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Leslie Morgan Steiner: Warum Opfer häuslicher Gewalt nicht einfach gehen

  • 0:01 - 0:04
    Ich möchte heute über eine
    beeunruhigende Frage sprechen,
  • 0:04 - 0:08
    die eine genauso
    beunruhigende Antwort hat.
  • 0:08 - 0:11
    Es geht um die Geheimnisse
    häuslicher Gewalt,
  • 0:11 - 0:14
    und ich möchte
    die Frage angehen,
  • 0:14 - 0:18
    die immer alle fragen:
  • 0:18 - 0:19
    Warum bleibt sie?
  • 0:19 - 0:23
    Warum würde irgendjemand bei
    einem Mann bleiben, der einen schlägt?
  • 0:23 - 0:26
    Ich bin keine
    Psychiaterin, Sozialarbeiterin
  • 0:26 - 0:29
    oder Expertin
    in häuslicher Gewalt.
  • 0:29 - 0:32
    Ich bin nur eine Frau
    mit einer Geschichte.
  • 0:32 - 0:36
    Ich war 22. Ich hatte gerade
    meinen Abschluss in Harvard gemacht.
  • 0:36 - 0:39
    Ich war nach New York
    gezogen für meinen ersten Job
  • 0:39 - 0:42
    als Autorin und Redakteurin
    des Magazins Seventeen.
  • 0:42 - 0:44
    Ich hatte meine
    erste Wohnung,
  • 0:44 - 0:48
    meine
    erste American Express
  • 0:48 - 0:51
    und ich hatte ein
    großes Geheimnis.
  • 0:51 - 0:54
    Mein Geheimnis war,
    dass mir diese Waffe,
  • 0:54 - 0:58
    geladen mit Hohlspitzgeschossen,
    an den Kopf gehalten wurde
  • 0:58 - 1:00
    von dem Mann, den ich für meinen
    Seelenverwandten hielt,
  • 1:00 - 1:04
    immer
    und immer wieder.
  • 1:04 - 1:07
    Der Mann, den ich mehr als
    jeden anderen auf der Welt liebte,
  • 1:07 - 1:11
    hielt mir eine Waffe an den Kopf
    und drohte, mich umzubringen,
  • 1:11 - 1:15
    öfter als ich mich
    erinnern kann.
  • 1:15 - 1:17
    Ich möchte Ihnen von
    verrückter Liebe erzählen,
  • 1:17 - 1:20
    einer psychologischen
    Falle, getarnt als Liebe,
  • 1:20 - 1:23
    in die jedes Jahr
    Millionen von Frauen
  • 1:23 - 1:26
    und auch ein paar
    Männer geraten.
  • 1:26 - 1:28
    Vielleicht ist es
    sogar Ihre Geschichte.
  • 1:28 - 1:32
    Ich sehe nicht wie eine typische
    Überlebende häuslicher Gewalt aus.
  • 1:32 - 1:34
    Ich habe einen Bachelor
    in Englisch von Harvard
  • 1:34 - 1:36
    und einen MBA in Marketing
    von der Wharton Business School.
  • 1:36 - 1:39
    Ich habe während des Großteils meiner Karriere
    bei Fortune-500-Unternehmen gearbeitet,
  • 1:39 - 1:44
    wie Johnson & Johnson, Leo Burnett
    und The Washington Post.
  • 1:44 - 1:48
    Ich bin seit fast 20 Jahren mit
    meinem zweiten Mann verheiratet
  • 1:48 - 1:50
    und wir haben
    drei Kinder.
  • 1:50 - 1:55
    Wir haben einen schwarzen Labrador und
    ich fahre einen Honda Odyssey Minivan.
  • 1:55 - 1:57
    (Gelächter)
  • 1:57 - 2:00
    Meine erste Botschaft an Sie ist,
    dass häusliche Gewalt
  • 2:00 - 2:02
    jedem passieren kann –
  • 2:02 - 2:06
    in allen Völkern, allen Religionen,
    auf jedem Einkommens- und Bildungsniveau.
  • 2:06 - 2:08
    Sie ist überall.
