Hallo zusammen.
Ich nehme Sie mit ins Jahr 2007.
Ich arbeitete damals gerade
sechs Monate an einem Album,
an dem mein ganzes Herzblut hing.
Es erhielt damals täglich
um die drei Aufrufe auf MySpace.
Ich wurde immer trauriger,
als ich die anderen bemerkte,
die Gitarre spielten und sangen
und Videos davon
ins noch neue YouTube stellten
und damit 300.000 Aufrufe erzielten.
Also beschloss ich, eigene
YouTube-Videos zu machen.
Eines Tages zeigten sie ein Video
unserer Band auf ihrer Homepage.
Unglaublich, wir bekamen viele neue Fans.
Natürlich auch Leute,
die unsere Musik wohl nicht so mochten ...
(Lachen)
Es war okay, denn viele
kamen zu unseren Auftritten,
wir gingen auf Tournee
und brachten eine Aufnahme heraus.
Als ich mir den Kontostand nach der ersten
monatlichen Zahlung von iTunes ansah,
hatten wir 22 000 Dollar.
Das war unglaublich, denn damals
lebte ich bei meinem Vater
und versuchte, Geld als Musiker
mit Videos im Internet zu verdienen,
was im Jahr 2009 niemand respektierte --
auch nicht diejenigen, die selbst
Videos ins Internet stellten.
In den nächsten vier Jahren stellte ich
immer mehr Videos ins Internet,
sie wurden immer besser.
Wir verdienten genug Geld
mit Werbung und Verkäufen über iTunes,
um ein Haus zu kaufen.
Wir richteten ein Aufnahmestudio ein.
Aber es gab ein großes Problem:
Als kreativer Mensch 2013
Geld zu verdienen war extrem bizarr.
Zunächst änderten sich
die Geschäftsmodelle laufend.
Unser jährlicher Verdienst
von 58 000 Dollar aus iTunes-Downloads
war im Begriff, sich auf 6 000 Dollar
aus Streaming zu reduzieren.
Streaming brachte weniger als Downloads.
Und als immer mehr Content
online auftauchte,
gab es auch mehr Konkurrenz
um die fünfstelligen Werbeverträge,
die uns lange flüssig gehalten hatten.
Und vor allem unsere Videos selbst
-- die kreativen Sachen, die unsere Fans
liebten und die der Welt etwas brachten --
diese Videos brachten uns fast nichts ein.
Hier meine YouTube-Übersicht für 28 Tage.
Sie zeigt eine Million Aufrufe und
166 Dollar Werbeeinnahmen dafür.
Die ganze Maschinerie,
mit der Kunst 2013 online ging,
um Geld zu verdienen,
funktionierte also überhaupt nicht.
Egal, ob Zeitung,
Institution
oder freischaffender Kreativer.
Ein Webcomic mit monatlich 20 000 Lesern
-- 20 000 Leser monatlich --
erzielt ein paar Hundert Dollar
an Werbeeinnahmen.
Hier, das sind 20 000 Leute.
Wie, in aller Welt,
kann das nicht ausreichen?
Ich verstehe das nicht.
Was für ein System haben wir geschaffen,
in dem das nicht für den Lebensunterhalt
einer Person genügt?
Ich habe eine Theorie dazu:
Es waren einfach bizarre 100 Jahre.
(Lachen)
(Applaus)
Vor 100 Jahren entdeckten die Menschen,
wie Laute auf einem Wachszylinder
gespeichert werden können,
das war der Beginn des Grammophons.
Um die gleiche Zeit entdeckten wir,
wie man Licht auf Fotopapier festhielt.
Zelluloid -- der Beginn
von Film und Fernsehen.
Erstmals konnte man Kunst
gegenständlich speichern,
das war unglaublich.
Kunst war vollständig vergänglich gewesen,
wenn man die Symphonie verpasste,
hörte man das Orchester eben nicht.
Aber jetzt, zum ersten Mal,
konnte man die Aufführung des Orchesters
auf einem Objekt speichern
und es sich später anhören,
das war unglaublich.
