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iO Tillett Wright: Fifty shades of Gay

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    Menschen stecken sich gegenseitig in Schubladen,
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    in dem Moment, in dem sie sich begegnen –
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    ist diese Person gefährlich oder attraktiv?
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    Sind sie potentielle Partner? Sind sie
    eine Gelegenheit zum Netzwerken?
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    Wir machen diese kleine Abfrage,
    wenn wir Menschen treffen,
  • 0:14 - 0:16
    um einen mentalen Lebenslauf
    von ihnen zu erstellen.
  • 0:16 - 0:18
    Wie heißt du?
    Wo kommst du her?
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    Wie alt bist du?
    Was machst du so?
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    Dann werden wir persönlicher.
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    Hattest du irgendwelche Krankheiten?
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    Bist du schon mal geschieden worden?
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    Hast du schlechten Mundgeruch,
    während du meine Befragung beantwortest?
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    Auf was stehst du so?
    Auf wen stehst du so?
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    Mit welchem Geschlecht schläfst du gerne?
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    Ich verstehe.
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    Wir sind neurologisch darauf programmiert,
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    nach Menschen zu suchen,
    die so sind wie wir selbst.
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    Wir bilden Cliquen sobald wir alt genug sind,
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    um zu wissen, wie sich Akzeptanz anfühlt.
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    Wir tun uns wegen aller
    möglichen Dingen zusammen –
  • 0:49 - 0:54
    Musikvorlieben, Rasse, Geschlecht,
    unserem Wohnblock.
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    Wir suchen nach Umgebungen, die unsere
    persönlichen Entscheidungen bestärken.
  • 1:01 - 1:04
    Aber manchmal kann sich schon
    die Frage "Was machst du so?"
  • 1:04 - 1:06
    anfühlen, als ob jemand
    eine winzig kleine Kiste öffnet
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    und dich bittet, dich da reinzuquetschen.
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    Denn die Kategorien sind zu einschränkend.
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    Die Schubladen sind zu eng.
  • 1:13 - 1:15
    Und das kann sehr gefährlich werden.
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    Hier also ein Hinweis zu mir,
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    bevor wir zu tief ins Thema einsteigen.
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    Ich wuchs in einer sehr behüteten Umgebung auf.
  • 1:21 - 1:25
    Ich wurde in Downtown Manhattan
    in den frühen 1980ern aufgezogen,
  • 1:25 - 1:29
    zwei Blocks entfernt vom
    Epizentrum der Punkmusik.
  • 1:29 - 1:31
    Ich wurde vor den schmerzlichen
    Erfahrungen der Bigotterie und
  • 1:31 - 1:35
    sozialen Restriktionen einer
    religiös-orientierten Erziehung beschützt.
  • 1:35 - 1:39
    Dort wo ich herkomme, war der, der keine
    Drag Queen oder radikaler Denker,
  • 1:39 - 1:41
    oder Performancekünstler war,
  • 1:41 - 1:43
    der Sonderling.
  • 1:43 - 1:44
    (Gelächter)
  • 1:44 - 1:46
    Es war eine unorthodoxe Erziehung,
  • 1:46 - 1:49
    aber als Kind in den Straßen New Yorks
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    lernt man, seinen Instinkten zu vertrauen
  • 1:51 - 1:53
    und sich seine eigenen Gedanken zu machen.
  • 1:53 - 1:57
    Mit sechs beschloss ich,
    dass ich ein Junge sein wollte.
  • 1:57 - 2:00
    Eines Tages ließen die Kids in der Schule
    mich nicht mit ihnen Basketball spielen.
  • 2:00 - 2:02
    Sie wollten keine Mädchen mitspielen lassen.
  • 2:02 - 2:03
    Also ging ich heim,
    rasierte meinen Kopf,
  • 2:03 - 2:06
    kam am nächsten Tag zurück
    und sagte: "Ich bin ein Junge."
  • 2:06 - 2:07
    Wer weiß das schon, oder?
  • 2:07 - 2:10
    Wenn man sechs Jahre alt ist,
    kann man das vielleicht machen.
  • 2:10 - 2:14
    Niemand sollte wissen, dass ich ein
    Mädchen war, und keiner wusste es.
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    Ich hielt diese Scharade acht Jahre aufrecht.
