WEBVTT

00:00:00.000 --> 00:00:09.000
Jambo, Bonjour, Sdraswudje, Trayo: Das sind nur wenige der Sprachen,

00:00:09.000 --> 00:00:13.000
die ich in den letzten sechs Wochen ein wenig gesprochen habe.

00:00:13.000 --> 00:00:18.000
Ich bin in 17 Ländern gewesen und die Tour war ganz schön verrückt.

00:00:18.000 --> 00:00:21.000
Ich habe mich über die verschiedenen Aspekte unseres Projekts informiert

00:00:21.000 --> 00:00:23.000
und erzähle gleich mehr darüber.

00:00:23.000 --> 00:00:26.000
Ich habe dabei unglaubliche Orte gesehen.

00:00:26.000 --> 00:00:32.000
Länder wie die Mongolei, Kambodscha, Neuguinea, Südafrika, zweimal Tansania;

00:00:32.000 --> 00:00:34.000
ich war vor einem Monat hier.

NOTE Paragraph

00:00:34.000 --> 00:00:39.000
Und so eine schwindelerregende Weltreise

00:00:39.000 --> 00:00:42.000
ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich.

00:00:42.000 --> 00:00:44.000
Es gibt Unglaubliches zu sehen.

00:00:44.000 --> 00:00:46.000
Man vergleicht zufällig ausgewählte Menschen

00:00:46.000 --> 00:00:48.000
auf dem gesamten Globus.

00:00:48.000 --> 00:00:50.000
Die Erkenntnis, die man dabei gewinnt,

00:00:50.000 --> 00:00:53.000
mag oberflächlich sein, aber sie lautet:

00:00:53.000 --> 00:00:57.000
Wir sind nicht eine homogene Masse. Aber dazu komme ich noch.

00:00:57.000 --> 00:00:59.000
Es geht um die Unterschiede.

00:00:59.000 --> 00:01:02.000
Es gibt so viel Vielfalt auf der Welt.

00:01:02.000 --> 00:01:05.000
6.000 Sprachen, von 6,5 Milliarden Menschen gesprochen,

00:01:05.000 --> 00:01:08.000
Menschen verschiedenster Art.

00:01:08.000 --> 00:01:11.000
Ein Spaziergang in einer Großstadt oder eine solche Reise

00:01:11.000 --> 00:01:15.000
zeigt diese Vielfalt der menschlichen Spezies auf erstaunliche Weise.

NOTE Paragraph

00:01:15.000 --> 00:01:18.000
Wie erklären wir uns diese Vielfalt?

00:01:18.000 --> 00:01:20.000
Darüber möchte ich heute berichten.

00:01:20.000 --> 00:01:22.000
Es geht darum, wie wir Genetik nutzen,

00:01:22.000 --> 00:01:28.000
genauer gesagt, Populationsgenetik, um mehr über den Ursprung dieser Vielfalt zu erfahren,

00:01:28.000 --> 00:01:30.000
und darüber, wie lange dies gedauert hat.

00:01:30.000 --> 00:01:32.000
Die Frage nach der menschlichen Vielfalt kann

00:01:32.000 --> 00:01:34.000
wie alle wichtigen Fragen der Wissenschaft

00:01:34.000 --> 00:01:36.000
und die Ergründung der Antworten darauf

00:01:36.000 --> 00:01:38.000
in Teilfragen zerlegt werden.

00:01:38.000 --> 00:01:41.000
An diesen Teilfragen kann man sich dann auslassen.

NOTE Paragraph

00:01:41.000 --> 00:01:43.000
Die erste ist die Frage nach dem Ursprung.

00:01:43.000 --> 00:01:45.000
Haben wir alle eigentlich denselben Ursprung?

00:01:45.000 --> 00:01:48.000
Und angenommen, das ist so - und davon gehen

00:01:48.000 --> 00:01:51.000
wir in diesem Saal wohl aus: Dann fragen wir: Wann war das?

00:01:51.000 --> 00:01:53.000
Wann entstanden wir als Spezies?

00:01:53.000 --> 00:01:55.000
Wie lange haben wir uns auseinanderentwickelt?

NOTE Paragraph

00:01:55.000 --> 00:01:59.000
Die zweite Frage ist ähnlich gelagert:

00:01:59.000 --> 00:02:01.000
Wenn wir alle denselben Ursprung haben,

00:02:01.000 --> 00:02:03.000
wie kamen wir in jeden Winkel der Erde

00:02:03.000 --> 00:02:05.000
und brachten dabei diese Vielfalt hervor,

00:02:05.000 --> 00:02:08.000
die verschiedenen Kulturen, Unterschiede im Aussehen

00:02:08.000 --> 00:02:10.000
und die vielen Sprachen auf der Welt?

NOTE Paragraph

00:02:10.000 --> 00:02:13.000
Wie so viele Fragen der Biologie beantwortete Darwin die Frage

00:02:13.000 --> 00:02:15.000
nach dem Ursprung vor über 100 Jahren.

00:02:15.000 --> 00:02:17.000
In "Die Abstammung des Menschen" schrieb er:

00:02:17.000 --> 00:02:19.000
"In jeder großen Erdregion sind Säugetiere nahe

00:02:19.000 --> 00:02:22.000
mit den ausgestorbenen Arten derselben Region verwandt.

00:02:22.000 --> 00:02:25.000
Wahrscheinlich wurde Afrika von jetzt ausgestorbenen Menschenaffen bewohnt,

00:02:25.000 --> 00:02:28.000
welche dem Gorilla und dem Schimpansen nahe verwandt waren;

00:02:28.000 --> 00:02:31.000
da beide Spezies die nächsten Verwandten des Menschen sind,

00:02:31.000 --> 00:02:33.000
ist es noch wahrscheinlicher, dass unsere Urerzeuger

00:02:33.000 --> 00:02:35.000
auf dem afrikanischen Festland lebten."

