Kürzlich flog ich über eine Menschenmenge von Tausenden von Leuten in Brasilien und spielte Musik von Georg Friedrich Händel. Ich fuhr auch durch die Straßen von Amsterdam und spielte wieder Musik vom selben Komponisten. Schauen Sie es sich an. [Musik: G. F. Händel, "Allegro". Gespielt von Daria van den Bercken.] (Video) DvdB: Ich wohne dort im 3. Stock. (NL): Ich wohne dort an der Ecke. Ich wohne gleich um die Ecke und Sie sind herzlich willkommen. Mann: (NL) Hört sich das gut an? Kind: (NL) Ja! [(NL) "Händel-Hauskonzert"] (Applaus) DvdB: All das war wirklich eine magische Erfahrung, und zwar aus Hunderten von Gründen. Jetzt fragen Sie sich bestimmt, warum ich all das tue? Das ist im Alltag einer Musikerin nicht üblich. Ich tat es, weil ich mich in die Musik verliebte, und dieses Gefühl wollte ich mit so vielen Leuten wie möglich teilen. Es fing vor ein paar Jahren an. Ich saß mit Grippe zu Hause auf dem Sofa und surfte ein bisschen im Internet, als ich herausfand, dass Händel Musikstücke für das Klavier geschrieben hatte. Ich war sehr überrascht. Ich wusste das nicht. Also lud ich die Noten herunter und fing an zu spielen. Bald darauf geriet ich in pures, unbefangenes Erstaunen. Es war eine Erfahrung völliger Ehrfurcht vor der Musik, und dieses Gefühl hatte ich lange nicht mehr gehabt. Vielleicht können Sie sich das leichter vorstellen, wenn Sie es hören. Das erste Stück, das ich durchspielte, fing so an. (Musik) Das hört sich sehr melancholisch an, oder? Ich drehte die Seite um und als Nächstes kam das hier. (Musik) Das klingt sehr energiegeladen, stimmt's? Innerhalb von ein paar Minuten -- und das Stück war noch nicht einmal zu Ende -- durchlebte ich zwei ganz unterschiedliche Charaktere: herrliche Melancholie und pure Energie. Für mich sind diese beiden Elemente zentrale menschliche Ausdrucksformen. Und die Reinheit der Musik lässt das sehr gut erkennen. Ich habe sehr viele Kinderkonzerte für 7- und 8-jährige Kinder gegeben, und egal, was ich spiele, ob Bach, Beethoven, selbst Stockhausen oder etwa Jazz, sie sind offen dafür es sich anzuhören, wirklich bereit hinzuhören und sie fühlen sich wohl dabei. Aber wenn Klassen mit etwas älteren Kindern hereinkamen, 11, 12, hatte ich das Gefühl, dass es manchmal schwer war, sie zu erreichen. Die Komplexität der Musik wird zu einem Thema und die Meinung der anderen -- von Eltern, Freunden, den Medien -- wird sehr wichtig. Aber die Kleinen -- sie stellen ihre eigene Meinung nicht in Frage. Sie sind in einem ständigen Zustand des Staunens, und ich glaube fest daran, dass wir auch so zuhören können wie diese 7-Jährigen, selbst wenn wir erwachsen sind. Und deshalb habe ich nicht nur in Konzerthallen gespielt, sondern auch auf der Straße, im Internet, in der Luft: damit sie in Erstaunen geraten, wahrhaftig und unvoreingenommen zuhören. Ich lade Sie dazu ein, dies jetzt auch zu tun. [Musik: G. F. Händel, "Chaconne in G-Dur." Gespielt von Daria van den Bercken.] (Applaus) Vielen Dank. (Applaus)