Übergeben wir das Wort nun an eine junge Frau, die sich für diese wichtige Solidaritätsbewegung einsetzt. Sie ist eine bekannte britische Schauspielerin, eine Verfechterin der Gleichberechtigung der Geschlechter und kümmert sich schon seit mehreren Jahren um die Bildung von Mädchen. Im Zuge ihres humanitären Engagements reiste sie nach Bangladesch, Sambia und kam, wie wir gerade erfuhren, aus Uruguay zurück. Ihrer ersten Mission als Teil von UN Women. Meine Damen und Herren, heißen Sie mit mir unsere Co-Moderatorin und UN Women Sonderbotschafterin Emma Watson auf der Bühne willkommen. [Applaus] Ihre Exzellenzen, sehr geehrter UN Generalsekretär, sehr geehrter Präsident der Generalversammlung, sehr geehrte Direktorin von UN Women, und sehr geehrte Gäste, Wir starten heute eine Kampagne die den Namen HeForShe trägt. Ich wende mich an Sie alle, da wir Ihre Hilfe benötigen. Wir wollen die Ungleichheit der Geschlechter beenden. Damit uns das gelingt, müssen alle miteinbezogen werden. Diese Kampagne ist die erste ihre Art bei der UNO. Wir wollen mit ihr so viele Männer und Jungen wie nur möglich wachrütteln, um sie zu Fürsprechern zu machen. Und wir wollen nicht nur darüber reden. Wir wollen sicherstellen, dass das Thema greifbar ist. Ich wurde vor sechs Monaten zur Sonderbotschafterin für UN Women ernannt. Und je mehr ich über über das Thema Feminismus sprach, desto mehr realisierte ich, dass der Kampf für Frauenrechte zu oft zu Unrecht zu einem Synonym für Männerhass geworden ist. Wenn es eine Sache gibt, die ich mit Sicherheit weiß, dann ist es dass das aufhören muss. Feminismus per Definition ist die Ansicht, dass Männer und Frauen gleiche Rechte und gleiche Chancen haben sollten. Feminismus ist die Theorie politischer, wirtschaftlicher und sozialer Gleichheit der Geschlechter. Schon vor langer Zeit setzte ich mich mit geschlechterbezogenen Mutmaßungen auseinander. Als ich 8 Jahre alt war, war ich verwirrt, als man mich "rechthaberisch" nannte, weil ich die Theaterstücke, die wir vor unseren Eltern vorführen sollten, inszenieren wollte. Jungs hingegen nicht. Mit 14 wurde ich von bestimmten Medienelementen sexualisiert. Mit 15 hörten meine Freundinnen auf ihren Lieblingssportarten nachzugehen, weil sie nicht muskulös wirken wollten. Mit 18 konnten meine Freunde ihre Gefühle nicht zum Ausdruck bringen. Ich entschloss mich, eine Feministin zu sein und das schien mir ganz unkompliziert. Doch hat mir meine Recherche gezeigt, dass das Wort Feminismus unpopulär geworden ist. Frauen wollen sich nicht als Feminisitinnen identifizieren. Scheinbar gehöre ich zu jenen Frauen, die zu stark, zu aggressiv wirken. Isolierend und männerfeindlich. Sogar unattraktiv. Warum ist das Wort nun so negativ behaftet? Ich komme aus Großbritannien und denke dass es richtig ist, dass ich gleich viel verdiene wie meine männlichen Kollegen. Ich denke dass es richtig ist, dass ich selbst über meinen eigenen Körper entscheiden darf. Ich denke... [Applaus] Ich denke, dass es richtig ist, dass Frauen in meinem Namen in die Gesetzgebung und Entscheidungen, die mein Leben beeinflussen, miteinbezogen werden. Ich denke, dass ich denselben Respekt wie ein Mann verdient habe. Leider jedoch gibt es auf der ganzen Welt immer noch kein Land in dem Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Kein Land der Welt kann von sich behaupten Geschlechtergleichstellung erreich zu haben. Diese Rechte sind für mich Menschenrechte, ich habe jedoch Glück. Ich bin privilegiert, da meine Eltern mich nicht weniger liebten, weil ich ein Mädchen bin. Meine Schule schränkte mich nicht ein, weil ich ein Mädchen bin. Meine Mentoren glaubten nicht, dass ich weniger weit gehen würde, nur weil ich eines Tages vielleicht selbst ein Kind haben werde. Diese Einflussnehmer waren die Botschafter für Gleichberechtigung die mich zu der Frau gemacht haben, die ich heute bin. Sie wissen es vielleicht nicht jedoch sind sie diese ungewollten Feministen die unsere Welt verändern. Wir brauchen mehr von ihnen. Und wenn Ihnen das Wort immer noch zuwider ist: Nicht das Wort zählt, sondern der Ansatz un das Ziel dahinter, denn nicht alle Frauen haben dieselben