  • 2:08 - 2:11
    Meine zweite Botschaft ist,
    dass alle denken,
  • 2:11 - 2:13
    häusliche Gewalt würde
    nur Frauen passieren,
  • 2:13 - 2:15
    es sei Frauensache.
  • 2:15 - 2:17
    Nicht unbedingt.
  • 2:17 - 2:21
    Mehr als 85% der Täter sind
    Männer, und häusliche Gewalt
  • 2:21 - 2:27
    kommt nur in intimen, wechselseitigen,
    langfristigen Beziehungen vor,
  • 2:27 - 2:30
    also in Familien,
  • 2:30 - 2:33
    dem letzten Ort, an dem wir Gewalt
    wollen oder erwarten würden.
  • 2:33 - 2:38
    Deswegen ist häusliche
    Gewalt so verwirrend.
  • 2:38 - 2:41
    Ich selbst hätte Ihnen
    versichert, ich sei die Letzte,
  • 2:41 - 2:44
    die bei einem Mann
    bleiben würde, der mich schlägt.
  • 2:44 - 2:47
    Aber ich war ein sehr typisches
    Opfer, wegen meines Alters.
  • 2:47 - 2:51
    Ich war 22,
    und in den USA
  • 2:51 - 2:54
    sind Frauen zwischen 16
    und 24 dreimal so häufig
  • 2:54 - 2:57
    Opfer häuslicher Gewalt
  • 2:57 - 3:00
    wie Frauen anderen Alters.
  • 3:00 - 3:03
    Mehr als 500 Frauen
    in diesem Alter
  • 3:03 - 3:07
    werden jedes Jahr in den USA von
    gewalttätigen Partnern getötet,
  • 3:07 - 3:11
    von ihren
    Freunden und Männern.
  • 3:11 - 3:15
    Ich war auch ein typisches
    Opfer, weil ich nichts
  • 3:15 - 3:19
    über häusliche Gewalt wusste,
    über deren Anzeichen und Verhaltensmuster.
  • 3:19 - 3:24
    Ich traf Conor an einem kalten,
    regnerischen Abend im Januar.
  • 3:24 - 3:27
    Er saß neben mir in
    der U-Bahn in New York
  • 3:27 - 3:29
    udn er sprach mich an.
  • 3:29 - 3:31
    Er sagte mir zwei Dinge:
  • 3:31 - 3:35
    Er hatte auch gerade seinen Abschluss
    an einer Ivy-League-Hochschule gemacht,
  • 3:35 - 3:39
    und er arbeitete in einer sehr
    beeindruckenden Bank in der Wall Street.
  • 3:39 - 3:43
    Was mich aber bei diesem ersten
    Treffen am meisten beeindruckte,
  • 3:43 - 3:46
    war seine Klugheit
    und sein Humor
  • 3:46 - 3:48
    und dass er wie ein
    Bauernjunge aussah.
  • 3:48 - 3:50
    Er hatte diese großen
    Apfelbäckchen,
  • 3:50 - 3:52
    weizenblondes Haar
  • 3:52 - 3:55
    und er wirkte so lieb.
  • 3:55 - 3:59
    Eine der klügsten Sachen,
    die Conor von Anfang an tat,
  • 3:59 - 4:04
    war die Erzeugung der Illusion, ich sei
    der dominante Partner in der Beziehung.
  • 4:04 - 4:07
    Er tat das vor allem am Anfang,
  • 4:07 - 4:09
    indem er mich anhimmelte.
  • 4:09 - 4:13
    Als wir anfingen, auszugehen,
    liebte er alles an mir,
  • 4:13 - 4:14
    dass ich schlau war, dass ich
    nach Harvard gegangen war,
  • 4:14 - 4:17
    dass es mich für Mädchen
    engagierte und in meinen Beruf.
  • 4:17 - 4:20
    Er wollte alles über
    meine Familie, meine Kindheit
  • 4:20 - 4:23
    und meine Hoffnungen
    und Träume wissen.
  • 4:23 - 4:26
    Er glaubte an mich,
    als Autorin und als Frau,
  • 4:26 - 4:30
    wie sonst niemand vor ihm.
