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Novorossiya / Neurussland. Neujahr 2015

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    Warte mal...
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    "Lieber Verteidiger!
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    Ich möchte dir zum Neuen Jahr gratulieren und
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    dir Glück, Ausdauer und vor allem natürlich
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    natürlich Gesundheit und alles Beste
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    wünschen. Ich möchte, dass alles vorbei ist -
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    dieser Krieg....
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    Auf dass im Neuen Jahr alles sehr gut
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    verläuft! Alles Gute zum Neuen Jahr!"
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    Er schleppte alle Tannenbäume weg...
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    Da sagen sie: Großväterchen, was legst
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    du uns unter den Weihnachtsbaum?
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    Da gaben wir ihnen ein paar Mandarinen...
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    Das ist es, was die Ukren mehr als alles
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    andere fürchten: denr russischen Geist,
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    besonders, wenn dieser russische Geist
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    Waffen aus dem Jahr 1942 hat.
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    Unsere Großväter haben noch mit diesen
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    Waffen gekämpft und so kämpfen auch wir.
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    Unsere Großväter haben gesiegt, so werden
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    auch wir siegen.
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    Dank an meine Mutter, und natürlich an meinen
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    Vater, dass sie mich aufgezogen haben.
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    Ich bin gesund, mir geht es gut, und,
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    Mama, ich werde bald heiraten.
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    Ein sehr gutes Mädchen, sie selbst ist
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    auch aus Donezk, und hat auch eine Menge
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    mitgemacht. Ihre Wohnung, ihr Haus ist
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    abgebrannt. Sie hatte nichts, wo sie
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    wohnen konnte. Jetzt wird alles wohl
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    wieder aufgebaut...
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    Ich danke ihrer Mutter sehr, für sie,
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    für Daschka..
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    Was soll ich noch sagen, Maks?
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    22 BTRs waren hier, an dem Tag habe ich
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    drei davon abgefackelt.
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    Der Sieg wird unser sein, obwohl Sie selbst
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    sehen, wie die Lage ist... was von
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    userem Flughafen übrig geblieben ist.
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    Wieviel Geld hat man darein investiert, und
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    da kamen die Feinde und zerstörten ihn.
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    Aber das bauen wir alles wieder auf.
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    Witotschka, meine Sonne, grüße Dich, ich
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    habe Dich sehr lieb.
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    Na, alles Allerbeste!
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    Und Du selbst kommst von woher?
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    Ich bin aus Donezk.
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    Mein Funkname ist "Strannik".
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    Aus Slawjansk habe ich vor allem in Erinnerung,
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    dass es dort kein Wasser und auch
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    sonst nichts mehr gab...
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    [Reporter:] ...hier sind jetzt die Stellungen
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    der Kämpfer der Volksrepublik Donezk,
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    auf der anderen Seite das ukrainische Militär,
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    Berufssoldaten, Freiwillige und Bewaffnete
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    vom "Rechten Sektor". Im Grunde kontrollieren
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    die ukrainischen Militärs nur das Gebäude
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    des neuen Terminals
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    und den Turm der Flugleitzentrale.
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    Das übrige Territorium des Flughafens befindet
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    unter der Kontrolle der Kämpfer
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    der Volkswehr.
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    Es ist das erste Mal in meiner Erinnerung,
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    dass es im Flughafen von Donezk
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    so still ist.
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    Die Frage ist nur, wie lange es so bleibt.
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    Wir bereiten uns auf das Neue Jahr vor...
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    ...habe den Weg vergessen, und fuhr einfach los...
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    ...na, begleiten bis zur Neun...
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    ...sie bringen dich hin, und er kommt zurück.
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    Dieser Rauch ist das vergangene Neue Jahr,
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    2014. 2015 wird für sie nicht eintreten, ganz
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    sicher nicht. Wir warten nur auf das Kommando,
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    und fertig.
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    Am 25. August 2014 brannte [die Kirche] nach
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    einem direkten Treffer in die Kuppel ab.
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    Sie bestand aus viel trockenem Holz,
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    So sind diese Bauten eben.
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    Ich wünsche allen ein frohes Neues Jahr,
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    wünsche Glück, Frieden, und dass alles
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    gut ist. Dass alle ein frohes Fest haben
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    mögen. Dass alles gut ist... dass ihr
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    glücklich seid, dass Frieden ist.
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    Gestern haben sie geschossen. Am Morgen.
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    Womit?
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    Gestern, am Morgen, haben sie geschossen.
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    Nein, ich meine - womit? Weißt Du das?
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    Ich glaube, aus Mörsern.
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    Aus Mörsern?
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    Ja, wir hatten Angst. Die Scheiben klirrten.
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    Und arbeitet die Schule?
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    Natürlich nicht, mein Gott!
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    Na, aber ich gehe in die Schule! Ich bin in
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    der 107-ten, dort läuft alles weiter.
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    Die 106. hat man aber doch komplett zerstört?