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    Das hier bin ich mit 11.
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    Ich spielte ein Kind namens Walter
  • 2:22 - 2:25
    in dem Film "Julian Po".
  • 2:25 - 2:28
    Ich war ein kleiner Straßenjunge,
    der Christian Slater folgte und ihn belästigte.
  • 2:28 - 2:30
    Ich war also eine Kinderschauspielerin,
  • 2:30 - 2:33
    was die Ebenen der Darbietung
    meiner Identität verdoppelte,
  • 2:33 - 2:39
    da niemand wusste, dass ich eigentlich
    ein Mädchen war, das einen Jungen spielte.
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    Tatsächlich wusste niemand in meinem Leben,
    dass ich ein Mädchen war –
  • 2:42 - 2:44
    weder meine Lehrer in der Schule,
    noch meine Freunde,
  • 2:44 - 2:46
    oder die Regisseure, mit denen ich arbeitete.
  • 2:46 - 2:48
    Die Kinder in der Schule kamen oft auf mich zu
  • 2:48 - 2:51
    und packten mich am Hals,
    um meinen Adamsapfel zu fühlen
  • 2:51 - 2:54
    oder fassten mir in den Schritt,
    um zu sehen, was da los war.
  • 2:54 - 2:56
    Auf der Toilette drehte ich in
    der Kabine meine Schuhe um,
  • 2:56 - 2:59
    damit es so aussah,
    als pinkle ich im Stehen.
  • 2:59 - 3:01
    Bei Übernachtungen bekam ich Panikanfälle
  • 3:01 - 3:03
    beim Versuch, den Mädchen klarzumachen,
    dass sie mich nicht küssen wollen,
  • 3:03 - 3:05
    ohne mich selbst zu outen.
  • 3:05 - 3:07
    Es ist dabei erwähnenswert,
  • 3:07 - 3:11
    dass ich weder meinen Körper
    noch meine Genitalien hasste.
  • 3:11 - 3:13
    Ich hatte nicht das Gefühl,
    im falschen Körper zu sein.
  • 3:13 - 3:15
    Ich glaubte, ein raffiniertes
    Schauspiel vorzuführen.
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    Ich wäre nicht als Transsexueller durchgegangen.
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    Wenn meine Familie an Therapien geglaubt hätte,
  • 3:21 - 3:23
    hätten sie bei mir vielleicht etwas
  • 3:23 - 3:24
    wie Geschlechtsidentitätsstörung diagnostiziert
  • 3:24 - 3:27
    und mich auf Hormone gesetzt,
    um die Pubertät hinauszuschieben.
  • 3:27 - 3:28
    Aber in meinem Fall,
  • 3:28 - 3:29
    wachte ich einfach eines morgens mit 14 auf
  • 3:29 - 3:32
    und beschloss, dass ich wieder
    ein Mädchen sein wollte.
  • 3:32 - 3:35
    Die Pubertät traf mich und ich wusste nicht,
    was es bedeutete ein Mädchen zu sein.
  • 3:35 - 3:39
    Ich war bereit herauszufinden, wer ich wirklich war.
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    Wenn ein Kind sich so verhält wie ich,
  • 3:41 - 3:43
    muss es sich nicht outen, oder?
  • 3:43 - 3:45
    Keiner ist wirklich schockiert.
  • 3:45 - 3:49
    (Gelächter)
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    Aber meine Eltern zwangen
    mich nicht, mich festzulegen.
  • 3:53 - 3:55
    Als ich 15 war, rief ich meinen Vater an,
  • 3:55 - 3:57
    um ihm zu sagen,
    dass ich mich verliebt hatte.
  • 3:57 - 3:59
    Es kam uns überhaupt nicht in den Sinn,
  • 3:59 - 4:01
    zu diskutieren welche Konsequenzen es hatte,
  • 4:01 - 4:03
    dass meine erste Liebe ein Mädchen war.
  • 4:03 - 4:05
    Drei Jahre später, als ich mich in einen Mann verliebte,
  • 4:05 - 4:08
    zuckte keiner meiner Eltern mit der Wimper.