  • 4:30 - 4:34
    Er schaffte diese magische Atmosphäre
    von Vertrauen zwischen uns,
  • 4:34 - 4:37
    indem er mir sein
    Geheimnis anvertraute:
  • 4:37 - 4:41
    Ab dem Alter
    von vier Jahren
  • 4:41 - 4:44
    war er brutal und
    wiederholt physisch
  • 4:44 - 4:46
    von seinem Stiefvater
    missbraucht worden.
  • 4:46 - 4:50
    Der Missbrauch war so schlimm geworden, dass er
    in der achten Klasse die Schule abbrechen musste,
  • 4:50 - 4:52
    obwohl er sehr intelligent war,
  • 4:52 - 4:56
    und er hatte fast 20 Jahre damit
    verbracht, sein Leben neu aufzubauen.
  • 4:56 - 4:59
    Deswegen bedeuteten ihm
    sein Ivy-League-Abschluss
  • 4:59 - 5:02
    und sein Wall-Street-Job und
    seine glänzende Zukunft
  • 5:02 - 5:04
    so viel.
  • 5:04 - 5:06
    Wenn Sie mir erzählt hätten,
  • 5:06 - 5:12
    dieser kluge, witzige,
    sensible Mann, der mich anbetete,
  • 5:12 - 5:16
    würde mir eines Tages vorschreiben,
    ob ich Make-up trage,
  • 5:16 - 5:18
    wie lang mein Rock sein darf,
  • 5:18 - 5:20
    wo ich lebe, welche
    Arbeit ich annehme,
  • 5:20 - 5:23
    wer meine Freunde sind und
    wo ich Weihnachten verbringe,
  • 5:23 - 5:25
    dann hätte ich
    über Sie gelacht,
  • 5:25 - 5:28
    weil Connor am Anfang keinerlei
    Anzeichen von Gewalt,
  • 5:28 - 5:32
    Kontrolle oder Zorn zeigte.
  • 5:32 - 5:35
    Ich wusste nicht,
    dass die erste Phase
  • 5:35 - 5:37
    jeder Beziehung mit
    häuslicher Gewalt
  • 5:37 - 5:41
    darin besteht, das Opfer zu
    verführen und zu bezaubern.
  • 5:41 - 5:46
    Ich wusste auch nicht, dass die zweite
    Phase ist, das Opfer zu isolieren.
  • 5:46 - 5:50
    Conor kam nicht einfach
    eines Tages heim und sagte:
  • 5:50 - 5:53
    „Der ganze Romeo und
    Julia Kram war toll,
  • 5:53 - 5:55
    aber wir müssen jetzt
    zu Phase 2 übergehen,
  • 5:55 - 5:59
    wo ich dich isoliere und
    missbrauche“ – (Gelächter) –
  • 5:59 - 6:01
    „also musst du jetzt
    aus der Wohnung raus,
  • 6:01 - 6:02
    wo die Nachbarn dich
    schreien hören können,
  • 6:02 - 6:05
    und aus der Stadt, in der
    du Freunde, Familie
  • 6:05 - 6:08
    und Kollegen hast, die deine
    blauen Flecken sehen.“
  • 6:08 - 6:12
    Stattdessen kam Conor
    an einem Freitag Abend heim
  • 6:12 - 6:15
    und sagte mir, er habe an dem
    Tag seinen Job gekündigt,
  • 6:15 - 6:17
    seinen Traumjob,
  • 6:17 - 6:22
    und zwar meinetwegen,
  • 6:22 - 6:25
    weil er sich meinetwegen
    so sicher und geliebt fühle,
  • 6:25 - 6:28
    dass er sich nicht mehr an der
    Wall Street beweisen müsse.
  • 6:28 - 6:30
    Er wolle einfach
    aus der Stadt raus,
  • 6:30 - 6:33
    weg von seiner misshandelnden,
    zerrütteten Familie,
  • 6:33 - 6:36
    und in ein Städtchen
    in Neuengland ziehen,
  • 6:36 - 6:40
    wo er sein Leben neu anfangen
    konnte, mit mir an seiner Seite.