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    Ich wünsche euch noch Frieden, Glück,
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    Gesundheit, und dass alles gut ist, dass keiner
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    euch bombardiert, und dass Frieden ist.
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    Haben sie getroffen?
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    Ja, getroffen.
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    Bitte, ruft jemand einen Krankenwagen?!
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    Ich habe verstanden, verstanden.
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    Hier muss man jetzt vorsichtig sein...
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    Mit ihren Panzern konnten sie nicht bis
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    hierher vordringen.
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    Wir sind das eigentlich nicht gewohnt,
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    so für unser Hab und Gut zu streiten.
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    Aber nun streiten wir dafür, was unser ist!
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    Nicht dort weggehen, es wird geschossen!
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    "Lieber Volkswehrmann!
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    Ich wünsche dir gute Gesundheit,
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    Ausdauer, Erfolg, und ebenso einen friedlichen
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    Himmel über dem Kopf, und dass du lange
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    und glücklich leben mögest.
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    Schülerin der Klasse 7b, Luschkowa Irina."
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    Ich bin der Kommandeur, Du kannst filmen,
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    wieviel Du willst.
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    Du sagst Bescheid, wenn Du soweit bist.
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    Wir haben eben ein solches Bewusstsein:
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    wir sind Sowjetsoldaten.
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    Keine Drogensüchtigen, Idioten oder Alkoholiker.
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    Wir verteidigen unsere Heimat.
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    Sie - das sind Faschisten, kurz gesagt.
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    Das hat nichts mehr mit Ukraine zu tun - nur
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    Dreckskerle sind jetzt da in Kiew an der Macht.
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    Und die Popen sind Dreckskerle, und Kiew
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    verachten wir dafür, dass sie es dort zugelassen
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    haben, dass die Leute hierher auf unsere Erde
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    kommen, um uns umzubringen.
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    Wir sind ja nicht zu ihnen gegangen,
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    sondern sie zu uns.
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    Das hier ist unsere Erde, und nicht ihre.
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    Dass die Fabriken wieder arbeiten,
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    die Baustellen, die Kindergärten und alles...
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    Dass die Kinder wieder in die Schulen
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    gehen können.
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    Worum sollte es sonst gehen?
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    Vorher habe ich eine Weile in Russland
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    gearbeitet. In der Oblast Amur, viel auch
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    in Jakutien, in Wladiwostok geschuftet, nach
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    dem Armeedienst.
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    Ich habe in der Sowjetarmee gedient.
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    Aber ein reiner Donezker. Geboren bin ich
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    hier, mein Vater war Bergmann. Auch mein Onkel,
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    mein Großvater, alle waren sie Bergleute.
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    Das Bewusstsein haben wir noch - das russische,
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    sowjetische, ukrainische. Dass wir vereint sind.
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    Mein Vater war Weißrusse,
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    meine Mutter Ukrainerin.
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    Lukaschenko sei Dank, dass er uns mit Kartoffeln
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    ausgeholfen hat, mit der "Bulba".
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    So sind die Preise nicht gestiegen, das Volk
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    muss nicht hungern.
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    Und danke an Putin.
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    Dem ganzen russischen Volk.
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    Das ist alles, mehr sage ich nicht.
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    Hier, diese Filzstiefel, sechzehn Jahre
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    sind sie schon alt, und auf Baustellen gehe
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    ich damit, und laufe immer noch darin
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    herum. Winterhandschuhe, aus dem Norden.
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    Ich bin bereit für unseren Winter, ich weiß
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    schon, was ein Flughafen ist. Als ich aus dem
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    Norden kam - da waren 45 Grad Frost, und
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    ich fror nicht.
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    Hier aber, bei minus 10,
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    da schüttelt es mich schon.
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    Das kommt von der Luftfeuchtigkeit.
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    Wollen wir ein paar Dinger rüberschicken?
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    Ach, ich weiß nicht - ist ja Waffenstillstand.
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    Woher bist Du selbst?
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    Aus Kramatorsk.
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    Schon lange im Krieg?
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    Über ein halbes Jahr.
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    Der Augenblick, an dem ich am meisten
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    Angst hatte, war die Erstürmung des alten
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    Terminals.
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    Da schossen Panzer auf uns, da bekam ich
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    mein zweites Explosionstrauma.
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    Danach ist es ziemlich schwer...
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    Damals haben sie mit allem, was sie hatten,
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    auf uns gefeuert:
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    aus Granatwerfern, Mörsern, Haubitzen,
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    Panzern...
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    Es gab keinerlei Deckung, wir waren direkt
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    an der Start- und Landebahn - keine Zeit,
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    irgendeine Deckung zu finden, bevor wir
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    in dem Gebäude waren.
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    Ich möchte alle zum bevorstehenden
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    Neujahrsfest gratulieren, und wünschen,
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    dass wir in diesem Jahr 2015 weiter vorrücken
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    und den Sieg erringen. Möglichst bald.