  • 4:08 - 4:11
    Es ist einer der großen Segen
    meiner sehr unorthodoxen Kindheit,
  • 4:11 - 4:13
    dass ich nie gezwungen war mich zu definieren
  • 4:13 - 4:16
    als irgendetwas zu irgendeinem Zeitpunkt.
  • 4:16 - 4:20
    Ich durfte einfach ich selbst sein, sich
    entwickelnd und verändernd in jedem Moment.
  • 4:20 - 4:23
    Vor vier oder fast fünf Jahren
  • 4:23 - 4:26
    wirbelte die Proposition 8, die große
    Debatte um die Gleichstellung der Ehe,
  • 4:26 - 4:28
    im ganzen Land viel Staub auf.
  • 4:28 - 4:31
    Damals dachte ich nicht viel
  • 4:31 - 4:32
    übers Heiraten nach.
  • 4:32 - 4:35
    Aber mich bestürzte die Tatsache, dass Amerika,
  • 4:35 - 4:37
    ein Land mit so einer angeschlagenen Bürgerrechtsgeschichte,
  • 4:37 - 4:39
    seine Fehler so ungeniert wiederholen konnte.
  • 4:39 - 4:41
    Ich erinnere mich, dass ich die
    Diskussionen im Fernsehen ansah
  • 4:41 - 4:43
    und dachte, wie interessant es ist,
  • 4:43 - 4:46
    dass die Trennung von Kirche und Staat
  • 4:46 - 4:50
    im Grunde geografische Grenzen durchs Land zieht,
  • 4:50 - 4:51
    zwischen Orten, an denen
    Menschen daran glaubten
  • 4:51 - 4:53
    und Orten, wo Menschen das nicht taten.
  • 4:53 - 4:59
    Und dass diese Diskussion
    geografische Grenzen um mich herum zog.
  • 4:59 - 5:02
    Wenn das ein Krieg mit zwei ungleichen Seiten wäre,
  • 5:02 - 5:05
    würde ich automatisch ins Homo-Team fallen,
  • 5:05 - 5:08
    denn ich war sicher nicht 100 Prozent hetero.
  • 5:08 - 5:12
    Damals entkam ich gerade
  • 5:12 - 5:15
    einem acht Jahre währenden
    Identitätskrisen-Zickzack,
  • 5:15 - 5:17
    in dem ich mich von einem Jungen
  • 5:17 - 5:21
    zu einem unbeholfenen Mädchen,
    das wie ein Junge in Mädchenkleidern aussah,
  • 5:21 - 5:23
    zum anderen Extrem dieses knapp bekleideten,
  • 5:23 - 5:26
    über-kompensierenden,
    Jungen jagenden Mädchens, entwickelte,
  • 5:26 - 5:30
    bis schließlich zur zögerlichen
    Erkundung meines wirklichen Wesens:
  • 5:30 - 5:32
    ein jungenhaftes Mädchen,
  • 5:32 - 5:36
    das Jungs und Mädchen mochte
    – je nach Person.
  • 5:36 - 5:41
    Ich verbrachte ein Jahr damit, diese neue Generation von Mädchen zu fotografieren, die mir so ähnlich waren,
  • 5:41 - 5:42
    und die irgendwie durchs Raster fallen –
  • 5:42 - 5:46
    Mädchen, die in Dessous Skateboard fuhren,
  • 5:46 - 5:50
    Mädchen mit Jungenhaarschnitten und Nagellack,
  • 5:50 - 5:53
    Mädchen mit Lidschatten in der
    Farbe ihrer aufgeschürften Knie,
  • 5:53 - 5:56
    Mädchen, die Mädchen lieben, und
    Jungs, die Jungs und Mädchen lieben,
  • 5:56 - 5:58
    und alle hassten es,
    in Schubladen gesteckt zu werden.
  • 5:58 - 6:02
    Ich liebte diese Menschen und
    ich bewunderte ihre Freiheit,
  • 6:02 - 6:05
    aber ich sah zu, wie die Welt
    außerhalb unserer utopischen Blase
  • 6:05 - 6:06
    in wütende Debatten explodierte,
  • 6:06 - 6:12
    wo Experten unsere Liebe im landesweiten Fernsehen mit Sodomie gleichsetzten.