NOTE Paragraph

00:02:35.000 --> 00:02:39.000
Damit wäre die Frage nach dem Ursprung gelöst.

00:02:39.000 --> 00:02:43.000
Na ja, nicht ganz. Darwin sprach ja von unseren entfernten Vorfahren,

00:02:43.000 --> 00:02:45.000
unseren gemeinsamen Vorfahren mit den Menschenaffen.

00:02:45.000 --> 00:02:49.000
Und es ist nachgewiesen, dass Menschenaffen vom afrikanischen Kontinent stammen.

00:02:49.000 --> 00:02:52.000
Fossilienfunde deuten auf ihren Ursprung vor 23 Millionen Jahren hin.

00:02:52.000 --> 00:02:55.000
Afrika war zu der Zeit nicht mit anderen Landmassen verbunden.

00:02:55.000 --> 00:02:59.000
Das lag an den Launen der Plattentektonik. Die Platten schwammen im Indischen Ozean,

00:02:59.000 --> 00:03:01.000
stießen vor 16 Millionen Jahren auf Eurasien,

00:03:01.000 --> 00:03:04.000
und verursachten den sogenannten Ersten Afrikanischen Auszug.

00:03:04.000 --> 00:03:06.000
Die Menschenaffen aus Afrika wurden in Südostasien

00:03:06.000 --> 00:03:08.000
zu Gibbons und Orang-Utans.

00:03:08.000 --> 00:03:10.000
Aus denjenigen, die in Afrika blieben,

00:03:10.000 --> 00:03:12.000
wurden Gorillas, Schimpansen und wir.

00:03:12.000 --> 00:03:15.000
Also wenn Sie nach gemeinsamen Vorfahren mit den Menschenaffen suchen,

00:03:15.000 --> 00:03:19.000
zeigen fossile Funde, dass wir von hier herkamen.

NOTE Paragraph

00:03:19.000 --> 00:03:21.000
Aber um diese Frage geht es mir nicht.

00:03:21.000 --> 00:03:23.000
Ich frage nach der menschlichen Abstammung,

00:03:23.000 --> 00:03:26.000
Dinge, die wir als unseresgleichen erkennen wuerden,

00:03:26.000 --> 00:03:28.000
wenn sie hier mit uns in diesem Saal sitzen säßen.

00:03:28.000 --> 00:03:30.000
Wenn sie uns über die Schulter schauten,

00:03:30.000 --> 00:03:33.000
wäre das ganz normal. Was ist mit den menschlichen Vorfahren?

00:03:33.000 --> 00:03:35.000
Wenn wir nur weit genug in der Zeit zurückreisen,

00:03:35.000 --> 00:03:38.000
teilen wir unsere Abstammung mit jedem Lebewesen auf der Erde.

00:03:38.000 --> 00:03:41.000
Die DNA zeigt unsere gemeinsame Abstammung mit dem Barrakuda,

00:03:41.000 --> 00:03:46.000
mit Bakterien und Pilzen auf, wenn wir weit genug zurückgehen, über eine Milliarde Jahre.

00:03:46.000 --> 00:03:48.000
Wir fragen nach der menschlichen Abstammung.

00:03:48.000 --> 00:03:50.000
Wie erforschen wir diese?

NOTE Paragraph

00:03:50.000 --> 00:03:54.000
Der historisch gewachsene Ansatz ist der der Paläoanthropologie,

00:03:54.000 --> 00:03:56.000
in der Dinge aus dem Boden freigelegt werden,

00:03:56.000 --> 00:03:58.000
und der Ansatz der Morphologie,

00:03:58.000 --> 00:04:01.000
der Wissenschaft der Form von Dingen wie Schädeln, etwa:

00:04:01.000 --> 00:04:05.000
"Der sieht uns etwas ähnlicher als der da, also ist dieser mein Vorfahr.

00:04:05.000 --> 00:04:08.000
Von ihm stamme ich wohl ab."

NOTE Paragraph

00:04:08.000 --> 00:04:11.000
Ich behaupte, dass uns die Paläoanthropologie

00:04:11.000 --> 00:04:14.000
eine Menge faszinierender Möglichkeiten über unsere Abstammung aufzeigt.

00:04:14.000 --> 00:04:17.000
Sie liefert aber nicht die nötigen Wahrscheinlichkeiten.

00:04:17.000 --> 00:04:19.000
Was bedeutet das?

00:04:19.000 --> 00:04:21.000
Hier ist ein gutes Beispiel:

00:04:21.000 --> 00:04:23.000
Dies sind drei ausgestorbene Hominidenspezies

00:04:23.000 --> 00:04:25.000
und mögliche Vorfahren der Menschen.

00:04:25.000 --> 00:04:28.000
Sie wurden westlich von hier in der Olduvai-Schlucht von den Leakeys ausgegraben.

00:04:28.000 --> 00:04:30.000
Sie datieren alle etwa auf dieselbe Zeit.

00:04:30.000 --> 00:04:32.000
Von links nach rechts: Homo erectus, Homo habilis,

00:04:32.000 --> 00:04:35.000
und den Australopithecus, heute als Paranthropus boisei bekannt,

00:04:35.000 --> 00:04:40.000
den robusten Australopithecinen. Drei ausgestorbene Spezies am gleichen Ort, zur gleichen Zeit.

00:04:40.000 --> 00:04:43.000
Das heißt, dass nicht alle drei mein Vorfahr sein können.

00:04:43.000 --> 00:04:46.000
Mit welchem der drei bin ich also verwandt?

00:04:46.000 --> 00:04:51.000
Die Möglichkeit besteht für alle, aber wir kennen die Wahrscheinlichkeiten nicht.