Es war so unglaublich,
dass in den nächsten 100 Jahren,
zwischen 1900 und 2000,
die Menschen eine viele Milliarden Dollar
schwere Infrastruktur schufen,
um Künstlern bei zwei Dingen zu helfen.
Erstens, Kunst auf Sachen zu speichern.
Zweitens, die Sache den Leuten in der Welt
zu bringen, die die Kunst wollen.
Ganze Industrien widmen sich
diesen zwei Problemen.
Meine Güte, es gibt Transportunternehmen,
Tonträgerproduzenten, Marketingfirmen
und Hersteller von CD-Hüllen.
Alle widmen sich diesen zwei Problemen.
Wir wissen alle, was dann geschah.
Vor 10 Jahren reift das Internet,
wir bekommen Spotify, Facebook,
YouTube, iTunes und Google.
In 100 Jahren gewachsene Infrastrukturen,
Lieferketten, Distributionssysteme
und Geschäftsmodelle
werden völlig ausgehebelt.
In einem Jahrzehnt,
nach 100 Jahren des Aufbaus dieser Dinge.
Es ist kein Wunder, dass für
die Kreativen jetzt alles zusammenbricht.
Vor diesem neuen Hintergrund
ist es kein Wunder,
dass das Entgeltsystem
in dieser Kette nicht funktioniert.
Aber was daran so begeistert,
heute ein kreativ Tätiger zu sein,
zu leben und kreativ zu sein,
ist die Erkenntnis,
dass wir erst seit 10 Jahren
diese neue Maschinerie analysieren,
um die Infrastruktur
der nächsten 100 Jahre auszutüfteln.
Wir sind erst 10 Jahre dabei.
Es wird viel ausprobiert, es gibt
gute Ideen und viele Experimente.
Wir finden heraus,
was funktioniert und was nicht.
Wie die Twitch Streamer.
Wer kennt Twitch?
Twitch Streamer verdienen
pro Monat 3.000 bis 5.000 Dollar
durch das Streaming von Spielen.
Große verdienen
über 100 000 Dollar pro Jahr.
Es gibt die App YouNow.
Hier können Musiker und Vlogger von Fans
mit digitalen Produkten bezahlt werden.
Auch ich arbeite an diesem Problem.
Vor vier Jahren gründete ich
mit einem Freund das Unternehmen Patreon.
Wir arbeiten jetzt mit 80 Leuten daran.
Das ist eine Plattform für Mitglieder,
die es für kreativ Tätige
sehr einfach macht, bezahlt zu werden --
monatlich von den Fans, um davon zu leben.
Das ist für den Kreativen
wie ein Einkomme für kreative Tätigkeit.
Dies ist einer unserer Kreativen.
Sie heißen "Kinda Funny".
Sie haben auf YouTube
etwa 220 000 Abonnenten.
Wenn sie ein Video hochladen,
erhält es etwa 15 000 bis 100 000 Aufrufe.
Testen Sie sich jetzt mal selbst.
Wenn wir solche Zahlen hören
-- 15 000 Abrufe --
und wir Inhalte wie diese sehen,
halten wir sie spontan für weniger seriös
als eine morgendliche Sendung im Radio
oder eine Talkshow auf NBC.
Doch als "Kinda Funny"
auf Patreon startete,
verdienten sie nach kurzem
31 000 Dollar monatlich mit ihrer Show.
Der Erfolg kam so schnell, dass sie
ihr Programm um neue Shows erweiterten.
Jetzt starteten sie
eine zweite Patreon-Seite.
Sie verdienen zusätzlich
21 000 Dollar pro Monat.
Sie entwickeln sich in Richtung
eines Medienunternehmens --
alles finanziert durch Mitgliedschaften.
Hier ein weiteres Beispiel:
Das ist Derek Bodner,
ein Sportjournalist, der für
das Philadelphia Magazine schrieb.
Das Magazin schaffte den Sportteil ab.
Jetzt veröffentlicht er seine Artikel
auf seiner Webseite.
Er schreibt weiter über Sport,
aber für sich selbst.