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    Dass wir zurückkehren in unsere Städte,
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    den Donbass von Faschisten säubern.
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    Ich wünsche allen friedliche Himmel über
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    ihren Köpfen.
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    Manche der Kämpfer liegen hier mit einem
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    Ilizarov-Apparat.
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    Wir wissen, was das ist.
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    Das sind spezielle Ringe...
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    Man hat uns das erzählt...
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    Ihr, ja, ihr wißt das, aber die anderen nicht.
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    Woher seid ihr eigentlich gekommen?
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    Aus dem 22. Internat, Donezk.
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    Wo befindet sich das denn?
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    Es ist auf der Butowka-Straße, aber wir lernen
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    jetzt nicht dort, es wurde zerbombt.
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    Es wurde insgesamt dreimal direkt getroffen,
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    und ja, da mussten wir weinen.
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    Herr Kommandeur...
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    Moment, wie alt seid ihr?
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    10 Jahre.
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    Zehneinhalb.
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    Ich bin zwölf.
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    Und wo kommen Sie her?
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    Ich bin aus Donezk.
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    Ich bin auch aus Donezk.
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    Aus Konstantinowka.
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    Und ich bin auch aus Donezk.
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    Ich bin aus Gorlowka.
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    Fürchtet man sich vor dem Schießen?
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    Das erste Mal fürchtet man sich.
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    Und auch das zweite Mal...
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    Das zweite Mal fürchtet man sich auch.
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    Und dann schaltet sich Dein
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    Selbsterhaltungstrieb ein.
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    Wenn man einmal durchgekommen ist,
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    fürchtet man sich schon nicht mehr so sehr.
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    Ab welchem Alter kann man eigentlich...
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    An den Kämpfen teilnehmen?
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    Ja.
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    In meiner Einheit gab es - Du wirst es nicht
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    glauben - zwei Jungs von 15 Jahren.
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    Ich habe auch noch eine Frage.
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    Habe Sie da, im Krieg, so etwas wie beste
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    Freunde, und ist es schwer, sie zu verlieren?
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    Die Freunde zu verlieren?
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    Schau, es gibt solche Fälle, da ziehen welche in
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    den Kampf, die sind schon Freunde, seit ihrer
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    Kindheit.
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    Sie kamen zu zweit in dieselbe Einheit, in eine
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    Rotte. Stellt es euch einfach vor - du kanntest
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    ihn schon seit 10 Jahren, und nun ist er weg.
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    Natürlich ist das schwer.
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    Du verlierst einen, noch einen, und einen
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    dritten. Es ist ja Krieg.
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    Und es kommt vor, dass in einem Gefecht
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    fünfzig Leute umkommen.
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    Da sammelst du nur so die Überreste ein,
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    verzeiht bitte meine Direktheit - darf ich
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    das so sagen?
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    Ist in Ordnung.
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    Es kommt vor, dass Menschen in Stücke
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    zerrissen werden, und du sammelst diese Fetzen
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    ein, und ein jeder versucht festzustellen, wer
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    das wohl einmal gewesen sein mag.
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    Und beim Tekstilschik - falls ihr wisst, wo das
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    ist, ich selber bin aus Petrowka - da gingen zwei
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    Brüder, und beide sind nicht mehr.
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    Beide auf einmal.
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    Sie wurden mit Mörsern eingedeckt. Den einen
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    Bruder konnte man nur anhand des einen Arms
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    anhand des Tattoos identifizieren.
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    Es blieb nur diese Hand von ihm.
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    Stellt euch das mal vor...
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    Den einen brachten sie soso lala nach Hause,
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    und der Sarg des zweiten war einfach nur zu.
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    Man sammelte einfach Fetzen da rein.
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    Und so waren beide Brüder tot.
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    Ist es im Flughafen besonders schlimm?
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    Ach, es ist überall gleich.
  • 17:10 - 17:14
    Jetzt trägt Konstantin Smirnow das Gedicht
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    "Warte auf mich" vor.
  • 17:15 - 17:19
    Ein Schüler der siebenten Klasse der Sportschule.
  • 17:20 - 17:21
    "Warte auf mich, ich kehre zurück,
  • 17:21 - 17:24
    allem Tod zum Trotz.
  • 17:24 - 17:26
    Wer mich nicht erwartet hat, mag sagen:
  • 17:26 - 17:29
    er hat Glück gehabt.
  • 17:29 - 17:31
    Sie, die mich nicht erwartet haben,
  • 17:31 - 17:33
    verstehen es nicht, wie Du mich mit
  • 17:33 - 17:35
    Deinem Erwarten in der Mitte des
  • 17:35 - 17:36
    Feuers gerettet hast.
  • 17:37 - 17:39
    Wie ich überlebt habe, das wissen nur
  • 17:39 - 17:40
    wir beide.
  • 17:41 - 17:43
    Du konntest einfach warten
  • 17:43 - 17:45
    wie kein anderer es kann."