NOTE Paragraph

00:04:52.000 --> 00:04:56.000
Ein anderer Ansatz ist es, sich die menschliche Morphologie

00:04:56.000 --> 00:04:59.000
unter Verwendung der einzigen Daten, die bis vor kurzem zur Hand waren, anzuschauen --

00:04:59.000 --> 00:05:01.000
auch hier zumeist anhand der Schädelform.

00:05:01.000 --> 00:05:05.000
Der Erste, der dies systematisch betrieb, war Linnaeus,

00:05:05.000 --> 00:05:07.000
Carl von Linné, ein schwedischer Botaniker,

00:05:07.000 --> 00:05:09.000
der sich im 18. Jahrhundert daran machte,

00:05:09.000 --> 00:05:11.000
jeden lebenden Organismus zu katalogisieren.

00:05:11.000 --> 00:05:13.000
Glauben Sie, dass Sie Schwerstarbeit leisten?

00:05:13.000 --> 00:05:15.000
Und er war ziemlich gut.

00:05:15.000 --> 00:05:19.000
Er hat etwa 12.000 Spezies in der Natur in dem Werk "Systema Naturae" erfasst.

00:05:19.000 --> 00:05:22.000
Er prägte der Begriff "Homo sapiens", lateinisch für "weiser Mensch".

00:05:22.000 --> 00:05:26.000
Als er die Vielfalt der Menschen studierte, postulierte er:

00:05:26.000 --> 00:05:30.000
"Es scheint uns in einzelnen Subspezies oder Kategorien zu geben."

00:05:30.000 --> 00:05:34.000
Er sprach über Afrikaner, Amerikaner, Asiaten und Europäer,

00:05:34.000 --> 00:05:37.000
und einer offensichtlich rassistischen Kategorie namens "monstrosus",

00:05:37.000 --> 00:05:40.000
zu der er all jene zählte, die er nicht mochte,

00:05:40.000 --> 00:05:43.000
z. B. Fantasiewesen wie Elfen.

NOTE Paragraph

00:05:44.000 --> 00:05:49.000
Es ist leicht, diese Arbeit als vielleicht gut gemeinte,

00:05:49.000 --> 00:05:52.000
aber rückständige Gedanken eines Forschers des 18. Jahrhunderts abzutun,

00:05:52.000 --> 00:05:54.000
der noch vor Darwin tätig war.

00:05:54.000 --> 00:05:56.000
Wenn Sie allerdings physische Anthropologie

00:05:56.000 --> 00:06:00.000
bis vor 20 oder 30 Jahren studiert hätten, hätten Sie dieselbe Klassifikation

00:06:00.000 --> 00:06:02.000
der Menschheit vermittelt bekommen.

00:06:02.000 --> 00:06:07.000
Noch vor 30 oder 40 Jahren vertraten physischen Anthropologen wie Carlton Coon

00:06:07.000 --> 00:06:09.000
die Ansicht, dass sich menschliche Rassen

00:06:09.000 --> 00:06:13.000
auseinanderentwickelt haben. Dies war nach Darwin.

00:06:13.000 --> 00:06:16.000
Das geschah eine Million Jahren nach dem Homo erectus.

00:06:16.000 --> 00:06:18.000
Aber auf welchen Daten basieren die Thesen?

00:06:18.000 --> 00:06:22.000
Auf sehr wenigen. Morphologie ist ein sehr unpräzises Werkzeug.

NOTE Paragraph

00:06:22.000 --> 00:06:24.000
Heute werde ich Ihnen

00:06:24.000 --> 00:06:27.000
einen neuen Ansatz für dieses Problem vorstellen.

00:06:27.000 --> 00:06:30.000
Wir wollen nicht über unsere Abstammung raten,

00:06:30.000 --> 00:06:32.000
Dinge, mögliche Vorfahren, aus dem Boden holen

00:06:32.000 --> 00:06:34.000
und Aussagen auf Grundlage der Morphologie machen,

00:06:34.000 --> 00:06:36.000
die wir immer noch nicht völlig verstehen.

00:06:36.000 --> 00:06:40.000
Wir verstehen nicht die genetischen Gründe für die morphologischen Veränderungen.

NOTE Paragraph

00:06:40.000 --> 00:06:42.000
Wir müssen das Problem auf den Kopf stellen,

00:06:42.000 --> 00:06:46.000
da wir ja ein genealogisches Problem untersuchen.

00:06:46.000 --> 00:06:48.000
Oder eine genealogische Frage.

00:06:48.000 --> 00:06:53.000
Wir versuchen, einen Familienstammbaum für jeden heute lebenden Menschen zu erstellen.

00:06:53.000 --> 00:06:55.000
Und jeder Genealoge weiß...

00:06:55.000 --> 00:06:57.000
Haben Sie oder ein Verwandter je versucht,

00:06:57.000 --> 00:07:00.000
einen Familienstammbaum in die Vergangenheit zu erstellen?

00:07:00.000 --> 00:07:02.000
Sie beginnen mit der Verwandtschaft von heute.

00:07:02.000 --> 00:07:04.000
Sie und Ihre Geschwister haben gemeinsame Eltern.

00:07:04.000 --> 00:07:06.000
Sie und Ihre Cousins haben gemeinsame Großeltern.

00:07:06.000 --> 00:07:09.000
Sie verfolgen Ihre Familiengeschichte in die Vergangenheit

00:07:09.000 --> 00:07:11.000
mit immer entfernteren Verwandten zurück.

00:07:11.000 --> 00:07:15.000
Aber wie gut Sie auch darin sind, Urkunden aus dem Kirchenarchiv aufzustöbern,

00:07:15.000 --> 00:07:19.000
irgendwann sind Sie am Ende mit Ihrem Latein.