  • 6:12 - 6:14
    Und die mächtige Erkenntnis überrollte mich,
  • 6:14 - 6:20
    dass ich eine Minderheit
    in meinem eigenen Heimatland war,
  • 6:20 - 6:22
    basierend auf einem Aspekt meines Charakters.
  • 6:22 - 6:28
    Ich war rechtlich und unbestreitbar
    ein Bürger zweiter Klasse.
  • 6:28 - 6:29
    Ich war keine Aktivistin.
  • 6:29 - 6:32
    Ich habe in meinem Leben nie Flaggen geschwenkt.
  • 6:32 - 6:34
    Aber ich wurde von dieser Frage gequält:
  • 6:34 - 6:37
    Wie kann irgendjemand dafür stimmen, die Rechte
  • 6:37 - 6:39
    einer Vielzahl von Menschen, die ich kannte,
  • 6:39 - 6:43
    zu beschneiden, basierend auf
    einem Element ihres Charakters?
  • 6:43 - 6:44
    Wie können sie sagen,
    dass wir als Gruppe
  • 6:44 - 6:47
    nicht die gleichen Rechte verdienen?
  • 6:47 - 6:49
    Waren wir überhaupt eine Gruppe?
    Welche Gruppe?
  • 6:49 - 6:53
    Und hatten diese Leute jemals bewusst
    ein Opfer ihrer Diskrimierung getroffen?
  • 6:53 - 6:57
    Wussten sie, gegen wen sie wählten
    und welche Auswirkungen das hatte?
  • 6:57 - 6:59
    Und dann kam mir der Gedanke,
  • 6:59 - 7:02
    sie in die Augen der Menschen
  • 7:02 - 7:05
    blicken zu lassen, die sie zu
    Bürgern zweiter Klasse machten,
  • 7:05 - 7:07
    damit es schwerer für sie würde das zu tun.
  • 7:07 - 7:09
    Es ließe sie vielleicht innehalten.
  • 7:09 - 7:15
    Natürlich konnte ich nicht 20 Millionen Menschen
    auf dieselbe Dinnerparty bringen,
  • 7:15 - 7:19
    also fand ich einen Weg, sie fotografisch
    miteinander bekannt zu machen,
  • 7:19 - 7:22
    ohne Kunstgriffe,
    ohne Beleuchtung
  • 7:22 - 7:26
    oder irgendeine andere Manipulation meinerseits.
  • 7:26 - 7:28
    Denn auf einem Foto kann man
    die Schnurrhaare eines Löwen betrachten,
  • 7:28 - 7:31
    ohne zu befürchten, dass er
    einem das Gesicht zerfurcht.
  • 7:31 - 7:34
    Für mich geht es bei Fotografie
    nicht nur darum Filme zu belichten,
  • 7:34 - 7:36
    sondern darum, den Betrachter
  • 7:36 - 7:38
    etwas Neuem auszusetzen,
    einem unbekannten Ort,
  • 7:38 - 7:42
    aber besonders Menschen,
    vor denen sie sich vielleicht ängstigen.
  • 7:42 - 7:44
    Das Life Magazine machte
    Generationen von Menschen
  • 7:44 - 7:48
    mit entfernten, unbekannten
    Kulturen durch Bilder bekannt.
  • 7:48 - 7:54
    Daher entschied ich mich, eine Serie
    einfacher Porträts zu machen,
  • 7:54 - 7:56
    Schnappschüsse sozusagen.
  • 7:56 - 7:59
    Ich beschloss, jeden in
    diesem Land zu fotografieren,
  • 7:59 - 8:02
    der nicht 100 Prozent hetero war,
  • 8:02 - 8:05
    was eine unendliche Anzahl von Menschen betrifft.
  • 8:05 - 8:07
    (Gelächter)
  • 8:07 - 8:10
    Das war also ein umfangreiches Vorhaben
  • 8:10 - 8:12
    und wir brauchten Hilfe.
  • 8:12 - 8:14
    Deshalb rannte ich in die klirrende Kälte
  • 8:14 - 8:18
    und fotografierte jede Person,
    die ich kannte und
  • 8:18 - 8:22
    die im Februar vor zwei Jahren da war.
  • 8:22 - 8:26
    Ich machte diese Fotos,
    ging zu HRC und bat sie um Hilfe.