  • 17:50 - 17:54
    "Bald ist der Krieg zu Ende" / Sascha, 5 Jahre
  • 18:17 - 18:19
    Diese Kinder, die aus den Kellern geklettert
  • 18:19 - 18:21
    kommen... ein Junge, der einmal zu uns kam,
  • 18:21 - 18:25
    ich weiß nicht mehr... als ich irgendeinen
  • 18:25 - 18:29
    Panzermann... wie soll ich sagen, manche
  • 18:29 - 18:31
    Dinge verschwimmen im Gedächtnis,
  • 18:31 - 18:32
    weil ich danach auch eine Gehirnerschütterung
  • 18:32 - 18:35
    hatte... Ehrlich gesagt, war es mir gar
  • 18:35 - 18:36
    nicht gleich bewusst, dass ich eine Gehirn-
  • 18:36 - 18:37
    erschütterung habe, das kam erst später,
  • 18:37 - 18:39
    als ich am Abend mit den Jungs sprach, da
  • 18:39 - 18:41
    redeten sie von Dingen, wo ich nur sagen
  • 18:41 - 18:43
    konnte: daran erinnere ich mich nicht.
  • 18:43 - 18:45
    Sie sagen, wie denn, Du warst doch dabei,
  • 18:45 - 18:46
    hast irgendwen verbunden, irgendwas
  • 18:46 - 18:47
    gemacht.
  • 18:47 - 18:49
    Wir hatten den Panzermann gerade geborgen,
  • 18:49 - 18:50
    er hatte viele Splitterwunden, und in der
  • 18:50 - 18:52
    Medizin heißt es sonst immer: am linken Arm,
  • 18:52 - 18:54
    am rechten Bein und so weiter. Und hier
  • 18:54 - 18:55
    hieß es einfach: die linke Körperhälfte.
  • 18:55 - 18:57
    So war das. Die Splitter konnte man nicht
  • 18:57 - 18:59
    zählen, so viele waren es.
  • 18:59 - 19:01
    Und dann noch der kleine Junge, der gerade
  • 19:01 - 19:02
    erst aus dem Keller geklettert war. Ganz klein,
  • 19:02 - 19:05
    vielleicht so sechs-sieben Jahre alt.
  • 19:05 - 19:08
    Man hatte ihm ein Jäckchen übergeworfen, und
  • 19:08 - 19:13
    er kam herausgerannt, stellte sich hin und
  • 19:13 - 19:15
    steht so da, und guckt uns an. Da rannte er los...
  • 19:15 - 19:19
    Na, ich versuche ja immer, alles schnell zu
  • 19:19 - 19:22
    machen - mir reißt die Binde, aus dem Verband-
  • 19:22 - 19:26
    päckchen und so weiter. Er kommt aus dem
  • 19:26 - 19:28
    Haus herausgerannt und bringt mir weitere
  • 19:28 - 19:30
    Binden, und auch Wasser. "Darf ich Ihnen
  • 19:30 - 19:32
    helfen, den Verwundeten zu behandeln?" -
  • 19:32 - 19:36
    Na, und all solche Dinge... die bleiben einem
  • 19:36 - 19:38
    lange im Gedächtnis.
  • 19:38 - 19:40
    Er war ja ganz schmutzig, verschmiert, kam
  • 19:40 - 19:41
    direkt aus dem Keller. Dann erzählte sein
  • 19:41 - 19:43
    Vater, seit wievielen Tagen sie schon im
  • 19:43 - 19:45
    Bombenkeller hocken. Und die kommen
  • 19:45 - 19:48
    heraus und helfen uns sogleich, versuchen,
  • 19:48 - 19:51
    etwas zu tun... Die meisten sind inzwischen
  • 19:51 - 19:55
    weg, aber viele hocken nach wie vor in den
  • 19:55 - 19:57
    Kellern. Das werden Leute sein, die nichts
  • 19:57 - 20:00
    haben, wohin sie gehen könnten.
  • 20:12 - 20:14
    "Blauer Reif...."
  • 20:46 - 20:49
    Es geht los! Fünf - eins!
  • 20:49 - 20:50
    5 beliebige Schläge!
  • 20:54 - 20:56
    Hallo, ich heiße Bogdan.
  • 20:56 - 20:58
    Ich wünsche allen für das Neue Jahr
  • 20:58 - 21:00
    Frieden, und dass ihr alle zum Boxen
  • 21:00 - 21:05
    kommt, und dass keiner schießt über
  • 21:05 - 21:07
    euren Köpfen. Dass Frieden ist, und das
  • 21:07 - 21:09
    nie jemand umkommt in diesem brutalen
  • 21:09 - 21:11
    Krieg.
  • 21:12 - 21:14
    Ich wünsche mir. dass man bei uns
  • 21:14 - 21:16
    nicht mehr schießt, ...
  • 21:18 - 21:20
    und dass dieses Gebäude, in dem wir jetzt
  • 21:20 - 21:22
    sind, und wo es Boxen, Karate und Gymnastik
  • 21:22 - 21:26
    gibt, und Kickboxen,
  • 21:26 - 21:27
    dass es alles das immer gibt.