00:07:19.000 --> 00:07:22.000
Ab hier gibt es keine weiteren Informationen über Ihre Vorfahren,

00:07:22.000 --> 00:07:26.000
und Sie befinden sich im dunklen und mysteriösen Bereich der Geschichte.

00:07:26.000 --> 00:07:29.000
Wir müssen uns dann einen Weg mit minimaler Anleitung bahnen.

NOTE Paragraph

00:07:29.000 --> 00:07:31.000
Wer kam davor?

00:07:31.000 --> 00:07:34.000
Wir haben keine schriftlichen Urkunden. Aber das stimmt nicht ganz.

00:07:34.000 --> 00:07:37.000
Es steht in unserer DNA, dem genetischen Code.

00:07:37.000 --> 00:07:39.000
Dieses Dokument zeigt uns die Vergangenheit,

00:07:39.000 --> 00:07:43.000
die frühesten Tagen unserer Spezies. Das untersuchen wir.

NOTE Paragraph

00:07:43.000 --> 00:07:45.000
Eine kleine Einführung zur DNA.

00:07:45.000 --> 00:07:48.000
Nicht alle hier sind wohl Genetiker.

00:07:48.000 --> 00:07:52.000
Es handelt sich im ein langes, lineares Molekül, einen Code,

00:07:52.000 --> 00:07:55.000
der beschreibt, wie man eine Kopie von Ihnen macht. Ihr Bauplan.

00:07:55.000 --> 00:07:58.000
Er besteht aus vier Untereinheiten: A, C, G und T.

00:07:58.000 --> 00:08:02.000
Und die Reihenfolge dieser Untereinheiten beschreibt diesen Bauplan.

00:08:02.000 --> 00:08:05.000
Wie lang er ist? Es gibt Milliarden von diesen Untereinheiten.

00:08:05.000 --> 00:08:08.000
Ein haploides Genom. Wir haben zwei Versionen all unserer Chromosomen.

00:08:08.000 --> 00:08:12.000
Ein haploides Genom hat etwa 3,2 Milliarden Nukleotide.

00:08:12.000 --> 00:08:14.000
Wenn Sie alles zusammenrechnen,

00:08:14.000 --> 00:08:16.000
ist es über 6 Milliarden Nukleotide lang.

00:08:16.000 --> 00:08:19.000
Nähme man die gesamte DNA einer Zelle Ihres Körpers,

00:08:19.000 --> 00:08:23.000
und streckte sie komplett, wäre sie rund 2 Meter lang.

00:08:23.000 --> 00:08:25.000
Und wenn Sie all Ihre DNA aus jeder Körperzelle

00:08:25.000 --> 00:08:29.000
aneinanderreihen, würde sie von hier bis zum Mond und wieder zurück reichen,

00:08:29.000 --> 00:08:32.000
und zwar Tausende Male. Das ist eine Menge Information.

NOTE Paragraph

00:08:32.000 --> 00:08:38.000
Wenn Sie diese DNA weitergeben, ist das eine ganz schön schwierige Aufgabe.

00:08:38.000 --> 00:08:42.000
Denken Sie an das längste Buch, das Ihnen einfällt, z. B. "Krieg und Frieden".

00:08:42.000 --> 00:08:44.000
Dann multiplizieren Sie es mit 100.

00:08:44.000 --> 00:08:46.000
Stellen Sie sich vor, das müssten Sie abschreiben.

00:08:46.000 --> 00:08:48.000
Sie arbeiten bis spät in die Nacht hinein,

00:08:48.000 --> 00:08:50.000
Sie arbeiten sehr sorgfältig und trinken Kaffee,

00:08:50.000 --> 00:08:52.000
und Sie passen gut auf. Manchmal aber

00:08:52.000 --> 00:08:54.000
unterläuft Ihnen beim Abschreiben

00:08:54.000 --> 00:08:56.000
ein Fehler - ein Rechtschreibfehler.

00:08:56.000 --> 00:09:00.000
Sie schreiben ein I anstatt einem E, oder C statt T.

NOTE Paragraph

00:09:00.000 --> 00:09:04.000
Dasselbe geschieht mit unserer DNA, wenn sie über die Generationen hinweg weitergegeben wird.

00:09:04.000 --> 00:09:07.000
Das passiert nicht oft. Wir haben einen Korrekturmechanismus.

00:09:07.000 --> 00:09:09.000
Aber es geschieht. Diese Veränderungen werden

00:09:09.000 --> 00:09:12.000
über Generationen weitergegeben. Sie werden zu Abstammungsmarkern.

00:09:12.000 --> 00:09:14.000
Wenn Sie einen Marker mit jemandem teilen,

00:09:14.000 --> 00:09:17.000
heißt das, dass sie einen gemeinsamen Vorfahren haben.

00:09:17.000 --> 00:09:19.000
Die erste Person mit einer DNA-Veränderung.

00:09:19.000 --> 00:09:22.000
Wenn man sich Muster der genetischen Veränderung ansieht,

00:09:22.000 --> 00:09:25.000
die Muster dieser Marker bei Menschen überall auf der Welt,

00:09:25.000 --> 00:09:29.000
und das Alter, also ihr Auftreten in der Geschichte, in Verbindung zueinander setzt,

00:09:29.000 --> 00:09:32.000
können wir einen Familienstammbaum für jede heute lebende Person erstellen.

NOTE Paragraph

00:09:32.000 --> 00:09:35.000
Das sind zwei DNA-Abschnitte, die wir oft verwenden.

00:09:35.000 --> 00:09:38.000
Die Mitochondrial-DNA, die unsere Abstammung mütterlicherseits verfolgt.

00:09:38.000 --> 00:09:41.000
Sie erhalten Ihre mtDNA von Ihrer Mutter und der Mutter Ihrer Mutter.

00:09:41.000 --> 00:09:43.000
Sie geht ganz zurück bis auf die erste Frau.