Er verdient monatlich
4 800 Dollar von 1 700 Patrons,
finanziert durch Mitgliedschaften.
Das ist "Crash Course",
Gratis-Fortbildung für die Welt.
Diese Show ist eigentlich
bei PBS Digital Network,
29 000 Dollar pro Monat.
Dieses Duo segelt um die Welt
und verdient monatlich von 1 400 Patrons
durch die Dokumentation ihrer Reisen.
Das ist ein Podcast "Chapo Trap House".
Seit ich dieses Bild machte
verdienen sie zusätzliche 2 000 Dollar.
Somit verdienen sie jetzt 56 000 Dollar
pro Monat mit ihrem Podcast.
Nicht nur Patreon arbeitet
an diesem Problem.
Auch Google fängt damit an.
Vor einigen Jahren begannen
sie mit Fan-Funding.
Kürzlich starteten sie Super Chat,
wo kreativ Tätige Entgelt
für Livestreams erhalten.
Zeitungen experimentieren
mit Mitgliedschaften.
Die New York Times hat ein Programm.
The Guardian hat in seinem Programm
mehr als 200 000 zahlende Abonnenten.
Aktuell brodelt es,
fortschrittliche Ideen und Experimente,
die sich alle darauf richten,
kreativ Tätige zu bezahlen.
Und es funktioniert.
Es ist zwar noch nicht perfekt,
aber es funktioniert.
Patreon hat über 50 000 Kreative
auf seiner Plattform, die Geld verdienen.
Sie werden jeden Monat dafür bezahlt,
dass sie ihre Kunst online stellen
und kreativ sind.
Die Infrastruktur für
die nächsten 100 Jahre ist unterwegs
und es wird diesmal anders sein,
weil es eine direkte Verbindung gibt
zwischen dem Hersteller einer Sache
und demjenigen, der diese Sache mag.
Vor etwa sieben oder acht Jahren
ging ich auf eine Cocktailparty.
Wir hatten unsere ersten Erfolge
und die Dinge kamen ins Laufen.
Wir hatten 400 000 Dollar
in einem Jahr verdient,
durch Verkäufe über iTunes,
Werbung und ähnliches.
Da kommt ein Mann zu mir und sagt:
"Was machst Du beruflich?"
Ich sagte: "Ich bin Musiker."
Er wurde sofort stocknüchtern,
reichte mir seine Hand,
legte mir die andere auf die Schulter
und sagte sehr ernst und freundlich:
"Ich hoffe, du schaffst es eines Tages."
(Lachen)
Ich erinnere mich
an viele solcher Momente.
Ich erschrecke bei dem Gedanken daran.
Es ist so beschämend, als kreativer Mensch
nicht geschätzt zu werden.
Aber als Spezies lassen wir
diese Cocktailparty jetzt hinter uns.
Wir verlassen diese Kultur,
das liegt hinter uns.
Wir werden so gut darin werden,
kreativ Schaffende zu bezahlen.
In 10 Jahren werden
Schul- und Collegeabsolventen
kreative Tätigkeiten
als völlig normale Option sehen.
Ich könnte Arzt, Anwalt
oder Podcaster werden
oder einen Webcomic machen.
Das wird ganz normal sein.
Wir finden es gerade heraus.
Es wird als Beruf respektiert werden,
existenz- und zukunftsfähig sein.
Kreative werden am Ende
dieser bizarren 100 Jahre
eine tolle neue Maschine haben.
Sie werden bezahlt und geschätzt werden.
Danke an alle.
(Applaus)
Schätze, es ist ganz gut gelaufen.
Künstler, die das gesehen haben,
sollen nicht aufgeben und wissen,
dass wir das schaffen werden.
Es ist noch nicht fertig,
aber in einigen Jahren wird es
für sie viele Systeme und Tools geben,
um online genug Geld zu verdienen.
Wenn sie einen erfolgreichen Podcast haben
und noch kein Geld damit verdienen,
wird es passieren und sie
werden dafür bezahlt werden.
Es wird geschehen.