  • 21:28 - 21:31
    Und dass sie es niemals zerbomben.
  • 21:36 - 21:38
    Und dass alle in meiner Familie am Leben
  • 21:38 - 21:40
    bleiben, und dass nichts knallt.
  • 21:42 - 21:45
    Und was wünschst Du Dir für Dich selbst?
  • 21:45 - 21:48
    Ich möchte, dass es nie knallt.
  • 22:02 - 22:04
    Da, wo ich gewohnt habe, das haben sie vor
  • 22:04 - 22:06
    Kurzem zerbombt.
  • 22:06 - 22:07
    Unser Dach hat es weggesprengt.
  • 22:07 - 22:10
    Früher ging ich ins 70. Gymnasium, aber
  • 22:10 - 22:11
    das wurde zerbombt.
  • 22:11 - 22:14
    Deswegen bin ich jetzt in der 2. Schule.
  • 22:14 - 22:17
    Diese Schule ist sehr komfortabel - es gibt
  • 22:17 - 22:19
    dort alles, was man zum Lernen braucht.
  • 22:19 - 22:23
    Ich wünsche mir für das Neue Jahr, dass der
  • 22:23 - 22:25
    Krieg zu Ende geht. Außerdem wünsche ich
  • 22:25 - 22:27
    mir noch ein neues Auto.
  • 22:27 - 22:30
    Ich wünsche allen ein glückliches
  • 22:30 - 22:32
    Neues Jahr 2015.
  • 22:33 - 22:34
    Wünsche Erfolg!
  • 22:35 - 22:37
    Erstens hast Du ein und dasselbe drei Mal
  • 22:37 - 22:39
    wiederholt, und zweitens ...
  • 22:45 - 22:47
    Ich möchte allen im Neuen Jahr Erfolg
  • 22:47 - 22:49
    wünschen. Natürlich, dass es unbedingt
  • 22:49 - 22:50
    Frieden geben möge. Gesundheit und Glück
  • 22:50 - 22:52
    und von alledem viel!
  • 22:53 - 22:55
    Donezk und der VRD möchte ich natürlich
  • 22:55 - 22:59
    Frieden wünschen, dass dieser ganze Krieg
  • 22:59 - 23:03
    vorbei ist und es ihn nie wieder gibt.
  • 23:03 - 23:06
    Allen wünsche ich Gesundheit, den Soldaten,
  • 23:06 - 23:08
    und viel Erfolg!
  • 23:10 - 23:13
    Krieg hin oder her, aber was sollen die Kinder
  • 23:13 - 23:15
    machen, wie kann man ihnen Freude bereiten?
  • 23:15 - 23:19
    Deswegen sind wir einfach verpflichtet, das zu
  • 23:19 - 23:22
    tun. Ein Kind darf ja nicht nur Bombardements
  • 23:22 - 23:25
    erleben, nicht nur die Tränen der Mütter,
  • 23:25 - 23:27
    oder anderes dieser Art, sondern es muss,
  • 23:27 - 23:28
    selbst im Krieg, wenigstens irgendeine Freude
  • 23:28 - 23:30
    haben können. Und dazu sind wir auch hierher
  • 23:30 - 23:32
    berufen, dass wir unsere ganze Seele ein-
  • 23:32 - 23:33
    bringen für die Kinder.
  • 23:33 - 23:35
    Überhaupt verstehe ich es nicht, warum wir
  • 23:35 - 23:38
    jetzt Krieg haben. Mal hat Janukowitsch was
  • 23:38 - 23:40
    falsches gesagt, mal sagt Putin was.
  • 23:42 - 23:45
    Was denkst du, was braucht es, damit dieser
  • 23:45 - 23:48
    Krieg zu Ende ist?
  • 23:48 - 23:50
    Vielleicht sollte man diese ganzen Politiker
  • 23:50 - 23:52
    loswerden?
  • 24:07 - 24:08
    Rubin? Baikal.
  • 24:10 - 24:11
    Die Lage ist ruhig.
  • 24:15 - 24:19
    Oooh, ich wohne auf der Petrowka, Freund.
  • 24:19 - 24:22
    Diese Siedlung haben sie komplett geschleift,
  • 24:22 - 24:26
    alles wurde beschossen, Schulen, Kindergärten,
  • 24:26 - 24:28
    kurz, zielloses Schießen, blind,
  • 24:28 - 24:30
    wo es eben gerade trifft.
  • 24:31 - 24:33
    In Wohnviertel?
  • 24:33 - 24:34
    Ja, in Wohnviertel. Was anderes gibt es da
  • 24:34 - 24:36
    nicht. Da gibt es nichts von strategischer
  • 24:36 - 24:37
    Bedeutung.
  • 24:38 - 24:39
    Krankenhäuser, Schulen?
  • 24:39 - 24:41
    Ja, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten...