  • 6:40 - 6:44
    New York und meinen
    Traumberuf zu verlassen,
  • 6:44 - 6:48
    war das Letzte,
    was ich wollte,
  • 6:48 - 6:50
    aber ich dachte, man bringt Opfer
    für seinen Seelenverwandten.
  • 6:50 - 6:54
    Also stimmte ich zu
    und kündigte meinen Job.
  • 6:54 - 6:56
    Conor und ich
    verließen Manhattan.
  • 6:56 - 7:01
    Ich hatte keine Ahnung,
    dass ich mich verrückt verliebte,
  • 7:01 - 7:04
    dass ich Hals über Kopf
    in eine sorgfältig gelegte
  • 7:04 - 7:09
    physische, materielle und
    psychologische Falle ging.
  • 7:09 - 7:11
    Der nächste Schritt in der
    Struktur häuslicher Gewalt
  • 7:11 - 7:16
    ist die Einführung
    von Gewaltandrohung
  • 7:16 - 7:18
    und zu sehen,
    wie sie reagiert.
  • 7:18 - 7:21
    An dieser Stelle kommen
    die Waffen ins Spiel.
  • 7:21 - 7:24
    Sobald wir nach
    Neuengland zogen –
  • 7:24 - 7:26
    den Ort, an dem Conor sich
    hatte sicher fühlen wollen –
  • 7:26 - 7:29
    kaufte er drei Pistolen.
  • 7:29 - 7:32
    Eine hatte er im Handschuhfach
    unseres Autos,
  • 7:32 - 7:35
    eine unter den Kissen
    in unserem Bett
  • 7:35 - 7:38
    und die dritte hatte er
    immer in seiner Tasche.
  • 7:38 - 7:40
    Und er sagte, er
    brauche diese Waffen
  • 7:40 - 7:43
    wegen des Traumas, das
    er als Kind erlebt hatte.
  • 7:43 - 7:46
    Er brauche sie, um sich
    geborgen zu fühlen.
  • 7:46 - 7:49
    In Wirklichkeit waren diese
    Waffen eine Botschaft an mich,
  • 7:49 - 7:51
    und obwohl er nie seine Hand
    gegen mich erhoben hatte,
  • 7:51 - 7:57
    war ich bereits in Lebensgefahr,
    jede Minute, jeden Tag.
  • 7:57 - 8:01
    Fünf Tage vor unserer Hochzeit
  • 8:01 - 8:03
    griff Conor mich das
    erste Mal tätlich an.
  • 8:03 - 8:08
    Es war 7 Uhr. Ich hatte
    noch mein Nachthemd an.
  • 8:08 - 8:12
    Ich versuchte, am Computer
    einen Auftrag fertigzustellen
  • 8:12 - 8:14
    und ich regte mich auf.
  • 8:14 - 8:17
    Conor verwendete
    meinen Zorn als Vorwand,
  • 8:17 - 8:20
    seine Hände um
    meinen Hals zu legen,
  • 8:20 - 8:24
    und so fest zuzudrücken, dass ich
    weder atmen noch schreien konnte,
  • 8:24 - 8:26
    und mit diesem Würgegriff
  • 8:26 - 8:30
    schlug er meinen Kopf
    mehrfach gegen die Wand.
  • 8:30 - 8:35
    Fünf Tage später waren die blauen
    Flecken gerade so verschwunden
  • 8:35 - 8:38
    und ich heiratete ihn
  • 8:38 - 8:40
    im Hochzeitskleid meiner Mutter.
  • 8:40 - 8:42
    Trotz alledem, was passiert war,
  • 8:42 - 8:46
    war ich sicher, dass wir für immer
    glücklich zusammenleben würden,
  • 8:46 - 8:50
    weil ich ihn liebte,
    und er mich so sehr liebte.
  • 8:50 - 8:53
    Und es tat ihm
    sehr, sehr leid.
  • 8:53 - 8:57
    Er war einfach richtig gestresst
    gewesen wegen der Hochzeit
  • 8:57 - 8:59
    und wegen der Gründung einer
    Familie mit mir.
