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The Hunger Games: Ein Vergleich zwischen Buch und Film

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    In meinem letzten Video habe ich einen Blick auf Suzanne Collins' dynamische junge Protagonistin Katniss Everdeen geworfen und
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    ihren Charakter im Zusammenhang mit Geschlecht, Gewalt und Feminismus auf seine wesentlichen Bestandteile
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    im Laufe des ersten Bandes der "Die Tribute von Panem" Trilogie zurück geführt.
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    Falls du es noch nicht gesehen hast, nur zu und schau es dir an.
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    Die Filmadaption der Tribute von Panem von Regisseur Gary Ross
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    und mit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle, startete im März 2012.
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    Der Film brachte an der Kinokasse Rekordeinnahmen und bewies damit wieder einmal, dass Frauen die Hauptrolle in einem erfolgreichen Blockbuster spielen können.
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    Nimm dies zur Kenntnis, Hollywood.
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    Ich hatte zwei große Befürchtungen als ich in den Film ging.
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    Erstens, dass die Gewalt verherrlicht sein würde.
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    Besonders in Anbetracht dessen, dass das Medium Kino dazu tendiert, explizite Gewalt und Blut zu sensationalisieren.
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    Ich war angenehm überrascht, dass die Macher des Films sich bewusst entschieden haben die Darstellung von Gewalt einzuschränken,
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    und es weitgehend vermieden haben das Blutvergießen zu zelebrieren.
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    Meine zweite Befürchtung war, dass Katniss' Character auf der Leinwand sexualisiert sein würde,
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    glücklicherweise haben die Filmemacher sich sehr bewusst dazu entschlossen, sie überhaupt nicht zu sexualisieren,
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    selbst in einer Szene in der sie ein Bad nimmt.
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    Dies ist eine wahrhaft bemerkenswerte Leistung angesichts eines
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    Systems in Hollywood, dass darauf beharrt alle seine weiblichen Hauptdarsteller auf und jenseits der Leinwand zu sexualisieren.
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    Natürlich gibt es immer deutliche Unterschiede zwischen
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    einem Buch und seiner Verfilmung, aufgrund zeitlicher Einschränkungen und anderer Faktoren.
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    Schauen wir uns also einmal ein paar dieser Unterschiede an.
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    Falls du das Buch noch nicht gelesen oder den Film noch nicht gesehen hast - (spoilers!) - Sei gewarnt.
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    Wenn wir das Buch lesen, haben wir durch die Ich-Erzählform Einblick in Katniss' Gedanken.
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    Wir folgen ihrem inneren Monolog, also kennen wir ihre Ängste, Wünsche und Bedürfnisse,
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    auf eine viel intimere Art als der Film uns bieten kann.
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    Dies ist nicht unbedingt ein Nachteil des Films, aber ich hatte das Gefühl, dass der Horror der Hunger-Spiele
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    und die lähmende Angst und Beklemmung, die die Tribute fühlen müssen, nicht ganz so gut herüber kamen.
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    Allerdings haben wir auch auf der Leinwand Tips und Hinweise auf Katniss' komplexe Gefühle bekommen,
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    mittels Jennifer Lawrence's unglaublicher Schauspielfähigkeiten,
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    und weil die Kamera ihr genug Zeit gab, um uns ihre nonverbalen Ausdrücke klar zu machen.
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    Ein_e weniger begabte_r Schauspieler_in hätte das nicht geschafft.
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    Obwohl mir der Film wirklich gefallen hat, hat er ein paar wichtige Mängel, die eine Erwähnung wert sind.
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    Während ich vom Gesamt-Look und der Atmosphäre des wohlhabenden Kapitols beeindruckt war,
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    fand ich es beunruhigend, dass die Artdirektoren feminine und anscheinend queere Männer
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    nur in der dekadenten, oberflächlichen und ziemlich soziopathischen Führungsschicht existieren ließen.
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    Die Entscheidung, Genderbending als ein reines Produkt
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    von extremem Haute Couture-Elitismus darzustellen, ist äußerst problematisch.
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    Im ersten Band ist es ganz klar dass Katniss (und vermutlich die anderen Tribute) sich
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    sehr bewusst sind, dass jede Bewegung und Handlung vom Publikum beobachtet und genau unter die Lupe genommen wird,