  • 24:41 - 24:42
    alles.
  • 24:44 - 24:46
    Alles zerbombt.
  • 24:50 - 24:52
    Gegenfeuer? Auf Kindergärten und Schulen?
  • 24:52 - 24:54
    Nein, das ist ...
  • 24:57 - 24:59
    Ein Krankenhaus zerstören? Wozu denn?
  • 25:00 - 25:01
    Wo sollen die Menschen behandelt werden?
  • 25:01 - 25:05
    Und Kindergärten auch, Schulen, alles, was
  • 25:05 - 25:07
    geht, das zerstören sie.
  • 25:07 - 25:10
    Als all das losging, zogen wir los und stellten
  • 25:10 - 25:11
    noch irgendwelche Forderungen.
  • 25:11 - 25:13
    Aber als sie dann daran gingen, ganze Städte
  • 25:13 - 25:17
    zu zerstören, unsere Leute, die Bevölkerung
  • 25:17 - 25:20
    zu vernichten, da begriff ich, dass
  • 25:20 - 25:21
    mein Platz hier ist.
  • 25:23 - 25:25
    Ich war Bergmann in der 6. Sohle...
  • 25:26 - 25:27
    bei der Kohleförderung.
  • 25:30 - 25:33
    Nur den Kampf habe ich noch vor Augen, das
  • 25:33 - 25:34
    ist alles.
  • 25:43 - 25:44
    Sie bekämpfen Zivilisten, sie vernichten
  • 25:44 - 25:46
    das Volk; das ist Genozid.
  • 25:46 - 25:52
    Der reinste Genozid. Das ist meine Meinung.
  • 25:56 - 25:58
    Wann es zu Ende ist? Keine Ahnung, wahr-
  • 25:58 - 26:01
    scheinlich, wann die Volkswehr in Kiew
  • 26:01 - 26:02
    ankommt.
  • 26:03 - 26:04
    Dann ist es vielleicht vorbei.
  • 26:05 - 26:08
    Weil all diese Waffenstillstände, mit wem,
  • 26:08 - 26:10
    mit wem kann man die denn vereinbaren?
  • 26:10 - 26:13
    Mit Poroschenko? In der Zeit des Waffen-
  • 26:13 - 26:16
    stillstands sind hier mehr Leute umgekommen
  • 26:16 - 26:18
    als zu Zeiten der Kampfhandlungen
  • 26:18 - 26:21
    im Donbass.
  • 26:22 - 26:26
    Dieses Haus hat 6 direkte Treffer abbekommen.
  • 26:26 - 26:30
    Am 2. Dezember haben sie uns das Stadtviertel
  • 26:30 - 26:32
    Tichij zerbombt. Es waren über 40 Geschosse.
  • 26:32 - 26:37
    In zwei Salven, aus Gardewerfern. Hier
  • 26:37 - 26:39
    sind sie niedergegangen.
  • 26:40 - 26:41
    Hier im Stadtviertel Tichij ist ja nichts:
  • 26:41 - 26:45
    keinerlei Volkswehr. Hier gibt es eine Schule,
  • 26:45 - 26:48
    zwei Kindergärten, klar, die Hausverwaltung
  • 26:48 - 26:51
    na, und das Krankenhaus.
  • 26:54 - 26:56
    Eine psychiatrische Heilanstalt und eine
  • 26:56 - 26:58
    Polyklinik, eine Frauenarzt-Sprechstunde.
  • 26:58 - 27:00
    Das ist alles. Etwas anderes gibt es hier
  • 27:00 - 27:01
    nicht.
  • 27:02 - 27:05
    Meine Frau hockt seit August im Keller
  • 27:05 - 27:08
    dieser Schule, dort übernachtet sie.
  • 27:08 - 27:11
    Ich schaffe sie abends hin und hole sie dann
  • 27:11 - 27:14
    morgens wieder ab. Zu Hause hat sie Angst,
  • 27:14 - 27:16
    seit dieses Haus getroffen wurde.
  • 27:19 - 27:20
    Für mich stellt sich die Frage nicht, wer schießt,
  • 27:20 - 27:22
    ich weiß ja, wer schießt.
  • 27:22 - 27:25
    Ich wohne ja hier und weiß, wo die ukrainische
  • 27:25 - 27:29
    Armee steht, und wo die Volkswehr, falls es
  • 27:29 - 27:31
    sie hier gibt.
  • 27:31 - 27:35
    Das sieht man doch schon an den Bomben-
  • 27:35 - 27:37
    trichtern, woher die Granaten geflogen
  • 27:37 - 27:39
    kommen.
  • 27:40 - 27:43
    Das kam damals im August alles aus Richtung
  • 27:43 - 27:47
    Jelenowka, und am zweiten Dezember aus
  • 27:47 - 27:51
    Richtung Kurachowo. Alle Granaten.
  • 27:52 - 27:54
    Ich habe mir das mit meinem Freund extra
  • 27:54 - 27:55
    angeschaut.
