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Fahad Al-Attiya: Ein Land ohne Wasser

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    Salaam alaikum.
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    Willkommen in Doha.
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    Ich bin in diesem Land verantwortlich
    für die Lebensmittelsicherheit.
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    Das ist mein Job für
    die nächsten zwei Jahre:
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    einen Masterplan zu erstellen
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    und dann die nächsten
    10 Jahre umzusetzen –
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    natürlich mit vielen anderen Leuten.
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    Aber davor möchte ich Ihnen eine
    Geschichte erzählen – meine Geschichte –
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    über die Geschichte dieses Landes,
    in dem wir heute alle sind.
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    Die meisten von euch hatten
    heute sicher drei Mahlzeiten
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    und wenn wir fertig sind,
    sicherlich noch mehr.
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    Also um anzufangen,
    wie war Qatar im Jahr 1940?
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    Wir hatten ungefähr 11.000 Einwohner.
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    Es gab kein Wasser. Keine Energieversorgung,
    kein Öl, keine Autos, es gab nichts davon.
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    Die meisten Leute, die hier lebten,
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    wohnten entweder
    am Meer und waren Fischer
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    oder Nomaden, die auf der Suche
    nach Wasser umherzogen.
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    Keine Spur von dem Glamour,
    den man heute sieht.
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    Keine der Städte, wie man sie heute sieht, in Doha,
    Dubai oder Abu Dhabi, oder Kuwait oder Riad.
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    Nicht, dass sie keine Städte bauen konnten.
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    Es gab keine Ressourcen dafür.
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    Und wie man sehen kann,
    war auch die Lebenserwartung kurz.
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    Die meisten Leute starben mit etwa 50.
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    Also kommen wir zu Kapitel zwei: die Öl-Ära.
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    1939 wurde Öl gefunden.
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    Aber leider wurde es kommerziell
    nicht völlig ausgeschöpft
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    bis nach dem Zweiten Weltkrieg.
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    Was geschah dann?
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    Es hat dieses Land total verändert,
    wie Sie heute sehen können.
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    Und alle, die in der Wüste herumwanderten,
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    nach Wasser und Essen suchten
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    und sich um ihr Vieh kümmerten,
    wurden Stadtbewohner.
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    Ihr findet das vielleicht komisch,
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    aber in meiner Familie haben
    wir verschiedene Akzente.
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    Der Akzent meiner Mutter ist
    so anders als der meines Vaters,
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    und wir sind an die
    300.000 Leute in demselben Land.
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    Es gibt ungefähr fünf oder
    sechs Akzente in diesem Land
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    Man fragt sich: "Warum das?
    Wie ist das möglich?"
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    Weil wir verstreut lebten.
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    Wir konnten nicht zusammen leben,
    einfach, weil es keine Ressourcen gab.
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    Und als die Ressourcen
    dann da waren, wie Öl,
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    fingen wir an, diese schönen
    Technologien auszubauen
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    und Leute zusammenzubringen,
    weil wir die Konzentration brauchten.
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    Die Leute lernten sich kennen.
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    Und wir bemerkten einige
    Unterschiede in den Akzenten.
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    Also das war Kapitel zwei: die Öl-Ära.
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    Wie sieht es heute aus?
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    Das ist die Skyline von Doha,
    die wohl die meisten hier kennen.
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    Wie viele Einwohner haben wir heute?
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    1,7 Millionen Leute.
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    In weniger als 60 Jahren.
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    Unser durchschnittliches Wirtschaftswachstum
    betrug ca. 15 % in den vergangenen fünf Jahren.
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    Die Lebenserwartung stieg auf 78.
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    Der Wasserkonsum stieg auf 430 Liter.
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    Das ist einer der höchsten der Welt.
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    Erst überhaupt kein Wasser
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    und dann ein Spitzenwert im Wasserverbrauch,
    höher als jede andere Nation.
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    Vielleicht war das eine Reaktion
    auf den Wassermangel.
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    Aber was ist das Spannende
    an meiner Geschichte?
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    Interessant ist, dass wir noch immer
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    15 % jährlich wachsen, wie in den
    letzten fünf Jahren, ohne Wasser.
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    Das ist geschichtsschreibend.
    Das ist noch nie zuvor passiert.
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    Ganze Städte wurden ausgelöscht,
    weil es kein Wasser gab.
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    Das ist die Geschichte dieser Region.
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    Nicht nur die Städte, die wir bauen,
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    sondern Städte mit Träumen und Leute,
    die Wissenschafter, Ärzte sein möchten.
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    Ein schönes Zuhause errichten, mit einem
    Architekten, der ein schönes Haus designt.
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    Diese Leute glaubten fest daran,
    dass dies ein bewohnbares Land ist,
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    als es noch keines war.
    Aber natürlich nur mit Technologie.
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    Brasilien hat z. B. 1.782 mm
    Niederschlag pro Jahr.
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    Qatar hat 74, und wir haben
    dasselbe Wachstum.
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    Die Frage ist, wie ist das möglich?
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    Wie konnten wir das überleben?