  • 8:26 - 8:28
    Sie finanzierten zwei Wochen
    Fotoshooting in New York.
  • 8:28 - 8:31
    Und das haben wir gemacht.
  • 8:31 - 8:43
    (Musik)
  • 8:43 - 8:48
    Video: Ich bin iO Tillett Wright und ich bin eine in New York City geborene und aufgewachsene Künstlerin.
  • 8:48 - 9:01
    (Musik)
  • 9:01 - 9:05
    "Self Evident Truths" ist eine fotografische Dokumentation der amerikanischen LSBT.
  • 9:05 - 9:07
    Mein Ziel ist es, ein schlichtes Porträt
  • 9:07 - 9:10
    von jedem zu machen,
    der nicht 100 Prozent hetero ist,
  • 9:10 - 9:15
    oder von jedem, der sich
    dem LSBT-Spektrum nah fühlt.
  • 9:15 - 9:18
    Mein Ziel ist es, das
    Menschliche in jedem von uns
  • 9:18 - 9:20
    durch die Schlichtheit
    eines Gesichts zu zeigen.
  • 9:20 - 9:23
    (Musik)
  • 9:23 - 9:26
    "Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich,
    dass alle Menschen gleich geschaffen sind."
  • 9:26 - 9:28
    Das steht in der Unabhängigkeitserklärung.
  • 9:28 - 9:30
    Wir versagen als Nation,
  • 9:30 - 9:32
    den Werten gerecht zu werden,
    auf die wir gegründet sind.
  • 9:32 - 9:34
    Es gibt keine Gleichheit
    in den Vereinigten Staaten.
  • 9:34 - 9:36
    ["Was bedeutet Gleichheit für Sie?"]
  • 9:36 - 9:38
    ["Heirat"] ["Freiheit"] ["Bürgerrechte"]
  • 9:38 - 9:40
    ["Behandle jeden, wie du dich
    selbst behandeln würdest."]
  • 9:40 - 9:44
    Einfach wenn man nicht
    darüber nachdenken muss.
  • 9:44 - 9:46
    Der Kampf für gleiche Rechte betrifft
    nicht nur die gleichgeschlechtliche Ehe.
  • 9:46 - 9:51
    Heutzutage kann man in 29 Staaten,
    in mehr als der Hälfte des Landes,
  • 9:51 - 9:55
    wegen seiner Sexualität
    rechtmäßig gefeuert werden.
  • 9:55 - 9:58
    ["Wer ist verantwortlich für Gleichheit?"]
  • 9:58 - 10:01
    Ich habe von hunderten von
    Menschen die gleiche Antwort gehört:
  • 10:01 - 10:05
    "Wir sind alle für Gleichheit verantwortlich."
  • 10:05 - 10:07
    Bislang haben wir 300 Porträts
    in New York City geschossen.
  • 10:07 - 10:09
    Und wir wären dazu
    nicht in der Lage gewesen,
  • 10:09 - 10:12
    ohne die großzügige Unterstützung
    der Menschenrechtskampagne.
  • 10:12 - 10:14
    Ich möchte dieses Projekt durchs Land tragen.
  • 10:14 - 10:18
    Ich möchte 25 amerikanische Städte besuchen
    und 4.000 oder 5.000 Menschen ablichten.
  • 10:18 - 10:22
    Das ist mein Beitrag zum
    Bürgerrechtskampf meiner Generation.
  • 10:22 - 10:24
    Ich fordere Sie auf, in die
    Gesichter dieser Menschen zu sehen
  • 10:24 - 10:27
    und ihnen zu sagen, dass sie weniger
    verdienen als alle anderen Menschen.
  • 10:27 - 10:29
    (Musik)
  • 10:29 - 10:31
    ["Selbstverständliche Wahrheiten"]
  • 10:31 - 10:33
    ["4.000 Gesichter aus ganz Amerika“]
  • 10:33 - 10:37
    (Musik)
  • 10:37 - 10:46
    (Applaus)
  • 10:46 - 10:50
    iO Tillett Wright: Wir waren überhaupt nicht
    auf das vorbereitet, was danach passierte.