  • 27:56 - 27:57
    Wozu sie schießen?
  • 27:57 - 28:01
    Ich weiß nicht, wozu sie schießen.
  • 28:06 - 28:10
    Wahrscheinlich, um uns irgendwie von
  • 28:10 - 28:13
    hier zu vertreiben, aus dem Donbass.
  • 28:16 - 28:19
    Wir befinden uns jetzt an der Frontlinie.
  • 28:19 - 28:22
    Im Juni begann der Beschuss des Stadt-
  • 28:22 - 28:25
    gebiets Petrowski, insbesondere des
  • 28:25 - 28:27
    Schachts "Trud i Stal'". Im Oktober ging eine
  • 28:27 - 28:29
    Granate neben dem Denkmal für den Berg-
  • 28:29 - 28:31
    mann nieder, der Leiter des Schachts
  • 28:31 - 28:33
    wurde dabei verletzt.
  • 28:34 - 28:37
    Die Werkshalle ist komplett abgebrannt,
  • 28:37 - 28:40
    die Galerien in der Fabrik sind abgebrannt.
  • 28:42 - 28:44
    Was wir konnten, das haben wir wieder
  • 28:44 - 28:47
    aufgebaut. Was nicht, das lassen wir für
  • 28:47 - 28:49
    den Frühling.
  • 28:50 - 28:52
    Hinter dieser Anhöhe sind schon die
  • 28:52 - 28:54
    ukrainischen Streitkräfte.
  • 28:55 - 28:57
    Und es gibt ständig Beschuss.
  • 28:58 - 29:03
    Welches sollte das Ziel des Beschusses sein?
  • 29:03 - 29:04
    Kann ich nicht sagen.
  • 29:07 - 29:11
    Nun, hier hat es von Seiten der Volkswehr
  • 29:11 - 29:13
    nie irgendwelche Kampfhandlungen gegeben.
  • 29:15 - 29:17
    Millionen! Wir würden schon längst Kohle
  • 29:17 - 29:21
    fördern, wenn nicht die Kampfhandlungen wären.
  • 29:28 - 29:32
    In einem der Bombenkeller sind
  • 29:32 - 29:35
    mehr als 40 Menschen Opfer geworden...
  • 29:35 - 29:38
    ...bei lebendigem Leib....
  • 29:38 - 29:40
    Manches ist vollständig zerstört, manches
  • 29:40 - 29:42
    teilweise.
  • 29:42 - 29:44
    Zwei Familien, die leben da in recht beengten
  • 29:44 - 29:48
    Verhältnissen, und in dem Schacht... da leben
  • 29:48 - 29:56
    dreiundsechzig Familien so.
  • 29:56 - 29:57
    Drei oder dreiundsechzig?
  • 29:57 - 29:59
    Dreiundsechzig.
  • 29:59 - 30:00
    Dreiundsechzig Familien in der Bunkeranlage?
  • 30:00 - 30:02
    Ja, genau, in der Bunkeranlage.
  • 30:24 - 30:26
    Seid ihr schon lange hier?
  • 30:26 - 30:29
    Es sind schon sechs Monate.
  • 30:29 - 30:31
    Seit Juli.
  • 30:33 - 30:36
    Seit sie anfingen mit dem Beschuss, sind
  • 30:36 - 30:38
    wir alle hier.
  • 30:40 - 30:42
    Sieben Monate wohne ich hier.
  • 30:42 - 30:44
    Und warum?
  • 30:44 - 30:47
    Weil Krieg ist und geschossen wird.
  • 30:47 - 30:49
    Großmutter möchte schon nach Hause.
  • 30:49 - 30:51
    Ich auch.
  • 30:52 - 30:54
    Sie sagen, man hat uns den Fernseher,
  • 30:54 - 30:57
    das Auto gestohlen. Und die Waschmaschine.
  • 30:59 - 31:00
    Es war ein Plasma-TV.
  • 31:02 - 31:04
    Die Glasschränke haben sie kaputtgemacht.
  • 31:04 - 31:05
    Und die Schrankwand.
  • 31:07 - 31:09
    Überall haben sie Minen gelegt.
  • 31:13 - 31:15
    Die Volkswehrleute machen das da?
  • 31:15 - 31:17
    Die Ukrainer.
  • 31:19 - 31:21
    Ist die Schule wenigstens heil geblieben?
  • 31:21 - 31:24
    Nur ein bißchen... ein bißchen beschädigt
  • 31:24 - 31:27
    wurde sie.
  • 31:27 - 31:29
    Bei unseren Nachbarn - deren ganzes Haus
  • 31:29 - 31:30
    ist weg.
  • 31:35 - 31:37
    ...und ansonsten, alles gestohlen. Die warmen
  • 31:37 - 31:40
    Sachen, alles, was an Technik da war.
  • 31:40 - 31:45
    Die sollen uns wenigstens einmal hingehen
  • 31:45 - 31:49
    lassen, die Fenster mit Folie zuziehen.