00:09:43.000 --> 00:09:46.000
Das Y-Chromosom, der DNA-Abschnitt, der Männer zu Männern macht,

00:09:46.000 --> 00:09:49.000
hält nur die väterliche Abstammung fest.

00:09:49.000 --> 00:09:53.000
Jeder in diesem Saal und jeder auf der Welt

00:09:53.000 --> 00:09:57.000
fällt irgendwo in diesen Bäumen in eine Abstammung.

00:09:57.000 --> 00:10:00.000
Auch wenn es sich nur um vereinfachte Versionen von echten Bäumen handelt,

00:10:00.000 --> 00:10:02.000
sind sie komplex, also vereinfachen wir weiter.

00:10:02.000 --> 00:10:04.000
Seitlich gedreht und kombiniert ähneln sie Bäumen,

00:10:04.000 --> 00:10:07.000
mit der Wurzel unten und den Ästen nach oben.

00:10:07.000 --> 00:10:09.000
Was ist also die Botschaft?

NOTE Paragraph

00:10:09.000 --> 00:10:11.000
Am auffälligsten ist,

00:10:11.000 --> 00:10:14.000
dass die am weitesten zurückliegende Punkte in unserem Familienstammbaum

00:10:14.000 --> 00:10:19.000
in Afrika und in der afrikanischen Bevölkerung zu finden sind.

00:10:19.000 --> 00:10:22.000
Das bedeutet, dass sich diese Mutationen bei Afrikanern

00:10:22.000 --> 00:10:25.000
über einen längeren Zeitraum verbreiten konnte.

00:10:25.000 --> 00:10:29.000
Anders ausgedrückt:Wir stammen aus Afrika. So steht es in unserer DNA.

00:10:29.000 --> 00:10:34.000
Jeder DNA-Abschnitt ist in Afrika stärker als außerhalb Afrikas verbreitet.

00:10:34.000 --> 00:10:37.000
Irgendwann in der Vergangenheit verließ eine Gruppe Afrikaner

00:10:37.000 --> 00:10:41.000
Afrika und besiedelte den Rest der Welt.

NOTE Paragraph

00:10:41.000 --> 00:10:43.000
Seit wann haben wir dieselbe Abstammung?

00:10:43.000 --> 00:10:47.000
Geschah es vor Millionen von Jahren? Das wäre einleuchtend,

00:10:47.000 --> 00:10:50.000
wenn wir uns die Vielfalt auf der ganzen Welt betrachten.

00:10:50.000 --> 00:10:53.000
Nein, die DNA trifft sehr klare Aussagen.

00:10:53.000 --> 00:10:58.000
Innerhalb der letzten 200.000 Jahre haben wir denselben Vorfahr,

00:10:58.000 --> 00:11:02.000
die Mitochondriale Eva, die Sie vielleicht kennen, in Afrika.

00:11:02.000 --> 00:11:05.000
Auf dieser afrikanischen Frau basiert die heutige mitochondriale Vielfalt.

NOTE Paragraph

00:11:05.000 --> 00:11:07.000
Aber noch erstaunlicher ist,

00:11:07.000 --> 00:11:09.000
bei der Betrachtung der Y-Chromosome,

00:11:09.000 --> 00:11:13.000
der männlichen Seite, festzustellen, dass der Adam des Y-Chromosoms

00:11:13.000 --> 00:11:15.000
erst vor rund 60.000 Jahren gelebt hat.

00:11:15.000 --> 00:11:18.000
Das sind nur etwa 2.000 menschliche Generationen.

00:11:18.000 --> 00:11:21.000
Ein kurzer Augenblick aus Sicht der Evolution.

00:11:22.000 --> 00:11:25.000
Das bedeutet, dass wir zu dieser Zeit noch immer in Afrika lebten.

00:11:25.000 --> 00:11:27.000
Es war ein Afrikaner, auf dem

00:11:27.000 --> 00:11:29.000
die weltweite Vielfalt der Y-Chromosome basiert.

00:11:29.000 --> 00:11:31.000
Wir haben also in nur 60.000 Jahren

00:11:31.000 --> 00:11:35.000
diese unglaubliche Vielfalt hervorgebracht, die es heute auf der Erde gibt.

00:11:35.000 --> 00:11:37.000
Eine erstaunliche Geschichte.

00:11:37.000 --> 00:11:40.000
Wir sind also alle Teil der erweiterten afrikanischen Familie.

NOTE Paragraph

00:11:41.000 --> 00:11:44.000
Das scheint erst vor Kurzem gewesen zu sein. Warum gingen wir nicht früher?

00:11:44.000 --> 00:11:48.000
Warum hat sich Homo erectus nicht zu verschiedenen Spezies entwickelt,

00:11:48.000 --> 00:11:50.000
oder Subspezies, zu mehreren Menschheiten?

00:11:50.000 --> 00:11:54.000
Wieso scheint es, dass wir erst vor Kurzem Afrika verlassen haben?

00:11:54.000 --> 00:11:56.000
Das ist eine wichtige Frage. Die Warum-Frage ist

00:11:56.000 --> 00:12:01.000
insbesondere in der Genetik und der Geschichtsforschung allgemein immer wichtig.

00:12:01.000 --> 00:12:03.000
Es sind schwierige Fragen.

NOTE Paragraph

00:12:03.000 --> 00:12:06.000
Und wenn uns die Ideen ausgehen, sprechen wir über das Wetter.

00:12:06.000 --> 00:12:09.000
Wie war das weltweite Wetter vor etwa 60.000 Jahren?

00:12:09.000 --> 00:12:12.000
Wir standen am Anfang des schlimmsten Teils der letzten Eiszeit.

00:12:12.000 --> 00:12:15.000
Die letzte Eiszeit begann vor etwa 120.000 Jahren.