  • 10:50 - 10:53
    Fast 85.000 Menschen
    haben dieses Video gesehen
  • 10:53 - 10:56
    und sie schrieben uns aus
    dem ganzen Land Emails,
  • 10:56 - 11:00
    um uns zu bitten, in ihre Städte zu kommen und
    ihnen zu helfen, ihre Gesichter zu zeigen.
  • 11:00 - 11:05
    Viel mehr Menschen wollten ihre
    Gesichter zeigen, als ich erwartet hatte.
  • 11:05 - 11:08
    Also änderte ich mein unmittelbares
    Ziel in 10.000 Gesichter.
  • 11:08 - 11:12
    Das Video entstand im Frühling 2011,
  • 11:12 - 11:16
    und bis heute habe ich fast 20 Städte besucht
  • 11:16 - 11:19
    und beinahe 2.000 Menschen fotografiert.
  • 11:19 - 11:22
    Ich weiß, dies ist ein Vortrag,
  • 11:22 - 11:25
    aber ich möchte Sie um eine Minute Ruhe bitten,
  • 11:25 - 11:26
    in der Sie sich die Gesichter ansehen,
  • 11:26 - 11:30
    denn nichts, was ich sagen kann,
    kann ihnen noch etwas hinzufügen.
  • 11:30 - 11:32
    Denn wenn ein Bild mehr
    als tausend Worte sagt,
  • 11:32 - 11:36
    braucht das Foto eines
    Gesichts ein eigenes Vokabular.
  • 11:57 - 12:01
    Nach den Reisen und den
    Gesprächen mit Menschen
  • 12:01 - 12:05
    an Orten wie Oklahoma
    oder Kleinstädten in Texas,
  • 12:05 - 12:08
    stellten wir fest, dass die anfängliche
    Annahme genau zutreffend war.
  • 12:08 - 12:10
    Sichtbarkeit ist wirklich der Schlüssel.
  • 12:10 - 12:13
    Vertrautheit ist wirklich
    die Einstiegsdroge zu Empathie.
  • 12:13 - 12:17
    Sobald das Thema einmal im eigenen
    Umfeld oder in der Familie auftaucht,
  • 12:17 - 12:20
    entwickelt man eher Verständnis dafür
  • 12:20 - 12:21
    oder eine neue Sicht darauf.
  • 12:21 - 12:24
    Natürlich traf ich auf meinen Reisen Menschen,
  • 12:24 - 12:28
    die ihre Kinder rechtlich enterbten,
    weil sie nicht hetero waren,
  • 12:28 - 12:30
    aber ich traf auch Menschen,
    die Südliche Baptisten waren
  • 12:30 - 12:33
    und die Kirche wechselten,
    weil ihr Kind lesbisch war.
  • 12:33 - 12:38
    Empathie zu entfachen ist zum Rückgrat
    von "Self Evident Truths" geworden.
  • 12:38 - 12:41
    Aber ich begann folgende
    interessante Sache zu lernen:
  • 12:41 - 12:45
    "Self Evident Truths" hebt nicht
    die Unterschiede zwischen uns auf.
  • 12:45 - 12:49
    Im Gegenteil, es betont sie.
  • 12:49 - 12:51
    Es zeigt nicht nur die Komplexität,
  • 12:51 - 12:53
    die sich bei einer Anschau
    verschiedener Menschen findet,
  • 12:53 - 12:57
    sondern die Komplexität
    in jeder einzelnen Person.
  • 12:57 - 13:01
    Es geht nicht darum, dass wir zu viele
    Schubladen hatten, sondern zu wenig.
  • 13:08 - 13:14
    Irgendwann begriff ich, dass meine Mission
    "Schwule" zu fotografieren in sich fehlerhaft war,
  • 13:14 - 13:17
    denn es gab eine Million verschiedener
    Schattierungen von schwul.
  • 13:17 - 13:20
    Hier hatte ich versucht zu helfen
  • 13:20 - 13:23
    und hatte genau das aufrecht erhalten,
    was ich lebenslang vermieden hatte –
  • 13:23 - 13:26
    ein weitere Schublade.
  • 13:26 - 13:29
    Irgendwann ergänzte ich
    eine Frage auf dem Formular,
  • 13:29 - 13:31
    das Menschen bat, sich selbst einzustufen,
  • 13:31 - 13:34
    auf einer Skala von 1 bis 100 Prozent schwul.