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    ganz wie die Reality TV-Programme von heute.
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    Zusätzlich zu ihrem Überlebenskampf müssen die Tribute also performen und schauspielern,
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    um Mitgefühl und Geschenke von ihren Sponsoren zu bekommen.
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    Seltsamerweise wird diese schauspielerische Ebene im Film nicht betont und priorisiert,
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    zumindest solange sie in der Arena sind.
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    Zum Beispiel wird im Buch klar gemacht, dass Katniss ihre Zuneigung zu Peeta vortäuscht,
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    um medizinische Versorgung zu bekommen, währen es im Film
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    weniger offensichtlich ist und es wird der Eindruck vermittelt, dass sie tatsächlich Gefühle für Peeta pflegt.
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    Später ist es im Buch interessant, dass Katniss die schauspielerischen Aspekte ihrer
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    Beziehung zu Peeta nicht mehr genau von echter Zuneigung, die sie vielleicht zueinander haben, unterscheiden kann,
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    inmitten all der Heuchlerei.
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    Zweitens, als ich diesen Film in einem vollen Kino am Tag der Eröffnung angeschaut habe,
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    hatte ich für einen schrecklichen Moment diese kognitive Dissonanz, als Thresh das junge,
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    weibliche Tribut aus Distrikt 2 brutal ermordet.
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    Hier ist das Problem:
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    Wir als das Publikum in der echten Welt schauen uns eine Geschichte an,
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    in der ein fiktionales Kapitol-Publikum Kindern beim Sterben zu schaut und dies genießt.
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    Verständlicherweise sollten du und ich also entsetzt sein über das ganze Medienspektakel der Hunger-Spiele,
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    aber als Clove's Kopf eingeschlagen und ihr lebloser Körper zu Boden geworfen wird,
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    hat das echte Publikum in dem Kino, in dem ich war, gejubelt und ihren Mord genossen.
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    Ironischerweise werden wir von den Filmemachern durch die Darstellung dieser Szene
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    dazu angeregt, genau so zu reagieren, wie das Kapitol-Publikum.
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    Beunruhigenderweise wollen die Filmemacher, dass wir uns über Clove's Mord freuen,
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    und ihn für gerechtfertigt halten, weil sie als entmenschlichte und skrupellose Figur dargestellt wurde.
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    Hier haben die Filmemacher völlig darin versagt, den grausamen Tod von Kindern konsistent darzustellen.
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    Wenn die Filmemacher überhaupt versuchen, irgendeine Aussage über die Verwerflichkeit der Hunger-Spiele zu machen,
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    müssen sie konsistent sein, indem sie jeden Tod als entsetzlich darstellen.
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    Die Tatsache, dass Clove's Tod nicht als schreckliches Ereignis dargestellt wurde, ist ein schwerer Fehler.
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    Interessanterweise sollten wir selbst als Cato, der Hauptbösewicht in der Arena,
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    getötet wird, seinen Tod nicht zelebrieren, und darüber werde ich gleich noch einmal sprechen.
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    Obwohl Jennifer Lawrence die Rolle von Katniss sehr gut spielt,
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    sollten wir für einen Moment über Hautfarben und die Besetzung des Films reden.
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    Im Buch beschreibt Collins Katniss' Haut eindeutig als olivenfarben und ihre Haare als glatt und schwarz,
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    also sollte man meinen, dass das Casting dies widerspiegeln würde,
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    und sie nach Schauspielerinnen mit olivenfarbener Haut und glatten Haaren suchen würden.
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    Aber tatsächlich wurde in der Anzeige angegeben, dass nur hellhäutige Schauspielerinnen
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    zum Vorsprechen für Katniss' Rolle zugelassen werden würden.
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    Unglücklicherweise ist dies nicht nur ein Problem mit einem Film oder einer Castingabteilung in einem Studio,
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    dies ist ein Problem in allen Bereichen von Hollywood.
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    Und eine der Hauptkonsequenzen von dieser Art systematischen Whitewashings ist dass die Geschichten farbiger Frauen
