WEBVTT 00:00:06.585 --> 00:00:10.081 Es ist in der Physik eine der erstaunlichsten Tatsachen: 00:00:10.081 --> 00:00:13.758 Alles im Universum vom Licht über Elektronen bis zu Atomen 00:00:13.758 --> 00:00:18.223 verhält sich gleichzeitig wie ein Teilchen und wie eine Welle. 00:00:18.223 --> 00:00:19.763 Das ganze andere komische Zeug, 00:00:19.763 --> 00:00:22.085 das du vielleicht über Quantenphysik gehört hast, 00:00:22.085 --> 00:00:26.549 Schrödingers Katze, Gott würfelt nicht und spukhafte Fernwirkung 00:00:26.549 --> 00:00:28.747 folgt direkt aus der Tatsache, 00:00:28.747 --> 00:00:33.101 dass alles eine Teilchen- und Wellennatur hat. 00:00:33.101 --> 00:00:34.712 Das klingt vielleicht verrückt. 00:00:34.712 --> 00:00:38.023 Wenn man sich umsieht, erkennt man Wellen im Wasser und Felsenteilchen 00:00:38.023 --> 00:00:39.638 und sie sind nicht vergleichbar. 00:00:39.638 --> 00:00:41.876 Wie kommt man dann darauf sie zu kombinieren? 00:00:41.876 --> 00:00:46.355 Physiker haben nicht ohne Grund diese Dinge miteinander vermischt. 00:00:46.355 --> 00:00:49.439 Vielmehr wurden sie zur dualen Natur des Universums 00:00:49.439 --> 00:00:51.887 durch einen Prozess der kleinen Schritte geführt, 00:00:51.887 --> 00:00:56.131 der viele Beweisstücke wie bei einem Puzzle zusammenfügte. 00:00:56.131 --> 00:00:57.372 Die erste Person, 00:00:57.372 --> 00:01:00.372 die eine duale Natur des Lichts ernsthaft vorschlug, 00:01:00.372 --> 00:01:03.008 war Albert Einstein im Jahr 1905, 00:01:03.008 --> 00:01:06.651 aber er griff eine frühere Idee von Max Planck auf. 00:01:06.651 --> 00:01:08.664 Planck erklärte die Farben des Lichts, 00:01:08.664 --> 00:01:11.813 die heiße Objekte, wie der Glühfaden in der Glühbirne aussendet. 00:01:11.813 --> 00:01:14.234 Aber dazu benötigte er einen extremen Trick: 00:01:14.234 --> 00:01:17.204 Er meinte, die Objekte würden aus Oszillatoren bestehen, 00:01:17.204 --> 00:01:20.087 die Licht nur in separaten Blöcken aussenden könnten, 00:01:20.087 --> 00:01:23.470 also in Energieeinheiten, die von der Lichtfrequenz abhingen. 00:01:23.470 --> 00:01:25.514 Planck war damit nie wirklich glücklich, 00:01:25.514 --> 00:01:28.334 aber Einstein griff es auf und arbeitete damit. 00:01:28.334 --> 00:01:30.903 Er wendete Plancks Idee auf das Licht selbst an, 00:01:30.903 --> 00:01:34.069 indem er meinte, das Licht, jedem als Welle geläufig, 00:01:34.069 --> 00:01:36.179 sei tatsächlich ein Photonenstrom, 00:01:36.179 --> 00:01:38.569 mit einer jeweils eigenen Energiemenge. 00:01:38.569 --> 00:01:41.937 Einstein nannte es selbst das einzig wahre Revolutionäre, 00:01:41.937 --> 00:01:43.997 das er getan hätte, 00:01:43.997 --> 00:01:45.882 aber es erklärt, wie Licht, 00:01:45.882 --> 00:01:49.122 das auf metallische Oberflächen scheint, Elektronen herausschlägt. 00:01:49.122 --> 00:01:51.196 Sogar Leute, die diese Idee ablehnten, 00:01:51.196 --> 00:01:53.526 mussten zugeben, dass sie brillant funktioniert. 00:01:53.526 --> 00:01:57.158 Das nächste Puzzle-Teil kam von Ernest Rutherford aus England. 00:01:57.158 --> 00:02:01.990 Ernest Marsden und Hans Geiger, die für Rutherford arbeiteten, 00:02:01.990 --> 00:02:04.925 schossen im Jahr 1909 Alpha-Teilchen auf Goldatome 00:02:04.925 --> 00:02:08.983 und waren erstaunt herauszufinden, dass manche direkt zurückprallten. 00:02:08.983 --> 00:02:13.921 Das zeigte: Die meiste Masse des Atoms findet sich in einem winzigen Atomkern. 00:02:13.921 --> 00:02:16.430 Das gezeichnete Atom aus der Grundschule 00:02:16.430 --> 00:02:19.961 mit Elektronen, die herumkreisen wie in einem Miniatur-Sonnensystem, 00:02:19.961 --> 00:02:21.111 ist von Rutherford. 00:02:21.111 --> 00:02:23.871 Es gibt nur ein kleines Problem mit Rutherfords Atommodell: 00:02:23.871 --> 00:02:25.007 Es funktioniert nicht. 