  • 13:34 - 13:38
    Und ich konnte beobachten, wie sich
    existentielle Krisen vor mir abspielten.
  • 13:38 - 13:41
    (Gelächter)
  • 13:41 - 13:42
    Sie wussten nicht,
    was sie tun sollten,
  • 13:42 - 13:44
    weil ihnen nie zuvor diese
    Wahl unterbreitet wurde.
  • 13:44 - 13:46
    Können Sie ihre Offenheit in Zahlen ausdrücken?
  • 13:46 - 13:48
    Sobald sie sich vom Schock erholten,
  • 13:48 - 13:52
    entschieden sie sich weitgehend
    für 70 bis 95 Prozent
  • 13:52 - 13:55
    oder 3 bis 20-Prozent-Marken.
  • 13:55 - 13:58
    Natürlich gab es viele Leute,
    die 100 Prozent wählten,
  • 13:58 - 14:00
    aber ich stellte fest, dass sich ein
    viel größerer Teil der Menschen
  • 14:00 - 14:03
    als etwas viel Nuancierteres bezeichnete.
  • 14:03 - 14:09
    Die meisten liegen in einem Spektrum,
    das ich als "grau" bezeichne.
  • 14:09 - 14:13
    Um es klar zu machen
    – und das ist sehr wichtig –
  • 14:13 - 14:18
    ich behaupte keineswegs,
    dass es keine Präferenz gibt.
  • 14:18 - 14:23
    Und ich werde auch nicht das Thema Wahl
    kontra biologischer Imperativ ansprechen,
  • 14:23 - 14:25
    denn wenn jemand von Ihnen glaubt,
  • 14:25 - 14:27
    dass die sexuelle Orientierung eine Entscheidung ist,
  • 14:27 - 14:29
    dann probieren Sie doch
    "grau" zu werden.
  • 14:29 - 14:31
    Ich mache ein Foto von
    Ihnen nur für den Versuch.
  • 14:31 - 14:33
    (Gelächter)
  • 14:33 - 14:37
    Menschen sind aber nicht eindimensional.
  • 14:37 - 14:43
    Die wichtigste Aussage des Prozentsystems ist:
  • 14:43 - 14:45
    Wenn man hier Homosexuelle
  • 14:45 - 14:49
    und da drüben Heteros hat –
  • 14:49 - 14:52
    und obwohl wir zugeben,
    dass die meisten Menschen
  • 14:52 - 14:54
    einem von beidem näher sind,
  • 14:54 - 14:59
    gibt es ein breites Spektrum von
    Menschen, die dazwischen existieren.
  • 14:59 - 15:02
    Das lässt eine komplizierte Realität
    zum Vorschein kommen.
  • 15:02 - 15:05
    Denn wenn z.B. ein Gesetz verabschiedet wird,
  • 15:05 - 15:08
    das es Vorgesetzten erlaubt Angestellte
    aufgrund homosexueller Neigung zu feuern,
  • 15:08 - 15:11
    wo genau zieht man dann die Grenze?
  • 15:11 - 15:17
    Hier drüben, bei den Menschen, die bisher ein
    oder zwei heterosexuelle Erfahrungen hatten?
  • 15:17 - 15:18
    Oder hier drüben,
  • 15:18 - 15:22
    bei den Menschen, die bisher ein
    oder zwei homosexuelle Erfahrungen hatten?
  • 15:22 - 15:27
    Wann genau wird man zum Bürger zweiter Klasse?
  • 15:27 - 15:32
    Eine weitere interessante Sache,
    die ich bei meinem Projekt gelernt habe,
  • 15:32 - 15:36
    ist, was für ein armseliges "Bindemittel"
    sexuelle Orientierung ist.
  • 15:36 - 15:38
    Nach so vielen Reisen und
    Begegnungen mit Menschen,
  • 15:38 - 15:42
    kann ich nur sagen, dass es genauso
    viele Idioten und liebe Menschen,
  • 15:42 - 15:45
    Demokraten und Republikaner,
    Sportler und Prinzessinnen,
  • 15:45 - 15:48
    und jedes nur denkbare Extrem,
  • 15:48 - 15:50
    in der LGBT-Gemeinschaft gibt
  • 15:50 - 15:53
    wie in der Menschheit.