Rechte wie ich. Statistiken zufolge ging es nur wenigen so. 1997 hielt Hillary Clinton in Peking eine Rede zum Thema Frauenrechte. Leider sind viele der Dinge, die sie damals ändern wollte heute immer noch Realität. Was mir am meisten auffiel war, dass das Publikum nur zu weniger als 30% aus Männern bestand. Wie können wir etwas verändern, wenn nur die Hälfte eingeladen ist oder sich dazu eingeladen fühlt an der Diskussion teilzunehmen. Liebe Männer, ich möchte die Gelegenheit nutzen und euch zum Dialog einladen. [Applaus] Geschlechtergleichberechtigung betrifft euch genauso. Denn bis heute, sehe ich, wie die Rolle meines Vaters als Elternteil weniger wertgeschätzt wurde als die meiner Mutter, trotzdass ich ihn als Kind genauso brauchte wie meine Mutter. Ich sah, wie junge Männer an psychischen Erkrankungen litten und nicht um Hilfe bitten konnten, da sie das zu einem halben Mann machen würde. Fakt ist, dass in Großbritannien Selbstmord die häufigste Todesursache bei Männern im Alter von 20 bis 49 ist und somit Verkehrsunfälle, Krebs und Herzerkrankungen in den Schatten stellt. Ich sah wie Männer durch die verfälschte Wahrnehmung, was ein erfolgreicher Mann ist, als fragil und unsicher dargestellt wurden. Männer sind auch nicht gleichberechtigt. Wir sprechen eher selten davon, das Männer von Stereotypen eingezwängt werden, obwohl das der Fall ist. Wenn sie von den Stereotypen befreit sind wird sich als natürliche Konsequenz auch für Frauen etwas ändern. Wenn Männer nicht aggressiv sein müssen, um akzeptiert zu werden, dann werden sich Frauen nicht dazu gezwungen fühlen, unterwürfig zu sein. Wenn Männer nicht die Kontrolle haben, dann müssen Frauen sich nicht kontrolliert fühlen. Männer und Frauen sollen empfindsam sein dürfen. Männer und Frauen sollen stark sein dürfen. Es wird Zeit, dass wir das Geschlecht in einem Spektrum wahrnehmen, anstatt als zwei Gegensätze. [Applaus] Wenn wir damit aufhören, uns anhand was wir sind uns was nicht zu definieren und anfangen uns an dem zu definieren, wer wir sind, dann werden wir alle freier sein und darum geht es bei HeForShe. Es geht um Freiheit. Ich will, dass Männer sich dessen annehmen, damit ihre Töchter, Schwester und Mütter frei von Vorurteilen sein können, ihre Söhne aber gleichzeitig verletzlich und menschlich sein dürfen. Männer sollen diese Eigenschaften, die sie aufgegeben haben, wieder aufgreifen. Indem sie das tun, können sie eine bessere Version von sich selbst werden. Sie denken sich vielleicht: "Wer ist dieses Mädchen aus Harry Potter und was macht sie hier bei der UN?" Und das ist wirklich eine gute Frage. Diese Frage habe ich mir selbst schon gestellt. Ich weiß nur, dass mir das Thema am Herzen liegt, und ich etwas verändern will. Und nachdem ich das was ich sah, sah und aufgrund meiner Möglichkeiten, denke ich, dass es in meiner Verantwortung liegt, etwas zu sagen. Edmund Burke sagte einst: "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen." In meinen nervösen Momenten vor dieser Rede und wenn ich zweifelte, dann sagte ich mir mit Nachdruck: "Wenn nicht ich, wer sonst?" "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Wenn Sie ähnliche Zweifel haben wenn sich Ihnen Chancen auftun, dann hoffe ich, dass Ihnen diese Worte helfen. Denn Fakt ist, wenn wir nichts tun, dann wird es weitere 75 Jahre dauern - ich bin dann schon fast 100 - bis Frauen für dieselbe Arbeit gleich viel bezahlt bekommen wie ein Mann. 15,5 Millionen Mädchen werden in den nächsten 16 Jahren als Kinder verheiratet werden. Und nach aktuellem Stand werden alle Mädchen in Afrika frühestens 2086 eine Sekundarschulbildung erhalten. Wenn Sie an Gleichberechtigung glauben, dann gehören Sie vielleicht auch zu jenen ungewollten Feministen, von denen ich vorher sprach. Und dazu gratuliere ich Ihnen. Wir habe Schwierigkeiten, ein Wort das uns vereint zu finden, jedoch haben wir eine gemeinsame Bewegung. Unter dem Namen HeForShe. Ich lade Sie ein, hervorzutreten, sichtbar zu werden und sich zu fragen: "Wenn nicht ich, wer sonst?" Wenn nicht jetzt, wann dann?" Vielen vielen Dank. [Applaus] Was für eine schöne Rede. Was für ein schöner Ansatz. Emma, pass auf.