  • 8:59 - 9:00
    Es war ein
    isolierter Einzelfall,
  • 9:00 - 9:04
    und er würde mir
    niemals wieder weh tun.
  • 9:04 - 9:07
    Es passierte noch zwei
    mal in den Flitterwochen.
  • 9:07 - 9:10
    Das erste Mal versuchte ich, zu einem
    versteckten Strand zu fahren
  • 9:10 - 9:12
    und ich verfuhr mich,
  • 9:12 - 9:15
    und er schlug mir so
    heftig gegen den Kopf,
  • 9:15 - 9:18
    dass die andere Seite
    meines Kopfes mehrfach
  • 9:18 - 9:20
    gegen das Fahrerfenster stieß.
  • 9:20 - 9:23
    Und ein paar Tage später,
    auf der Heimfahrt,
  • 9:23 - 9:26
    ärgerte er sich
    über den Verkehr
  • 9:26 - 9:29
    und warf einen kalten
    BigMac in mein Gesicht.
  • 9:29 - 9:32
    Von da an schlug mich Conor
    ein oder zwei mal die Woche
  • 9:32 - 9:35
    innerhalb der nächsten
    zweieinhalb Jahre unserer Ehe.
  • 9:35 - 9:38
    Ich nahm fälschlicherweise
    an, ich sei einzigartig
  • 9:38 - 9:41
    und alleine
    in dieser Situation.
  • 9:41 - 9:43
    Eine von
    drei amerikanischen Frauen
  • 9:43 - 9:47
    erfährt häusliche Gewalt
    oder Stalking in ihrem Leben
  • 9:47 - 9:51
    und laut CDC werden jährlich
  • 9:51 - 9:54
    15 Millionen Kinder missbraucht.
  • 9:54 - 9:59
    Also war ich eigentlich
    in bester Gesellschaft.
  • 9:59 - 10:01
    Zurück zu meiner Frage:
  • 10:01 - 10:03
    Warum blieb ich?
  • 10:03 - 10:06
    Die Antwort ist einfach.
  • 10:06 - 10:09
    Ich wusste nicht, dass
    er mich missbrauchte.
  • 10:09 - 10:13
    Obwohl er geladene Waffen
    an meinen Kopf hielt,
  • 10:13 - 10:15
    mich die Treppe hinunterstieß,
  • 10:15 - 10:16
    androhte,
    unseren Hund umzubringen,
  • 10:16 - 10:20
    den Schlüssel aus der Zündung zog,
    während ich auf der Autobahn fuhr,
  • 10:20 - 10:23
    mir Kaffeesatz über
    den Kopf schüttete,
  • 10:23 - 10:25
    während ich mich für ein
    Vorstellungsgespräch umzog,
  • 10:25 - 10:29
    erachtete ich mich selbst nie
    als eine misshandelte Frau.
  • 10:29 - 10:33
    Im Gegenteil, ich war eine
    sehr starke Frau,
  • 10:33 - 10:35
    die einen Mann mit
    schweren Problemen liebte,
  • 10:35 - 10:37
    und ich war die einzige
    Person auf der Welt,
  • 10:37 - 10:41
    die Conor dabei helfen konnte,
    sich seinen Dämonen zu stellen.
  • 10:41 - 10:45
    Die andere Frage,
    die jeder stellt, ist:
  • 10:45 - 10:47
    „Warum geht sie nicht einfach?
  • 10:47 - 10:51
    Warum verließ ich ihn nicht einfach?“
    Ich hätte jederzeit gehen können.
  • 10:51 - 10:56
    Ich finde, das ist die traurigste
    und schmerzhafteste Frage,
  • 10:56 - 10:59
    weil wir Opfer etwas wissen,
    was kaum jemand weiß:
  • 10:59 - 11:03
    Es ist sehr gefährlich,
    einen Täter zu verlassen.
  • 11:03 - 11:06
    Denn der letzte Schritt im
    Schema häuslicher Gewalt
  • 11:06 - 11:09
    ist Mord.