00:12:15.000 --> 00:12:19.000
Sie entwickelte sich mal schneller, mal langsamer, aber vor 70.000 Jahren nahm das Tempo spürbar zu.

00:12:19.000 --> 00:12:21.000
Nachweise lieferten Sedimentkerne,

00:12:21.000 --> 00:12:24.000
Pollentypen, Sauerstoffisotope und so weiter.

00:12:24.000 --> 00:12:27.000
Das letzte glaziale Maximum gab es vor etwa 16.000 Jahren,

00:12:27.000 --> 00:12:31.000
aber seit 70.000 Jahren wurde es rau.

00:12:31.000 --> 00:12:36.000
Es wurde kalt. Auf der Nordhalbkugel wuchsen massive Eisschichten.

00:12:36.000 --> 00:12:40.000
New York, Chicago und Seattle lagen unter einer Eisdecke.

00:12:40.000 --> 00:12:45.000
Ein großer Teil Großbritanniens und ganz Skandinavien waren von einer kilometerdicken Eisschicht bedeckt.

NOTE Paragraph

00:12:45.000 --> 00:12:48.000
Afrika ist der tropischste Kontinent auf der Erde.

00:12:48.000 --> 00:12:52.000
Etwa 85 Prozent liegen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Wendekreis.

00:12:52.000 --> 00:12:54.000
Und es gibt nicht viele Gletscher hier,

00:12:54.000 --> 00:12:56.000
nur auf den hohen Bergen hier in Ostafrika.

00:12:56.000 --> 00:12:59.000
Was geschah hier? Afrika lag nicht unter einer Eisschicht.

00:12:59.000 --> 00:13:02.000
Allerdings trocknete Afrika zu dieser Zeit aus.

00:13:02.000 --> 00:13:04.000
Diese paläoklimatologische Karte zeigt,

00:13:04.000 --> 00:13:07.000
wie Afrika vor 60.000-70.000 Jahren ausgesehen hat,

00:13:07.000 --> 00:13:11.000
rekonstruiert mit Hilfe der eben genannten Nachweise.

00:13:11.000 --> 00:13:15.000
Der Grund ist, dass Eis Feuchtigkeit aus der Atmosphäre zieht.

00:13:15.000 --> 00:13:19.000
Die Antarktis ist genau genommen eine Wüste, weil es so wenig Niederschlag gibt.

NOTE Paragraph

00:13:19.000 --> 00:13:21.000
Die gesamte Welt trocknete aus.

00:13:21.000 --> 00:13:25.000
Die Meeresspiegel sanken und Afrika verwandelte sich in eine Wüste.

00:13:25.000 --> 00:13:28.000
Die Sahara war viel größer als heute.

00:13:28.000 --> 00:13:31.000
Der Lebensraum der Menschen reduzierte sich auf ein paar Flecken,

00:13:31.000 --> 00:13:33.000
verglichen damit, was wir heute haben.

00:13:33.000 --> 00:13:35.000
Genetische Daten weisen darauf hin,

00:13:35.000 --> 00:13:38.000
dass die menschliche Population vor etwa 70.000 Jahren

00:13:38.000 --> 00:13:41.000
auf weniger als 2.000 schrumpfte.

00:13:41.000 --> 00:13:45.000
Wir wären beinahe ausgestorben. Wir hingen am seidenen Faden.

NOTE Paragraph

00:13:45.000 --> 00:13:48.000
Dann aber geschah etwas. Hier sieht man das gut.

00:13:48.000 --> 00:13:50.000
Hier sehen Sie einige Steinwerkzeuge.

00:13:50.000 --> 00:13:54.000
Die links sind aus Afrika von vor etwa einer Million Jahren.

00:13:54.000 --> 00:13:57.000
Die rechts wurden von Neandertalern gemacht, die entfernte Cousins,

00:13:57.000 --> 00:13:59.000
keine direkte Vorfahren. Sie lebten in Europa.

00:13:59.000 --> 00:14:03.000
Sie sind etwa 50.000 oder 60.000 Jahre alt.

00:14:03.000 --> 00:14:06.000
Vielleicht beleidige ich jetzt einige Paläoanthropologen

00:14:06.000 --> 00:14:09.000
oder physische Anthropologen im Publikum,

00:14:09.000 --> 00:14:14.000
aber da gibt es keine große Veränderung zwischen den beiden Gruppen.

00:14:14.000 --> 00:14:17.000
Die links sind denen rechts recht ähnlich.

00:14:17.000 --> 00:14:21.000
Eine Periode langer kultureller Stasis begann vor einer Million Jahren

00:14:21.000 --> 00:14:23.000
und endete vor etwa 60.000 oder 70.000 Jahren.

00:14:23.000 --> 00:14:25.000
Die Werkzeuge änderten sich kaum.

00:14:25.000 --> 00:14:27.000
Das zeigt, dass menschliche Lebensgewohnheiten

00:14:27.000 --> 00:14:29.000
sich in dieser Zeit nicht merklich änderten.

NOTE Paragraph

00:14:29.000 --> 00:14:34.000
Aber vor 50.000, 60.000, 70.000 Jahren ging es in dieser Region

00:14:34.000 --> 00:14:37.000
Schlag auf Schlag. Kunst trat erstmals auf.

00:14:37.000 --> 00:14:40.000
Die Steinwerkzeuge wurden verfeinert.

00:14:40.000 --> 00:14:42.000
Die Menschen spezialisierten sich also auf Beute

00:14:43.000 --> 00:14:45.000
abhängig von der Jahreszeit.

00:14:45.000 --> 00:14:48.000
Die Population begann zu wachsen.

00:14:48.000 --> 00:14:50.000
Viele Sprachwissenschaftler gehen davon aus,

00:14:50.000 --> 00:14:54.000
dass moderne, syntaxorientierte Sprache -- Subjekt, Verb, Objekt --,

00:14:54.000 --> 00:14:58.000
mit der wir komplexe Ideen vermitteln, so wie ich jetzt, zu der Zeit erstmals auftrat.