00:02:25.007 --> 00:02:27.593 Die klassische Physik sagt uns, dass ein Elektron, 00:02:27.593 --> 00:02:29.803 das im Kreis herumschnellt, Licht aussendet 00:02:29.803 --> 00:02:33.182 und verwendet das, um Radiowellen oder Röntgenstrahlen zu erzeugen. 00:02:33.182 --> 00:02:34.952 Rutherfords Atome sollten kurzzeitig 00:02:34.952 --> 00:02:37.199 Röntgenstrahlen in alle Richtungen versprühen, 00:02:37.199 --> 00:02:40.796 bevor das Elektron einer Spirale folgend in den Atomkern kracht. 00:02:40.796 --> 00:02:44.376 Niels Bohr, ein dänischer theoretischer Physiker, 00:02:44.376 --> 00:02:45.866 der mit Rutherford arbeitete, 00:02:45.866 --> 00:02:48.451 wies darauf hin, dass Atome offensichtlich existieren, 00:02:48.451 --> 00:02:51.430 also vielleicht die Gesetze der Physik geändert werden müssten. 00:02:51.430 --> 00:02:54.818 Bohr schlug vor, dass ein Elektron auf gewissen speziellen Umlaufbahnen 00:02:54.818 --> 00:02:57.324 überhaupt kein Licht aussendet. 00:02:57.324 --> 00:02:59.486 Atome verschlucken und senden Licht nur aus, 00:02:59.486 --> 00:03:01.666 wenn Elektronen die Umlaufbahn wechseln, 00:03:01.666 --> 00:03:04.582 und die Lichtfrequenz hängt vom Energieunterschied ab, 00:03:04.582 --> 00:03:08.392 wie es Planck und Einstein einbrachten. 00:03:08.392 --> 00:03:10.914 Bohrs Atom löst Rutherfords Problem 00:03:10.914 --> 00:03:15.107 und erklärt, warum Atome nur sehr bestimmte Lichtfarben aussenden. 00:03:15.107 --> 00:03:17.744 Jedes Element hat seine eigenen speziellen Umlaufbahnen 00:03:17.744 --> 00:03:20.441 und somit seine eigene einzigartige Reihe an Frequenzen. 00:03:20.441 --> 00:03:22.829 Das Bohr-Modell hat nur ein winziges Problem: 00:03:22.829 --> 00:03:25.741 Es gibt keinen Grund für spezielle Umlaufbahnen. 00:03:25.741 --> 00:03:28.631 Aber Louis de Broglie, ein französischer Doktorand, 00:03:28.631 --> 00:03:30.560 rundete alles ab. 00:03:30.560 --> 00:03:33.938 Er wies darauf hin, dass wenn Licht, das jedem als Welle geläufig war, 00:03:33.938 --> 00:03:35.483 sich wie ein Teilchen verhält, 00:03:35.483 --> 00:03:38.695 sich vielleicht das Elektron, das jedem als Teilchen geläufig war, 00:03:38.695 --> 00:03:40.835 wie eine Welle verhält. 00:03:40.835 --> 00:03:42.538 Wenn Elektronen Wellen sind, 00:03:42.538 --> 00:03:46.216 ist es einfach, Bohrs Regel zum Auffinden spezieller Umlaufbahnen zu erklären. 00:03:46.216 --> 00:03:49.740 Sobald man sich vorstellt, dass Elektronen sich wie Wellen verhalten, 00:03:49.740 --> 00:03:51.127 kann man nach ihnen suchen. 00:03:51.127 --> 00:03:53.737 Innerhalb weniger Jahre beobachteten Wissenschaftler 00:03:53.737 --> 00:03:55.766 in den USA und im Vereinigten Königreich 00:03:55.766 --> 00:03:57.849 das wellenartige Verhalten von Elektronen. 00:03:57.849 --> 00:04:01.067 Heute hat man dafür eine wunderbar klare Demonstrationsmöglichkeit: 00:04:01.067 --> 00:04:04.637 Einzelne Elektronen auf Hindernisse mit Schlitzen zu schießen 00:04:04.637 --> 00:04:06.704 Jedes Elektron wird wie ein Teilchen 00:04:06.704 --> 00:04:09.899 an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst. 00:04:09.899 --> 00:04:12.307 Wiederholt man das Experiment viele Male 00:04:12.307 --> 00:04:16.582 umreißen die einzelnen Elektronen ein Streifenmuster, 00:04:16.582 --> 00:04:18.902 das kennzeichnend für Wellenverhalten ist. 00:04:18.902 --> 00:04:22.295 Die Vorstellung, dass Teilchen sich wie Wellen verhalten und umgekehrt, 00:04:22.295 --> 00:04:25.738 ist eine der seltsamsten und mächtigsten in der Physik. 00:04:25.738 --> 00:04:28.147 Der berühmte Ausspruch von Richard Feynman lautet, 00:04:28.147 --> 00:04:31.252 dass dies das wesentliche Rätsel der Quantenmechanik sei. 00:04:31.252 --> 00:04:33.307 Alles andere folgt daraus 00:04:33.307 --> 00:04:35.992 wie Puzzle-Teile, die sich zusammenfügen.