  • 15:53 - 15:58
    Abgesehen davon, dass wir mit
    einem Fuß im Gefängnis stehen,
  • 15:58 - 16:02
    und abgesehen von der geteilten Geschichte
    von Vorurteil und Kampf,
  • 16:02 - 16:03
    bedeutet nicht heterosexuell zu sein
  • 16:03 - 16:08
    nicht unbedingt, dass wir
    viel gemeinsam haben.
  • 16:08 - 16:17
    In dieser endlosen Ausbreitung von Gesichtern
    zu der "Self Evident Truths" immer wird,
  • 16:17 - 16:20
    und wie es
    sich hoffentlich auf
    immer mehr Plattformen zeigt
  • 16:20 - 16:25
    – Bushaltestellen, Plakatwänden,
    Facebook-Seiten, Bildschirmschonern –
  • 16:25 - 16:28
    beginnt durch die Betrachtung
    dieser Menschenprozession
  • 16:28 - 16:31
    etwas Interessantes und
    Nützliches zu entstehen.
  • 16:31 - 16:35
    Hoffentlich werden diese
    Kategorien, diese Binärcodes,
  • 16:35 - 16:37
    diese allzu vereinfachten Schubladen,
  • 16:37 - 16:42
    sinnlos und beginnen auseinanderzufallen.
  • 16:42 - 16:45
    Denn sie beschreiben nichts, was wir sehen,
  • 16:45 - 16:49
    was wir wissen und was wir sind.
  • 16:49 - 16:54
    Was wir sehen sind menschliche
    Wesen in ihrer ganzen Vielfalt.
  • 16:54 - 16:58
    Sie zu sehen macht es schwieriger
    ihre Menschlichkeit zu verleugnen.
  • 16:58 - 17:02
    Zumindest hoffe ich, dass es schwieriger wird,
    ihre Menschenrechte abzuerkennen.
  • 17:02 - 17:06
    Bin also vor allem ich es,
  • 17:06 - 17:09
    der Sie das Recht auf Unterkunft,
  • 17:09 - 17:12
    das Recht Kinder zu adoptieren, zu heiraten,
  • 17:12 - 17:16
    die Freiheit einzukaufen, hier zu leben, verweigern?
  • 17:16 - 17:18
    Bin ich diejenige, die Sie ablehnen
  • 17:18 - 17:22
    als Ihr Kind, als Bruder,
    Schwester, Mutter oder Vater,
  • 17:22 - 17:25
    Nachbar, Cousin, Onkel, als Präsident,
  • 17:25 - 17:28
    Polizistin oder Feuerwehrmann?
  • 17:28 - 17:31
    Es ist zu spät.
  • 17:31 - 17:34
    Denn ich bin schon all diese Dinge.
  • 17:34 - 17:39
    Wir sind schon all diese Dinge
    und wir waren das schon immer.
  • 17:39 - 17:42
    Also begrüßt uns nicht als Fremde,
  • 17:42 - 17:45
    begrüßt uns als eure Mitmenschen. Punkt.
  • 17:45 - 17:46
    Danke.
  • 17:46 - 17:57
    (Applaus)
Title:
iO Tillett Wright: Fifty shades of Gay
Speaker:
iO Tillett Wright
Description:

Die Künstlerin iO Tillett Wright fotografierte 2.000 Menschen, die sich selbst irgendwo im LBGTQ-Spektrum einordnen und fragte viele von ihnen: Können Sie angeben zu wieviel Prozent Sie homosexuell oder hetero sind? Wie sich zeigt, ordnen sich die meisten Menschen in die Grauzonen der Sexualität ein, weder 100% homo- noch heterosexuell. Wodurch ein echtes Problem entsteht was Diskrimierung betrifft: Wo zieht man die Grenze? (Gefilmt auf der TEDxWomen.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:18
Silvia Beier commented on German subtitles for Fifty shades of gay
Katja Tongucer approved German subtitles for Fifty shades of gay
Katja Tongucer commented on German subtitles for Fifty shades of gay
Katja Tongucer edited German subtitles for Fifty shades of gay
Katja Tongucer edited German subtitles for Fifty shades of gay
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Silvia Beier commented on German subtitles for Fifty shades of gay
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