  • 11:09 - 11:12
    Mehr als 70% der Morde
    in häuslicher Gewalt
  • 11:12 - 11:16
    passieren, nachdem das Opfer
    die Beziehung beendet hat,
  • 11:16 - 11:18
    nachdem es entkommen ist,
  • 11:18 - 11:21
    weil der Täter dann nichts
    mehr zu verlieren hat.
  • 11:21 - 11:24
    Andere Folgen sind
    langfristiges Stalking,
  • 11:24 - 11:27
    selbst wenn der Täter
    wieder heiratet;
  • 11:27 - 11:29
    Verweigerung von Geldmitteln
  • 11:29 - 11:32
    und Manipulation des
    Familiengerichtssystems,
  • 11:32 - 11:34
    um das Opfer und ihre
    Kinder zu verängstigen,
  • 11:34 - 11:39
    die oft von Familienrichtern
    gezwungen werden,
  • 11:39 - 11:41
    unbeaufsichtigt Zeit mit
    dem Mann zu verbringen,
  • 11:41 - 11:45
    der ihre Mutter geschlagen hat.
  • 11:45 - 11:49
    Und wir fragen immer noch,
    warum sie nicht einfach geht.
  • 11:49 - 11:51
    Ich war in der Lage,
    zu gehen,
  • 11:51 - 11:54
    wegen letzter sadistischer Prügel,
  • 11:54 - 11:57
    die durch meine Leugnung
    hindurchbrachen.
  • 11:57 - 12:00
    Mir wurde klar, dass der Mann,
    den ich so sehr liebte,
  • 12:00 - 12:03
    mich umbringen würde,
    wenn ich es zuließ.
  • 12:03 - 12:06
    Also brach ich
    das Schweigen.
  • 12:06 - 12:08
    Ich erzählte es jedem:
  • 12:08 - 12:12
    der Polizei, meinen Nachbarn,
  • 12:12 - 12:16
    meinen Freunden und
    meiner Familie, völlig Fremden,
  • 12:16 - 12:23
    und ich bin heute hier, weil Sie
    alle mir geholfen haben.
  • 12:23 - 12:25
    Wir neigen dazu,
    Opfer als grausige Schlagzeilen
  • 12:25 - 12:29
    zu stereotypisieren,
  • 12:29 - 12:32
    als selbstzerstörerische
    Frauen, beschädigte Ware.
  • 12:32 - 12:35
    Die Frage, warum sie bleibt,
  • 12:35 - 12:40
    steht bei manchen Leuten für
    „Es ist ihre Schuld, wenn sie bleibt“,
  • 12:40 - 12:44
    als ob Opfer sich absichtlich
    in Männer verlieben würden,
  • 12:44 - 12:46
    die uns zerstören wollen.
  • 12:46 - 12:49
    Aber seit ich „Crazy Love“
    veröffentlicht habe,
  • 12:49 - 12:52
    habe ich hunderte von Geschichten
    von Männern und Frauen gehört,
  • 12:52 - 12:55
    die auch entkommen sind,
  • 12:55 - 12:59
    die eine unschätzbare Lektion fürs Leben
    gelernt haben von dem, was passiert ist,
  • 12:59 - 13:03
    und die wieder fröhliche,
    glückliche Leben aufgebaut haben
  • 13:03 - 13:06
    als Angestellte,
    Ehefrauen und Mütter,
  • 13:06 - 13:10
    völlig gewaltfreie Leben,
    so wie ich.
  • 13:10 - 13:15
    Weil sich zeigt, dass ich eigentlich ein ganz
    typisches Opfer häuslicher Gewalt bin,
  • 13:15 - 13:18
    und eine ganz
    typische Überlebende.
  • 13:18 - 13:22
    Ich habe wieder geheiratet, einen
    gütigen und sanftmütigen Mann,
  • 13:22 - 13:24
    und wir haben
    diese drei Kinder.
  • 13:24 - 13:28
    Ich habe diesen schwarzen
    Labrador und diesen Minivan.