  • 31:49 - 31:50
    Es ist ja schließlich Winter.
  • 31:50 - 31:52
    An Sachen haben wir nichts mehr.
  • 31:52 - 31:54
    Was übrig war, schmissen sie einfach auf die
  • 31:54 - 31:56
    Strasse...
  • 31:57 - 31:59
    Hier haben wir Hilfslieferungen bekommen.
  • 31:59 - 32:03
    Ein bißchen Essen, ein paar Bücher...
  • 32:04 - 32:07
    Und wie sollen die Kleinen zur Schule gehen?
  • 32:20 - 32:22
    Das Leben hat sich verändert.
  • 32:22 - 32:24
    Die Angst ist in unser Leben eingekehrt.
  • 32:24 - 32:25
    Wir alle haben uns nicht nur äußerlich,
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    sondern auch im Innern verändert.
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    Wir sind zu ganz anderen Menschen geworden.
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    Einerseits sind die Menschen besser geworden -
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    manche Menschen sind besser geworden.
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    Sie fühlten in sich die Kraft, anderen zu helfen.
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    Vielleicht haben sie gar nicht gewusst, dass
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    sie eine solche Kraft in sich haben.
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    Andere Menschen hassen wahrscheinlich mehr.
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    Es gibt ja gar kein normales, menschliches
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    Leben mehr!
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    Einerseits ist das Gute erstarkt.
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    Andererseits gibt es zu viel Böses.
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    Es gibt sehr viele gleichgültige Menschen,
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    denen alles egal ist, Hauptsache,
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    sie werden nicht beschossen.
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    Der ganze übrige Teil der Ukraine, dort
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    protestiert ja niemand, die können sich
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    diesen Schrecken wahrscheinlich gar nicht
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    vorstellen. "Wir werden nicht beschossen -
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    folglich gibt es den Krieg wohl gar nicht."
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    Überhaupt ist das sehr beängstigend.
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    Dieser nie aufhörende Beschuss...
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    Diese Angst kann man wohl mit nichts
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    vergleichen. Das sind sicher die schlimmsten
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    Geräusche auf der ganzen Welt.
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    Und die "GRAD"? Wir können schon unterscheiden,
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    wann man uns mit "GRAD", und wann mit Panzern
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    beschießt, oder wann es großkalibrige MGs sind.
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    Wann mit Mörsern geschossen wird, ja...
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    Ich wäre jetzt in die Schule gegangen, in die
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    erste Klasse. Aber jetzt ist Krieg, da bin ich
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    nicht gegangen...
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    Das ist ein Frieden geworden, der
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    schlimmer ist als der Krieg.
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    Man orientiert sich auf irgendwelche westlichen
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    Werte einer minderen Qualität...
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    Man vergisst seine eigene Geschichte,
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    es herrscht die Geschmacklosigkeit,
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    und es gibt nichts, das wahr wäre.
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    (Der Diakon liest Gal. 4:7.)
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    "[Die Sünden der Menschen] sind nicht weniger
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    schrecklich und zerstörerisch als die Kugeln
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    und Geschosse. Heilen aber kann uns nur der Herr.
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    Unser gesegneter Donbass wurde von mehr
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    als einer Million Menschen verlassen -
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    Flüchtlinge und Vertriebene, vom Krieg und
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    den Ambitionen der jetzigen Machthaber
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    vertrieben. Wieviele Tränen, Seufzer und
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    Hoffnungslosigkeit hat dieser Krieg gebracht!
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    Das vergangene Jahr hat unserem Donezker Land
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    viele Prüfungen gebracht. Aufgrund unserer
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    Sünden und Schwachheit haben wir es nicht
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    zuwege gebracht, die große Gabe Gottes zu
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    bewahren: den Frieden auf Erden, und den Frieden
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    in unseren Seelen. Kirchen werden zerstört,
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    Menschen kommen um, es leiden die Alten und
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    die Kinder.
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    Natürlich wäre es jetzt am einfachsten,
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    die Schuldigen in unseren Mitmenschen zu
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    suchen und die, welche in der Ferne sind, zu
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    hassen. Doch der Weg der christlichen Tugenden
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    unterscheidet sich von der Weisheit dieser
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    Welt. Heute können wir nur durch Reue vor
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    Gott und die Verbesserung unseres sündigen
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    Lebens den verlorenen Frieden wiedererlangen.
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    Dafür gilt es, eine Menge an Fleiß zu zeigen.
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    Mit der Besserung beginnt man bei sich selbst,
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    und im Nächsten lernt man, jenes Ebenbild
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    Gottes zu erkennen, jenen Menschen,
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    um dessen Heil willen der fleischgewordene
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    Herr auf der Erde erschienen ist."
Title:
Novorossiya / Neurussland. Neujahr 2015
Description:

Donbass unter Feuer. Film 6. "Novorossiya / Neurussland. Neujahr 2015"

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Video Language:
Russian

German subtitles

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