00:14:58.000 --> 00:15:02.000
Wir wurden sozialer. Das soziale Netzwerk breitete sich aus.

NOTE Paragraph

00:15:02.000 --> 00:15:07.000
Dank dieser Verhaltensänderung überlebten wir die sich verschlechternden Bedingungen in Afrika

00:15:07.000 --> 00:15:11.000
und legte den Grundstein für unsere Ausdehnung rund im den Globus.

00:15:12.000 --> 00:15:15.000
Auf dieser Konferenz geht es um Erfolgsgeschichten aus Afrika.

00:15:15.000 --> 00:15:18.000
Hier ist die ultimative afrikanische Erfolgsgeschichte:

00:15:18.000 --> 00:15:21.000
Sehen Sie in den Spiegel. Sie sind Teil davon. Sie leben heute,

00:15:21.000 --> 00:15:25.000
weil die Veränderungen in unserem Gehirn in Afrika stattfanden,

00:15:25.000 --> 00:15:28.000
wahrscheinlich sogar in dieser Region hier,

00:15:28.000 --> 00:15:31.000
vor etwa 60.000, 70.000 Jahren.

00:15:31.000 --> 00:15:34.000
Dank ihnen überlebten wir in Afrika, und wanderten aus Afrika hinaus.

00:15:34.000 --> 00:15:37.000
Frühe Küstenmigration führte an der Südküste Asiens entlang,

00:15:37.000 --> 00:15:39.000
vor etwa 60.000 Jahren, hinaus aus Afrika.

00:15:39.000 --> 00:15:43.000
Wir erreichten Australien sehr schnell vor etwa 50.000 Jahren.

00:15:43.000 --> 00:15:45.000
Etwas später gingen Menschen in den Nahen Osten.

00:15:45.000 --> 00:15:47.000
Das waren die Savennenjäger.

NOTE Paragraph

00:15:47.000 --> 00:15:49.000
Nehmen Sie an Ausflügen nach der Konferenz teil?

00:15:49.000 --> 00:15:51.000
Dann erleben Sie eine richtige Savanne.

00:15:51.000 --> 00:15:53.000
Beutetiere sind an sie gebunden.

00:15:53.000 --> 00:15:56.000
Die Menschen, die sich auf das Töten der Tiere spezialisierten,

00:15:56.000 --> 00:15:59.000
die sie in den Savannen jagten, zogen nach Norden

00:15:59.000 --> 00:16:03.000
und folgten vor etwa 45.000 Jahren dem Grasland in den Nahen Osten

00:16:03.000 --> 00:16:05.000
in einer seltenen feuchteren Phase der Sahara.

00:16:05.000 --> 00:16:08.000
Sie folgten dem Grasland nach Osten,

00:16:08.000 --> 00:16:10.000
weil sie diesen Bedingungen angepasst waren.

NOTE Paragraph

00:16:10.000 --> 00:16:12.000
Als sie nach Zentralasien kamen,

00:16:12.000 --> 00:16:15.000
erreichten sie etwas, das man Schnellstraße der Steppe nennen kann.

00:16:15.000 --> 00:16:17.000
Eine Schnellstraße im Grasland.

00:16:17.000 --> 00:16:19.000
Das Grasland reichte in der letzten Eiszeit

00:16:19.000 --> 00:16:22.000
von Deutschland bis nach Korea.

00:16:22.000 --> 00:16:24.000
Der gesamte Kontinent stand ihnen offen.

00:16:24.000 --> 00:16:26.000
Vor rund 35.000 Jahren erreichten sie Europa

00:16:26.000 --> 00:16:28.000
und eine kleine Gruppe wanderte

00:16:28.000 --> 00:16:32.000
durch sehr schlechtes Wetter in Sibirien

00:16:32.000 --> 00:16:34.000
nördlich vom Polarkreis in der letzten Eiszeit

00:16:34.000 --> 00:16:38.000
bei Temperaturen von -55°C, -60°C, vielleicht sogar unter -70°C

00:16:38.000 --> 00:16:42.000
auf den amerikanischen Kontinent, wo sie die letzte Grenze erreichte.

NOTE Paragraph

00:16:42.000 --> 00:16:46.000
Eine erstaunliche Geschichte, die in Afrika ihren Ursprung hatte.

00:16:46.000 --> 00:16:48.000
Die Veränderungen, die uns das ermöglichten,

00:16:48.000 --> 00:16:51.000
die Entwicklung eines sehr anpassungsfähigen Gehirns in uns,

00:16:51.000 --> 00:16:53.000
erlaubten uns, neue Kulturen hervorzubringen.

00:16:53.000 --> 00:16:56.000
Sie erlaubten uns, die Vielfalt zu entwickeln,

00:16:56.000 --> 00:16:59.000
die man auf einer schwindelerregenden Reise wie meiner erlebt.

NOTE Paragraph

00:17:00.000 --> 00:17:04.000
Was ich Ihnen erzählt habe, ist in der Tat eine schwindelerregende Reise

00:17:04.000 --> 00:17:09.000
darüber, wie wir die Erde bevölkerten, über die paläolithischen Wanderungen unserer Spezies.

00:17:09.000 --> 00:17:11.000
Die Geschichte habe ich vor ein paar Jahren

00:17:11.000 --> 00:17:15.000
in meinem Buch "Die Wege der Menschheit" und in einem Film gleichen Titels festgehalten.

00:17:15.000 --> 00:17:18.000
Und als wir den Dreh abschlossen, --

00:17:18.000 --> 00:17:20.000
wir arbeiteten mit National Geographic zusammen--

00:17:20.000 --> 00:17:23.000
sprach ich mit den Leuten von NG über diese Arbeit.

