländerfeindlich zu werden, oder tatsächlich eine Eskalation oder geopolitische, grenzübergreifende Spannungen zuzulassen. Ihr Fokus liegt auf langfristiger wirtschaftlicher Stabilität und Wachstum. Und darauf konzentrieren Sie sich. Blicken wir nach Europa. In diesem Umfeld wirkt Europa etwas wirr. Viele der Geschehnisse im Nahen Osten werden buchstäblich an die Grenzen Europas gespült. Der Brexit und Sorgen um Populismus sind in allen EU-Staaten spürbar. In einer G-Null-Welt wird man auf lange Sicht meinen, dass die europäische Erweiterung zu weit gegangen ist. Europa erstreckt sich bis nach Russland, im Süden bis in den Nahen Osten, und würde die Welt wirklich flacher und amerikanisierter werden, wäre das kein so großes Problem, in einer G-Null-Welt jedoch haben die Nachbarländer Russlands und die des Nahen Ostens einfach unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeiten, die Gesellschaften sind unterschiedlich stabil, und die politischen Vorlieben und Systeme sind anders als die Kerneuropas. Europa konnte sich in den G7 wirklich ausweiten, in den G-Null wird es jedoch schrumpfen. Kerneuropa um Deutschland, Frankreich und andere Länder wird weiter funktionieren und funktional, stabil, wohlhabend und ein Ganzes sein. Den Randländern jedoch, Ländern wie Griechenland, die Türkei und andere, wird es überhaupt nicht gut gehen. In Lateinamerika hat der Populismus den Volkswirtschaften geschadet. Sie standen den USA jahrzehntelang kritischer gegenüber. Jetzt nähern sie sich wieder mehr an. Ein Beispiel ist Argentinien. Oder auch die Offenheit Kubas. So wird es auch in Venezuela sein, wenn Maduro fällt. Auch in Brasilien, nach der Amtsenthebung, und wenn endlich ein neuer, rechtmäßiger Präsident gewählt wird. Der einzige Ort, der sich gegenläufig entwickelt, ist Mexiko, wo der Präsident, Peña Nieto, unbeliebt ist. Dort könnte es in den kommenden Jahren zu einer Abkehr von den USA kommen. Die Wahlen in den USA werden sich entscheidend darauf auswirken. (Lachen) Nun zu Afrika. Viele Leute sagen, dass Afrika nun endlich an der Reihe ist. In einer G-Null-Welt steht ein paar afrikanischen Ländern eine wunderbare Zeit bevor. Jene, die urbanisiert sind und die gut regiert werden, in denen es viele schlaue Menschen gibt, wo Frauen im Arbeitsmarkt integriert sind und Unternehmen gegründet werden. Aber für die meisten afrikanischen Länder gestaltet sich die Lage viel heikler: Extreme Wetterbedingungen, islamischer und christlicher Radikalismus, schlechte Regierungen, Grenzen, die man nicht verteidigen kann, und viel Zwangsvertreibung. Diese Länder können von der Landkarte getilgt werden. Sie werden also Zeugen einer extremen Spaltung sein, zwischen den Gewinnern und den Verlierern Afrikas. Zurück zu den USA. Was halte ich von uns? Denn es gibt eine Menge aufgebrachter Leute, zwar nicht hier bei TEDx, das weiß ich, aber, großer Gott, in den USA, nach 15 Monaten Wahlkampf dürfen wir uns aufregen. Das verstehe ich. Aber viele sind aufgebracht, weil "Washingten kaputt ist, wir dem Establishment nicht trauen und wir die Medien hassen". Meine Güte, selbst Globalisten wie ich tragen es mit Fassung. Ich denke, wir müssen einsehen, liebe Mitcamper, dass man, wenn man von einem Bären gejagt wird, im globalen Kontext gesehen nicht schneller als der Bär sein muss, sondern nur schneller als die anderen Camper. (Lachen) Ich habe gerade von unseren Mitcampern erzählt. Richtig? Und aus dieser Sicht geht es uns okay. In diesem Zusammenhang sagen viele Leute: "Wir brauchen den Dollar. Und Immobilien in New York. Unsere Kinder sollten in den USA studieren". Unsere Nachbarn sind super: Kanada, Mexiko, und zwei Ozeane. Wissen Sie, wie sehr sich die Türkei über solche Nachbarn freuen würde? Wir haben eine tolle Nachbarschaft. Terrorismus ist ein Problem in den USA. Wir wissen das weiß Gott hier in New York. Aber in Europa ist dieses Problem viel größer als in den USA. Es ist ein viel größeres Problem im Nahen Osten als in Europa. Dies sind wichtige Faktoren. Wir haben gerade 10.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und beklagen uns. Wissen Sie auch, warum? Weil sie nicht hierher schwimmen können. Nicht wahr? Denn die Türkei wäre froh, hätte sie nur 10.000 syrische Flüchtlinge. Auch die Jordanier, die Deutschen, die Briten. Richtig? Das ist nicht der Fall. So sieht es in den USA aus. Das klingt ganz gut. Aber hier kommt die Herausforderung. In einer G-Null-Welt führt man an, indem man als gutes Beispiel vorangeht. Wenn wir nicht mehr die Weltpolizei spielen wollen, wenn wir nicht länger Architekten des Welthandels sind, dann werden wir auch nicht Cheerleader globaler Werte sein, nicht so wie vorher, denn das 21. Jahrhunder ändert sich und wir müssen ein Beispiel sein -- und so einnehmend, dass alle anderen immer noch sagen, dass wir nicht nur schnellere Camper sind. Auch wenn uns kein Bär jagt, lässt es sich hier gut aushalten. Wir sollten ein Vorbild sein. Der diesjährige Wahlkampf bietet keine gute Chance, als Beispiel voranzugehen. Hillary Clinton sagt, es wird wie in den 90ern sein. Wir können immer noch unsere Werte hochhalten. Wir können immer noch Architekten des Welthandels sein. Wir können immer noch Weltpolizei sein. Und Donald Trump will uns zurück in die 30er Jahre werfen. Er sagt: "Auf unsere Art oder schneller. Ob es euch passt, oder nicht." Richtig? Keiner der beiden erkennt eine fundamentale Wahrheit der G-Null an, nämlich dass es, auch wenn es den USA nicht schlecht geht, für die Amerikaner einfach schwerer werden wird, anderen ihren Willen aufzudrücken, oder auch nur Einfluss auf das Weltgeschehen auszuüben. Sind wir wirklich bereit, als Beispiel voranzugehen? Was wäre nötig, um alles in Ordnung zu bringen nach November, nachdem der nächste Präsident eingeführt wird? Entweder braucht es eine weitere Krise, die uns zu einer Antwort zwingt. Einen Konjunkturrückgang etwa. Oder auch eine weitere Weltfinanzkrise. Gott verhüte, vielleicht ein weiterer 11. September. Doch ohne Krise müssen wir einsehen, dass das Aushöhlen, die Ungleichheit, die Herausvorderungen, die in den USA wachsen und gedeihen, an sich schon gravierend genug sind, um unsere Staatschefs zum Umdenken zu zwingen, und dass wir diese Stimmen haben. Jeder einzelne von uns kann mit seinem Smartphone seine Stimme erheben und ein Umdenken erzwingen. Natürlich gibt es eine dritte Option, vielleicht die wahrscheinlichste, nämlich, dass wir nichts davon tun, und Sie mich in vier Jahren noch einmal einladen, damit ich diese Rede noch einmal halten kann. Vielen, vielen Dank. (Applaus)