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    es selten auf die Leinwand schaffen und farbige Schauspielerinnen für die meisten Rollen nicht vorsprechen dürfen.
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    Mehr Informationen zur Bekämpfung von Whitewashing in Hollywood, gibt es bei Racebending.
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    Ich will ein paar Dinge aufzeigen, die ich im Film besser fand als im Buch.
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    Erstens, das Filmformat erlaubt es uns, viele Begebenheiten an vielen Orten gleichzeitig zu sehen,
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    als Katniss ihr Mitgefühl für die gefallene Rue zeigt und dann ihre Solidarität mit Rue's Distrikt 11 signalisiert,
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    sehen wir auch den spontanen Aufstand in diesem Distrikt.
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    Dies fehlt im Buch, aber ist letztendlich einer der eindringlichsten und wirkungsvollsten Momente des Films.
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    Ich denke, einer der größten Fehler des Buchs und des Films war, dass kein Versuch gemacht wurde,
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    die Karriere-Tribute einschließlich Cato, Clove, Glimmer und Marvel auch nur ein kleines Bisschen zu vermenschlichen.
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    Vor allem im Film werden sie als vollkommen sadistische,
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    unmenschliche Monster dargestellt, die im übertriebenen und unglaublichen Maße Spaß am Töten haben.
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    Allerdings behandelt der Film Cato am Ende etwas anders.
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    In der Szene, als die drei übrigen Teilnehmer auf dem Füllhorn festsitzen,
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    klagt der emotional verstörte Cato, dass das Töten alles ist, was er in seinem Leben gelernt hat.
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    Ihm wird klar, dass er nicht gewinnen kann, und muss zusehen, während seine vorsichtig konstruierte,
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    privilegierte Welt zerfällt. Wir bekommen einen Einblick in das menschliche Wesen unter seiner angelernten Brutalität.
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    Während dieser Interaktion wendet sich Cato gen Himmel und verspottet die Spielmacher und das Kapitol,
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    indem er mit verzweifelter und verstörter Stimme fragt: "Liefern wir euch eine gute Show?"
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    Dies ist ein kritischer, vermenschlichender Moment, der die
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    unredliche Brutalität der Spiele und ihre emotionale Wirkung auf selbst den skrupellosesten Teilnehmer zeigt.
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    Dies steht im starken Kontrast zum Roman, wo Cato vom Anfang bis zum Ende entmenschlicht wird.
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    Ich bin froh dass der Film diese Änderung gemacht hat, aber ich wünschte, sie hätten auch
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    die anderen Karriere-Tribute vermenschlicht, zumindest ein kleines Bisschen.
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    Abschließend empfehle ich euch trotzdem, das erste Buch zu lesen und euch den Film anzuschauen.
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    Ich denke, im Großen und Ganzen, und vor allem im Vergleich zum Rest des Hollywood-Angebots, ist Katniss
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    eine der besten jungen weiblichen Charaktere, die ich seit langem auf der Leinwand gesehen habe.
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    Enttäuschenderweise hört Katniss' Charakter in den nächsten beiden Büchern, Gefährliche Liebe und Flammender Zorn,
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    nicht nur auf, sich zu entwickeln, sondern macht teilweise sogar Rückschritte.
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    Ich werde in einem zukünftigen Video die Schwächen der Bücher 2 und 3 im Detail besprechen,
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    aber für den Moment sage ich nur: Falls du die beiden Bücher noch nicht gelesen hast, ich würde es sein lassen.
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    Wenn dir dieses Video gefallen hat und du mehr ausführliche Deutungen von weiblichen Charakteren in der Popkultur
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Title:
The Hunger Games: Ein Vergleich zwischen Buch und Film
Description:

Warnung: SPOILER für den ersten Hunger Games-Roman

The Hunger Games ist eine der berühmtesten Jugendromanserien in Konkurrenz zu Harry Potter und Twilight. Als die erste Verfilmung vor Kurzem im März 2012 veröffentlicht wurde, waren die Leser_innen und das Publikum positiv überrascht von der lebhaften, dynamischen, jungen Protagonistin. Im zweiten Teil meiner zweiteiligen The Hunger Games-Serie werde ich das Buch mit dem Film vergleichen und über einige der Mängel der Verfilmung und auch manche Dinge, die im Film besser gemacht wurden als im Buch, sprechen.
Schau dir auch Teil Eins an, wo ich Katniss' Charakter im ersten Band bespreche:
http://www.youtube.com/watch?v=C8428XSejp0

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Video Language:
English
Team:
Feminist Frequency
Duration:
07:36

German subtitles

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