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    Wir haben kein Wasser oder so.
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    Nur wegen dieser gigantischen
    Mammut-Maschinen, genannt Entsalzungsanlagen.
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    Energie ist der wichtigste,
    der alles verändernde Faktor hier.
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    Das Zeug, das wir aus dem Boden pumpen,
    wir verbrennen Tonnen davon,
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    die meisten von euch haben es
    in Doha wahrscheinlich verwendet.
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    Das ist unser See, wie Sie sehen können.
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    Das ist unser Fluss.
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    So können wir alle Wasser nutzen und genießen.
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    Das ist die absolut beste Technologie
    für diese Region: Entsalzung.
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    Aber was sind die Risiken?
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    Machen Sie sich viele Sorgen?
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    Ich würde sagen, global
    gesehen wird man bemerken,
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    dass man sich natürlich
    Sorgen machen muss.
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    Es gibt einen steigenden Bedarf,
    eine steigende Bevölkerung.
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    Seit ein paar Monaten
    sind wir sieben Milliarden.
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    Diese Menschen brauchen auch Nahrung.
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    Und bis 2050 sollen es neun Milliarden sein.
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    Ein Land ohne Wasser muss sich also
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    Gedanken machen, was
    außerhalb seiner Grenzen passiert.
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    Auch die Ernährungsweise der
    Menschen ändert sich.
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    Wenn sie einen höheren
    sozioökonomischen Status erreichen,
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    ändert sich auch ihre Ernährung.
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    Sie fangen an, mehr Fleisch zu essen usw.
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    Auf der anderen Seite gibt es weniger Erträge,
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    aufgrund des Klimawandels und anderer Faktoren.
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    Deshalb muss man wirklich
    erkennen, wann die Krise kommt.
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    Diese haben wir gerade in Qatar,
    für diejenigen, die es nicht wissen.
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    Wir haben nur Wasserreserven für zwei Tage.
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    Wir importieren 90 Prozent unserer Nahrung,
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    und wir kultivieren weniger
    als ein Prozent unseres Landes.
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    Unsere wenigen Landwirte wurden aus
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    der Landwirtschaft getrieben
  • 6:07 - 6:13
    aufgrund von Offenmarktpolitik,
    starkem Wettbewerb etc. etc.
  • 6:13 - 6:16
    Es gibt also auch Risiken.
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    Diese beeinträchtigen direkt die Zukunftsfähigkeit
    dieser Nation und dieses Landes.
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    Die Frage ist: Gibt es eine Lösung?
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    Gibt es eine nachhaltige Lösung?
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    Ja, die gibt es.
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    Auf dieser Folie sind tausende Seiten
    technischer Dokumente zusammengefasst,
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    an denen wir in den letzten
    zwei Jahren gearbeitet haben.
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    Fangen wir mit dem Wasser an.
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    Wie Sie wissen – ich habe es vorhin
    gezeigt – brauchen wir diese Energie.
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    Wir brauchen also Energie,
    aber welche Art von Energie?
  • 6:45 - 6:47
    Erschöpfbare Energie?
    Fossilen Brennstoff?
  • 6:47 - 6:50
    Oder sollen wir etwas anderes verwenden?
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    Haben wir einen komparativen Vorteil,
    um eine andere Ressouce zu nutzen?
  • 6:53 - 6:57
    Ich glaube, die meisten wissen
    die Antwort bereits: 300 Sonnentage.
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    Also werden wir diese erneuerbare Energie
    für unsere Wasserproduktion nutzen.
  • 7:03 - 7:08
    Wir werden wahrscheinlich 1.800 Megawatt
    Solarsysteme nutzen,
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    um 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser zu erzeugen.
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    Und das ist viel Wasser.
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    Dieses Wasser bekommen dann die Landwirte
  • 7:15 - 7:17
    und diese können dann ihre Pflanzen bewässern,
  • 7:17 - 7:21
    und sie werden die Menschen
    mit Nahrung versorgen können.
  • 7:21 - 7:23
    Aber um die horizontale Linie
    aufrecht zu erhalten –
  • 7:23 - 7:27
    denn dies sind die Projekte, die Systeme,
    die wir verwenden werden –
  • 7:27 - 7:29
    brauchen wir auch eine vertikale Linie:
  • 7:29 - 7:35
    Systemerhaltung, gute Ausbildung,
    Forschung und Entwicklung,
  • 7:35 - 7:40
    Industrie, Technologie, um diese Technologien
    für den Einsatz, den Endmarkt zu produzieren.
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    Aber was dem Ganzen Form gibt, es ermöglicht,
    sind Gesetze, Richtlinien, Verordnungen.
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    Ohne sie können wir nichts machen.
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    Das ist also der Plan.
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    In zwei Jahren sollte dieser hoffentlich aufgehen,
  • 7:53 - 7:55
    damit wir mit der Umsetzung beginnen können.
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    Unser Ziel ist es, eine moderne Großstadt zu werden,
    so wie viele andere moderne Großstädte auf dieser Welt:
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    Istanbul, Rom, London,
    Paris, Damaskus, Kairo.
  • 8:09 - 8:13
    Wir sind erst 60 Jahre alt,
    aber wir möchten für immer leben –
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    als Stadt, in Frieden.
  • 8:18 - 8:20
    Vielen Dank.
  • 8:20 - 8:24
    (Applaus)
Title:
Fahad Al-Attiya: Ein Land ohne Wasser
Speaker:
Fahad Al-Attiya
Description:

Stellen Sie sich ein Land vor, das reich an Energieressourcen ist: Öl und Gas, Sonne, Wind (und Geld), aber dem das Wichtigste Lebenselement fehlt: Wasser. Infrastruktur-Experte Fahad Al-Attiya spricht über die außergewöhnlichen Wege des kleinen nahöstlichen Staates Qatar, seine Wasserversorgung sicherzustellen.

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:46
Judith Matz approved German subtitles for A country with no water
Judith Matz accepted German subtitles for A country with no water
Judith Matz edited German subtitles for A country with no water
Judith Matz edited German subtitles for A country with no water
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Carina Aichinger edited German subtitles for A country with no water
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