00:17:23.000 --> 00:17:27.000
Sie waren begeistert. Sie mochten den Film meinten aber:

00:17:27.000 --> 00:17:29.000
"Wir glauben, dass das so etwas wie

00:17:29.000 --> 00:17:33.000
die nächste Stufe in der Erforschung nach den menschlichen Ursprüngen ist,

00:17:33.000 --> 00:17:38.000
mit Hilfe der DNA die Wanderungen der Welt nachzuverfolgen.

00:17:38.000 --> 00:17:40.000
Die Erforschung der Ursprünge ist in unserer DNA,

00:17:40.000 --> 00:17:42.000
und wir möchten etwas daraus machen.

00:17:42.000 --> 00:17:44.000
Was planen Sie als Nächstes?"

00:17:44.000 --> 00:17:46.000
Das war eine tolle Frage von National Geographic.

NOTE Paragraph

00:17:46.000 --> 00:17:50.000
Ich sagte: "Was ich hier angedeutet habe. Darum geht es mir.

00:17:50.000 --> 00:17:54.000
Es ist eine grobe Skizze der Migration auf dem Planeten.

00:17:54.000 --> 00:17:57.000
Sie basiert auf ein paar tausend Menschen, von denen wir Proben nahmen,

00:17:57.000 --> 00:17:59.000
auf einer Handvoll Gruppen auf der Welt.

00:17:59.000 --> 00:18:03.000
Wir haben genetische Marker studiert und in der Karte sind viele Lücken.

00:18:03.000 --> 00:18:05.000
Wir haben nur Punkte verbunden. Wir müssen nun

00:18:05.000 --> 00:18:09.000
unsere Probengröße um das Zehnfache oder noch mehr erweitern

00:18:09.000 --> 00:18:13.000
und hunderttausende DNA-Proben aus der ganzen Welt sammeln.

NOTE Paragraph

00:18:13.000 --> 00:18:16.000
Das war der Ursprung des Genographic Project.

00:18:16.000 --> 00:18:19.000
Das Projekt wurde im April 2005 ins Leben gerufen.

00:18:19.000 --> 00:18:23.000
Es hat drei Komponenten. Natürlich ist die Wissenschaft ein großer Teil.

00:18:23.000 --> 00:18:26.000
Die weltweite Feldforschung in Zusammenarbeit mit indigenen Gruppen.

00:18:26.000 --> 00:18:29.000
Gruppen, die lange am selben Ort gelebt haben

00:18:29.000 --> 00:18:31.000
und einen Bezug zu ihrer Heimat haben,

00:18:31.000 --> 00:18:33.000
der so vielen von uns verloren gegangen ist.

00:18:34.000 --> 00:18:36.000
Meine Vorfahren stammen aus Nordeuropa.

00:18:36.000 --> 00:18:39.000
Ich lebe an der Ostküste Nordamerikas, wenn ich nicht unterwegs bin.

00:18:39.000 --> 00:18:42.000
Aber wo ist meine Heimat? Nirgendwo. Meine Gene sind bunt gemischt.

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Aber einige Menschen haben die Verbindung zu ihren Vorfahren erhalten.

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Damit können wir unsere DNA-Ergebnisse in Kontext setzen.

NOTE Paragraph

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Das ist der Schwerpunkt der Feldforschung,

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der Zentren, die wir auf der ganzen Welt haben.

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Es gibt zehn, geleitet von den besten Populationsgenetikern.

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Aber gleichzeitig wollen wir die Studie allen Menschen zugänglich machen.

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Wie oft nehmen Sie an einem großen Wissenschaftsprojekt teil?

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Das Humangenomprojekt, Rover-Missionen auf dem Mars.

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Hier können Sie teilnehmen.

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Sie können auf unserer Website, Nationalgeographic.com/genographic

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ein Kit bestellen und Ihre DNA testen lassen.

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Sie können die Ergebnisse in die Datenbank einsenden

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und uns etwas über Ihre Vorfahren erzählen.

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Sie können die Daten als Teil der wissenschaftlichen Forschung analysieren lassen.

NOTE Paragraph

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Das ist ein gemeinnütziges Projekt. Das Geld, das wir einnehmen,

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geht nach Abzug der Testkosten und die Herstellung der Kit-Komponenten

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zurück in das Projekt.

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Das meiste geht an die sogenannte Vermächtnisstiftung,

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eine gemeinnützige Organisation, die Forschungsstipendien

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und Gelder an indigene Gruppen auf der ganzen Welt

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für von ihnen selbst initiierte Bildungs- und Kulturprojekte vergibt.

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Sie bewerben sich, um Projekte durchzuführen.

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Ich zeige Ihnen ein paar Beispiele.

NOTE Paragraph

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Also, wie steht es um das Projekt? Wir haben etwa 25.000 Proben

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von indigenen Völkern auf der ganzen Welt.

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Am erstaunlichsten ist das öffentliche Interesse.

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210.000 Menschen haben nach unserem Start vor zwei Jahren

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Teilnahmekits bestellt.

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Damit haben wir etwa 5 Millionen Dollar eingenommen,

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die hauptsächlich, mindestens zur Hälfte, in die Stiftung fließen.

NOTE Paragraph

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Wir haben gerade die ersten Stipendien in Höhe von 500.000 Dollar vergeben.

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Projekte weltweit dokumentieren mündliche Dichtkunst in Sierra Leone,

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erhalten traditionelle Webmuster in Gaza,

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fördern die Sprachwiederbelebung in Tadschikistan und so weiter.

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Das Projekt läuft hervorragend,

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und ich bitte Sie, unsere Webseite zu besuchen und im Auge zu behalten.

NOTE Paragraph

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Vielen Dank.

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(Applaus)