  • 13:28 - 13:31
    Was ich nie wieder,
  • 13:31 - 13:34
    niemals haben werde,
  • 13:34 - 13:36
    ist eine geladene Waffe,
    an meinem Kopf
  • 13:36 - 13:40
    von jemandem, der sagt,
    er würde mich lieben.
  • 13:40 - 13:43
    Jetzt denken Sie vielleicht:
  • 13:43 - 13:44
    „Wow, das ist faszinierend“,
  • 13:44 - 13:48
    oder: „Wow, wie dumm sie war“,
  • 13:48 - 13:54
    aber die ganze Zeit über habe ich
    eigentlich über Sie gesprochen.
  • 13:54 - 13:57
    Ich versichere ihnen,
    dass mir im Moment
  • 13:57 - 13:59
    einige Menschen zuhören,
  • 13:59 - 14:02
    die zur Zeit missbraucht werden
  • 14:02 - 14:04
    oder die als Kinder
    missbraucht wurden
  • 14:04 - 14:08
    oder die selbst Täter sind.
  • 14:08 - 14:10
    Missbrauch könnte
    Ihre Tochter betreffen,
  • 14:10 - 14:15
    Ihre Schwester, Ihre Freundin.
  • 14:15 - 14:18
    Ich war in der Lage, meine eigene
    Geschichte verrückter Liebe zu beenden,
  • 14:18 - 14:21
    indem ich die Stille brach.
  • 14:21 - 14:23
    Ich breche auch heute
    noch die Stille.
  • 14:23 - 14:27
    Auf diese Weise helfe
    ich anderen Opfern,
  • 14:27 - 14:30
    und das ist meine
    abschließende Bitte an Sie.
  • 14:30 - 14:33
    Sprechen Sie über das,
    was Sie hier gehört haben.
  • 14:33 - 14:36
    Missbrauch entwickelt
    sich nur in Stille.
  • 14:36 - 14:40
    Sie haben die Macht,
    häusliche Gewalt zu beenden,
  • 14:40 - 14:44
    einfach indem Sie
    Licht darauf werfen.
  • 14:44 - 14:47
    Wir Opfer brauchen jeden.
  • 14:47 - 14:51
    Sie alle müssen die Geheimnisse
  • 14:51 - 14:55
    häuslicher Gewalt verstehen.
  • 14:55 - 14:58
    Bringen Sie den Missbrauch ans Tageslicht,
    indem Sie darüber sprechen,
  • 14:58 - 15:00
    mit Ihren Kindern,
    Ihren Kollegen,
  • 15:00 - 15:02
    Ihren Freunden
    und Ihrer Familie.
  • 15:02 - 15:05
    Stellen Sie Überlebende als wundervolle,
    liebenswerte Leute dar
  • 15:05 - 15:08
    mit versprechender Zukunft.
  • 15:08 - 15:11
    Erkennen Sie die Frühzeichen
    von Gewalt
  • 15:11 - 15:14
    und schreiten Sie
    bewusst ein,
  • 15:14 - 15:18
    entschärfen Sie die Situation, zeigen Sie
    den Opfern einen sicheren Ausweg.
  • 15:18 - 15:22
    Zusammen
    können wir unsere Betten,
  • 15:22 - 15:26
    Esstische und Familien
  • 15:26 - 15:29
    zu den sicheren und friedlichen
    Oasen machen, die sie sein sollten.
  • 15:29 - 15:31
    Vielen Dank.
  • 15:31 - 15:39
    (Beifall)
Title:
Leslie Morgan Steiner: Warum Opfer häuslicher Gewalt nicht einfach gehen
Speaker:
Leslie Morgan Steiner
Description:

Leslie Morgan Steiner war „verrückt verliebt“ – das heißt, verliebt in einen Mann, der sie regelmäßig missbrauchte und sie bedrohte. Steiner erzählt die düstere Geschichte ihrer Beziehung. Dabei stellt sie verbreitete Missverständnisse über häusliche Gewalt richtig und erklärt, wie wir alle dabei helfen können, die Stille zu brechen. (Aufgenommen bei TEDxRainier.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:59

German subtitles

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